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Der Wahn der Heilung

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29.03.2008
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Der Wahn der Heilung

Das schrille Piepen des Analysegerätes weckte Harold unsanft aus seinen Tagträumen. Einen Moment lang verwirrt, schaute er ratlos durch den Raum, bis er die Quelle des Lärms ausgemacht hatte. Immer noch nicht ganz in der Realität angekommen stand Harold auf und ging durch das Labor, bis er an den Tisch mit dem Messinstrument kam, das unaufhörlich Lärm machte. Dieser schwer zu ertragende Ton hatte in den letzten Tagen eine nicht minder schwer zu ertragende Nachricht angekündigt, die Harold und seinen Kollegen auf den Magen schlug.

Seit fast zwei Jahren forschen Harold, vier weitere Wissenschaftler und zwei dutzend Assistenten an einem Serum zur Bekämpfung von allen Krankheiten. Zu Beginn sind alle Forscher zuversichtlich und voller Tatendrang in dieses Labor eingezogen, stand ihnen doch ein fast unbegrenztes Budget zu verfügen, das sie ohne Kontrolle oder Einschränkung nutzen konnten. Auch wenn es eine schwierige Aufgabe war, damals glaubten sie alle noch an ihren Erfolg, der auch nicht lange auf sich warten lies. Schnell konnte das Team aus Biologen und Chemikern Fortschritte erzielen. Vor einigen Monaten geriet ihre Arbeit ins stocken, seither haben die Forscher nahezu keine Fortschritte mehr erzielen können.
Jeden Tag jagte Harold einige Proben durch das Analysegerät, in der Hoffnung die Modifikationen am Serum wären erfolgreich. Seine Hoffnung wurde stets enttäuscht, deswegen wagte er es schon gar nicht mehr zu hoffen, als er den Computer bediente und das Piepsen endlich erlosch.

Negativ. Das Serum verband sich zwar mit der krankhaften Proteinkette, allerdings blieb es danach inaktiv und die restlichen krankhaften Proteinketten wurden nicht von dem Serum angegriffen.
Harold nahm seine Brille ab und legte sie auf den Tisch, schloss die Augen und begann sich mit den Händen die Schläfen zu massieren. Seine Kollegen wussten schon, was das zu bedeuten hatte. Harold war ratlos.
In Gedanken ging er wieder und wieder die Struktur des Serums durch, brütete über chemischen Formeln und begann sich Selbstvorwürfe zu machen. Warum musste er ausgerechnet an dieser Aufgabe scheitern? Das Mittel, das alle Krankheiten besiegen sollte war endlich in greifbare Nähe gerückt und er war der Mann, der dieser Aufgabe nicht gewachsen war. Er wünschte sich, dass er nie diese Aufgabe angenommen hätte. Das gesammelte Leid der Menschheit schien auf seinen Schultern zu lasten und Harold drohte unter dieser Verantwortung zu zerbrechen. Dabei war seine Aufgabe doch eigentlich simpel, er musste nur dafür sorgen, dass das Serum sich effektiv vermehren und im Körper verbreiten konnte, damit alle Krankheitsverursacher beseitig werden konnten. Den eigentlichen Wirkstoff entwickelten drei seiner Kollegen, das andere Team. Sie waren erfolgreicher. Das Team unter seiner Leitung behinderte den Fortschritt. Wie so oft in den letzten Tagen dachte Harold daran seinen Platz zu räumen, doch er wusste, dass er sich nicht so einfach aus der Verantwortung stehlen konnte. Es gab einfach keinen Ersatz für ihn.
„Morgen wird bestimmt ein erfolgreicherer Tag. Wir werden es schon schaffen, irgendwann.“
Melissa, Kollegin und Vertraute von Harold hatte sich in dem Stuhl neben ihm gesetzt. Harold versuchte ein schwaches Lächeln hervorzubringen, aber es schien ihm nicht zu gelingen. Er seufzte nur und überlies es Melissa das Gespräch weiter zu führen.
„Anton hat mir eben eine interessante Theorie vorgestellt, mit der wir es versuchen sollten. Sie basiert auf deine Idee der enzymatischen Spaltung, verfolgt aber einen etwas anderen Ansatz. Wir könnten damit Erfolg haben.“
Sie lächelte ihn an und für einen Moment hellte sich Harolds Stimmung ein wenig auf. Er konnte nicht anders als zuversichtlich zu sein, wenn er dieses sanfte Lächeln und diese beruhigenden, braunen Augen sah. Doch die Zuversicht währte nur kurz, die Realität konnte nicht einfach weggelächelt werden.
„Jetzt, da uns die Ideen ausgehen, kramen wir also in unseren alten Ideen herum, die sich schon als nutzlos herausgestellt haben.“
Melissa wollte schon protestieren, doch Harold hob abwehrend die Hände und fügte ihn versöhnlichem Ton hinzu:
“Vielleicht funktioniert es ja. Es ist besser, als nichts zu versuchen und nur zu grübeln“
„Genau so sieht es aus, Harold. Machen wir für heute Schluss. Am Besten du gehst nach hause und entspannst dich. Denk einfach an etwas positives, denk an Sarah und an deine Tochter.“

Langsam dreht er den Schlüssel um und öffnete die Wohnungstür. Kaum hatte er einen Fuß über die Türschwelle gesetzt, besserte sich seine Stimmung merklich. Das warme Licht, das der Deckenfluter verströmte und das ausgelassene Lachen seiner kleinen Tochter Anna bewirkten Wunder.
Anna saß gerade vor dem Fernseher und durfte sich einen Zeichentrickfilm ansehen, doch als sie Harold entdeckte, waren der Hase und die Ente sofort vergessen. Mit ausgestreckten Armen lief sie Harold entgegen und schrie voller Begeisterung „Papa ist wieder da!“. Harold nahm seine Tochter auf dem Arm und holte sie wie jeden Abend seinen Begrüßungskuss ab.
Mit diesem Moment war seine Arbeit vergessen. Keine Selbstzweifel, keine Verantwortung und keine Selbstvorwürfe plagten ihn mehr.
Seine Frau beobachtete ihn lächelnd, legte ihr Buch weg und kam ihm entgegen. Mit dem zweiten Begrüßungskuss war Harold endgültig in seine eigene Welt eingetreten. Einer perfekten Welt in der alles genauso war, wie es sein sollte. Zum ersten Mal an diesem Tag gelang Harold ein echtes Lächeln.

In der Nacht verschwanden seine Glücksgefühle wieder und wie so oft wurde Harold von Alpträumen heimgesucht. Immer wieder hörte er das Piepsen des Analysegerätes, das ihn scheinbar in den Wahnsinn treiben wollte. Er sah die Gesichter seiner Kollegen, die ihn hasserfüllt anstarrten. Die Bilder verschwammen und er stand alleine in seinem Labor, das grau und bedrohlich wirkte. Eine kalte Stimme aus dem Nirgendwo sagte in einem scharfen Ton: „Sie haben versagt, Doktor. Es ist ihre Schuld, dass die Krankheit überlebt. Das Leid ist ihre Schuld. Ihre Schuld…“
Die Stimme begann einen Sing-Sang, bis sie sich langsam veränderte. Das Labor begann zu verschwimmen und aus der Dunkelheit entstanden langsam neue Formen. Das Bild wurde immer klarer, bis Harold erkannte, dass er in seiner Wohnung war. Jetzt erkannte er auch, das sich die Stimme in die seiner Frau verwandelt hatte, die ständig wiederholend „Es ist deine Schuld“ zu Harold sagte. Sie klang nicht anklagend, nur tief traurig. Diese Traurigkeit lies Harold erschaudern.
„Was ist geschehen, Sarah? Sag es mir, was ist passiert?“
Anstatt zu antworten begann sie völlig aufgelöst zu weinen, Tränen vermischt mit ihrem Lidschatten rannen über ihre Wangen. Endlich bewegte sie sich und zeigte auf die gegenüberliegende Zimmerseite. Hastig drehte Harold sich um und sah dort ein Kleiderbündel liegen. Er stand auf und begann das Bündel zu untersuchen, bis er plötzlich lockiges, blondes Haar sah. Sein Herz begann zu rasen. So schnell er konnte begann er die Kleider zur Seite zu verwerfen, bis er das Gesicht seiner Tochter vor sich hatte.
Voller Verzweiflung blickte er in die leeren Augen, die leblos an die Decke starrten. Ihr ganzer Körper war kalt, Anna war tot. Harold konnte sich nicht mehr zurückhalten. Sein ganzer Körper begann zu zittern und er brach in ein leises Schluchzen aus. Plötzlich fixierten in die Augen seiner Tochter und das tote Mädchen sprach zu Harold: „Du bist Schuld. Du hättest mich retten können. Du bist Schuld…“
Schweißgebadet wachte Harold auf.

Am nächsten Morgen erschien Harold verspannt und immer noch viel zu müde im Labor. Der Schreck der vergangenen Nacht lag ihm noch in den Knochen. So schlimm waren seine Träume bisher noch nie gewesen.
Melissa, Anton und Harold machten sich daran ihre neue Idee in die Tat umzusetzen. Es dauerte zwölf Tage bis sie es geschafft hatten, das Serum so zu präparieren, das ein neuer Test möglich war. Harold durchlitt in dieser Zeit immer neue, noch schlimmere Alpträume. Mal sah er seine Tochter tot auf dem Boden liegend, mal seine Frau. Immer wieder sah er in ihre leblosen Augen und wacht wenig später Schweiß gebadet auf.
Durch seine Träume gepeinigt und des erholsamen Schlafes beraubt verlor Harold immer mehr an Kraft und auch an Gewicht. Sein Gesicht wirkte eingefallen und die dunklen Ringe unter seinen Augen waren schon lange nicht mehr zu übersehen.

Wieder ertönte das Piepen des Analysegerätes. Melissa und Harold saßen angespannt vor dem Computer. Anton, der die Proben am Vortag für die Analyse vorbereitet hatte und das Gerät anstellte, war an diesem Tag leider krank. Am Morgen hatte Anton angerufen und Harold berichtet, er habe sich wohl eine schwere Grippe zugezogen. Harold musste ihm versprechen, dass er ihn sofort anruft, sobald das Ergebnis der Analyse fertig ist.
Melissa und Harold sahen sich noch kurz an, dann öffneten sie die Datei, um sich die Ergebnisse anzusehen. Harold schloss seine Augen und zum ersten Mal in seinem Leben betete er zu Gott, es möge funktioniert haben. Er hatte keine Ahnung wie lange er diese Alpträume noch durchstehen könnte.

„Schicken sie ihn rein“
Leonhard Krane rückte sich noch einmal die Krawatte gerade, da ging auch schon die Tür auf und seine rechte Hand, Archibald Croft, betrat den Raum.
„Mr. Krane, es gibt gute Neuigkeiten. Das Serum, es funktioniert! Wir sind am Ziel.“ Archibald war völlig außer sich, seine Stimme überschlug sich vor Aufregung und auch Leonhard musste sich vor Aufregung setzen. Seine Hände begannen zu zittern.
„Ist das sicher Archibald?“
„Ja Mr. Krane. Ich habe einen Anruf von Harold Lang bekommen, sein Team hat es endlich geschafft das Serum so zu modifizieren, das es die Krankheit effektiv bekämpfen kann.“
Leonhard strich sich über seine Glatze.
„Wann können wir mit der Verbreitung beginnen?“
“In einer Woche wird die Menschheit das Wort Krankheit nicht mehr kennen. Es wird keine kranken Menschen mehr geben, alle werden gesund sein, kräftig, stark. Kein Leiden mehr. Wir haben es endlich geschafft.“

Harold hatte keine Alpträume mehr. Die gesamte Last war von ihm abgefallen. In der folgenden Woche war er sehr beschäftigt. Die neue Formel und der Herstellungsprozess des Serums mussten weitergegeben werden. Anschließend wurde Harold von allen Seiten gelobt und beglückwünscht. Für seine hervorragenden Leistungen erhielten er und Melissa großzügige Vergütungen.
Das Einzige was Harolds Glück trübte war Anton. Seine Idee hatte ihnen den Durchbruch gebracht und zur Erschaffung des Wunderheilmittels geführt, doch für ihn selbst kam es zu spät. Anton musste sich etwas Ernsteres eingefangen haben, sein Zustand verschlechterte sich rapide und nach nur drei Tagen verstarb er.

Zum ersten Mal sei drei Jahren konnte Harold mit seiner Familie in Urlaub fahren. Eine kleine Hütte an einem abgeschiedenen See mitten in einem riesigen Wald, fernab von dem Stress und Rummel der Zivilisation. An diesem Ort konnte Harold sich wunderbar entspannen und die Seele baumeln lassen. Die Zeit mit Sarah und Anna tat ihm wirklich gut.
Während der ganzen Zeit am See war Harold nur zwei Mal anderen Menschen begegnet, einmal einer Gruppe von Jägern und ein anderes Mal einem Camper. Anna war begeistert von der Idee im Freien zu übernachten und löcherte den Mann mit dutzenden Fragen. Ob es gefährliche Tiere gab und ob es in der Nacht sehr kalt wurde.
Der Mann gab Harold den Tipp, sich warm anzuziehen, da man sich schnell eine Erkältung einfangen könne, so wie er es getan hatte.
Obwohl Harold und Sarah sich gegen die Übernachtung im Freien entschieden, wurde Anna am nächsten Tag krank. Zuerst schien es, als habe sie sich am See erkältet. Am Abend ging es Anna so schlecht, dass Harold und Sarah sich entschieden, sie in ein Krankenhaus zu bringen.

„Es sieht so aus, als ob ihre Tochter sich mit dem Luna-Virus angesteckt hätte.“
Die Miene der Ärztin war niedergeschmettert. Harold und Sarah verstanden nichts.
„Luna-Virus? Was hat das zu bedeuten? Ist er resistent gegen das Heilmittel der Luna Medicine Company?“
Die Gesichtszüge der Ärztin wurden hart und ihr Blick verfinsterte sich.
„Heilmittel? Das Serum der Luna Medicine Company ist ein extrem tödlicher Virus. Er wurde überall auf der Welt freigesetzt, eine wahre Pandemie. Die Company sagt, unsere Kinder würden davon profitieren, da sie in einer Welt voller gesunder und starker Menschen leben werden. Aber sie sehen es ja selbst, es tötet unsere Kinder. Wie können sie da noch von Heilmittel sprechen?“

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Arthiel,
ein Serum zur Bekämpfung aller Krankheiten? Viel zu global schon von der Problemstellung her. Die haben sich von ihrem Arbeitgeber verarschen lassen. So gesehen führst du die paradoxe Logik eines hochstudierten Naturwissenschaftlers vor Augen, der null Ahnung vom restlichen Funktionieren der Welt hat.

Etwas steckt ja drin, z.B. dass das totale Ganze auch immer zugleich das totale Nichts ist. Oder z.B.dass in den kleinsten Dimensionen der Unterschied zwischen Nutzen und Schaden gar nicht mehr auszumachen ist.

Dennoch: Der Mann hat wirklich keine anderen Sorgen, als dass er das Mittel nicht finden könnte? Schläft er mit Melissa? Nervt ihn seine perfekte Familie nicht ein ganz kleines bisschen? Geht seine Frau mit Anton fremd und ein unbewusster Trieb zwang in zum globalen Vernichtungskrieg gegen sämtliche potenzielle Nebenbuhler? Oder ist er der totale Alexithymiker, der seine körperlichen Reaktionen nicht mit Emotionen koppeln kann?

Gruß vom Naso

 

Hi Arthiel,

zuersteinmal muss ich Claudio im Bezug auf die Handlung zustimmen. Ein heilmittel gegen alle Krankheiten klingt nun wirklich sehr utopisch. Trotzdem finde ich die Geschichte eigentlich ganz gut. Man sollte eventuell "alle Krankheiten" gegen eine bestimmte ersetzen. Auch solltest du noch einmal nach Fehlern wie zeichensetzung und fehlenden Buchstaben sehen. Einige hab ich beim Lesen selbst gefunden:

Er wünschte sich, dass er nie diese Aufgabe angenommen hätte.

- dass er diese Aufgabe nie angenommen hätte.

Dabei war seine Aufgabe doch eigentlich simpel, er musste nur dafür sorgen, dass das Serum sich effektiv vermehren und im Körper verbreiten konnte, damit alle Krankheitsverursacher beseitig werden konnten.

- ..eigentlich simpel: Er musste...
- ..verbreiten konnte [...] beseitigt werden konnten. Wort-Wiederholung

in dem Stuhl neben ihm gesetzt

- Vielleicht geht’s nur mir so, aber bei dem Satz wurde mein Lesefluss kurz gestört. „in den Stuhl neben ihm“ vielleicht besser?

Sie basiert auf deine Idee der enzymatischen Spaltung

- „deiner Idee“ – nichts für Ungut =P

doch Harold hob abwehrend die Hände und fügte ihn versöhnlichem Ton hinzu:

- „in versöhnlichem Ton“? – Das Wort „versöhnlich“ klingt auch komisch

Langsam dreht er den Schlüssel um und öffnete die Wohnungstür.

- Zeitfehler

waren der Hase und die Ente sofort vergessen.

- „waren Hase und Ente sofort...“ Hier stören die Artikel meiner Meinung nach.

Harold nahm seine Tochter auf dem Arm und holte sie wie jeden Abend seinen Begrüßungskuss ab.

- „..und holte sich..“

[...]war Harold endgültig in seine eigene Welt eingetreten. Einer perfekten Welt in der alles genauso war[...]

- seine – Einer. Stört etwas. Besser du schreibst „in seiner eigenen Welt angekommen“ oder besser noch: „Eine perfekte Welt KOMMA in der...“

Ihr ganzer Körper war kalt, Anna war tot.

- Fehlplatziertes Komma am Satzende? =P

Plötzlich fixierten in die Augen seiner Tochter[...]

- ...fixierten ihn...

Immer wieder sah er in ihre leblosen Augen und wacht wenig später Schweiß gebadet auf.

- schweißgebadet – außerdem hast du den selben kontext schon wenige Sätze eher so beschrieben

...verlor Harold immer mehr an Kraft und auch an Gewicht. Sein Gesicht wirkte eingefallen...

- Wiederholung

...hervorragenden Leistungen erhielten er und Melissa großzügige Vergütungen...

- erhielten er und..

Hat trotzdem Spaß gemacht die Geschichte zu lesen ;)

MfG,
Never --,-'-@

 

allo,

lange nicht mehr so gelacht. Schöner Unfug.
Die ganze Story stimmt von Hinten bis Vorne nicht.
Zum Ersten ist ein Universalheilmittel nicht möglich (zumindest nicht auf die dargestellte Weise), denn die Ursachen von Krankheiten können genetisch, bakteriologisch, virologisch u.s.w. sein. Wie soll so ein Wirkstoff funktionieren? Das hat was von „heiligen Gral“, also eine mythologische Komponente. Sehr spaßig.
Zum Zweiten ist der Stil (und wenn sogar der Proxi das sagt, muss was dran sein) holprig und fad. Wenn schon so eine glatte, chronologische Folge im Erzählfaden, dann doch bitte mit ein bisschen mehr Hirnschmalz.
Zum Dritten ist der Schluss lächerlich. Da kann man nur noch sprachlos die Lachtränen aus den Augen wischen. Himmel, wen sollen solcherart „böse Buben“ - Geschichten denn erschrecken? Die SF bietet doch so viele interessante Themenbereiche wirklicher Zukunftsgefahren an (wer die „Summa“ von S. Lem gelesen hat, hat Stoff für hunderte Storys), stattdessen wird immer wieder der alte Quark aufgerührt.

Proxi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Arthiel,
und ein Herzliches Willkommen meinerseits!
Lass dich von den Nörglern nicht ins Bockshorn jagen, man hat wohl übersehen, dass du ein Neuling bist, im Allgemeinen wird einem eine Schonfrist gewährt bevor man total verrissen wird.;)
Seh's als Kompliment, dass man dir mehr zutraut und von dir erwartet...

Kommen wir zu deiner Geschichte:
Das Serum gegen alle Krankheiten... schöne Idee, aber Proxi hat natürlich leider recht, dass dies der Gral wäre. So ein Mittel ist wissenschaftlich gesehen einfach nicht herzustellen.
Wie könntest du diesem Problem begegnen?
Du könntest die Wirksamkeit des Mittels einschränken.
Eine futuristische Krankheit droht die Weltbevölkerung zu dezimieren und muss bekämpft werden oder etwas ganz abwegiges wie ein Serum das nach Einnahme dauerhaft den Körpergeruch unterdrückt:D (Na, ja, der Witz ist vlt. ein wenig unpassend in diesem Zusammenhang)?
Der Rest der Geschichte könnte dann immer noch den Wissenschaftler zeigen, der panisch einen Impfstoff sucht, um seine Familie zu schützen und die Ansteckung seiner Tochter erfolgt vlt. über diesen Impfstoff.
Natürlich sollte die Ärztin am Ende das nicht einfach mal so zwischen Tür und Angel erwähnen, vlt. weis am Anfang keiner was das eigentlich für eine neue Krankheit ist, (ähnlich wie bei Aids mit Vorurteilen und Ängsten in der Bevölkerung) und dann ein halbes Jahr später der Befund: Papa ist Schuld!

Zu deinem Schreibstil:
Du benutzt Formulierungen wie:

Dieser schwer zu ertragende Ton hatte in den letzten Tagen eine nicht minder schwer zu ertragende Nachricht angekündigt, die Harold und seinen Kollegen auf den Magen schlug.
Das ist für den Leser anstengend zu lesen. Warum nicht eine Formulierung wie:
"Der nervtötende Ton hatte in den letzten Tagen immer wieder dieselbe Nachricht bedeutet. Fehlschlag!..." oder so ähnlich.
Um solche Kanten in einer Geschichte zu finden helfen mir immer zwei Strategien:
1.Leg die Geschichte ein paar Tage beiseite bevor du sie veröffentlichst.
2.Drucke sie aus und lese sie vor der Veröffentlichung noch einmal laut durch(ich weiß, dass dies ganz schön nerven kann, mach es trotzdem), danach kannst du alle Stellen an denen du stolperst, gleich mit einem Textmarker anstreichen und später überlegen wie du sie umformulierst.

Nächster Punkt:

Seit fast zwei Jahren forschen Harold, vier weitere Wissenschaftler und zwei dutzend Assistenten an einem Serum zur Bekämpfung von allen Krankheiten.
Hubs, hier meinst du es zu gut mit deinen Informationen. Du ertränkst mich armen Leser in Informationen und weil ich faul bin, fange ich bei diesem Satz an zu gähnen und überfliege den Rest der Geschichte nur noch.
Es wäre hier vollkommen ausreichend, wenn du an dieser Stelle schreibst:
"Seit fast zwei Jahren forschen Harold und seine Kollegen an der Herstellung eines Serums zur Bekämpfung von XYZ..."
Es ist nicht nötig das du mir alle seine Kollegen vorstellst, es sei denn du würdest sie später noch mal in die Geschichte ziehen, das tust du aber nicht.

Ein weiterer Tipp: Du schreibst immer wieder von dem Serum und nutzt auch andere Begriffe wie "krankhaften Proteinkette" (ich find' grad nicht mehr, waren das alle?) sie wirken teilweise ein wenig unsicher platziert, als wärst du dir bei der Wahl des Wortes nicht ganz sicher gewesen.
Um deiner Geschichte mehr Inhalt, Glaubwürdigkeit und Tiefe zu geben bietet es sich für so ein Thema immer an vorher ein wenig zu recherchieren (guck mal was du in Wiki zum Thema Impfstoffe und Medizin findest oder google einfach mal).
Durch die Recherche würdest du sicherer im Gebrauch von Fachwörtern, außerdem hättest du nach einer solchen Recherche vlt. einen größeren Wortschatz für das behandelte Thema und könntest das Wort Serum hier und da durch ein anderes ersetzen oder umschreiben. Die Geschichte kann dadurch echt an Abwechslung und Spannung gewinnen.

Dann fülle die Geschichte mit Gefühlen an. Beschreibe wie er beim Nachhausekommen seine Frau umarmt, wie er mit seiner Tochter im Urlaub durch den Wald tollt, wie er wütend und frustriert auf den Tisch haut als nichts funktioniert, wie er kreide weiß wird als er die Wahrheit über die Krankheit seiner Tochter erfährt. Solche Kleinigkeiten binden den Leser an die Geschichte und fordern ihn auf weiter zu lesen.
Tja bestimmt gibt es noch viel anzumerken und anzuregen wie du eine Geschichte mit mehr Tiefe schreiben könntest, aber versuche meine Anmerkungen doch erst einmal umzusetzen entweder indem du die Geschichte überarbeitest oder eine neue schreibst. Trau dich auf jeden Fall wieder etwas auszuprobieren und zu veröffentlichen. Die Kommentare hier sind selten halb so böse gemeint wie sie manchmal anmuten.;)

les' dich
Nice

 

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