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- Anmerkungen zum Text
Nun, da mein letztes Werk eher weniger gut ankam, verständlicherweise, und ich bei ihr auch ein wenig in der Sackgasse stecke, hier eine neue, kleine Kurzgeschichte. Ich hoffe, es gefällt.
Der Wecker klingelt.
Nein. Er klingelt nicht. Sein scharfes Bellen zerreisst den warmen Morgen und liefert sich einen erbitterten Kampf mit jener Schläfrigkeit, die sich eben noch schützend über mich geworfen hat. Mühsam presse ich meine Augen zusammen und verliere ihn doch allmählich, den alltäglichen Kampf. Ich schiebe meine schweren Arme über die Bettkante. Sie fallen würdelos auf den ausgefransten Teppich. Der Rest meines Körpers folgt ihnen, nicht weniger unwürdig. Zeit für eine Dusche.
Das Wasser prasselt.
Nein. Es prasselt nicht. Die nassen Leinen hängen schwer über meinem Kopf. Abwechselnd schiebe ich jede meiner kalten Schultern unter den Vorhang aus Millionen Tropfen, tanke etwas Wärme und wechsle dann zur anderen Seite. Die Dusche füllt sich mit Dampf. Die plumpen Avancen des Duschvorhanges, der sich immer wieder anzuschmiegen versucht, weise ich murrend zurück. Ich stütze meinen Kopf an den kalten Fließen ab und beobachte die Müdigkeit, die rotierend im Abfluss verschwindet. Ich habe Hunger.
Die Kaffeemaschine mahlt.
Nein. Sie mahlt nicht. Kreischend versinken die Kaffeebohnen im Mahlwerk der Maschine. Der Apparat erhitzt das Wasser auf eine exakt eingestellte Temperatur und presst es unerbitterlich durch den duftenden Kaffeesand. In verheißungsvollen Tropfen springt das braune Gold in die Keramiktasse, wächst heran zu einer Pfütze, einem See und schließlich einem Ozean, dessen Brandung mir den Schlaf aus den Gliedern spült. Ein erster, mutiger Blick auf die Uhr: Ich muss los.
Die Zeit drängt.
Nein. Sie drängt nicht. Sie reißt mich aus meinem Traum, holt mich zurück in die Realität. Sie treibt mich vor sich her. Sie dirigiert ein Konzert aus heulenden Autos, mürrischen Busfahrern, Passanten, Terminen, Formularen, Renditen. In der ersten Pause gelingt es mir ungesehen das Konzerthaus zu verlassen. Ich steige auf mein Rad, trete zwei, drei mal in die Pedale, lehne mich zum Lenker vor, schmiege mich an den Rahmen und schließe meine Augen. Die Straßen sind wie leergefegt, niemand will die Vorstellung im Konzerthaus verpassen. Die Frühlingssonne zieht mich durch die frische Morgenluft über den Asphalt. Die Häuser werden kleiner, die Straße wird dünner, loser. Der Belag wird erst brüchig, dann zu Schotter und zu Sand schließlich. Die Fahrt geht durch Täler und über einen Berg, vorbei an einem Fluss bis hin zu einem Wald mit einer kleinen Lichtung. Hier endet mein Ausflug. Ich werfe mich in das weiche Gras und öffne zum ersten Mal wieder die Augen. Mein Blick fällt zur Seite, auf einen alten Bekannten: Der Wecker.