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Der Weihnachtsengel

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13.04.2015
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Der Weihnachtsengel

Die Lehrerin Sandra Sorgen zählte: „... 14, 15, 16 - alle sind noch da.“ An jenem Dezembermorgen war es kalt auf dem Bahnsteig. „Zu blöd, dass Franziska sich krankgemeldet hatte“, dachte Sandra. Sie war nun ganz allein für den Ausflug verantwortlich. Mindestens zwei Begleitpersonen sind aber Vorschrift. Pochende Kopfschmerzen kündigten sich an. Sie hätte die Klassenfahrt absagen sollen. Ach, hätte, hätte. Die Kinder freuten sich seit Wochen auf die Exkursion zur Zitadelle.

Tim rannte an ihr vorbei. Er rempelte sie leicht an. Paul jagte Tim hinterher.
„Zurück von der Kante! Bleibt hinter der Linie“, rief sie den beiden nach und stellte sich selbst auf die weiße Sicherheitslinie vor der Bahnsteigkante. Die Jungen und Mädchen ihrer dritten Klasse fingen an in die Höhe zu springen. Sie versuchten alle gemeinsam, im gleichen Takt zu hüpfen. Die Kinder nannten es Zertrümmern. Zum Glück kam der Regionalzug der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft pünktlich. Es war ein Zug mit Doppelstockwagen.
„Wir gehen alle nach unten“, rief Sandra den Kindern zu. Sie selbst stieg als Letzte ein. Lena und Laura teilten sich einen Sitzplatz. Sandra zählte durch: „... 14, 15, 16 - alle sind drinnen.“

Der Schaffner pfiff und der Zug setzte sich in Bewegung. Lucas Meier tat so, als würde er durch den Ruck des Anfahrens umfallen und schubste sich in Tim hinein. Der stieß ihn heftig zurück und Lucas Meier landete polternd auf dem Boden. Sandra stellte sich zwischen die beiden Raufbolde. Der Zug ratterte schneller werdend über die Gleise aus dem Bahnhof.
Eine Ansage kam aus dem Lautsprecher: „Sehr geehrte Fahrgäste, die ODEG begrüßt Sie im Regio-nalexpress Zwei nach Cottbus. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Fahrt.“
Anna und Leonie zogen sich gegenseitig an den Haaren und kreischten.
„Anna hör auf damit!“, rief Sandra. Die Streithennen ließen voneinander ab.
„Leonie hat aber angefangen!“, schluchzte Anna.
Drei Kinder im Gang zerrten an einer Tüte. Mit einem Plopp platzte die Tüte und die begehrten Salzstangen verstreuten sich als Mikadospiel über den Boden des Abteils.
„Wie sieht das denn aus!“, schimpfte Sandra. „Sammelt das wieder ein!“
Die Jungs spielten Furzen. Finn zog ein Gesicht, als wäre ihm was in die Hose gegangen.

Ihre eigene Situation, inmitten der Kinder, erinnerte sie an einen Automaten in der Spielhalle von Caracas. Auf dem Spielfeld waren mit einem Hammer Pilze zu versenken. Die Köpfe kamen abwechselnd an verschiedenen Stellen hoch. Je mehr Pilze sie mit dem Hammer versenkt hatte, desto schneller waren neue hervorgekommen. Genauso fühlte sie sich hier. Nach dem Lösen einer Schererei gab es sofort drei neue.

Ein Platz wurde frei und Sandra setzte sich. Der Zug hatte die volle Geschwindigkeit erreicht und schüttelte sie leicht durch. Sie besann sich der sanften Stimme ihrer Kursleiterin aus dem autogenen Training. „Lasst ... die Welt ... einfach geschehen." Sie beschloss, nichts mehr zu sagen. Und tatsächlich wurden die Salzstangen ohne weitere Intervention wieder aufgesammelt. Leon und Max stritten sich um einen Sitzplatz, einigten sich aber alleine. Der Zug ratterte über die Schienen und durch einen kleinen Spalt am Fenster zischte ein wenig Fahrtwind herein. Sie nickte nur, als Julia fragte: „Kann ich bitte aufs Klo gehen?“

Bei ihrem letzten Kursabend waren sie durch eine wunderbare Traumreise geführt worden. Sandra war mit einer Leiter in den Himmel gestiegen und hatte sich dort einen Engel erträumt. Er war ungefähr so groß wie ein dreijähriges Kind, mit wunderschönem goldenen Haar und roten Pausbacken, einer kleinen süßen Stupsnase und tiefschwarzen lieben Augen. Wegen der Adventszeit hatte er einen großen goldenen Stern im Haar und war nur mit einem weißen Seidenhemdchen bekleidet. Sie hatte ihrem Weihnachtsengel den schönen Namen Aurelio gegeben. Aus den Wolken war Sandra glückselig wieder herabgestiegen. Der himmlische Engel schwebte hinter ihr.
Der Eisenbahnschaffner kam in den Wagen. „Von den neu zugestiegenen Reisenden die Fahrscheine bitte.“ Sandra kramte die Gruppenfahrkarte aus ihrer Tasche. Der Schaffner fragte: „Wohin soll es gehen?“
Sandra antwortete: „Nach Berlin.“
Der Bahnbeamte knipste das Ticket und sagte beim Zurückgeben: „Sorgen sie doch bitte dafür, dass die anderen Reisenden nicht gestört werden.“ Er zog die Augenbrauen hoch und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Berufspendler mit der Zeitung.

Einige Kinder blickten aus dem Fenster, andere kramten Spielsachen oder Naschzeug hervor. Es wurde mal lauter und dann wieder leiser. Sandra konnte sich weiter zurückhalten. Sie stellte sich vor, wie auf der anderen Seite des Abteils der Weihnachtsengel Aurelio saß und ihr zuzwinkerte. Ein kleines Mädchen im Kinderwagen, vielleicht ein Jahr alt, zeigte mit dem Finger auf genau diese Stelle und sagte: „Da!“

„Nächster Halt Spandau, Ausstieg in Fahrtrichtung links", kam die Durchsage. Sandra scheuchte die Kinder auf. „Hier steigen wir alle aus. Langsam und drängelt nicht!“ Die Tür piepste und ging dann zischend auf. Sie selbst stieg als Letzte aus dem Waggon und schob die Kinder in die Mitte der Plattform. In sicherer Entfernung von den beiden Bahnsteigkanten rechts und links. Der Zug schloss seine Türen. Sie zählte: „... 13, 14 und 15.“ Das konnte nicht sein. „Bleibt ruhig stehen, ich muss euch zählen!“ Der Schaffner pfiff und der Zug setzte sich in Bewegung. Ihre Hand zitterte. Es blieb dabei, es waren nur 15 Kinder. Eines ihrer Schulkinder fehlte. Ihr wurde schlecht. Was sollte sie den Eltern sagen? Das konnte nicht wahr sein. Was sollte sie dem Direktor sagen? Undenkbar, ein Kind verschwunden, ihre Aufsichtspflicht aufs gröblichste verletzt. Eine Bahnhofsdurchsage begann: „Attention, security advice ...“

Da rammte Lucas Becker mit Schwung sein Knie seitlich in den Oberschenkel von Louis. Die Jungs nannten es Pferdekuss. Louis knickte das Bein weg, er ruderte mit den Armen in der Luft und hielt sich an Jonas fest.
Sandra gab Lucas Becker eine Ohrfeige und schüttelte ihn an der Schulter. „Hört endlich auf, hier rumzutoben!“, schrie sie in die Runde.
Die Kinder waren alle auf einen Schlag still und sahen Sandra mit aufgerissenen Augen an. In dem Sicherheitshinweis der Durchsage war es um unbeaufsichtigtes Gepäck gegangen, nicht um ein Kind. Ihr wurde eiskalt bei der Vorstellung von einem mittelgroßen Koffer, in den ein Kind passen könnte. Und jetzt hatte sie auch noch eines ihrer Kinder geschlagen. Niemals, unter keinen Umständen, wollte sie das je tun.
„Wer fehlt?“, fragte Sandra ihre Klasse. Ihr Herz pochte unbarmherzig rasend schnell. Ihr fiel der gestrige Zeitungsartikel ein. „ENTFÜHRTES KIND ERMORDET“. Sie musste die Polizei rufen, die Schule verständigen. Jetzt brauchte sie wirklich einen Engel. Aber, was war das für eine verrückte Idee, in dieser Situation von Engeln zu träumen.

„Nadine fehlt“, riefen die Kinder durcheinander.
„Ist Nadine im Zug geblieben?“, fragte Laura.
„Die sitzt auf dem Klo fest“, sagte Klassenclown Paul und erntete seine Lacher.
Aber Julia, und nicht Nadine, hatte doch vorhin um Erlaubnis gefragt? Sie hätte beim Aussteigen die Kinder zählen sollen. Hätte, hätte, Fahrradkette. Oder ihren Weihnachtsengel schicken sollen. Verlor sie die Nerven? Aurelio drängelte sich wieder in ihre Gedanken. Sie musste sich jetzt unbedingt auf die nächsten Schritte konzentrieren. Es war keine Zeit mehr zu verlieren. Am Besten, sie informierte zuerst einen Bahnmitarbeiter. An der nächsten Station musste geprüft werden, ob Nadine noch im Zug war. Dann musste sie in der Schule anrufen. Sandra blickte sich suchend um. Wo war hier, verdammt nochmal, ein Mitarbeiter der Bahn?

„Da! Da ist sie!“, rief Sarah. Nadine kam hinter dem Kiosk hervor. Mit einem Schokoriegel in der Hand. Sandra stürzte sich auf das Mädchen, ging in die Hocke und drückte sie in ihre Arme. Ihr Herz hüpfte vor Freude. Nadine bewegte sich nicht. Mit offenem Mund stand sie steif da. Sandra rückte Nadine ein Stück von sich ab, ließ sie aber nicht mehr los. Sie blickte Nadine an, um ganz sicher zu gehen. Die Geräusche des Bahnhofs setzten wieder ein. Das Klappern der Rolltreppe, das Surren einer abfahrenden S-Bahn. Eiliges Rattern von Kofferrollen und das Stimmgewirr der Reisenden.

Sandra stand wieder auf und wischte sich die Tränen aus den Augen. „So. Jetzt zu zweit anfassen und dann geht es los!“, kommandierte sie ihre Reisegruppe. Die ersten Schneeflocken rieselten auf das gewölbte Glasdach des Bahnhofs. Sandra und ihre Klasse gingen zum Ausgang. Ein Geruch von Kardamom, Nelken und Zimt wehte ihnen entgegen.

***​

Aurelio schwebte hinterher. Der Engel hatte die Flügel aufgespannt. Er korrigierte seinen kleinen Linksdrall beim Fliegen durch etwas stärkeres Schlagen des rechten Flügels. Er jubilierte: „Geschafft! Nun können wir zur Zitadelle in Spandau.“ Der Engel fing an zu summen. „Kling, Glöckchen, klingelingeling, kling, Glöckchen, kling!“

 

Hallo oheim,
wir hatten noch nicht das Vergnügen miteinander. Daher ein nachträgliches Willkommen.
Ja, jetzt fängt die Zeit für die Weihnachtsgeschichten wieder an. Und hier fehlt jetzt unbedingt ein Engels-Smiley.

Zu deinem Text: Die Geschichte ist im Prinzip nett, was ich jetzt nicht fies meine, sie wirkt aber auch noch sehr brav.
Wodurch? Mehrere Dinge. Um mit der Lehrerin mitfühlen zu können, ihre Angst nachvollziehen zu können, gehst du amS zu wenig in dieSituation und in ihre Erlebenswelt während der Suche nach dem vermissten Kind. Du zeigst die Ansätze zwar, ihre Genervtheit, die fiktive Schlagzeile, aber ich finde das deutlich zu wenig und viel zu sachlich. Es geht nicht in dir Tiefe.
Auch vorher, wenn die Kinder im Abteil rumfurzen, das könnte alles ruhig ein bisschen drastischer, absurder werden. Und damit eben auch intensiver und vorstellbarer.
Was den Stil betrifft, habe ich den Eindruck, du behältst die Perspektive nicht immer bei, ich denke, das liegt u.a. daran, dass du nicht bei ihrem Namen Sandra und dem entsprechenden "sie" bleibst, sondern ab und an ihre Berufsbezeichnung einbringst: die Lehrerin. Das klingt von oben draufgeschaut, denn niemand denkt so von sich, und es klingt auch nicht schön. Sowas würde ich ganz unbedingt vermeiden. Es gibt (besonders im Bereich von Nomen) echt keinen Druck, beständig Synonyme finden zu müssen.

Noch zwei andere stilistische Kleinigkeiten: Mal die Redeformeln überprüfen, wie z.B. "mutmaßte er". Das ist echt ein Killer.
Und mal die Zeiten überprüfen.
Warum zum Beispiel im zweiten Satz die umständliche Zeitverwendung: Es war kalt gewesen, an jenem Dezembermorgen, auf dem Bahnsteig. Du musstest doch gar nicht ins Plusquamperfekt gehen? War klingt weniger umständlich als war gewesen.
Als Tipp überhaupt: Stärker charakterisieren und mehr in die Situation reingehen, damit deine Geschichte ein intensiveres Leseerlebnis wird.

Dein letzter Abschnitt hat mich auf eine Idee gebracht, die du vielleicht sogar angelegt hast, wenn ja, dann ist das aber sehr undeutlich.
Da hat dein Engelchen ja einen Linksdrall. Das klingt nach so einem kleinen Chaos-Engel, der die Aufgabe, für seine "Besitzerin" Trost und Zuflucht zu bieten, zwar erfüllt, aber eben sehr chaotisch, das eine oder andere Federchen fliegt da schon mal über den Bahnsteig und kitzelt alle möglichen Fahrgäste in der Nase. Er macht seinen Job, der kleine Schutzengel, aber eben mit vielen drolligen Ausrutschern.

Nun zu noch einer Sache:
Deine Kommasetzung ist echt nicht gut. Ich war nahe daran, deinen Text ins KC zu verschieben, aber du bist schon lange da und so schlimm fand ich es dann auch nicht, ich weiß nicht, wollte ich dann halt einfach nicht, weil nicht angemessen. Aber: Du machst immer wieder einen und denselben Fehler, du trennst nämlich Satzteile (Umstandsangeben, Objekte) ab, als wären das Sätze oder Aufzählungen. Man kann das mal machen, wenn man einen Satzteil wie einen Einschub oder wie eine nachgestellte genauere Bestimmung behandeln will, aber du lenkst damit den Lesefokus auf eine bestimmte Weise. Und wenn fast jeder Satz so - auf die gleiche Weise - durch das Komma strukturiert wird, dann nervt das auf die Dauer wirklich sehr. Vor allem merkt man halt, dass das Komma kein Gestaltungmittel für dich ist, sondern du hast die Regel einfach falsch verinnerlicht. Es wirkt so, als meintest du, man müsste jede Orts- und Zeitangabe wie eine Aufzählung behandeln. Das sind aber keine Aufzählungen, sondern schlichte Bauleemente eines Satzes.

Es war kalt gewesen, an jenem Dezembermorgen, auf dem Bahnsteig.
Das erste Komma, ja, kann man setzen; durch den Satzaufbau und das Komma lenkst du die Blickrichtung auf den speziellen Dezembermorgen. Warum aber trennst du den Bahnsteig dann noch einmal ab?
Du müsstest in diesem Satz, wenn du ihn einfach nur umstellst, kein einziges Komma setzen,
An jenem Dezembermorgen war es auf dem Bahnsteig kalt gewesen.
Ortsangabe Prädikat Subjekt Zeitangabe Ang. der aRT UND wEISE Prädikat 2. Teil

Sie stellte sich auf die weiße Sicherheitslinie, zwischen die Kinder und das Gleisbett.
Auch hier Komma muss man überhaupt nicht setzen, kann man aber, sollte man hier auch, denn du lenkst damit die Blickrichtung auf das Gleisbett. Die Frage ist einfach, will ich als Autor diese Blickrichtung. Hier passt sie. Betont nämlich ihre Vorsicht und Genauigkeit.

Anna schluchzte, über die, nur ihr geltende, Ermahnung und ging zur Heulboje über.
Hier passt es nicht. Alles nur abgetrennte Satzteile, die mich beim Lesen dauernd raushauen. Das tut echt nicht gut.
Mal davon abgesehen, dass ich den letzten Ausdruck "ging zur Heulboje über" zwar vorstellbar finde, aber so richtig hübsch klingts auch nicht.

Sie besann sich auf den ruhigen Klang, der Stimme ihrer Kursleiterin, aus dem autogenen Training.
Hier wieder: Alles Kommas, die da eigentlich von der Regel hier nichts zu suchen haben und die nur ständig den Lesefluss unterbrechen.

Zwischen den Kindern im Gang, die keinen Platz gefunden hatten, gab es ein platzendes Geräusch.
Hier gehts nicht um die Kommas, die sind völlig in Ordnung. Nein, hier finde ich die Formulierung holprig. Beschreib das doch besser mit aktiven Verben. So klingt das so fürchterlich formal und berichtend. Und das ist genau so eine Stelle, wo man mal ins Detail gehen könnte, in das Gewusel der Kinder rein, in die genervten Blicke der Mitreisenden

Bis die TAGE
vIELE gRÜẞE von Novak

 

Sie hatte ihrem Weihnachtsengel den Namen Aurelia gegeben.

Hallo oheim,

weiß Sandra nicht, dass Engel grundsätzlich männliche Namen tragen, und nicht etwa (in alphabetischer Reihenfolge und nur stichprobenartig) Gabriele, Michaela oder Raphaela usw.? Die Putte wäre – diskriminierend genug – weiblich.

Ja, das sind Risiken, mit einem Schwarm Kinder unterwegs zu sein. Jüngst – auf dem Weg nach Dortmund – stieg ein Trupp eines Kindergartens zu, viel kleiner als die Klasse, die Sandra hüten musste, aber von den zehn Personen waren drei Betreuer … Da braucht es dann viel Gottvertrauen, eine junge Frau mit 16 Charakteren loszuschicken. Gleichwohl, der Engel namens Aurelia hat's dann doch gerichtet …

Paar Anmerkungen, zum kalten Bahnsteig (ich wollt schon das Wortspiel "zugigen Bahnsteig" anbringen) hat ja Novak mir schon die Arbeit abgenommen ... und doch hoff ich, dass es keine Wiederholungen gebe.

kam der Regionalzug der ostdeutschen Eisenbahngesellschaft … // … die ODEG ...
Die Abkürzung spricht dafür, dass die Eisenbahngesellschaft ihr Attribut im Eigennamen integriert wissen will, also besser „Ostdeutsche“ groß …

„Anna hör auf damit“, rief sie dem Mädchen zu.
– klingt der Ruf nicht nach mehr als einem Aussagesatz!
und sagte „Da“.
Da klein oder "... sagte: „Da[!"//alternativ geht aber auch ...Da"., aber selbst dem Kind ist es mehr als bloße Aussage
Einmal wäre ein Komma nachzutragen...
„Hört endlich auf[,] hier rumzutoben!“, schrie sie die Kinder an.
Was mich auf die eigenwillig wirkende Komma-Setzung der Einschübe bringt, die ja nun grundsätzlich nicht falsch ist, hier aber arg oft verwendet wird.Vllt. Solltestu einige Sätze entflechten …

Sandra hatte sich einen Engel imaginiert.
Warum stellte sie sich nicht einfach einen Engel vor?
Lucas trat Tim mit dem Bein.
Tritt man nicht immer mit dem Bein, aber manchmal auch „gegen“ das Bein eines andern?

Sandra stürzte sich auf das Mädchen und drückte sie weinend in ihre Arme.
… das Mädchen … sie? Bei Aurelia ging es doch korrekt mit dem Engel ...

Nix Aufregendes, wenn auch genug Aufregung für Sandra ...

Tschüss

Friedel

 

Liebe Novak,
Lieber Friedel,

herzlichen Dank für das Lesen und Eure detaillierte Kritik. Eine Überarbeitung folgt. Wird vielleicht bis zum Wochenende dauern.

Schöne Grüße
oheim

 

Liebe Novak,

Deine ausführlichen Anmerkungen waren wirklich ein Vergnügen :thumbsup: Und ich musste Dir beipflichten.

Soweit ich in der Lage war, habe ich die story überarbeitet:

  • die Erlebniswelt von Sandra habe ich verstärkt
  • Perspektivwechsel: "die Lehrerin" raus, bis auf den ersten Satz
  • Redeformeln: "mutmaßte" umgangen mit "fragte", ein "herrschte sie die Kinder an" einfach gestrichen, ein "hatten die Kinder schnell geklärt" in "riefen die Kinder durcheinander", "witzelte" in "sagte"
  • meine Kommaritis reduziert, vielen Dank!
  • PQP "war kalt gewesen" in "war kalt"
  • Heulboje gestrichen

Lieber Friedrichard,

auch Dir vielen Dank für Deine wichtigen Anmerkungen :thumbsup: die ich ebenfalls teile.

Korrigiert sind:

  • "Aurelia" in "Aurelio"
  • "ostdeutsche" in "Ostdeutsche"
  • „Anna hör auf damit!“, rief sie dem Mädchen zu.
  • sagte „Da“ in sagte: "Da!"
  • „Hört endlich auf, hier rumzutoben!“
  • "imaginieren" in „erträumt“, ist im Wahrig und im Duden ein "sich einbilden, sich vorstellen"; für mich ist da das englische image == Bild drin und auch Magie; Außerdem gefunden "Man sollte beständig die Wirkung der Zeit und die Wandelbarkeit der Dinge vor Augen haben und daher bei allem, was jetzt stattfindet, sofort das Gegenteil davon imaginieren; also im Glücke das Unglück, in der Freundschaft die Feindschaft, im schönen Wetter das schlechte, in der Liebe den Haß, im Zutrauen und Eröffnen den Verrat und die Reue, und so auch umgekehrt, sich lebhaft vergegenwärtigen." Arthur Schopenhauer - Aphorismen. Aber inzwischen gefällt mir "erträumt" auch besser :shy:
  • "Lucas trat Tim mit dem Bein." in einen Pferdekuss :lol:
  • "Sandra stürzte sich auf das Mädchen" in "auf sie" geändert

Herzliche Grüße
oheim

 

Hallo oheim,

Nun ja, dass der Aurelio irgendwie dabei sein würde, habe ich sehr vermutet. Zumal eigentlich in allen Bundesländern heutzutage alle Gruppen-/Klassenausflüge durch mindestens zwei Aufsichtspersonen begleitet werden müssen. :teach:
Und es ist übrigens auch nicht richtig, dass alle Engel männliche Namen tragen. Abgesehen davon, dass Engel kein Geschlecht haben, ist es eine Eigenart der jüdisch-christlichen Tradition, dass Frauen kaum eine kultische Funktion haben. In anderen Kulturen gibt es durchaus Engel mit weiblichen Namen.

Ansonsten frage ich mich am Ende der Geschichte: Was ist eigentlich geschehen? Eine normale Exkursion mit normalen Kindern. Das vermisste Mädchen ist wieder aufgetaucht, manche Situationen sind wider Erwarten gut ausgegangen, aber letztlich bleibt doch alles beim Alten. Welche Aufgabe hat ein Schutzenel eigentlich? Nothelfer in schwierigen Situationen oder Begleiter und Helfer auf dem Lebensweg? Bei der Erinnerung an das autogene Training wird diese mE wichtigere Aufgabe erkennbar. Bei den Kindern hat er leider nichts bewirkt, aber das dürfte auch für einen kleinen Engel schwierig sein.

Liebe Grüße

Jobär

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo jobär,

genau, frau könnte sich Unterstützung fantasieren und damit stärker sein, ist eine Seite der story.

lg
oheim

 

noch einmal überarbeitet, an verschiedenen Stellen abgerundet, u.a. alle 16 Kinder auftreten lassen

 

Galten nicht mal blaue Flecken vom Knutschen als Pferdekuss (und sei's an einem weibl. Engel)? Ach ja, die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Sprache und die Bedeutungen. Aber im Ernst:

Hatte vorher schon gefallen und ist doch besser geworden,

lieber oheim,

meint der

Friedel

 

Hallo oheim,

An einigen Stellen kam ich ins Stocken. Zum Beispiel:

Desto mehr Pilze sie mit dem Hammer versenkt hatte, desto schneller waren neue hervorgekommen.
Ich fände Je mehr Pilze ... desto ... richtiger und flüssiger zu lesen.
Nach dem Lösen einer Schererei gab es sofort drei Neue.
Ich habe mir in dem Augenblick vorgestellt, dass drei neue Kinder aus dem Boden ploppen. Aber Du meinst ja die Scherereien und dann sollte nach meinem Gefühl neue klein geschrieben werden, weil das Substantiv ja nur verborgen ist.
Das Ergebnis bestätigte sie in der irdischen Welt.
Da blitzt eine andere - nicht irdische ? - Welt auf, ohne sonst erwähnt worden zu sein. Das irritiert in diesem Moment. Und wen bestätigt das Ergebnis? Sandra oder die Kursleiterin oder den Lernerfolg des Kurses? Ich würde versuchen, diese Klippen zu umfahren und etwa sagen: Und tatsächlich: ...
In ihrem letzten Kursabend war sie durch eine wunderbare Traumreise geführt worden.
Regional üblich? Ich sage An einem Abend oder sogar Bei ... Abend. Und Sandra war ja sicher nicht die einzige Kursteilnehmerin. Alle wurden durch (oder in?) die Traumreise geführt. Also: waren sie ...
Sandra hatte sich im Himmel einen Engel erträumt.
Also geht die Traumreise in einen Himmel, der jetzt bevölkert werden soll? Himmel weglassen oder einen Engel im Himmel.
auf der Treppe wieder herabgestiegen
Da die Treppe in Deiner Geschichte vorher nicht vorkam, würde ich eher sagen: auf einer Treppe.
„Sorgen sie doch bitte dafür, dass die anderen Reisenden nicht gestört werden.“ Er zeigte auf einen Berufspendler, der seine Zeitung las
Dieser Satz hat mich schon beim ersten Lesen gestört. Sicher, es gibt so grantige Schaffner, aber die anderen Reisenden sind ein Berufspendler? Ich stelle mir vor, dass der Schaffner meckert und Sandra nickte und ließ ihren Blick durch den Wagen schweifen, sah aber nur einen zeitunglesenden Berufspendler ... Und überhaupt, man zeigt nicht mit dem Finger auf andere Menschen. ;)
Sandra konnte sich weiter enthalten.
Ich fände zurückhalten besser.
Ein kleines Mädchen ... zeigte mit dem Finger
Ein neuer Satz, sehr schön, Aurelio wird auch für andere sichtbar. Aber angesichts des fingerzeigenden Babys würde ich den Finger des Schaffners verschwinden lassen.

Es gibt einen Engel, es gibt keinen Engel. Der Engel hilft ihr ... die emotionale Achterbahnfahrt von Sandra kann ich mir gut vorstellen. Dabei habe ich eine sehr junge Lehrerin vor Augen, die eine solche schwierige Situation noch nicht erlebt hat. Ich hoffe also, dass sie an ihren Erfahrungen wächst und künftig mehr auf ihren Engel achtet.
Diese umherwuselnden Kinder hast Du gut beschrieben. Ich würde bei diesem Chaos verzweifeln. Da ist es für die Lehrerin sehr hilfreich, sich mental frei machen zu können. Es wundert sie nicht einmal, dass alle Beinahe-Katstrophen gut ausgehen Das ist Zen :D

Wie Friedel schon bemerkte: Besser geworden.

Liebe Grüße

Jobär

 

Lieber Oheim,

ein paar Stichpunkte von mir:

Beim Lesen war mein erster Gedanke, dass es ganz sicher rechtliche Bestimmungen gibt und dass niemals eine Lehrerin allein mit 16 Kindern in eine Großstadt fahren darf. Bei uns an der Schule wäre das undenkbar, der Ausflug würde nicht stattfinden.

Einige Formulierungen kenne ich so nicht:
Paul jagte Tim hinter. (hinterher)
Die Streithennen ließen voneinander (voneinander ab)
Sandra konnte sich weiter enthalten.
Aber wahrscheinlich sagt man das bei euch so?

“begehrten Salzstangen verstreuten sich als Mikadospiel” - sehr schön formuliert, finde ich

Das Bild mit dem Spiel und den Pilzen gefällt mir gut und gibt die Situation gut wieder.

Sie hat in Gedanken den Engel herauf beschworen, am Ende ist er tatsächlich da. Aber eigentlich spielt der Engel für den Verlauf der Geschichte überhaupt keine Rolle. Er könnte gestrichen werden. Du solltest ihn m.E. viel mehr in die Handlung einbeziehen und ihm dadurch eine Existenzberechtigung geben.

Mir fehlt eigentlich eine richtige Pointe. Du erzählst, was geschehen ist, aber warum? Da müsste m.E. noch irgendwas kommen. Vielleicht kannst du das erreichen, wenn du dem Engel mehr Bedeutung gibst.

Liebe Grüße
Lobilotte

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedel,

vielen Dank für das nochmalige Lesen. Pferdekuss hieß es, als ich noch ein Raufbold war :D


Lieber jobär,

auch Dir großen Dank für das zweite Lesen und Deine konkreten Verbesserungsvorschläge. Ich habe die meisten einfach eingebaut :shy:

"drei neue" hatte ich vorher und also verschlimmbessert :confused:

"Bei ihrem letzten Kursabend" habe ich jetzt gewählt. Und es wurden natürlich alle Teilnehmer durch die offene Traumreise geführt.

"Sandra hatte sich im Himmel einen Engel erträumt." jetzt in: "Sandra war auf einer Treppe in den Himmel gestiegen und hatte sich dort einen Engel erträumt."

man zeigt nicht mit dem Finger auf andere Menschen
Doch grantige Schaffner schon :schiel: Trotzdem geändert wegen dem Babyfinger: "Er zog die Augenbrauen hoch und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Berufspendler, der seine Zeitung las." Und, ja, es soll hier wirklich nur um einen Zeitung-lesenden Pendler gehen.

Nicht geändert habe ich "enthalten". Passt für mich als "Stimme enthalten".

Herzlichen Dank für Deine Hinweise :thumbsup:


Liebe Lobilotte,

Dankeschön für das Lesen und Deine Anmerkungen.

niemals eine Lehrerin allein mit 16 Kindern
Hatte ich gegoogelt und ein Beispiel gefunden. Aber, um es glaubwürdiger zu machen, jetzt noch einen Satz im 1. Absatz eingebaut: "Mindestens zwei Begleitpersonen sind Vorschrift." Sie fährt also sehr bewusst, es nicht zu dürfen, alleine mit der Klasse.

"hinterher" ist richtig und "voneinander ab" finde ich auch besser. :thumbsup:

"enthalten" im Sinne von der Stimme enthalten passt für mich. Obwohl ihr nun schon zwei seid, denen es auffällt.

spielt der Engel für den Verlauf der Geschichte überhaupt keine Rolle
Das sehe ich anders. Der Engel drängelt sich in ihre Gedanken und sorgt für ein happy end.

richtige Pointe
ähm, die von mir gedachte Pointe ist, dass es den Engel wirklich gibt :Pfeif:

Herzliche Grüße
oheim

 

Bei der Erstellung des PDF's noch erstaunlich viel von Ina in der Rechtschreibung angestrichen bekommen. Ein wenig auch für das Verständnis verbessert. Und das "Enthalten" nun durch den Vorschlag von jobär ersetzt. Jetzt standen drei Stimmen gegen mich :lol:

Herzlichen Dank an Ina, Novak, Friedrichard, jobär und Lobilotte für die vielen hilfreichen Hinweise zur Verbesserung des Textes.

Die 'gedruckte' Version: http://www.heikol.de/schreiben/der-weihnachtsengel.pdf

 

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