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Der Werwolf
Der Flur war blank geputzt und die Schule sah sauber aus. Am Tag war alles anders. Da klebte Kaugummi am Boden, lagen Coladosen einfach so herum und außerdem befanden sich einige Spuckflecken, die einige proletenhafte Schüler bei Tag von sich gaben. Doch jetzt, in der Nacht nachdem die, aus Afghanistan kommenden Putzfrauen, diese gesäubert hatten, war die Schule nicht wieder zu erkennen.
Aus dem Haus des Drecks war ein Haus der Reinheit geworden und es waren nur noch zehn Stunden bis sich die Schule wieder in ihr altes hässliches Stadium zurück verwandeln würde.
Wie ein Werwolf, ein Mensch, der sich in der Nacht zu einer grauenerregenden Bestie verwandeln würde, die mit ihren Krallen alles aufschlitzt, so war diese Schule. Nur war der ganze Vorgang umgekehrt. Die Schule war am Tag der Werwolf und in der Nacht der nette und friedliche Mensch.
„Andrea? Bist du’s?“
Die Stimme war laut und sie verhallte in den großen und langen Gängen der Schule.
„Ja?“
Die zweite Stimme war eine Mädchenstimme. Eine leise, kleine und süße Mädchenstimme, die einem 14 Jahre alten, mit einem großen Busen ausgestatteten, Mädchen gehörte. Sie entzückte die männlichen Schüler und Lehrer auf die gleich Weise.
„Können wir beginnen?“
Die Männerstimme gehörte dem Direktor der Schule, der den Ruf des sauberen, moralischen und kultivierten alten Herren hatte.
„Zahlen Sie zuerst!“
Das Mädchen klang sehr entschlossen. Der süße Klang in ihrer Stimme war kaum noch zu hören. Sie klang nicht mehr nach einem Mädchen, sondern eher nach einer jungen selbstbewussten Frau, die genau wußte was sie wollte.
„Ach, du weißt ja das ich kein Geld habe. Ich und die Schule. Wir sind pleite. Aber ich bin sicher ich habe das Geld bald und dann werde ich dich für deine Dienste bezahlen.“
Die Stimme des Direktors klang immer noch laut und dröhnend, aber jetzt war ein beruhigender Ton drinnen, da er anscheinend wußte dass Andrea bald vor Zorn explodieren würde.
„Nein! Kein Geld, kein Dienst!“
Sie war sehr selbstbewusst. Selbstbewusst und unzerbrechlich.
„Ach, komm schon. Du wirst doch deinem treuesten Kunde keinen Kuss verwehren, oder?“
„Gehen Sie weg von mir! Sie widern mich an!“
„Komm, zeig mir deinen Busen!“
„Nein, verschwinden Sie! Kein Geld, kein Dienst!“
„Ich brauche dir kein Geld zu geben! Ich nehme dich einfach so!“
Der Direktor hatte nun die Stimme eines lüsternen Sexstrolchs angenommen, Andrea die einer verzweifelten Jungfrau, die nach einem Ritter rief, der nie kommen würde.
„Hilfe! Hilfe!“
Verzweiflung. Blinde Verzweiflung. In der Verzweiflung war ihr alles egal. Sie glaubte in ihrer Verzweiflung an die Illusion und nicht an die Realität. An die schreckliche Realität.
„Komm! Zier dich nicht so!“
„Bitte hören Sie auf! Sie tun mir weh! Sie sind normalerweise nicht so!“
„Man muss brutale Methoden anwenden, wenn man besonders wilde Tiere erledigen will!“
Sie hatte Angst. Schreckliche Angst. Sie wollte raus. Raus aus diesem Szenario. Sie wollte aus dem Alptraum, der Realität war, hinaus. Sie wollte einen Zauberspruch finden, der dies alles hier beendet.
„Wenn Sie so weitermachen gehe ich petzten!“
Nachdem sie das schrie, wurde es ruhig und kein Laut war zu hören. War das der Zauberspruch nachdem sie suchte? Es war still. War der Direktor etwa eingeschüchtert von diesen Worten?
Nach ein paar Minuten kam der Herr Direktor aus der Direktion. In seinen Händen trug er eine halbnackte Andrea. Sie schien starr zu sein. Bei näheren Betrachten sah man Blut am Boden. Blut das Andrea absonderte. Der Direktor ging mit einer toten Andrea die blank geputzten Stiegen hinunter.