Der Weg des Buches
Haben Sie schon einmal ein Photobuch erstellt? So ein Buch ist schon eine schöne Sache. Aber auch eine menge Arbeit. Vergessen Sie den Satz aus der Werbung: In fünf Minuten gestaltet. In fünf Minuten wissen SIE noch nicht einmal, wie viele Seiten SIE brauchen, weil SIE noch darüber nachdenken, was SIE mit ihrem Buch eigentlich erzählen wollen.
Denn ein Photobuch ist nichts anderes wie ein Bilderbuch, mit dem man eine Geschichte erzählen möchte. Und über eine Geschichte denkt man ja auch erst einmal nach.
Und genau da fängt meine Geschichte an.
Der Weg des Buches
1. Angefangen hat alles mit einem Gutschein, den ich auf einer Internetseite gekauft habe. Fünf Euro für einen 25 Euro Gutschein.
Ein nettes Angebot. Ich hab nach kurzer Überlegung auch zugegriffen, wollte schon immer einmal ausprobieren, wie so ein Photobuch erstellt wird.
Erzählen wollte ich mit dem Buch die Urlaube, welche ich in drei aufeinander folgenden Jahren in die USA unternommen habe. Und da stand schon die erste Frage im Raum: ein Buch pro Urlaub, oder alle drei Reisen in einem Buch? Ich studierte die Kosten der verschiedenen Auswahlmöglichkeiten. Wie viele Seiten brauche ich denn für einen Urlaub? Lieber Hard -oder Softcover? Worüber man schon alles nachdenken muss, bevor die Arbeit überhaupt anfängt.
Nach der Kostenanalyse entschied ich mich aufgrund der Vielzahl entstandener Bilder und der vielen Erlebnisse in den verschieden langen Reisen für ein Buch mit 144 Seiten, auf jeden Urlaub entfielen somit 48 Seiten. Damit war die erste Entscheidung getroffen. Zudem wählte ich das Hardcover, mehr Stabilität, was grade bei der Menge an Seiten vorteilhaft war.
Nur zum Verständnis, meine Aufenthalte in den USA betrugen im ersten Jahr zehn Tage, im zweiten Jahr 14 Tage, im dritten Jahr 19 Tage. Davon war ich mit meinen Freunden, die ich in den USA besuchte, im ersten sieben Tage, im zweiten fünf und im dritten acht Tage unterwegs. Und gerade diese Tage waren es, die erzählt werden sollten.
Mein erster Urlaub führte mich an die Westküste, L.A., San Francisco, Las Vegas, Grand Canyon. Der zweite an die Niagarafälle und New York. Der dritte einmal quer durch, Four Corners, Mesa Verde, Salt Lake City, Mt. Rushmore, Denver, Pikes Peak. Kurz gesagt, jenes dritte Jahr war das mit den meisten Erlebnissen.
Ich erstellte mir Listen. Eine für jedes Jahr. Von oben nach unten nummerierte ich sie am Rand mit den Seitenzahlen. Und dann ging ich im Kopf jeden Urlaub chronologisch durch und vermerkte, was auf den einzelnen Seiten mit meinen Bildern erzählt werden sollte. Ein sehr schwieriges und langwieriges Unterfangen. Aber ich hatte ja keine Ahnung. Diese Prozedur dauerte fast eine Woche, in der ich neben meiner Arbeit immer wieder über das Buch nachdachte. Und das Projekt in meinem Kopf immer mehr Gestalt annahm.
2. Nachdem ich dann endlich die drei Listen fertig hatte, setzte ich mich an den PC. Dazu sollten sie wissen: Ich hasse Computer. Normalerweise versuche ich die Zeit davor so gering wie möglich zu halten. Leider hatte ich in dem Moment, in welchem ich den Gutschein kaufte, meine Seele an den PC Teufel verkauft. Ich war ein Gefangener meiner eigenen Inspiration. Und für die nächsten drei Monate gab es kein entkommen.
Der Gutschein lief bis März, und es war Januar. Viel Zeit, denken sie. Ich kann ihnen Versprechen, dass diese drei Monate eine harte Zeit waren. Und das Zeit ein teurer Luxus wurde.
Meine nächsten Gedanken wanderten zum Titelbild. Was würde dort am besten passen? Ein Bild von mir, von einem besuchten Ort? Ich entdeckte in einem der Bilderordner ein Foto, das ich vom Flugzeug aus über Grönland gemacht hatte. Und dann kam mir der Geistesblitz fürs Cover. Dieses Bild mit dem Zusatz: Wie sie sehen, sehen sie nix. Auf unserer Rundreise im dritten Jahr war dies der wohl mit am meisten gesagte Satz. Und passte daher sehr gut.
Ich öffnete das Buch und versuchte, mich mit dem Programm anzufreunden. Als jemand, dem es nicht leicht fällt, mit neuen Programmen zurecht zu kommen, war das eine echte Herausforderung. Ich fügte das Bild von Grönland an seinem Platz ein und musste nun als erstes einmal schauen, wie ich denn Text in das Bild bekomme. Und als ich ihn mal drin stehen hatte, wurde er in der Größe und der Lage verändert. Ich platzierte ihn an den Flügel des Flugzeugs, den ich durchs Fenster mitfotographiert hatte.
Nach der Gestaltung des Covers überlegte ich mir nun, wie ich die jeweiligen Jahre denn beginnen sollte? Und entschied mich für eine Seite mit vier Bildern aus dem jeweiligen Urlaub, welche schon etwas über die später Folgenden aussagen würden.
Was nun kam, war eine Auswahl der Bilder treffen. Ich hatte ja nur über 1000 Bilder gemacht, und so saß ich vor meinem Monitor und studierte die Bilder des ersten Jahres. Und es war absolut kein leichtes Unterfangen. Ich fand vier passende Bilder und merkte sie mir, dann wechselte ich wieder ins Bearbeitungsprogramm.
Ich probierte allerlei Funktionen aus, Bilder vom Ordner ins Programm übertragen, vergrößern, verschieben, und wenn etwas gar nicht passte, dann ging alles wieder retour. Irgendwann hatte ich die erste Seite fertig angelegt, jetzt ging es ans eingemachte. Ich nahm die Liste vom ersten Urlaub und überlegte, wie ich die nächsten Seiten gestaltete.
Ständig wechselte ich zwischen dem Bilderordner und dem Programm, um zu sehen, welche Bilder auch qualitativ gut genug waren, um in ein Buch übernommen werden zu können. Auf den kleinen im Ordner war das nicht immer ersichtlich.
Nach einer Weile stellte ich fest, dass der ständige Wechsel nichts brachte. Ich brauchte ein System. Und fing an, die Endnummern der Bilder auf kleine Zettel zu schreiben. Wenn ich bis zu acht Bilder auf dem Zettel stehen hatte, wechselte ich ins Buch und platzierte alle Bilder auf eine Seite, verschob sie, und löschte manche auch wieder. So fand ich am besten heraus, welche Motive es dann am Ende wurden. Die Arbeit ging ganz gut voran, wobei ich trotzdem für die Gestaltung einer Doppelseite zum Teil fast eine Stunde brauchte. Was zur Folge hatte, dass ich mehr Zeit benötigte, als mir lieb war.
3. Jede freie Minute meiner Wochenenden im Januar saß ich am PC und bearbeitete eine Seite nach der anderen. Ein Mammutprojekt. Auch wenn ich während der Woche mal daheim war, saß ich am Buch. Es gab Leute, die sich wunderten, da ich keinem von dem Projekt erzählte, dass ich mich ständig an den PC zurückzog. Meine Unlust für Computer ist ja allgemein bekannt. Ich wollte meine Mitmenschen mit dem Buch einfach überraschen. Am Ende musste ich dann doch jemanden einweihen, aber davon später mehr.
Eine meiner großen Herausforderungen im ersten Jahr wurde ein Panorama-Bild der Golden Gate Bridge. Es war ja nie gedacht gewesen im Urlaub, so ein Buch, geschweige denn, so ein Bild zusammen zu stellen.
Ich betrachtete sämtliche, von der Brücke geschossenen Bilder, schrieb wieder jene auf, die in Frage kamen und setzte sie im Programm aneinander. Durch vergrößern, überlappen, ständigem hin und her Schiebens, gelang es mir dann aus vier Bildern ein einigermaßen vernünftiges, aneinander gehangenes Bild zu erstellen. Und ich weiß mittlerweile, dass es für viele auf den ersten Blick wie drei Bilder aussieht. Also kann es ja so schlecht nicht sein. Im zweiten Jahr spielte ich mit der Brooklyn Bridge, da wurde es mit zwei Bildern eine Doppelseite. Im dritten hatte ich kein entsprechendes Motiv, gab aber dem Nachtbild vom Mount Rushmore seine eigene Seite. Ich hatte zumindest meinen Gefallen an der Arbeit gefunden und freute mich auf das Endergebnis.
Es begab sich an einem Tage im Februar, es war ein Sonntag so gegen 15 Uhr, als plötzlich der Strom ausfiel. Ich saß grad mitten am Zusammenbau einer Seite, da ging der PC aus. Erst dachte ich noch an einen einfachen Stromausfall in meiner Wohnung. Doch das Einschalten des FI und überprüfen der anderen Sicherungen ergab kein positives Ergebnis. Der Strom blieb weg! Wie sich später herausstellte, hatte es in einem Verteilerkasten einen Kurzschluss gegeben, drei Orte waren komplett stromlos. Und das dauerte bis morgens um eins. In der Zwischenzeit besann man sich aufs Lesen bei Kerzenschein, ich flog aus und hatte mit dem Ausfall erstmal nichts mehr am Hut. Mein Wecker für die Nacht war mein Handy und am morgen war der Spuck ja vorbei. Dafür fing der Schreck dann erst an. Der PC fuhr nicht mehr hoch.
4. Aus irgendeinem Grund hatte der Stromausfall den PC beschädigt, und ich wusste nicht wie. Mein erster Gedanke war, das jetzt die Arbeit der letzten anderthalb Monate weg war, und ich hatte (erst) die Hälfte des Buches fertig. Um nochmal von vorne anzufangen, hatte ich einfach nicht die Zeit. Ich rief einen Bekannten an, der sich mit Rechnern auskannte, und machte mit ihm einen Termin für das nächste Wochenende aus. Mir lief ja langsam die Zeit davon. Schließlich gab es ja auch noch andere Dinge an Wochenenden zu erledigen, und jene Wochenenden, welche ich für das Buch verplant hatte, musste ich mich erstmal um den PC kümmern.
Mein Bekannter stellte dann fest, dass das Netzteil wohl einen Schlag abbekommen hatte, aber zufälligerweise war noch ein Gebrauchtes aus einem anderen Rechner da. Auch stellte er fest, dass mein CPU gar nicht richtig gekühlt wurde, da der CPU-Lüfter sich nicht drehte. Was bedeutete, der Rechner arbeitete die ganze Zeit mit gedrosselter Leistung. Ich besorgte einen neuen Lüfter, alles wurde wieder zusammengebaut, und daheim fand ich dann auch das Programm und die Bilder wieder. Gottseidank war dem nichts passiert. Nur die Seite wieder erneuern, an der ich beim Stromausfall gearbeitet hatte.
Und so verbrachte ich auch die nächsten Wochenenden damit, Seite um Seite in dem Buch zu gestalten, der März begann und ging so seines Weges dem Ende entgegen. Und auch das Buch nahm so langsam richtig Gestalt an. Während der Erstellung des dritten Urlaubs fand ich auch ein Bild von mir, welches ich so klasse fand, dass es auf die Rückseite platziert wurde. Meine Wenigkeit auf einer einsamen Erhebung in den Badlands, während ich in die Ferne schaute. Mit eines der schönsten Bilder.
Die Deadline rückte näher. Und ich war guter Dinge. Noch vor dem
letzten Wochenende im März wurde ich fertig, und begab mich daran, das Projekt abzuschicken. Anmelden, Buch in den Warenkorb, Bestellung losschicken und die Übertragung abwarten. Allerdings wartete ich vergebens.
4. Der Rechner zeigte nichts an, die Übertragung blieb bei einem Prozent. Ich dachte erst, okay, dauert vielleicht ein wenig, aber es blieb dabei. Einige Zeit später brach die Übertragung ab. Ich versuchte es aufs neue, mehrere male, fuhr auch den PC mal herunter, nichts half. Die Übertragung stockte immer bei 1%. Ich war fassungslos. Drei Monate Arbeit scheiterten an meinem lahmen Rechner? Alles für die Katz? Völlig deprimiert ließ ich den Kram kurze Zeit ruhen, hatte keinen Nerv mehr dafür. Aber zumindest noch ein paar Ideen fürs Wochenende.
Ich bekam Besuch von meinem besten Kumpel, und der hatte ein wenig mehr Ahnung von Computern. Und hingegen meiner eigentlichen Einstellung, das Buch bis zum Vorzeigen geheim zu halten, weihte ich Ihn in mein Projekt ein. Gemeinsam schauten wir uns erst meine Arbeit an. Anschließend wurde das Buch ein weiteres Mal versendet. Wie schon bei den Versuchen vorher, wieder ohne Erfolg. Wir suchten eine neue Lösung. Alle benötigten Daten für das Buch auf einen USB Stick ziehen und von seinem PC aus abschicken. Gedacht, getan. Ich änderte mein Passwort zur Einloggung im Warenkorb, wir zogen die Dateien auf den Stick. Dann gab ich ihm noch meinen Gutscheincode und fertig.
Doch wieso sollte jetzt alles leichter werden?
Als mein Kumpel Sonntagabend daheim ankam, stellte er fest, dass wir zwar alle benötigten Dateien auf dem Stick hatten, aber keine Bilder. Die Bilder mussten nachgesendet werden. Für eine E-Mail waren es zu viele. Also per icq. Er erklärte mir den Pfad, wie ich die Bilderdatei finde, welche ich für das Buch erstellt hatte. Ich markierte alle Bilder und drückte auf „Senden per icq“. Und was wir befürchtet hatten, trat ein. Nein, es klappte schon, aber die Dauer belief sich auf zehn !!! Stunden. Also, PC laufen lassen, Monitor aus und ab ins Bett.
Als ich morgens wieder aufstand, übertrugen sich die Bilder noch immer. Zumindest waren die Rechner nicht abgestürzt. Und für später aktivierte ich meine Mutter mal nachzusehen, ob die Übertragung denn fertig wäre, und wenn ja, den PC herunterzufahren. Sie musste ja nicht wissen, worum es sich handelte. Und am Montag Abend kam die Nachricht, die ich nicht hören wollte: Es fehlten 100 Bilder. Oh, mein Gott.
5. Ich hatte Glück, von meiner Arbeit her kam ich Dienstag Abend mal heim. Am Donnerstag lief der Gutschein ab. Mein Kumpel und ich saßen vor unseren PCs, die Telefone ans Ohr gedrückt. Ich hatte die Bilderdatei offen, er ebenfalls die Gesendeten vor sich. Und so lass ich jedes einzelne Bild vor, immer die graden Zahlen von 02-100, dann wieder von vorne. Wenn ein Bild fehlte, hörte ich ein Stopp, sendete besagtes Bild und machte weiter. Anfangs waren es einzelne, aber später kam dann noch mal ein ganzer, zusammenhängender Stoß. Alles in allem brauchten wir für diese Aktion über eine Stunde, bis endlich alle Bilder bei ihm angekommen waren. Er öffnete dann gleich das Programm, schaute alle Seiten im Buch zur Kontrolle durch und endlich mal eine gute Nachricht. Es war komplett bei ihm.
Nun loggte er sich auf der Internetseite ein und fügte das Buch dem Warenkorb zu, gab noch meine Kontodaten und den Gutscheincode an und dann drückte er den Knopf: Senden. Und warten. Was passiert? Lädt er, oder bricht er ab wie bei mir?
Dann ein „es klappt“ durchs Telefon, mir fiel ein Stein vom Herzen, auf den letzten Drücker noch mal alles gut gegangen. Die Daten übertrugen sich nun, um einiges schneller als bei unserer icq Aktion, an den Buchersteller. Und ich war endlich aus den Klauen des PC Teufels befreit, meine Freizeit gehörte wieder mir. Jetzt hieß es nur noch warten.
6. So knapp zwei Wochen später war es dann soweit. Ich holte ein Paket aus dem Briefkasten. Und konnte es kaum erwarten. Flux war ich in der Wohnung und packte das Buch aus. Ich hielt mein Werk in den Händen, drei Monate hatte ich investiert, und ich musste sagen, es war die Mühe wert. Als erstes zeigte ich das Buch meiner Mutter und meiner Oma, erzählte die Geschichte dazu. Und in den nächsten Tagen wurde es mein ständiger Begleiter. Alle Freunde, die mal Bilder sehen wollten, hatten nun die Möglichkeit. Und jeder war begeistert. Und ich am meisten.
Mittlerweile ist das Buch ein Jahr alt, aber es hat noch immer nichts von seiner Faszination verloren. Immer wieder wird es durchgeblättert, denn es erzählt eben eine Geschichte. Meine Geschichte von meinen wunderbaren Urlaubstagen in den USA. Und da denke ich immer wieder gern dran zurück.
Und hier endet diese Geschichte, die Story meines Buches. Und vielleicht fängt ihre jetzt hier an. Denn ich hoffe, dass ich Ihnen lust darauf gemacht habe, auch mal so ein Abenteuer zu erleben, ein Photobuch zu kreieren. Lassen Sie sich nicht durch meine Unlust täuschen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, vor allem, als ich das fertige Buch in Händen hatte. In diesem Sinne wünsch ich ihnen jetzt schon einmal viel Spaß mit Ihrem Buch, und hoffe, Sie werden es genau so genießen wie ich.