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Der wiederkehrende Soldat
Der Zug war eingetroffen. Endlich! Ich, Heinrich, war wieder zu hause. Die Zeit muss unendlich gewesen sein. War es noch wie früher? Wartete meine Familie auf mich? War der Krieg in meiner Heimat angekommen? Ich wusste es nicht, sollte es aber bald heraus finden.
Die Tore des Waggons öffneten sich. Sonnenlicht drang hinein. Es blendete so sehr, doch weckte es Erinnerungen an die Heimat.
Als ich heraus schaute, sah ich Hunderte von Menschen alle warteten sie auf uns, meist Frauen und Kinder, die nach ihren Männern schrien. Überall wurden Plakate mit Namen der Angehörigen in die Luft gehalten. Was musste das für ein Gefühl sein, Väter und Ehemänner nach so langer Zeit wieder zusehen?
Wir saßen die gesamte Fahrt eng beieinander, wie Viecher die zusammen getrieben wurden. Jetzt konnten wir raus. Keiner hielt sich mehr! Sie stürmten aus dem Waggons als würde ein Feuer hinter ihnen brennen.
Die Männer umfielen reihenweise ihre Frauen, hoben ihre Kinder in die Lüfte und weinten vor Glück. Meine Frau und Tochter mussten hier auch irgendwo sein. Ich schaute mit den Augen den gesamten Bahnsteg ab und doch sah ich niemanden. Scheinbar waren sie weiter hinten. Am besten, so beschloss ich, wenn ich noch ein bisschen warte. Es wird wohl nicht mehr lange dauern.
Nach einer Stunde war der Bahnsteg leer. Die letzten Familien waren gegangen und der Zug hatte schon längst den Bahnhof verlassen aber ich stand immer noch da. Was war geschehen? Hatte mich meine Familie vergessen? Ich wusste es nicht, fühlte mich dennoch im Stich gelassen.
Ich wartete noch eine Stunde und niemand kam. Ein Gefühl, als ob ich nicht willkommen war durchschlich meinen Körper. Ich machte mich auf den Weg zu meinem Haus, denn nur dort konnten sie sein. Als ich die Straßen entlang ging, sah ich das nichts mehr war wie früher. Gebäude waren zusammengefallen oder standen nur noch halb dort. Bei einem, dass ich sah konnte man von außen in die Küche gucken. Ganze Straßenzüge waren dem Erdboden gleich gemacht. Kaum ein Haus sah noch so aus wie das andere. Ich beobachtete Frauen wie sie schubkarrenweise Trümmer wegräumten. Einst noch feiner gekleidet als manch männlicher Adeliger, jetzt mit zerfetzter Kleidung schoben sie schwere Schubkarren weg. Überall an den Straßenrändern sah man das Elend. Nach all dem was ich sah, wusste ich das der Krieg auch hier angekommen war.
Ich ging weiter, immer weiter und irgendwann erreichte ich mein Haus oder anders formuliert das was von über war. Nur noch Trümmer, nichts stand mehr. Ich hoffte in den Trümmern noch irgendetwas brauchbares zu finden.. Beim Graben in den Trümmern entdeckte ich eine Puppe. Sie hatte ein rotes Kleid an und war komplett aus Stoff. Das war die Puppe meiner Tochter. Sie hatte sie immer bei sich und wäre nie ohne sie außer Haus gegangen. Ich brach zusammen und fing furchtbar an zu weinen. Alles was die Jahre in Gefangenschaft mir Hoffnung schenkte war nun Tod.
Ich suchte weiter, ob ich noch irgendetwas nützliches finden konnte.