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Der Werwolf

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08.12.2002
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Der Werwolf

Der Flur war blank geputzt und die Schule sah sauber aus. Am Tag war alles anders. Da klebte Kaugummi am Boden, lagen Coladosen einfach so herum und außerdem befanden sich einige Spuckflecken, die einige proletenhafte Schüler bei Tag von sich gaben. Doch jetzt, in der Nacht nachdem die, aus Afghanistan kommenden Putzfrauen, diese gesäubert hatten, war die Schule nicht wieder zu erkennen.
Aus dem Haus des Drecks war ein Haus der Reinheit geworden und es waren nur noch zehn Stunden bis sich die Schule wieder in ihr altes hässliches Stadium zurück verwandeln würde.
Wie ein Werwolf, ein Mensch, der sich in der Nacht zu einer grauenerregenden Bestie verwandeln würde, die mit ihren Krallen alles aufschlitzt, so war diese Schule. Nur war der ganze Vorgang umgekehrt. Die Schule war am Tag der Werwolf und in der Nacht der nette und friedliche Mensch.

„Andrea? Bist du’s?“
Die Stimme war laut und sie verhallte in den großen und langen Gängen der Schule.
„Ja?“
Die zweite Stimme war eine Mädchenstimme. Eine leise, kleine und süße Mädchenstimme, die einem 14 Jahre alten, mit einem großen Busen ausgestatteten, Mädchen gehörte. Sie entzückte die männlichen Schüler und Lehrer auf die gleich Weise.
„Können wir beginnen?“
Die Männerstimme gehörte dem Direktor der Schule, der den Ruf des sauberen, moralischen und kultivierten alten Herren hatte.
„Zahlen Sie zuerst!“
Das Mädchen klang sehr entschlossen. Der süße Klang in ihrer Stimme war kaum noch zu hören. Sie klang nicht mehr nach einem Mädchen, sondern eher nach einer jungen selbstbewussten Frau, die genau wußte was sie wollte.
„Ach, du weißt ja das ich kein Geld habe. Ich und die Schule. Wir sind pleite. Aber ich bin sicher ich habe das Geld bald und dann werde ich dich für deine Dienste bezahlen.“
Die Stimme des Direktors klang immer noch laut und dröhnend, aber jetzt war ein beruhigender Ton drinnen, da er anscheinend wußte dass Andrea bald vor Zorn explodieren würde.
„Nein! Kein Geld, kein Dienst!“
Sie war sehr selbstbewusst. Selbstbewusst und unzerbrechlich.
„Ach, komm schon. Du wirst doch deinem treuesten Kunde keinen Kuss verwehren, oder?“
„Gehen Sie weg von mir! Sie widern mich an!“
„Komm, zeig mir deinen Busen!“
„Nein, verschwinden Sie! Kein Geld, kein Dienst!“
„Ich brauche dir kein Geld zu geben! Ich nehme dich einfach so!“
Der Direktor hatte nun die Stimme eines lüsternen Sexstrolchs angenommen, Andrea die einer verzweifelten Jungfrau, die nach einem Ritter rief, der nie kommen würde.
„Hilfe! Hilfe!“
Verzweiflung. Blinde Verzweiflung. In der Verzweiflung war ihr alles egal. Sie glaubte in ihrer Verzweiflung an die Illusion und nicht an die Realität. An die schreckliche Realität.
„Komm! Zier dich nicht so!“
„Bitte hören Sie auf! Sie tun mir weh! Sie sind normalerweise nicht so!“
„Man muss brutale Methoden anwenden, wenn man besonders wilde Tiere erledigen will!“
Sie hatte Angst. Schreckliche Angst. Sie wollte raus. Raus aus diesem Szenario. Sie wollte aus dem Alptraum, der Realität war, hinaus. Sie wollte einen Zauberspruch finden, der dies alles hier beendet.
„Wenn Sie so weitermachen gehe ich petzten!“
Nachdem sie das schrie, wurde es ruhig und kein Laut war zu hören. War das der Zauberspruch nachdem sie suchte? Es war still. War der Direktor etwa eingeschüchtert von diesen Worten?

Nach ein paar Minuten kam der Herr Direktor aus der Direktion. In seinen Händen trug er eine halbnackte Andrea. Sie schien starr zu sein. Bei näheren Betrachten sah man Blut am Boden. Blut das Andrea absonderte. Der Direktor ging mit einer toten Andrea die blank geputzten Stiegen hinunter.

 

Hey Träumer,
herzlich willkommen auf kg.de!

Deine Geschichte gefiel mir gut. Wegen dem Titel hatte ich etwas gänzlich anderes erwartet, aber am Ende war ich doch positiv überrascht.

Erstmal ein paar Anmerkungen zur Geschichte:

Da klebte Kaugummi am Boden, da lagen Coladosen einfach so herum und da und dort waren einige Spucklacken, die einige proletenhafte Schüler absonderten.
Die Wiederholung von "da" und "einige" wirkt auf mich störend. Und wegen der Spucke, ich schätze, Du meinst Lachen und nicht Lacken, oder? Allerdings sind Lachen eigentlich ziemlich große Ansammlungen von Flüssigkeit was in Verbindung mit Spucke ziemlich übertrieben wirkt. Außerdem gefällt mir das "absondern" nicht so gut.
An Deiner Stelle würde ich den Satz etwas umstellen, z.B. so:
"Da klebte Kaugummi am Boden, lagen Coladosen einfach herum und hier und dort waren auch ein paar eklige Flecken Spucke, die von den proletenhaften Schülern herrührten."
Doch jetzt, in der Nacht nachdem die, aus Afghanistan kommenden Putzfrauen, die Schule säuberten war die Schule nicht mehr wieder zu erkennen.
Woher die Putzfrauen kommen, ist eigentlich unwichtig.
Wegen dem besseren Klang würde ich "säuberten" durch "gesäubert hatten" und das zweite "die Schule" durch "diese" ersetzen. Nach "Nacht" gehört mE ein Komma und "mehr" würde ich streichen.
Aus dem Haus des Drecks war ein Haus der Reinheit geworden und es waren nur noch 10 Stunden bis sich die Schule wieder in ihr altes hässliches Stadium zurück verwandeln würde.
Wie ein Werwolf, ein Mensch der sich in der Nacht zu einer grauenerregenden Bestie verwandeln würde, die mit ihren Krallen alles aufschlitzt, so war diese Schule. Nur war der ganze Vorgang umgekehrt. Die Schule war am Tag der Werwolf und in der Nacht der nette und friedliche Mensch.
Dieser Absatz gefällt mir sehr gut! Besonders der Vergleich zum Werwolf ist zwar ungewöhnlich, aber gerade deswegen (und der guten Erklärung) sehr ansprechend.
Nach "geworden" würde ich einen Punkt setzen und den nächsten Satz durch ein "Aber" einleiten. "10" (und später 15) bitte ausschreiben und nach dem ersten "Mensch" ein Komma.
Außerdem möchte ich Dir empfehlen nach dem letzten Satz einen Absatz, also eine komplette Leerzeile zu machen, das macht den neuen Handlungsabscnitt auch visuell deutlich.
„Ja klar.“
Die zweite Stimme war eine Mädchenstimme. Eine leise, kleine und süße Mädchenstimme, die einem 14 Jahre alten, mit einem großen Busen ausgestatteten, Mädchen namens Andrea gehörte.
Die Beschreibung der Mädchenstimme will mir nicht recht zum "Ja klar" passen. Das klingt eher selbstbewusst. Das ist sie zwar auch, weiß man bei diesem Abschnitt aber noch nicht. Deswegen vielleicht nur ein "Ja"?
"Namens Andrea" ist unnötig, da sie ja auf "Andrea, bist Du es?" antwortet.
Die Stimme des Direktors klang immer noch laut und dröhnend, aber jetzt war ein beruhigender Ton drinnen, da er anscheinend wußte das Andrea bald vor Zorn explodieren würde.
"wusste, dass"
Es war schon ziemlich klar, dass dieses Gespräch keinen friedlichen Ausgang haben würde.
Das würde ich evt. streichen, da es doch schon etwas vom Ende verrät.
„Wenn Sie so weitermachen gehe ich petzten!“
Anfangs hat mich dieser Satz gestört, weil er wieder so kindlich ist. Mittlerweile finde ich ihn aber ziemlich gut, da er den Wandel vom süßen Mädchen zur selbstbewussten jungen Frau und wieder zurück zum Kind gut darstellt.
Nein!
Sie beendete zwar alles damit, aber es war nicht der Zauberspruch nachdem sie suchte. Er hatte nicht die erhoffte Wirkung.
Mhh.. Ich glaube, das würde ich auch streichen.
15 Minuten nach dieser Szene kam der Herr Direktor aus der Direktion. In seinen Händen trug er eine halbnackte Andrea. Sie schien starr zu sein. Bei näheren Betrachten sah man ihren aufgeschlitzten Hals. Sie war Tod. Der Direktor ging mit ihr fort.
Hier gefallen mir ein paar Kleinigkeiten nicht, z.B. die genaue Zeitangabe. Auch, dass ihr die Kehle durchgeschnitten wurde gefällt mir im Kontext nicht, weil man das sicher schon aus weiter Entfernung sehen würde, zumindestens, dass sie blutüberströmt ist. Für mich ist es wahrscheinlicher, dass der Direktor im Affekt, in seiner Panik verraten zu werden, das Mädchen eher sofort erwürgt oder totschlägt, anstatt erst nach einem Messer oder ähnlichem Gegenstand zu suchen. So z.B. gefiele mir der Absatz besser:
Etwas später kam der Herr Direktor aus seinem Büro. In seinen Armen hielt er die halbnackte Andrea. Sie bewegte sich nicht. Bei näheren Betrachten sah man Blutergüsse an ihrem Hals. Sie war tot. Der Direktor ging mit ihr fort.

So, erstmal hoffe ich, dass Du keinen Schreck bekommen hast wegen den vielen Anmerkungen. Und meine Vorschläge wegen den Satzänderungen sind auch nicht das höchste Maß der Dinge, sondern - wie schon gesagt - nur Vorschläge. Was Du daraus machst, ist natürlich Dir überlassen.
Allerdings will ich Dir sagen, dass mir Deine Geschichte wirklich sehr gut gefällt, sonst hätte ich mir mit meiner Antwort auch nicht so viel Mühe gemacht.

Je öfter ich Deine Geschichte lese, desto besser gefällt sie mir. Du schneidest eine ziemlich ernste Thematik an, aber ohne dabei in Kitsch oder Übertreibungen zu verfallen. Das schnörkellose, geradlinige Erzählen hat mir gut gefallen.
Das einzige was ich nicht so mochte, war, dass Andrea sich prostituiert. Gerade wegen ihrem Alter finde ich das etwas an den Haaren herbei gezogen. Klar, es gibt den Babystrich, dort sind teilweise noch jüngere Mädels, aber in einer Schule?
Hier fehlt mir irgendeine Erklärung. Allerdings könnte diese Erklärung auch den Charme der Geschichte zerstören, bin mir da wirklich nicht sicher. Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit, dass Du Andrea etwas älter machst und sie nicht für Geld, sondern für gute Noten mit dem Direx schläft. Müsste man mal ausprobieren und dann schauen, ob es die Geschichte verbessert oder verschlechtert.

Vielleicht könntest Du einige Szenen auch noch etwas ausbauen, z.B. immer die, wenn es um Andreas Art geht. Also zu Beginn das Kindliche noch etwas mehr unterstreichen, dann die Wandlung zur jungen Frau. Übrigend fand ich beim ersten Auftauchen von Andrea die Erwähnung ihrer Brüste nicht so passend. Eben weil sie da noch das Kind ist.
Die Rückverwandlung ist Dir schon gut gelungen, durch den Wunsch nach einem passenden Zauberspruch und auch die Drohung des Petzens. Übrigens macht dieser Wesenswandel für mich einen großen Reiz der Geschichte aus.

Auch den Titel finde ich sehr gut gewählt. Dass mir der Vergleich mit der Schule schon gefiel, sagte ich ja bereits. Aber auch der Direktor und in gewisser Hinsicht ebenfalls Andrea sind Werwölfe. Tagsüber nette, liebenswerte Menschen, nachts ganz anders.

Im Großen und Ganzen:
Kompliment! :thumbsup: Hier ist Dir eine ganz besondere Einstiegsgeschichte geglückt, die mich überzeugt hat. Wäre aber schön, wenn Du manche Stellen noch etwas optimierst. ;)

 

Danke für das interressante Kommentar. Habe es mir 1000 mal durchgelesen!!

 

Ähm ja, das freut mich.
Noch mehr würde es mich allerdings freuen, wenn Du davon auch etwas umsetzt. Einfach unter Deiner Geschichte auf "Bearbeiten" klicken. ;)

 

Werde ich bald machen, wenn ich mehr Zeit habe. Heute denk ich nicht mehr.

 

Hallo Träumer,

Deine Geschichte hat mir gut gefallen, besonders, weil sie einen ganz anderen Verlauf nimmt, als man erst denkt. Trotzdem habe ich noch einige Vorschläge: Die Schüler geben eigentlich keine Spuckflecke von sich, sondern Spucke, die Flecken produziert. „auf die gleich Weise“ besser `auf gleiche Weise´. „Raus aus diesem Szenario“ kann man weglassen, dann hat man nicht die Wortfolge: `raus, Raus, hinaus´ und eigentlich ist die Situation kein „Szenario“, sondern Wirklichkeit (Szenario = Bühnenbuch, Szenenfolge im Theater).
Es gibt natürlich nicht nur die anscheinend moralischen Leute, die dann zum Verbrecher werden, meistens sind die Täter schon vorher verdächtig, aber das Schweigen der Mitmenschen verdeckt ihre Taten.So ist die Schule tagsüber Werwolf, abends kommt er in Gestalt eines Lehrers.


Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

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