- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 16
Der Weg in die Freiheit
Ich will Dir hiermit nur sagen, daß ich seit Jahren wie ein Affe im Zoo in einem Käfig der Gefühle und Emotionen sitze, unfähig des vernünftigen Handelns, vielleicht auch ein bisschen in Selbstmitleid schwelgend verharre, wie das Kaninchen vor der Schlange.
Aus dieser Käfigsicht sieht die Welt da draußen manchmal hell und sonnig aus.
Ich trete hervor und versuche einen neuen Weg zu finden, einen Weg in die Freiheit.
Aber ich fühle mich so klein ... so klein, daß der Höhenunterschied zwischen Straße und Fußweg, also die Kante des Bürgersteiges, mir wie eine endlose hohe Mauer vorkommt.
Wenn ich dann in der Gosse bin und los laufe, in die scheinbar weite, freie Welt, so ist links von mir die unüberwindbare Mauer und rechts der durch Autoverkehr versperrte Übergang.
Ich sehe die andere Seite aber ich kann nicht hinüber. Ich versuche es ... aber ... wumm ... wumm ... die vorbei rasenden Fahrzeuge lassen mir keine Chance.
Ich kann irgendwie immer nur an dieser verfluchten Mauer lang. Immer nur vor, denn zurück will ich ja nicht. Ich laufe und laufe, der Freiheit entgegen, bis zu nächsten Kreuzung und biege ab nach links. Ich würde gerne geradeaus oder rechts, aber es geht eben nur links. Du weißt, der Verkehr, die Mauer ...
Ich kann links neben mir nicht einmal sehen was hinter der Mauer ist. Wieso gelingt es mir einfach nicht wenigstens einmal über die Mauer zu schauen ... wieso nicht?
Diese Mauer, diese verfluchte Mauer ...
Rechts sehe ich ja wenigstens noch die andere Seite ... ja wenigstens ...
Aber dieser Trost ist nur scheinbar ein Trost. Was nützt mir das Sehen, wenn der Rest fehlt. Anfassen, fühlen, schmecken oder einfach nur ganz normal reden. Reden von Mensch zu Mensch. Das geht auch nicht.
Aber wenigstens sehen ... und ein bisschen von der anderen Seite träumen ... das, ... ja das bleibt mir immerhin.
Ich laufe weiter, der Freiheit entgegen. Ich habe nun eine neue Richtung, neue Ziele ... eine neue andere Seite ... aber die Mauer bleibt und auch der Weg über die Straße ist nach wie vor ... wumm ... wumm ...
Immer noch kein Rüberkommen, keine Möglichkeit das Innerste zu anderen Ufern auszuweiten, immer noch ...
die Mauer ... diese verfluchte Mauer ...
Und ich kann immer noch nicht hinter dieses Scheißding gucken.
WIESO EIGENTLICH NICHT?
Die nächste Kreuzung --- BAH --- der selbe Mist wie vorher. Nur wieder links rum. Wieso immer nur links?.
Wieder eine neue andere nicht erreichbare rechte Seite. Mit neuen Eindrücken die nicht anfaßbar sind. Mit neuen Menschen die vorüberziehen.
Manchmal lächeln sie mir zu. Manchmal winken sie sogar. Aber mit ihnen sprechen ... das geht nicht. Die Entfernung ist einfach zu weit. Und dann immer dieses ... wumm ... wumm ... und dann noch ...
diese Mauer ... diese verfluchte Mauer ...
Jetzt bin ich schon das zweite mal abgebogen, habe meine Richtung ändern müssen, habe neue Ziele erhalten, bekommen, durfte sie suchen, aber was hat das verändert?
. . . NICHTS . . .
Es ist alles wie gehabt.
Rechts die neue alte Straße ... wumm ... wumm ...
Links die neue, alte Mauer.
In einem Lied heißt es "..ein Wind weht von Süd und zieht mich hinaus auf See.."
Bei meinem Weg zieht mich nichts hinaus auf die andere Seite. Hier ist der unbarmherzigste Windschatten alle verfluchten Zeiten. Auf dieser Seite scheint sogar der Wind gestorben zu sein.
Manchmal kommt der Wind von rechts herüber. Er drückt mich dann flach gegen die Wand bis ich nach Atem ringe, bis die Glieder schmerzen, bis die Ohnmacht mich von der Last des Druckes befreit.
Er kommt über die Straße zu mir, durch das ... wumm ... wumm ... Er schafft das, was mir nicht möglich ist. Er kommt über die Straße ... zu mir.
Und ich kann immer noch nicht rüber ...
Die nächste Kreuzung ... ansonsten genauso hoffnungslos wie vorher.
Nur wieder links herum. Wieso immer nur links?.
Rechts die Straße ... wumm ... wumm ... links die Mauer, diese immer wieder verfluchte Mauer.
Die nimmt mir das Licht.
Die nimmt mir die Luft zum atmen.
Die nimmt mir einfach alles und läßt mir keine Chance.
Ich werde langsamer. Laufen, ja laufen das geht nicht mehr. Schnell gehen ... oder besser noch, nur gehen. Einfach nur gehen. Weiter und immer weiter der Freiheit entgegen. Das nächste Ziel, die nächste Aufgabe oder vielleicht auch nur den nächsten Tag vor Augen.
Die Leute auf der unerreichbaren vom stetigen wumm ... wumm ... getrennten Seite schauen nicht einmal mehr zu mir hinüber.
Ich schaue schließlich auch nicht mehr zu ihnen. Was soll´s. Die ganzen Wegstrecken bis hier hin war es sowieso sinnlos irgendwelche Kontaktaufnahmen zu versuchen. Dieses wumm ... wumm ... hat es einfach verhindert.
Manchmal frage ich mich was wäre gewesen, wenn ich am Anfang statt links rechts herum gelaufen wäre?
Ist das der Weg in die Freiheit?
Dann hätte ich die Mauer auf der rechten Seite gehabt und die alles trennende Straße auf der linken. Würde sich dadurch etwas ändern? Wäre es mir dann möglich gewesen Kontakt zu anderen Seite aufzunehmen? Könnte ich über diese scheiß Mauer gucken?
Die nächste Kreuzung, der selbe stupide elende Mist wie vorher. Nur wieder links rum. Wieso immer links?
Wieder eine neue andere nicht erreichbare rechte Seite. Mit neuen Eindrücken die nicht anfaßbar sind. Mit neuen Menschen die vorüberziehen ...
... N E I N ...
Nach den ganzen Jahren die ich verbracht habe mit endlosem laufen, gehen, kriechen ...
suchen nach einem Weg in die Freiheit ... nach all den vergeblichen Versuchen Kontakt zur anderen Seite aufzunehmen und über die Mauer, diese verfluchte Mauer zu schauen, bin ich wieder da, wo ich angefangen habe.
Eins, zwei, drei und vier ... immer nur links ... das ist ein Rechteck, Quadrat, eine in sich geschlossene Linie.
Eine Linie die den niemals endend wollenden Weg beschreibt, den wir gehen, um Dinge zu finden, die wir nie suchten ... um Erkenntnisse zu erhalten, die wir nicht wollten ... um am Ende da zu stehen, wo alles begann ...