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Der Wanderer

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22.10.2002
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Der Wanderer

Der Wanderer - Eine Geschichte aus Kwandoria

Stundenlang marschierte er schon durch den strömenden Regen, und seine Kleider waren bis auf die Haut durchnässt. Die Regentropfen rannen ihm in unablässigen Bächen über sein Gesicht, doch er verspürte nicht den geringsten Unwillen darüber. Er war schon oft in solch brenzligen Situationen gewesen, und jedesmal war es ihm auf irgendeine Art und Weise gelungen, sich den Gefahren unterwegs zu erwehren.
Doch diesmal hatte er ein ungutes Gefühl bei der Sache, denn als er den Auftrag annahm, verspürte er einen leichten Widerwillen in sich aufsteigen. Ein Mann namens Kwoll kam in einer kleinen Schenke in Tangera auf ihn zu, als er sich gerade zu einem Krug Met etwas von den Strapazen seines letzten Abenteuers erholen wollte.
Die letzten Tage seiner Odyssey ins Unbekannte verliefen ja relativ ruhig, abgesehen von dem nächtlichen Erlebnis mit den zwei Frooghs. Urplötzlich kamen diese zwei häßlichen Kreaturen aus dem finsterem Dickicht auf ihn zugestürmt und zwangen ihn zunächst in die Defensive. Doch aufgrund seiner Geschicklichkeit mit dem Laserschwert, war es ihm ein leichtes, die plumpen Angriffsversuche der primitiven Wesen zu parieren und die beiden Frooghs lagen alsbald ziemlich erledigt am Straßenrand.


Was würde ihn denn dieses Mal erwarten? Der Mann sprach von einem Geheimnis, das es zu ergründen gäbe. Nur ein Skaahr-Krieger wie er einer ist, könnte es schaffen. Da er gerade wieder einmal ohne Geld war, nahm er den Auftrag nach einigem Zögern auch an. Er wollte nicht als Feigling vor diesem Kwoll dastehen, und schließlich war er ja auch dringend auf die Arrakh-Taler angewiesen.
Früher hätte er sich nicht für Geld kaufen lassen, da hatte er noch seinen Stolz besessen. Aber die Zeiten hatten sich geändert und das Leben in Kwandora war in den Jahren nach den Baum-Kriegen härter geworden. Ehrgefühl und Menschlichkeit verschwanden zunehmend und machten Gewalt und Habsucht Platz. Es war eine Welt, in der nur
die Stärkeren überlebten. Jeder war nur auf seinen Vorteil bedacht, um sich einen Platz in der Gemeinschaft zu sichern, die sich nur langsam nach all den Kriegsjahren regenierte.
Überall sah man in ihm den Fremden, den Todbringer und man war froh, wenn er in die nächste Siedlung weiterzog um dort sein Lager aufzuschlagen. Aber mittlerweile hatte er sich an die Ablehnung der Menschen gewöhnt, manchmal war er sogar recht froh darüber, daß sie ihn in Ruhe ließen und keine lästigen Fragen stellten.
Sicher, er war ein gefürchteter Mann, doch tief in seinem Innersten schlummerte die Sehnsucht nach Wärme, Liebe und Geborgenheit. Irgendwann einmal würde auch er sein Glück finden, doch das konnte noch eine Ewigkeit dauern. In der Zwischenzeit also blieb ihm nichts anderes übrig, als den Beruf des Söldners auszuüben. Geheimnisse gab es viele in dieser Welt, und so gab es auch genau so viele Glücksritter, welche sich den allgegenwärtigen Gefahren in ihr stellten.


Während er weiter durch den Dschungel irrte, wurde er sich allmählich erst der Tragweite seiner Handlung bewußt. Er befand sich im Gebiet der Unwegsamen Wälder jenseits des Laagh-Flusses, ganz in der Nähe der großen Bandai-Tempel. Es war ihm verboten, den Fluß zu überqueren, darauf stand die Todesstrafe. Doch er scherte sich einen feuchten Dreck darum, schließlich wurde er gut bezahlt.
In früheren Zeiten, so erzählte man sich, durfte jeder den Wald betreten. Das war vor den Baum-Kriegen und der Großen Bombe, als noch genug Grün auf dem Planeten existierte. Jetzt gab es nur die Wüsten, abgesehen von dem einzigen komplexen Waldstück der Welt.
Kwoll gab ihm etwas mit auf die Expedition, eine Art Talisman. Er war sich nicht sicher, ob er ihm von Nutzen sein konnte. Er würde es noch früh genug herausfinden. Inzwischen hatte der Regen aufgehört und der Wald erwachte wieder zu neuem Leben. Bald würde auch er Rast halten, um neue Kraft zu schöpfen. Denn der Weg war noch weit und führte durch den dichtesten Dschungel, den er sich vorstellen konnte.


Als es Abend wurde, ergriff die Müdigkeit von ihm Besitz und er suchte Unterschlupf unter einem Felsvorsprung, da es auch ziemlich kalt war. Am nächsten Morgen war er frisch und ausgeruht, so daß er sich alsbald auf den Weg machte. Das Wetter war diesen Tag nicht so miserabel, und auch einige Vogelarten stimmten in ein morgendliches Konzert ein. Bald fand er auch ein geeignetes Tempo, und er kam relativ schnell voran. Er war es nicht gewöhnt, sich mit dem Schwert den Weg zu ebnen, war er doch in einer der großen Wüsten aufgewachsen. Bis vor kurzem kannte er den Wald nur von den alten Legenden der Bandai-Priester, und auch diese waren lückenhaft. Für ihn waren dies alles ganz wunderliche Erfahrungen, selbst der Regen versetzte ihn immer wieder aufs neue in Erstaunen. Aber bisher hatte er sich noch an alles gewöhnt.
Wenn nichts dazwischen kam, würde er sein Ziel binnen zwei Tagen erreichen, doch sicher war das nicht. Überall lauerten Gefahren, und man erzählte sich, daß vielerorts Fallen aus der Zeit vor der Großen Bombe auf ihr Opfer warteten. Nicht umsonst wurde das Gebiet von allen Bewohnern Kwandorias wie die Pest gemieden, und so waren auch nur wenige Wächter für das riesige Territorium vorhanden. Wer einmal den Wald betreten hatte, wurde niemals wieder gesehen. Ein mulmiges Gefühl war das schon, aber er hatte nun einmal den Auftrag akzeptiert und mußte ihn dementsprechend erledigen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.


Plötzlich glaubte er leise Stimmen zu vernehmen, es klang fast wie der das Heulen des Windes. Irgendetwas oder irgendjemand war dort draußen. Sollte er nachsehen, wer da rief oder war es eine Falle? Unentschlossenheit machte sich breit. Vielleicht bedeuteten die nächsten paar Schritte schon sein Todesurteil. Er mußte es dennoch riskieren, es konnte ja sein, daß es ihm irgendwie weiterhelfen würde.
Langsam näherte er sich den Rufen. Und schon bald sah er auch etwas weißes hinter dem Gebüsch hervorblitzen. Der anfängliche Schreck in seinen Gliedern wich bald einem Gefühl der Erleichterung. Der mutige Skaahr-Krieger, der aus unzähligen Kämpfen stets als Sieger hervorgegangen war, hatte vor einem alten Mann Furcht verspürt. Der Greis saß zusammengerollt wie ein Embryo auf dem Erdboden und zitterte am gesamten Körper. Kaum war er fähig, zu atmen. Er sah, daß es jetzt keinen Zweck haben würde, mit ihm zu sprechen, also blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten. In der Zwischenzeit wollte er sich um das Mittagessen kümmern. Und schon bald hatte er auch schon etwas erlegt, eine Art Kreuzung zwischen einem Hasen und einem kwandorianischen Wüstenhuhn. Ein seltsames Tier, aber es schmeckte vorzüglich und verlieh wieder neue Kräfte.
Beim Essen erfuhr er, daß der Alte vor ihm so zusammengeschreckt war, weil er ihn für einen Wächter der Unwegsamen Wälder gehalten hatte. Es gibt zwar nur ein paar wenige Wächter, so erzählte der Mann später, aber die machen Jagd auf alles, was sich bewegt. Selbst vor einem Bandai-Priester, wie er einer ist, machen sie nicht halt. Sein Name ist Chan und er irrte schon seit nunmehr zwei langen Jahren durch dieses Terrain, ständig auf der Hut vor den Fallen und den Wächtern. Auch der Skaahr-Krieger stellte sich dem Priester nun vor: Claw vom Stamm der Wüsten-Skaahr, ewiger Wanderer durch ein von Unruhe geplagtes Land.


Im Verlauf des Gesprächs zwischen den beiden richtete sich das Augenmerk Chans vor allem auf den Auftrag des Kriegers. Claw hatte ihn zuerst nur erwähnt, mit Einzelheiten wollte er noch nicht heraus. Aber da sie sich jetzt genug von sich erzählt hatten und so jeder über den anderen Bescheid wußte, sah er keinen Grund, dem Bandai-Priester nicht zu vertrauen. Schließlich waren sie im Umkreis vieler Meilen vielleicht die beiden einzigen vertrauten Seelen. Kwoll sah in ihm seine letzte Chance. Niemand hatte ihm bisher bei seinem Problem geholfen, keinem konnte er in sein Geheimnis einweihen. Ständig mußte er auf der Hut vor den Fängern des Lords sein, sein Leben war immer wieder aufs neue Gefahren ausgesetzt gewesen. Doch in Claw fand er den Mann, den er suchte. Der Krieger war genau richtig für ihn.
Die Schergen des Herrschers von Kwandora wollten Kwoll zuvorkommen, aber er war ein cleveres Bürschchen, zumindest in dem Punkt er sich sicher. Er war auf der Suche nach etwas. Er war auf der Suche nach der Vergangenheit, einer Vergangenheit voller Frieden und Gerechtigkeit. Selbst dem Skaahr-Krieger konnte er nicht genau erklären, was er überhaupt suchte. Er wußte es ja auch nicht. Jedenfalls war der Gegenstand aus der Zeit vor der Großen Bombe. Eine Art Aufzeichnungsgerät mit dem man alles Gegenwärtige auf Ewigkeit festhalten könne. Das Problem war nur, daß diese Apparatur verschollen war und nur im Gebiet der Unwegsamen Wälder zu finden sei, jedenfalls sagten dies die alten Legenden. An Claw war es nun, das Ding aus aus der Vergangenheit ausfindig zu machen.


Das war seine Geschichte. Als er mit ihr geendet hatte, war eine Stunde vergangen. Es war wieder an der Zeit aufzubrechen, denn er hatte wahrlich keine Zeit zu verlieren. Froh war er dennoch, hatte er doch endlich einen Weggefährten gefunden. So verging wenigstens ~ie Reise etwas schneller. Noch immer hatte er keinen weiteren Blick auf den Talisman geworfen, deshalb wollte er das jetzt unbedingt nachholen. Vielleicht half ihm dies ein bißchen weiter. Während sie also marschierten, betrachtete er sich den Gegenstand, den ihm Kwoll mitgegeben hatte. Es war ein kleines Kästchen, ein wenig zu groß für einen Talisman, den man sich um den Hals hängen konnte. Auf der Oberfläche waren abstrakte Linien zu erkennen, die Claw zunächst nichts sagten. Bei genauerem Hinsehen erschienen Verbindungen, die ein Bild darstellen sollten. Wahrscheinlich eine Art Rechteck. Naja, er würde später noch genügend Zeit haben, sich mit dem Kästchen zu beschäftigen.
Inzwischen waren die Bedingungen ihrer Reise immer noch fabelhaft, das Wetter immer noch prächtig und ihre Laune einfach gut. Der Regen hatte endgültig aufgehört, so daß sie relativ zügig laufen konnten. Nur ab und zu mußte Claw mit dem Laserschwert nachhelfen, das war nun einmal keine Wüste, sondern dichtester Dschungel.
Plötzlich war ihm ganz wohl ums Herz, sein eigentliches Ziel lag weitab seiner Vorstellungskraft. Er wußte ja nicht einmal, was sein Ziel war.
So lagen die Dinge nun einmal und sie mußten damit zurechtkommen, ob sie wollten oder nicht. Hoffentlich blieb ihnen die Begegnung mit den gefährlichen Wächtern zunächst erspart. Jedenfalls würde ihnen das viel Zeit und Ärger ersparen. Manchmal sahen sie ein paar kwandorianische Wüstenhühner an sich vorüber huschen, aber das war auch schon alles. Zum Glück existierten nicht zuviel Wächter in dieser Gegend des Waldes, es gab einfach nichts Außergewöhnliches zum Bewachen. Wenn nichts dazwischen kam, würden sie bei Einbruch der Dämmerung den ersten Tempel der Bandai-Mönche erreichen. Und tat sächlich, kaum war die Abendsonne glutrot hinter den hohen Baumwipfeln versunken, sahen sie die steinernen Mauern des Gebäudes aufragen.


Ein wahrlich imposanter Anblick, es war unglaublich, wie sich der Tempel in die Landschaft einfügte. Bald erreichten sie auch schon die Tore desselben. Davor patroullierte ein Mönch mit sichtlicher Langeweile, als er die Ankömmlinge sah, begann er sichtlich erregt mit den Armen auf und ab zu rudern. Wahrscheinlich wollte er damit seinen Glaubensbrüdern im Tempel Signale geben. Wenige Momente später erschienen fünf weitere Mönche, die Chan und Claw augenblicklich festnahmen. Sie leisteten keinen Widerstand, da sie in friedlicher Absicht gekommen waren und keinem in irgendeiner Weise schaden wollten. Es würde sich hoffentlich bald alles aufklären, und wer konnte es den friedliebenden Mönchen verdenken, daß sie sich Fremden gegenüber mißtrauisch verhielten. Schließlich lebten sie in ständiger Furcht vor den Wächtern des Waldes.
Wie sie vermutet hatten, ließen die Bewohner der Tempelanlage sie nach wenigen Minuten wieder auf freien Fuß, doch bevor sie gehen würden, luden sie die beiden noch zum Essen ein. Es gab zwar nur eine einfache Suppe mit Brot und als Nachtisch Wasser, doch satt machte es nach der langen Wanderung allemal. Sie verspürten sogar gewisse Dankesgefühle gegenüber ihren Gastgebern, so hatten sie wenigstens eine Bleibe für die Nacht. Im Verlaufe des Abends kam das Gespräch auch auf den Zweck ihrer Reise. Die Mönche hatten ebenfalls noch nie etwas von diesem wundersamen Aufzeichnungsgerät gehört, es klang ja viel zu phantastisch. Doch sie waren froh, in Chan einen Priester ihrer Glaubensgemeinschaft, der Bandai, gefunden zu haben. Trotzdem konnte Claw noch einiges Wissenswertes über die Vergangenheit ihrer Welt erfahren. Im Tempel gab es alte Schriften und Chroniken, die schon seit vielen Jahren dort lagerten. Ärgerlich war nur, daß viele Seiten fehlten und unvollständig waren. Auch ließen sie sich nur bis zu einem bestimmten Zeitraum in der Vergangenheit zurückverfolgen. Doch mußte er mit dem zurechtkommen, was ihm vorlag. Immerhin war dies besser als gar nichts.

Die Angaben begannen mit dem Herrschaftsantritt des Großen Morcan, als der Terror in Kwandora Einzug hielt. Was vor dieser Zeit geschah, darüber schwiegen die Bücher. Nur eines wußte er mit Sicherheit. Irgendwann nach der Großen Bombe gab es nur noch Wüste auf ganz Kwandora, es verblieb nur ein zusammenhängendes Waldstück. Das letzte und einzige einer verlorenen Welt. Der Laagh-Fluß wurde zur Grenze zwischen dem kargen Wüstenland und dem grünen Dschungel.
Vieles also war ihm schon bekannt, aber einen Hinweis gaben ihm die Chroniken noch. Der Talisman! Sie schrieben etwas über das Kästchen von diesem merkwürdigen Kwoll. Es sollte eine Art Schlüssel für etwas sein. Aber ja, ein Schlüssel zu einer verschlossenen Tür, zu einer Vorrichtung vielleicht. Es würde ihm mit höchster Wahrscheinlichkeit bestimmt weiterhelfen, seinen Auftrag zu erfüllen. Mit Sicherheit bestand eine Verbindung zu der merkwürdigen Apparatur, von der Kwoll sprach und von der sein Auftragsgeber selbst noch nichts geahnt haben mußte. Sonst hätte er Claw sein Wissen mitgeteilt.
Der Talisman würde ihm das Tor in der Zeit öffnen, nur konnte er sich nichts genaueres darunter vorstellen. Wie sollte ein kleiner Kasten aus Holz einen Schlüssel ersetzen? Er würde es noch früh genug herausfinden. Vielleicht aber würde er überhaupt nichts erreichen und seine Mission war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Mittlerweile war Ruhe in den Tempelkomplex eingekehrt, nur vereinzelt konnte er noch leise Stimmen wahrnehmen. Chan und ein paar Mönche saßen noch an einer erkalteten Feuerstelle und sprachen miteinander. Ein Mönch sprang plötzlich von seinem Platz auf und lief wild gestikulierend davon. Neugierde befiel Claw, deshalb gesellte er sich zu den Verbliebenen. Sein Weggefährte klärte ihn aber alsbald über den Sachverhalt auf. Chan hatte einem der Mönche den Vorschlag gemacht, mit ihnen zu kommen. Doch der Mönch hatte ihn für verrückt erklärt, da er den Wald für gefährlich hielt, zu viele Fallen und Wächter gab es in ihm.

Der Bandai-Priester war enttäuscht, aber er konnte es seinen Brüdern nicht verübeln. Hier im Tempel waren sie in Sicherheit, warum sich also in Gefahr begeben? Nach diesem Zwischenfall beschlossen die beiden, ihr Lager abzubrechen, um sich möglichen Ärger zu ersparen. Noch in derselben Nacht machten sie sich also wieder auf den Weg. Zum Glück waren es bis zum Morgengrauen nur noch wenige Stunde, und es wäre alles weniger so schlimm gewesen, wenn diese verfluchte Feuchtigkeit und Kälte ihnen nicht so zu schaffen gemacht hätten. Claw hatte sich immer noch nicht richtig an das Klima im Wald angepaßt, doch er konnte damit leben. Chan schien es überhaupt nicht zu stören. Auf die Frage, warum er mit ihm weitergezogen ist, obwohl er doch ein ruhigeres Leben im Bandai-Tempel genießen könnte, antwortete er nur mit einem einzigen Wort: Wissen.
Claw konnte sich denken, was er damit meinte. Der Priester schien ein gelehrter Mann zu sein, der sich nicht mit dürftigen Erklärungen des Lords zufrieden gab. Er war auf der Suche nach Wahrheit. Deshalb war Claw auch der ideale Wegbegleiter für ihn, wahrscheinlich hatten sie das gleiche Ziel vor Augen.


Von einem Moment zum anderen war plötzlich alles anders. Beide wurden aus ihren Gedankengängen herausgerissen und standen einer neuen Gefahr gegenüber. Hastig griff Claw zum Laserschwert und nahm Angriffsstellung ein. Chan suchte derweil Schutz hinter einem großen Baum.
Das Wesen vor ihnen war ...unglaublich. So etwas hatte er sein Lebtag zuvor noch nie gesehen. Eine Ausgeburt der Hölle, ein Dämon der Finsternis, eine Verkörperung des Bösen. Ein riesiger Kopf, der mehr dem Kopf eines Wüstenschweines ähnelte, denn einem menschlichen Wesen, saß auf einem viel zu kleinem Rumpf. Es sah aus, als ob das Ding Probleme haben würde, sein Gleichgewicht zu halten. Mit Sicherheit war das auch der Fall. Da, wo bei einem Menschen die Gliedmaßen saßen, hatte das Wesen lange Tentakel an den Seiten herabhängen. Doch dem Skaahr-Krieger blieb nicht lange Zeit zur weiteren Bestandsaufnahme, er mußte sofort reagieren. Blitzschnell erfolgte nämlich schon der erste Angriff des Monsters, und Claw hatte Mühe, sich die wendigen Tentakel mittels seinem Schwert vom Hals zu halten und zurückzuschlagen. Einge Minuten ging es nur hin und her, die Kräfte waren gleichmäßig verteilt und es war nicht vorherzusagen, welche der Seiten zuerst am Boden lag. Mit der Geschwindigkeit, mit der die Fangarme nach Claw ausschnellten, zogen sie sich auch schon wieder zurück. Es war fast aussichtslos, einen Treffer zu landen. Doch mitten im Kampf geschah etwas Unerwartetes.


Sein Gegner zuckte plötzlich wie unter einem Hieb zusammen und drehte sich instinktiv in die entgegengesetzte Richtung. Dies gab Claw die Gelegenheit zwei der Tentakel mit einem Schlag abzutrennen. Ein fürchterlicher Schrei durchdrang den Dschungel. Jetzt wußte der Skaahr-Krieger auch, warum das Wesen abgelenkt war. Chan hatte einen Stein nach ihm geworfen. Aber nun gab es auch ein Problem mehr, denn sein Gegenüber war nun aufgebrachter als vorhin. Der Schweiß rann ihm unablässig über die Stirn, und es waren die ersten Spuren der Auseinandersetzung zu erkennen. Sein Hemd war zerrissen und an verschiedenen Stellen seines Körpers drang Blut aus kleinen Fleischwunden. Aber jetzt war auch er fuchsteufelswild und schlug mit ungeheurer Kraft gleich drei weitere Tentakel ab. Also war nur noch eines der widerwärtigen Gliedmaßen am Körper des Monsters vorhanden. Bald war es geschafft und der Kampf würde ein Ende finden. Und das geschah auch, indem das Ding einfach erschöpft auf den Boden fiel. Er konnte es kaum glauben, hatte er wirklich einen der gefürchteten Wächter der Unwegsamen Wälder vernichtet. Freude begann die Erschöpfung zu verdrängen. Freude und Dank, daß Chan genau im richtigen Moment den Stein zu seiner Unterstützung geworfen hatte. Sie waren nur sehr knapp dem Tode entgangen, das wurde ihnen erst einige Zeit später richtig bewußt.


Durch dieses Erlebnis fühlten sich die zwei Wanderer erst recht zusammengeschweißt, eine Freundschaft wie keine andere war entstanden. Nichts konnte sie jetzt mehr aufhalten und frischen Mutes marschierten Claw und Chan in das Morgenrot hinein. Natürlich mußten erst die Wunden verbunden werden, doch war dies schnell erledigt, da der Bandai-Priester ein Meister der Heilkunst war. Zudem hatten sie Glück, da im Wald alle nötigen Kräuter zur Behandlung der Verletzungen wuchsen. Ein wenig müde waren sie schon, da sie letzte Nacht nicht zum Schlafen gekommen waren. Den Tag aber wollten sie nutzen, um möglichst weit voranzukommen. Wenn nichts dazwischen kam, würden sie die nächste Nacht genug Schlaf finden.
Das Problem war nur, daß ihnen der genaue Weg nicht bekannt war. Irgendwo in den Tiefen des Waldes mußte eine seltsame Apparatur lagern, mit deren Hilfe sie vielleicht Aufschluß über die Vergangenheit ihrer Welt finden würden. Wenn sie wenigstens einen einzigen Anhaltspunkt besäßen, und sei er noch so klein. Aber sie hatten gar nichts in der Hand. Im Tempel der Bandai-Mönche hätten sie vielleicht einen Hinweis auf dieses Gerät gefunden, unglücklicherweise waren sie nur zu zeitig daraus verschwunden. Welch Ironie. Möglicherweise sah das Schicksal für sie etwas ganz anderes vor. Möglicherweise hatten sie überhaupt kein Recht, die Dinge zu ändern. Vielleicht würde dadurch alles nur noch schlimmer. Aber dieses Risiko mußten Claw der Wüstenkrieger und sein Weggefährte Chan der Bandai-Mönch eingehen. Sie waren schon viel zu weit in diese Geschichte vorgedrungen, als daß sie einfach aufgeben könnten. Nein, es war zu schon zu spät.


Vorsicht nistete sich in ihnen ein, jetzt mußten sie auf alle gefaßt sein. Es konnte gut möglich sein, daß sie sich jetzt allmählich dem Zentrum des Großen Waldes näherten und deshalb auf eine größere Anzahl der üblen Wächter stoßen würden.
So vergingen mehrere Tage, wenn nicht gar Wochen. Die Zeit verstrich ohne nennenswerte Ereignisse. Tag und Nacht zogen lautlos an ihnen vorbei. Die Stunden zu zählen, wäre ohnehin sinnlos gewesen, da in diesem Teil des Dschungels kaum Tageslicht eindrang.
Bei allen Göttern der Bandai, sie hatten doch kaum eine Chance das Gerät in solch einem riesigen Dschungel des Unbekannten und der Gefahren überhaupt zu finden. An manchen Tagen wollte er einfach aufgeben, vielleicht gab es einen anderen Auftrag, um sein Überleben in Kwandoria zu sichern. Aber Dank seinem Priesterfreund Chan konnte der Krieger jedesmal wieder zu seinem ursprünglichen Ziel zurückfinden. Die Zukunft ihrer Welt konnte von Erfolg oder Mißerfolg seiner Mission abhängen. Nunmehr stellte sich auch die Frage, wer Kwoll in Wirklichkeit war. Bestimmt steckte nicht nur materieller Anreiz hinter seinem Bestreben, an das Aufzeichnungsgerät zu gelangen. Was verbarg Kwoll vor ihm? Welche Rolle spielte er im finsteren Spiel der dunklen Mächte? Handelte er gar im Auftrag des Großen Morcans? Fragen über Fragen häuften sich in Claws Gedanken an. Sie mußten den Weg weitergehen, um wenigstens ein paar Antworten zu bekommen.


Furcht breitete sich in ihnen allmählich aus, je näher sie dem Zentrum kamen. Merkwürdige Geräusche drangen von überall auf sie ein. Zuerst dachten sie nur, es wäre der Wind, der die Geräusche verursacht. Aber als sich aus dem leisen Rauschen ein immer schrillerer Pfeifton entwickelte, vermuteten sie dies bald nicht mehr. Das Pfeifen steigerte sich von Minute zu Minute und ein Ende schien nicht in Sicht. Unerträgliche Qualen peinigten ihre Ohren, fast schien es, als ob ihnen die Trommelfelle durch die Gehörgänge flogen. Glücklicherweise erinnerte sich Chan einer Kerze, die er in seiner Manteltasche aufbewahrte. Claw sah darin ihre einzige Chance und holte hastig ein paar Zündhölzer hervor, mit denen er die Kerze entzünden konnte. Nach ein paar Fehlschlägen kam es endlich zu einer Flamme und einen Moment später konnten sie sich das flüssige Wachs in ihre Ohren tropfen.
Das war ihre Rettung. Ohne das Wachs wären sie verloren gewesen. Welch ein Glück, daß er auf Chan gestoßen war. Möglicherweise wäre er schon längst tot oder gefangen.
Es kam den beiden wie eine Ewigkeit vor. Minuten oder Stunden, sie konnten nicht sagen, wie lange sie mit den Pfropfen in den Ohren so dasaßen und warteten. Es war nicht sicher, ob sie den Lärm überhaupt aushalten konnten. Also gingen sie eine Zeitlang so weiter. Natürlich war das ein großes Risiko, da immerzu Gefahr bestand, angegriffen zu werden, aber ihrer Ohren zuliebe waren sie gern bereit, solch ein Risiko einzugehen. Doch das Glück war ihnen auch weiterhin hold und so waren sie allmählich wieder frohen Mutes, Abenteuer zu bestehen. Möglicherweise entfernten sie sich auch vom Zentrum des Waides, aber das war nicht von Bedeutung, da sie nicht genau wußten wo sie zu suchen hatten, geschweige denn wonach.


Vielleicht fanden sie das Aufzeichnungsgerät am Rande des Großen Waldes oder sie fanden es überhaupt nicht. Wer konnte das mit Gewißheit sagen. Wahrscheinlich niemand, noch nicht einmal der Große Morcan selbst. Endlich zwangen Chan und Claw sich, die Stöpsel zu entfernen. Das Pfeifen war zwar noch da, aber beileibe nicht mehr so durchdringend wie am Anfang. Dichtes Gestrüpp wucherte ihnen entgegen und das Vorwärtskommen wurde von Schritt zu Schritt immer schwieriger. Oft ging es ohne das Laserschwert gar nicht vorwärts, da Farne und Schachtelhalme meterhoch vor ihnen aufragten. So kam es, daß die zwei ohne Pausen nicht weit kamen.
Doch diese Pausen gaben ihnen auch die Möglichkeit, sich zu entspannen und versäumten Schlaf nachzuholen. Natürlich nicht ohne eine Wache zu halten, die abwechselnd einer der beiden schob. Am nächsten Morgen machten sie sich schon sehr frühzeitig auf den Weg, die beiden Monde verschwanden langsam im ersten Licht des anbrechenden Tages hinter den Baumwipfeln und die Sonne hüllte bald den gesamten Wald in rötlichen Schimmer. Erste Geräusche von sich regenden Tieren und Pflanzen drangen zu den beiden Abenteurern vor. Im Allgemeinen ein wunderschöner Tag auf Kwandoria im System des Arrakh.


Wäre da nicht ständig das Gefühl, im nächsten Augenblick einem der furchterregenden Wächter zu begegnen und zu sterben. Sie redeten wnig miteinander. Beide waren Einzelgänger und daher verstanden sie sich auch so ausgezeichnet. Meist genügten nur Blicke, um sich zu verständigen. So auch dieses Mal.
Claw, vom Stamm der Skaahr-Wüstenkrieger bemerkte ein paar Schritte vor ihnen eine ziemlich große Anhäufung von großen und mittleren Steinen. Was sollte das bedeuten? Nirgends sonst im Dschungel des Großen Waldes war ihnen so etwas aufgefallen. Es gab nur eine Möglichkeit das herauszufinden. Sie mußten die Brocken beiseite schaffen, vielleicht verbarg sich des Rätsels Lösung unter diesem Haufen von Steinen. Das war nicht ganz leicht, da die Steine ein ziemliches Gewicht hatten, aber die Neugierde siegte letztendlich doch. Darunter befand sich eine total ebene Fläche, die keineswegs natürlichen Ursprungs sein konnte. Dafür war die Fläche viel zu glatt, ja schimmerte regelrecht im Glanz der Sonne. Denkende Wesen mußten hier Hand angelegt haben.
Womöglich war dies eine Art Eingang zu einer unterirdischen Höhle. Und hätte nicht der Wind Farne und Grasbewuchs niedergedrückt, wären sie bestimmt an ihm vorbeigegangen.


Mittels eines kräftigen Stocks versuchten nun Claw und Chan, diese Platte zu entfernen. Die erwies sich ebenfalls als ein schwieriges Unterfangen, was hätten sie in dem Augenblick für ein Zugtier gegeben, aber mit vereinten Kräften konnten sie das Metall wenigstens bis zur Hälfte wegschieben. Hier zeigte sich wieder einmal, daß der Bandai-Priester trotz seines fortgeschrittenen und weisen Alters immer noch immense Kräfte besaß.
Der Eingang lag offen vor ihnen. Sehen konnten sie allerdings noch nichts, dafür war es viel zu dunkel in der Tiefe. Doch wozu besaß der Wüstenkrieger ein Laserschwert? Als er die Waffe einschaltete, ertönte das monotone Summen des Schwertes. Claw lächelte ungewollt. Nun konnten sie sich in die Höhle hineinwagen. Vorsichtig stiegen sie also hinab, möglicherweise war dies eine der berühmten Fallen der Wächter des Großen Waldes.
Das Weiterkommen erwies sich zuerst als nicht sonderlich schwierig, da das Gefälle bald nicht mehr so steil ins Innere des Waldes hinabführte. Vielmehr liefen sie jetzt auf einem geraden Weg, der keinerlei Gefälle oder Steigungen aufwies. Aber das konnte in dem düsteren bläulichen Licht des Laserschwertes auch täuschen. Bald aber trafen sie des öfteren auf schlängelndes Ungeziefer, welches aber vor dem Licht in die Ritzen an den Seiten flüchtete. Die Weggefährten waren übereingekommen, einen Spalt an der Eingangsplatte offen zu lassen, falls sich das Weiterkommen als unmöglich erweisen sollte oder sie die Flucht antreten mußten.


Nach langer Zeit weitete sich der Weg zu einer richtigen Höhle. Nach einigen Schritten und ein paar Schlangen weniger konnten sie auch bald die ihnen gegenüberliegende Seite der Höhle erkennen. Nun standen sie aber erst recht vor einem Hindernis. Sollte der gesamte Weg bisher umsonst gewesen sein? Es war nämlich kein weiterer Durchgang zu erkennen. Welches Geheimnis wohl diese Höhle bergen könnte? Sie wußten es nicht. Also beschlossen sie zunächst einmal zu rasten, vielleicht würde ihnen nach einer Ruhepause etwas mehr einfallen. Der Morgen war bekanntlich klüger als der Abend, obwohl bei dieser permanenten Finsternis keiner von Morgen oder Abend sprechen konnte. Claw war sofort eingeschlafen, der Priester beschloß, die Augen offen zu halten, damit sie keine unangenehmen Überraschungen erleben würden. Der Krieger träumte. Und als er aus seinem Traum erwachte, hatte er eine Idee. Der TALISMAN! Er würde ihnen bestimmt weiterhelfen. Das Wie würde sich noch zeigen. Aufgeregt zerrte er das kleine Kästchen, welches er an einer Schnur um den Hals trug und schon fast vergessen hatte, hervor. Nun hatte er zwar den Talisman, konnte ihn aber noch nicht einsetzen. Aus einem Instinkt heraus begann der Skaahr-Krieger nun systematisch die Wände des Höhlensystems zu untersuchen. Es war nur ein Versuch, es würde sich zeigen, ob er erfolgversprechend war. Wand für Wand betrachteten die beiden Gefährten und wollten schier verzweifeln, als sich nach mehreren Stunden Suche noch immer kein Erfolg einstellen wollte.


"Hier", schrie Chan, der Priester voller Freude und wies auf eine Vertiefung in der hintersten Höhlenwand, "ich habe das Schloß, nun benutze du deinen Schlüssel".
Jetzt wurden auch Claw die Zusammenhänge klarer. Der Talisman war der Schlüssel. Und das kleine Kästchen paßte genau in die Vertiefung der Wand. Zunächst passierte aber noch gar nichts. Sie warteten, ob etwas geschehen würde, aber das war nicht der Fall. Dann drehte er den Schlüssel einfach in der Vertiefung. Endlich, riefen beide enthusiastisch aus. Sie bewegt sich! Endlich bewegt sie sich!


Die Tür öffnete sich nicht wie sich eigentlich sonst normale Türen öffnen sollten. Der Fels wurde in sich zusammengeschoben, wurde immer kleiner, ja, er schien regelrecht zu verschwinden. Es war ein seltsamer Vorgang, der sich vor den beiden abspielte.
Die Öffnung war nunmehr schon von so großen Ausmaßen, daß Claw und Chan ohne Probleme nebeneinander eintreten konnten. Ein bißchen mulmig war ihnen schon zumute, als sie in die totale Finsternis eintraten, Stille umhüllte sie. In weiter Ferne war jetzt wieder das gespenstische Pfeifen zu hören, welches ihnen schon vor ein paar Tagen Schrecken bereitet hatte. Geistesgegenwärtig steckten sie sich das restliche Wachs schnell in die Ohren. Es grenzte schon an ein Wunder, das in der Dunkelheit so schnell zu erledigen.
Sie konnten nun nichts mehr sehen und hören, konnten auch nichts riechen. Nur ein Gefühl der Schwerelosigkeit ergriff von ihnen Besitz. Es war, als ob sie in einen Strudel hineingerissen wurden. Jegliches Gefühl von Zeit war plötzlich versChwunden. Eine Ewigkeit waren nur Sekunden und umgekehrt, ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit umgab sie. Welch wunderbares Schweben in dieser Leere und doch war es zugleich ein beängstigendes Gefühl.
Allmählich wurde es heller, Konturen wurden sichtbar und sie fühlten wieder Boden unter ihren Füßen. Sie ließen weiterhin alles mit sich geschehen, eine Chance zu entkommen, bestand ja sowieso nicht. Gewissermaßen waren Chan und Claw froh, den Schwebezustand zu verlassen. Das Licht wurde immer heller, bis die beiden ein seltsames Tier vor sich sahen. Für ihre Begriffe nicht sehr groß, doch wirklich sehr eindrucksvoll.

Auf dem Arrakh-System entsprach das Wesen in etwa einem Hind fünfter Ordnung, vielleicht auch ein wenig mutiert. Nur konnte der Hund senkrecht auf seinen Beinen stehen und sein Blick strahlte sogar einen Grad Intelligenz aus. Irgendwo hatte Chan schon etwas darüber gelesen. Aber ja, in den alten Legenden der Bandai-Priester war oft die Rede von schlauen Tieren mit aufrechtem Gang gewesen.
Demnach durften sie sich gar nicht mehr auf Kwandoria befinden! Wo waren sie denn nur hingeraten und was sollte der seltsame Schwebezustand bedeuten? Fragen über Fragen, aber noch keine Antwort auf des Rätsels Lösung. Mit Sicherheit aber würde das Hundegeschöpf ihnen wohl einiges erklären müssen.
"Natürlich werde ich das, ihr zwei Narren." Sichtlich zuckten Claw und Chan, der Priester zusammen. Plötzlich war diese Stimme da, obwohl der Hund überhaupt nicht seine Schnauze bewegt hatte, sondern noch immer die gleiche starre Haltung wie zuvor einnahm.
"Nun folgt mir endlich, oder muß ich ewig auf euch warten." Jetzt begriffen die Reisenden erst. Der Hund hatte in Gedanken zu ihnen gesprochen.


Dann fing er an zu laufen. Neugierig setzten auch sie sich jetzt in Bewegung und folgten dem Wesen. Außer dem Licht und ihnen selbst war überhaupt nichts zu erkennen. Möglicherweise befanden sie sich im Leeren Raum, was immer der Leere Raum bedeuten sollte. Nur ab und zu wallten dichte Nebelschwaden um ihre Füße beziehungsweise Pfoten. Doch der Marsch dauerte nicht lang, jedenfalls nach dem Zeitgefühl im Arrakh-System. Bald darauf machten sie an einem Torbogen halt und ihr neuer Weggefährte schien eine Weile zu überlegen. Aber dann öffnete sich das Tor in der gleichen Weise wie schon der Eingang in der Höhle.
Erstaunen machte sich in Claw und Chan breit, den Hund ließ allerdings der Anblick gleigültig. Er kannte so etwas wohl schon.
Vor ihnen sahen sie die wundervollste Landschaft, die sie je gesehen hatten.

Grüne Pflanzen, wohin das Auge nur blickte. Und mittendrin eine Unzahl von großen und kleinen Tieren. Es gab Vögel, die nach Futter für ihre Jungen Ausschau hielten. Kühe, die auf einer satten Weide grasten. Kleine Jäger durchstreiften das Gebüsch nach Beute. Tausende Insekten surrten durch die Luft und erzeugten das Gefühl, mitten in einem warmen Frühlingstag zu sein.
So eine Landschaft gab es sonst nirgendwo im System des Arrakh, geschweige denn in Kwandoria. Das Gebiet der Unwegsamen Wälder erschien dagegen wie die kärglichste Wüste.
"Hoffentlich ist dies alles kein Traum", bemerkte Chan zu seinem Freund, dem Skaahr-Krieger.
Claw dagegen hatte ihn gar nicht gehört, so beeindruckt war er. In der Ferne sahen sie verschiedene Türme im Licht der Sonne aufleuchten und wollten den Hund gerade darauf hinweisen, aber ihr Begleiter lief schon in diese Richtung. Sehr gesprächig war er nicht gerade, sie mußten mit ihren Fragen wohl noch ein Weilchen warten, wenigstens bis sie die Türme erreichten. Doch das geschah ziemlich schnell. Die Türme stellten sich als eine große Stadt heraus und bildeten nur den höchsten Punkt dieser Ansiedlung, welche in einem malerischen Gebirgstal lag.
An den Toren der Stadt blieb das Hundewesen wieder stehen und dieselbe Prozedur wie an den anderen Eingängen wiederholte sich. Anscheinend schien der Hund mit irgendjemanden zu kommunizieren, auf seine Art eben.

Endlich waren sie in der Stadt angelangt. Hier würden die Bewohner bestimmt weiterhelfen. Den Neuankömmlingen fehlten jegliche Worte, als sie sich richtig bewußt wurden, was sie für wunderbare Gebäude erblickten. Es gab große und kleine Häuser. runde und eckige, schmale und breite und so weiter. Charakteristisch war aber, daß jedes Haus seine Eigenarten hatte, keines ähnelte dem anderen. Nur die Bewohner dieser Wunderwerke ließen sich noch nicht blicken. Der Hund führte sie nun geradewegs in das größte und schönste Haus am Platz, welches eher an einen Turm erinnerte. Hier konnten sie frei eintreten, ohne ein weiteres Tor zu passieren. Im Inneren des Hauses waren kostbare Möbel und Bilder plaziert, die Claw und Chan förmlich entgegenzuspringen schienen. So viele Kostbarkeiten auf einer Stelle hatte der Bandai-Priester noch nicht einmal in der Schatzkammer des mächtigsten Bandai-Tempels gesehen.
Sie warteten also. Die Spannung stieg ins Unerträgliche und unruhig rutschten sie auf den wertvollen Stühlen hin und her. Was würde sie erwarten?
Nach einer Weile kam jemand die Treppe herunter. Unglaublich, es war ein menschliches Wesen wie sie. Erleichterung machte sich in ihnen breit. Sie hatten schon erwartet, daß ein Hund erscheinen würde.
Und er beherrschte auch perfekt die kwandorianische Hochsprache.


"Ein herzliches Willkommen entbiete ich Euch, Fremde aus Kwandoria" , begrüßte sie ein älterer Mann mit einer tiefen Verbeugung.
Auch die beiden Abenteurer verbeugten sich, den alten Traditionen entsprechend. Sie waren bemüht, nichts falsch zu machen, um nicht den Unmut ihres Gastgebers auf sie zu lenken.
"Verzeihen Sie, werter Herr, ich möchte nicht unhöflich erscheinen , doch sicherlich können Sie uns aufklären, wie wir in diese Situation gerateb sind", entgegnete Claw der Wüstenkrieger.
"Sicher, ich bin der Verwalter dieser Stadt, Moses von Wiesenthal. Ich bin schon seit Eurem Abenteuer in der Höhle über Euch gut informiert. Unsere Hunde sind doch wirklich gute Spürnasen, nicht?" "Ja, davon konnten wir uns schon überzeugen. Sie können Gedanken lesen. Übrigens, wir sind Claw vom Stamm der Wüstenkrieger und Chan der Bandai-Priester", stellte Chan zuerst den kräftigen Krieger und dann sich selbst vor.
Ein weiterer Hund kam aus einer Ecke des Zimmers und servierte ein köstliches berauschendes Getränk. Begierig tranken sie, da sie eine lange Reise hinter sich hatten. Der Mann forderte sie auf, sich zu setzen und während eines Essens weiter mit ihnen zu reden.


"Es ist uns nicht leicht gefallen, Euch in unsere Welt zu lassen. Wir sind Fremden gegenüber eigentlich immer mißtrauisch, da wir sehr abgelegen leben. Aber wir hatten keine andere Wahl, schließlich habt ihr den galaktischen Schlüssel dabei. Wie dem auch sei, jetzt seid ihr bei uns in der Mittleren Stadt. Der Schlüssel ermöglichte euch erst das Hinüberwechseln auf unsere Seite weit weg von Kwandoria und dem Arrakh-System. Die alles hier ist Südland, welches wir wegen seiner angenehmen Temperaturen so genannt haben. Hier herrscht immer Frühling, keiner leidet Hunger und das Wichtigste, hier gibt es keine Kriege oder sonstigen Zwistigkeiten", begann der Alte das Gespräch mit den Kwandorianern.
"Aber...aber das gibt es doch gar. Ein Leben ohne irgendwelchen Probleme. Das kann es gar nicht geben. Und was soll das mit dem Galaktischen Schlüssel bedeuten?" Claw war fasziniert und durcheinander zugleich. Chan dagegen hörte mit wißbegierigen Augen weiterhin zu.
"Wirklich, alle Bewohner der verschiedenen Städte verstehen sich ausgezeichnet, rege Handelsbeziehungen bestehen und Besuche finden statt. Aber spielt alle momentan keine wichtige Rolle. Wichtig ist, daß ihr endlich den Weg zu uns hierher gefunden habt. Wir wußten, irgendwann wird jemand aus Kwandoria zu uns kommen. Jetzt ist es so weit. Darauf laßt uns anstoßen."
Das weinartige Getränk mundete ihnen hervorragend und schon bald waren ihre Sinne halb betäubt.
"Wirklich ein guter Jahrgang", pries Claw.
"In der Tat, welch ein liebliches Getränk", antwortete Moses von Wiesenthal.
Das Gespräch zwischen Gästen und Gastgeber vollzog sich nunmehr nur noch schleppend dahin, kaum fiel ein Wort. Der Wein hatte seine starke Wirkung nicht verfehlt.


"Gut Scarabus, die wären erst einmal bedient." Und der Hund namens Scarabus zog sein Maul zu einer grinsenden Grimasse zusammen und trollte sich davon. Bald würde Moses am Ziel sein, solange hatte er darauf gewartet. Nun konnten die Bewohner von Südland wieder etwas Hoffnung schöpfen.
Aufgeregt begann Moses von Wiesenthal in seinen dicken Büchern zu lesen und mit seinen seltsamen Kästen zu arbeiten. Sonderbare Figuren erschienen alsbald auf der Oberfläche der Kästen und fingen an sich zu bewegen. Ab und zu mußte Moses irgendetwas drücken oder an einem von unzähligen Hebeln ziehen und der Kasten vollzog wieder seine eigenartigen Bewegungen und Moses' Miene hellte sich auf.
Der Rat würde begierig sein, von seinen Fortschritten zu hören. Das lange Warten schien sich doch gelohnt zu haben.


Die beiden Reisenden schliefen immer noch tief und fest. Wenn sie erwachten, würde schon alles für sie zu spät sein. Welche Hilfe konnten sie denn erwarten, sie waren allein in einer fremden Welt und es gab keinen, der ihnen helfen würde.
Claw und Chan vegetierten tagelang ohme Bewußtsein dahin, kaum daß sie am Leben waren. In der Zwischenzeit hatte von Wiesenthal seine Berechnungen fat abgeschlossen. Der Rat würde nun in zwei Tagen zusammentreffen.
Der große Tag rückte immer näher und viele Reisende aus dem Südland trafen mit ihren seltsamen rollenden und fliegenden Gefährten nach und nach ein. Unter ihnen war auch Abrax Abraxus, der weise Vorsitzende des Hohen Rates.
"Herzliche Grüße will ich Dir entbieten, hoher Bruder", begrüßte er Abrax Abraxus während er ihm in schnellen Schritten entgegeneilte. "Auch moses sei gegrüßt", erwiderte der Vorsitzende des Rates. Danach erfolgte die offizielle Umarmung der beiden alten Männer. "Die Lösung all unserer Probleme ist nah, bald wird unsere Rasse vom Untergang gerettet sein. Drum laßt und schleunigst mit der Versammlung beginnen."
Die Mittlere Stadt war inzwischen schon zum Bersten gefüllt, so viel Menschen waren bis dahin erschienen. Doch glücklicherweise waren die Türme und Gebäude dafür konzipiert, solche Massen aufzunehemen. Ein lauter langgezogener dumpfer Ton ließ plötzlich das gesamte Gebirgstal erzittern. Die Versammlung konnte beginnen.
Bald waren alle Verwalter der kleinen und großen Städte und Ansiedlungen Südlands in der größten Halle der Stadt eingetroffen.


"Liebe Brüder und Schwestern", eröffnete Abrax Abraxus unter tosendem Beifall die Runde, "dank unseres Bruders Moses von Wiesenthal, dem Verwalter dieser prächtigen Stadt, ist unsere Rasse vor dem Aussterben gerettet." Wieder erklang Beifall, diesmal etwas lauter. "Wie ihr alle wißt, schleppt sich schon seit Generationen eine schreckliche Seuche über uns dahin. Die Fruchtbarkeit unserer Frauen ist seitdem auf ein Minimum gesunken. Kaum werden in Südland noch Kinder geboren. Doch es ist uns gelungen, zwei Kwandorianer aus dem fernen System des Arrakhnebels hierher zu locken. Die Legenden berichten ja, daß diese beiden Welten vor Urzeiten einmal eins waren. Selbst unsere weisesten gelehrten wissen nicht mehr als in den Legenden steht. Nur eines ist sicher: die beiden Kwandorianer werden uns zu dem Heiligen Gerät des Erinnerns führen. Dann werden wir erfahren, was zu tun ist und der Fluch wird ein Ende haben."
Fragen wurden nun laut. Werden die Fremden überhaupt Kooperation anstreben oder werden sie sich weigern? Was wird, wenn sie von allem gar keine Ahnung haben? Der anfänglichen Begeisterung wich nun ein vereinzeltes Schweigen.
"Das, liebe Mitglieder des Rates, werden wir bald erfahren", versuchte der Vorsitzende des Rates die Menge wieder etwas aufzumuntern. Und Claw und Chan wurden geweckt. Ihnen wurden Aufputschmittel verabreicht, damit sie nicht wieder in Ohnmacht fielen. Doch nur mit Mühe konnte die beiden sich aufrechthalten, zeitweise mußten sie von den Hundedienern gestützt werden.


"Kwandorianer, ihr müßt uns helfen, das Heilige Gerät des Erinnerns zu finden und euch wird nichts geschehen. Im Gegenteil, bald wird sich der Schleier des Vergessens über eure Gedanken senken und ihr seid im Nu wieder in eurer Heimat."
"Unmöglich...nein, das kann nicht sein", sinnierte Chan der Priester und war mit einem Schlag putzmunter.
Der Rat wurde langsam unruhig. Wieso sollte das unmöglich sein? "Nun, auch wir waren bisher auf der Suche nach einer Art Aufzeichnungsgerät. Der Talisman war also unser Schlüssel in diese eure Welt. Wir hofften, das Gerät hier in Südland zu finden. Vielleicht handelt es sich gar um ein und dasselbe Ding. Nur, warum wart ihr uns gegenüber so unfreundlich und habt uns betäubt?" Chans Neugier wurde geweckt.
"Das lenkt die Sache natürlich in eine ganz andere Richtung. Es tut uns in der Seele weh, daß wir euch in solch einer Art und Weise kampfunfähig gemacht haben. Aber wir sahen darin unsere einzige Chance, unsere Welt vor dem Aussterben zu retten. Euer Talisman wird die Lösung sein. Wenn ihr mit ihm in unsere Welt gelangen konntet, so können wir ebenfalls in eure Welt gelangen, nach Kwandoria. Aber ja, das muß es sein. Wenn wir das Problem nicht in Kwandoria lösen können, dann nirgendwo sonst im ganzen Universum!"


Der Rat kam zum Ende der außerordentlichen Sitzung. Menschenmassen strömten aus dem großen Saal des Turmes in der Mittleren Stadt und es wurden schon erste Reisevorbereitungen getroffen. Bald würden sie wieder nach Kwandoria zurückreisen, um das Geheimnis zu lüften.
An der Reise nahmen nur Moses von Wiesenthal, Abrax Abraxus, Claw der Wüstenkrieger, Chan der Bandai-Priester und zwei weitere Mitglieder des Hohen Rates teil.
Schon am nächsten Morgen brachen sie in Richtung Höhlensystem auf. Begleitet wurden sie zunächst noch von ein paar Hundedienern, welche sich hervorragend an die Finsternis der Höhle anpassen konnten. Außerdem waren die Hunde für das Öffnen der Tore verantwortlich, da die Bewohner von Südland es schon im Laufe der Zeit verlernt hatten. Die Hunde wurden nur als Wächter eingesetzt oder als Bedienstete der Menschen.
Doch nachdem sie den Talisman in die kleine kästchenartige Öffnung gepreßt hatten und ihn herumgedreht hatten, waren sie auf sich selbst angewiesen. Der Eingang war offen. Zunächst passierte gar nichts. Doch nach kurzer Zeit setzte wieder der amgenehme Schwebezustand ein und eine Ewigkeit begann.


Sie konnten nicht sagen, wie lange sie in der Finsternis schwebten, bis sie das Licht am anderen Ende des Tunnels sahen. Begleitet wurde ihr Austritt aus der Höhle wieder von dem gespenstischen Pfeifen. Doch es waren nicht die vertrauten Bäume der Unwegsamen Wälder. Es war auch nicht das Plätschern des Laagh-Flusses oder die trockene Skaahr-Wüste, die sie erblickten.
Nein, vor ihnen baute sich eine riesige Pyramide auf. Wo zum Großen Morcan waren sie gelandet, fragte sich Claw vom Stamm der Wüstenkrieger. Fast schien es, als ob er in seiner Heimat, der Wüste, war. Eine karge Landschaft entlud sich den sechs Reisenden, doch eine Wüste war das nicht. Vielmehr ein Gebiet der völligen Leere. In Claws Heimat gab es wenigstens ab und zu einen Strauch oder es lagen ein paar Steine herum. Aber hier gab es nichts. Nichts außer dem Staub und der Pyramide. War es etwa nur der Staub der Zeit? Befanden sie sich zwischen den Dimensionen?
Es gab wiederum nur einen Weg, das herauszufinden. Sie mußten die Pyramide betreten. Eine kleine Öffnung, etwa halb so groß wie ein Mann, schien dazu geeignet zu sein. Nur mühsam krochen die sechs darunter hindurch. Glücklicherweise besaß Claw noch sein Laserschwert, da im Inneren völlige Dunkelheit herrschte. Es existierte nur ein einziger Weg, so daß sie sich eigentlich nicht verlaufen konnten.
Und sie verliefen sich auch nicht. So kamen sie nach einer gewissen Zeit schon mitten im tiefsten Zentrum der Pyramide an.


Das Gebäude war wie ausgestorben, es war kein Laut zu hören oder irgendetwas zu sehen. Der Weg hatte sie geradewegs zu einer riesigen Halle geführt. Die Halle war von solchen Ausmaßen, daß man nicht sehen konnte wo sie endete. Es gab keine Begrenzungen an diesem Ort, sogar als sie sich umdrehten. Der Eingang war plötzlich verschwunden. Sie standen im leeren Raum, mitten in der Unendlichkeit, umgeben von Nichts.
Fast weigerte sich der Verstand der Reisenden, das zu glauben, was sie doch sahen. Es konnte demnach nur der Raum zwischen den Dimensionen sein, das Zentrum jeglichen Lebens und Kraftguell des Universums! So stand es jedenfalls in den alten Legenden, wie es sich in Wirklichkeit verhielt, konnte niemand von ihnen mit Gewißheit sagen.
Plötzlich begann der Raum zu vibrieren und der allgegenwärtige Staub wurde aufgewirbelt. Es schien, als ob die Pyramide in sich zusammenstürzen würde. Doch das passierte nicht.
Claws Talisman, das kleine Kästchen, riß sich aber vom Hals seines Trägers und vollführte in der Luft irrwitzige Bewegungen. Es tanzte regelrecht auf und ab. Dann materialisierte sich inmitten des leeren Raumes eine Art Schrein, worauf sich das Kästchen zielstrebig draufzu bewegte und sich nach einer Drehung wie ein Schlüssel in eine Öffnung senkte. Es folgte einen Moment zunächst gar nichts.
Doch jetzt erklang eine Stimme.


"Wer wagt es, den unendlichen Frieden zu stören!!"
Claw raffte sich als erster und begann der furchterregenden Stimme aus dem Nichts zu antworten. "Wir sind sechs friedliche Reisende, die nicht wissen wie sie hierher geraten sind und suchen das Heilige Gerät des Erinnerns."
"Ihr wagt es, den Schlaf des allmächtigen Chronos zu stören!" "Verzeiht noch einmal vielmals, mächtiger Chronos", entgegeneten nun auch die anderen Fünf.
"Nun gut, jetzt wo ihr einmal hier seid, will ich sehen ob ich euch helfen kann. Von einem solchem Gerät habe ich schon einmal etwas gehört. In ihm sind vielerlei Informationen über so ziemlich alle Welten des Universums gespeichert. Doch kann ich euch keine Antwort geben, wenn ihr die Frage noch nicht gestellt habt."
"Das soll nicht das Problem sein, wir wollen nur wissen wieso das Südland dem Untergang geweiht ist", ereiferten sich die vier Gelehrten aus dem Südland."
"Und uns interessiert die Geschichte von Kwandoria vor den Baumkriegen", ergänzten Claw und Chan.
Die Stimme schien eine Weile zu überlegen.

"Es gibt eine Verbindung zwischen euren beiden Welten, wie ihr sicherlich schon vermutet habt. Jede bekannte Welt besitzt eine Parallelwelt in der unendlichen Weite des Alls, welche durch Dimensionstunnel miteinander verbunden sind. Vor unendlich langen Zeiten besaß der Planet Kwandoria einen unglaublich hohen Entwicklungsstand. Die Zivilisation stand auf der höchsten Stufe, aber es herrschte ständig Krieg zwischen den verfeindeten Völkern. Jeder mißgönnte dem anderem das, was er nicht besaß. So eskalierte schließlich die Situation bis die Baumkriege ausbrachen. Das führte fast zur vollständigen Auslöschung aller Grünflächen auf dem Planeten, nur eine zusammenhängende Fläche blieb bestehen.
Wissenschaftler und Intelligenz aller Nationen überlegten fieberhaft an einer Lösung. Eine Wiederbepflanzung schien aufgrund der riesigen Zerstörung unmöglich. Also verließen sie diese Welt, um anderswo mit all den technischen Errungenschaften ein neues Leben zu beginnen. Sie wußten von den Dimensionstunnel und machten sich dies zunutze, um in ihre Parallelwelt zu reisen - nach Südland. Allerdings wurde der Tunnel gut gesichert, durch grausame Wächter, und die restliche Bevölkerung wurde bewußt auf einem niedrigem Entwicklungsstand gehalten.
In der neuen Welt schien zuerst alles perfekt, eine wunderschöne Landschaft, ein mildes Klima und auch sonst waren alle Bedingungen für eine Neubesiedlung wie geschaffen. Die hundeartigen Ureinwohner waren kein großes Problem. Doch mit der Zeit wurde alles nur noch Fassade. Technisch immer perfekter werdend, entfernten sich die Alt-Kwandorianer immer mehr von ihren Ursprüngen. Bald vergaßen sie alle Grundlagen ihrer Existenz und nahmen alles als selbstverständlich hin. Dies führte zu einer großen Auslese unter ihnen. Die Natur bestrafte sie für ihren Leichtsinn und die meisten Frauen wurden unfruchtbar. Aber das wißt ihr ja bereits schon."


"Das ist ja furchtbar. Das muß alles schon so lange her sein. Wir haben es nicht anders gelehrt bekommen und so führten wir unser Leben wie schon Generationen vor uns." Moses von Wiesenthal bekam eine Gänsehaut.
"Es gibt nur eine Chance für eure beiden Welten, ihr müßt eure zwei Völker wieder zusammenbringen. So ist allen geholfen, die Südlanderinnen werden wieder Kinder gebären und die Kwandorianer werden ihren Planeten wieder zum Leben erwecken können."
"Doch wieso sind wir dann nicht auf Kwandoria gelandet, sondern hier bei Dir, oh mächtiger Chronos?"
"Es war meine Absicht, genauso wie der Talisman mein Werk ist. Sonst hätten eure beiden Völker nie zusammengefunden. Ab sofort wird der Tunnel nur noch diese Parallelwelten miteinander verbinden, allerdings funktioniert er immer nur in einer Richtung. Nutzt also den Tunnel, um das wiedergutzumachen, was eure Väter vor unendlich langer Zeit zerstört haben."
Die Stimme hatte zum letzten Mal gesprochen. Sie befanden sich nicht mehr in der Pyramide, sondern im Gebiet der Unwegsamen Wälder.


Es würde eine Ewigkeit dauern, bis alles wieder im rechten Lot war. Sollten sich doch die Gelehrten und Priester dieser Welten den Kopf darüber zerbrechen. Er verabschiedete sich von den anderen. Von nun an war er wieder auf sich allein gestellt. Claw marschierte schon seit Stunden durch diese Wildnis und durch den strömenden Regen. Seine Kleider waren bis auf die Haut durchnäßt und die Regentropfen rannen ihm in unablässigen Bächen über sein Gesicht, doch er verspürte nicht den geringsten Unwillen darüber. Er war schon oft in solchen brenzligen Situationen gewesen, und jedesmal war es ihm auf irgendeine Art und Weise gelungen, sich den Gefahren unterwegs zu erwehren.


E N D E

 

Hallo Micelli!

Ich habe deine Geschichte leider nicht ganz zu Ende gelesen - sie ist an einigen Stellen sehr langatmig. Die Idee, der Plott gefällt mir, die Umsetzung wirkt allerdings zäh - auch wegen einigen Zeitfehlern, Wiederholungen, Kommafehlern, Grammatikfehlern: z.B. (sicher nicht vollständig!!!):

Nur ein Skaahr-Krieger (KOMMA) wie er einer ist

Überall sah man in ihm den Fremden, den Todbringer (KOMMA) und man war froh,

nicht so miserabel, und auch einige Vogelarten stimmten in ein morgendliches Konzert ein. (evtl besser: stimmten ein KOnzert an)

Der Greis saß zusammengerollt .... Er sah, daß es jetzt keinen Zweck haben würde, mit ihm zu sprechen, also blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten. ("Er" missverständlich!)

Beim Essen erfuhr er, .... Es gibt zwar nur ein paar wenige Wächter, so erzählte der Mann später, aber die machen Jagd auf alles, was sich bewegt. Selbst vor einem Bandai-Priester, wie er einer ist, machen sie nicht halt. Sein Name ist Chan und er irrte schon seit nunmehr zwei langen Jahren durch dieses Terrain, ständig auf der Hut vor den Fallen und den Wächtern. (Konjunktiv osder direkte Rede)

keinem konnte er in sein Geheimnis einweihen (keineN)

So verging wenigstens ~ie Reise etwas schneller (die)

Davor patroullierte ein Mönch mit sichtlicher Langeweile, als er die Ankömmlinge sah, begann er sichtlich erregt (2 x sichtlich)

....und leider einige mehr. Insgesamt so leider sehr anstrengend und lang. Vielleicht liest Du nochmal Korrektur und raffst an einigen Stellen, ich glaube, dann lesen auch mehr Leute Deine Geschichte, wäre schade um die Idee.

Schöne Grüße, Anne

 

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