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Der Weg zum Ziel
Ich gehe die Promenade entlang. Die Sonne scheint in mein Gesicht. Keine einzige Wolke bedeckt den hellblauen Himmel. Es ist ein wunderschöner Tag. Viele Leute sind heute auch unterwegs und genießen das schöne Wetter und ich bin einer von ihnen. Ich bin glücklich, dass ich endlich wieder glücklich sein kann. Es ist keine Zeit mehr für negative Gedanken. Die hatte ich in letzter Zeit schon genug. Doch durch eine einzige Entscheidung, die ich heute Morgen getroffen habe, sind sie alle verflogen.
Musik ertönt in meinen Ohren. Neben mir steht ein Mann, der zufällig mein Lieblingslied spielt. Ich gebe ihm mein letztes Kleingeld, was ich noch in der Tasche habe. Ich werde es heute sowieso nicht mehr brauchen. Ich gehe weiter. Das Flusswasser schlägt gegen das Ufer und gibt mir einen leichten Spritzer mit. Es ist ziemlich kalt, obwohl es ein warmer Tag ist. Naja, eine kleine Erfrischung ist sicherlich nicht schlecht. Ich bleibe stehen. Der Himmel färbt sich langsam rot. Die Sonne steht tief und blendet mich, während ich mich an dem Ausblick auf die Altstadt, die sich hinter dem Fluss erstreckt, erfreue. Ein Moment, den man festhalten müsste. Aber ich habe mein Handy heute bewusst zu Hause gelassen.
Es ist nicht mehr viel Zeit, bis die Dunkelheit die Nacht einleitet. Was kann ich noch machen? Viel Sinn hat es nicht mehr, etwas zu unternehmen. Ich treffe die Entscheidung, mich an das Ufer zu setzen und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Es ist schön, all die Negativität abgelegt zu haben. Ich bin befreit, beflügelt könnte man fast sagen. Die innere Leere wurde zu einer Fülle voll Enthusiasmus. Das triste Grau wurde auf einmal zu einer bunten Farbexplosion. Aus der Sackgasse in meinem Leben kam ich heraus und ein Weg zum Ziel eröffnete sich mir. Die ganze Last ist von mir gefallen und das mit nur einer einzigen Entscheidung!
Mittlerweile ist es komplett dunkel. Die Straßen werden leerer, eine düstere Atmosphäre zieht durch die Stadt. Erstmals ergreifen mich wieder üble Gedanken, ich bekomme Zweifel. Trotzdem mache ich mich auf den Weg zu meinem Ziel. Es ist nicht weit weg, also habe ich auch nicht viel Zeit nachzudenken und das ist auch gut so. Eigentlich sollte ich mir keine Sorgen machen, denn es passiert das, was ich mir schon lange gewünscht habe: Ich werde am Ziel ankommen.
Nun stehe ich da. Ich schaue hinab auf den Fluss, an dessen Ufer ich heute Abend noch saß. Der Laternenschein und das Licht der Sterne spiegelt sich im Wasser, ein leichtes Rauschen ist zu hören. Meine Hände greifen fest das Geländer, die Beine sind wackelig, der Kopf ist leer. Ich stehe vor der Ziellinie und muss diese nur noch überqueren. Die Hände lösen sich langsam vom Geländer. Ein letzter Schritt.
Das Ziel ist erreicht.