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Der Wächter
Es hätte ein ganz normaler Tag sein sollen für Xaverius Bredwik, den Sicherheitsbeamten auf der Quella, einem mittelgroßen, in die Jahre gekommenen Forschungsschiff, das den Auftrag hatte, die wenigen Planeten des Epsilon-Eridani-Sonnensystems zu erforschen. Doch es sollte anders kommen.
Kaum hatte er sich aus seiner Liegevorrichtung bewegt und noch bevor er sich seinen täglichen Aufstehkaffee holen konnte, ertönte der Lautsprecher seines mobilen Verbindungsgerätes.
„Unbefugter Zugriff in der Dockingstation. Überprüfung erforderlich“, sagte eine computergenerierte Frauenstimme des automatisierten Überwachungssystems.
Ohne den Sinn dieser Worte richtig zu begreifen, schlenderte Xaverius, oder Xav, wie er sich zu nennen pflegte, da er seinen vollen Namen eigentlich hasste, zur Toilette und wusch sich mit einem Erfrischungsgel das Gesicht. Er zog sich seinen blauen Wächterkombi über, schnallte sich den Gürtel mit der Schockpistole um und verließ sein Zimmer. Wäre es ein modernes Forschungsschiff gewesen, welches interessantere und gefährlichere Aufträge erhielt als die verschlafen wirkende Quella, so wäre das Sicherheitssystem bestimmt besser und Xav könnte auf einem Bildschirm mit allem möglichen Schnickschnack, wie mobilen Überwachungskameras, Bewegungsmeldern und Infrarotkameras das Problem diagnostizieren und es ebenfalls mit modernen Mitteln, wie ferngesteuerten Robotern, beseitigen. Doch das hier war die Quella und deshalb war Xav gezwungen, sich die Dockingstation persönlich anzuschauen. Wenigstens besaß dieses Schiff Lifte.
Draußen im Gang ertönte die Aufforderung noch einmal, was relativ selten geschah. So selten, dass Xav aufmerksamer wurde und sich plötzlich wichtig vorkam. Er kam sich derart wichtig vor, dass er alle freundliche Lächeln, die ihm die Leute im Gang und in den Aufenthaltsräumen zuwarfen, ignorierte und sich auf direktestem Weg und mit einem ernsten Gesichtsausdruck zum Lift begab. Im unteren Teil des Schiffes verließ er den Lift, passierte die Reaktor- und die Maschinenräume und gelangte zur Dockingstation.
Als kleines Kind hatte Xav Sport gehasst. Er war damals nie wirklich gut darin. Doch es gab ein Spiel, bei dem er immer unfreiwillig mitspielen musste. Es war nichts Offizielles und die Regeln machten die großen Jungs. Einige von ihnen besaßen damals Magnetbälle, Gegenstände, die man eigentlich nicht als Spielzeug nennen konnte, da sie dazu viel zu gefährlich waren. Noch immer verstand Xav nicht, wie die Eltern dieser Kinder das verantworten konnten. Vielleicht konnten sie es ja verantworten, weil nicht ihre Kinder, sondern meistens Xav darunter litt, da er eben schlecht im Sport war und nicht weglaufen konnte. Das eigentliche Spiel bestand nun darin, den Magnetball, der die Magnetfeldströme der Erde nutzte und bis zu vierhundert Stundenkilometer beschleunigt werden konnte, Xav an den Kopf zu schmeißen. Am Anfang litt Xav dadurch an einer „unerklärlichen chronischen Migräne“, wie es die Schulärztin auszudrücken pflegte, bis er es gelernt hatte diesem Magnetball auszuweichen.
Als nun Xav den Schleusenraum betrat und dutzende, ihm unbekannte Personen darin auffand, rettete ihm diese, vor Jahren erlernte Fähigkeit, das Leben, denn noch rechtzeitig fühlte er förmlich, wie ihm ein Geschoss entgegenkam und wich ihm aus. Das Geschoss kam aus einer erhobenen Waffe, die eines der Wesen im Schleusenraum hielt. Geistesabwesend reagierte Xav rechtzeitig, sprang aus dem Raum und betätigte den Türschließmechanismus. Mehrere Schüsse prasselten an die sich schließende Türe.
Xavs Gehirn fing hastig an zu arbeiten, wahrscheinlich zum ersten Mal seit er wach war. Gleich mehrere Fragen tauchten in seinen Gedanken wie gemeine Wassermienen auf. Was waren das für Leute im Schleusenraum? Wie kamen sie dorthin und wieso schossen sie auf ihn? Und was sollte er dagegen tun? Schließlich war er hier der einzige Sicherheitsbeauftragte und ein solches Problem gehörte per Definition zu seinem Aufgabenbereich.
Weitere Überlegungen anstellen konnte er nicht, denn er hörte wieder das automatische Sicherheitssystem über das Verbindungsgerät sagen: „Erhebliches Sicherheitsproblem auf Deck 1 entdeckt. Personal in Gefahr. Überprüfung erforderlich.“
Xav lief es kalt den Rücken runter. Zum ersten Mal auf dieser Reise verspürte Xav Angst. Doch nicht um sich. Seine Kollegen waren in Gefahr!
So schnell er konnte rannte er zum Lift zurück, doch da wartete eine weitere Überraschung auf ihn. Mehrere bewaffnete Unbekannte standen bereits dort und eröffneten mit veralteten Schusswaffen das Feuer auf ihn. Xav sprang hinter eine Wand und stolperte in den Maschinenraum.
Wie waren diese Leute schon bis dorthin gekommen? Sie mussten die Andockstation über einen Parallelgang verlassen haben, noch bevor Xav dort unten ankam. Und anscheinend waren sie bereits auf Deck 1!
Xav durchquerte den Maschinengang und hastete durch den Wartungsgang zu einem Schacht, der nach oben führte. Auf Deck 1 kroch er, von einer pechschwarzen Wolke begleitet, durch eine Wartungsöffnung in einen Korridor.
Hier zog er seine etwas lächerlich wirkende Schockpistole und rannte durch den Gang, nicht genau wissend, was er da eigentlich tat. Er fand mehrere Getötete, alles ihm bekannte Leute, die in Gängen und Räumen gnadenlos erschossen worden waren. Vor Entsetzen zitternd, rutschte er auf einer Blutlache aus, fing sich aber wieder und erblickte plötzlich einen Bewaffneten nur drei Schritte vor sich. Die Person hatte eine menschliche Gestalt, trug eine dunkelgrüne, leicht glänzende Rüstung und einen eckigen Helm mit verdunkelter Scheibe, sodass das Gesicht nicht zu sehen war.
Ohne zu zögern riss Xav die Schockpistole hoch und feuerte mehrmals, doch schien die Schockpistole bei der Rüstung wenig Wirkung zu zeigen. Statt ohnmächtig hinzufallen, drehte sich der Unbekannte Xav zu. Angstschweiß schoss Xav daraufhin regelrecht aus den Poren, als er das große Gewehr des Gegners erblickte. Mit einem panisch klingenden Geräusch warf er sich mit Fäusten auf den Gegner und hörte nicht auf, auf ihn einzuprügeln, bis dieser mit zerschlagenem Helmglas und blutüberströmtem Gesicht am Boden lag.
Plötzlich tauchten weitere Gegner im Gang auf. Fast maschinell schnappte sich Xav das am Boden liegende Gewehr und gab mehrere Serien auf die Unbekannten ab. Ohne das Ergebnis zu sehen stürmte er in einen naheliegenden Raum und durch diesen in einen Parallelgang hinein. Auch hier hielten sich feindliche Einheiten auf, auf die er das Feuer eröffnete. Er rannte weiter zum Treppenhaus und gelangte so auf Deck 2 in die Kommandozentrale.
Hier wurde er von zwei Gegnern empfangen. Taktisch handelten sie sehr tollpatschig und Xav erledigte sie nach einem kurzen Feuergefecht. Er beschaffte sich neue Munition und sah sich im Kontrollraum um. Alle seine Teammitglieder, die sich hier aufgehalten hatten, waren tot; Wissenschaftler, Techniker, Piloten. Xav warf einen Blick auf die Aufzeichnungen der Außenkameras und erkannte, dass mehrere kleine Shuttles an die Quella angedockt waren. Sie waren derart klein, dass die Andockvorrichtung sie nicht von selbst erkannt hatte.
Was sollte er tun? Xav kam sich absolut hilflos vor. Dieser unbekannte Feind hatte die Quella völlig überrumpelt. Doch warum, wozu? Wer waren diese Leute? Xav hatte noch nie etwas von Weltraumpiraten in der Nähe des Epsilon-Eridani-Systems gehört. Es galt als unerforscht und absolut menschenleer. Und nun war die ganze Mannschaft außer ihm wahrscheinlich tot. In seiner Funktion hatte er kläglich versagt, doch was hätte er schon gegen eine ganze Armee anrichten können?
Gegner betraten die Kommandozentrale und Xav hatte gerade noch Zeit in Deckung zu hechten, bevor die Computer an der Stelle, an der er gerade gestanden hatte, völlig zerschossen wurden. Während er auf die Angreifer schoss, packte ihn ein neuer Gedanke: Er musste fliehen! Die Quella besaß mehrere Fluchtkapseln in der untersten Etage und im Oberdeck. Den unteren Weg wollte Xav nicht mehr nehmen, denn das wäre blanker Selbstmord, also kämpfte er sich zum Treppenhaus durch und rannte nach oben. Auf Deck 3 durchquerte er Labors und ein großes Gewächshaus, in dem Lebensmittelpflanzen sowohl für die Verpflegung als auch für Experimente aufgezogen wurden und die Atemluft teilweise erneuert wurde. Danach erreichte er durch einen schmalen, düsteren Gang die Fluchtkapseln und glitt durch eine runde Öffnung in eine hinein. Die Kapsel bot für fünf Personen Platz, alleine fühlte sich Xav ein wenig unwohl und kam sich irgendwie wie ein Verräter vor.
Während der Computer der Rettungskapsel das Flugziel berechnete, beziehungsweise nach dem nächstgelegenen verbündeten Schiff oder bewohnbaren Planeten suchte, wurde Xav in einen künstlichen Schlaf versetzt.
Bevor Xav die Augen schloss nahm er noch die Stimme des Sicherheitscomputers wahr: „Aktivierung einer Rettungskapsel auf Deck 2. Überprüfung erforderlich.“
Sein Schlaf endete abrupt. Derart abrupt, dass sich alles um ihn zu drehen begann, als er sich aufrichten wollte. Er fühlte sich, wie nach einem Aufenthalt in einer Bar, die gratis Alkohol ausschenkte und betrunkene Gäste schließlich durch die Sicherheitskräfte in den Müllcontainer am Hinterausgang hineinwerfen ließ.
Als sein Verstand aufhörte Pirouetten zu drehen, sah er auf der Schiffsuhr, dass er nur einige Stunden in der Kapsel verbracht hatte. Die Rettungskapsel selber hatte auch schon bessere Tage erlebt. Ihre Hülle war an zahlreichen Stellen gespalten und teilweise durch spitzige Felsbrocken durchstoßen. Durch die Spalten kam fades Licht hinein.
Xav torkelte nach draußen und realisierte, dass er sich in einer Art Canyon befand. Die Felswände waren glatt und hoch, die Vegetation nicht gerade üppig ein süßlicher Geruch lag in der feuchten Luft. Luft! Er konnte ohne Probleme atmen. War es vielleicht die Erde oder Antaria, die einzigen bewohnbaren Planeten, die er kannte?
Xav betrachtete den Himmel. Er war milchig grün mit blauen Schlieren. Eine Sonne war nicht zu sehen, doch schien der ganze Himmel hell zu leuchten. Auch die Gravitation war stärker als Xav es sich gewohnt war. Es war nicht die Erde. Was dann? Eines der Planeten des Epsilon-Eridani-Systems?
Xav verfluchte sich, dass er sich nicht mehr mit den wissenschaftlichen Untersuchungen befasst hatte und nun nicht die blasseste Ahnung hatte, wo er sein könnte. Er sammelte brauchbare Gegenstände aus der Kapsel zusammen, packte alles in seine Hosentaschen und nahm sich ein gekrümmtes Stück Hülle als Waffe für alle Fälle. Daraufhin marschierte er in eine Richtung, die er für gut passierbar hielt.
Die Schlucht wurde immer breiter, je weiter er ging. Nun gab es auch größere, buschartige Pflanzen oder was auch immer das war. An einer Stelle war die Schlucht wie aufgebläht, erinnerte an eine Lichtung in einem dichten Wald. Hier was es heller und wärmer, der Boden besaß zahlreiche Versenkungen, von denen einige mit Wasser gefüllt waren.
Xav sah etwas aus einer Vertiefung im Boden heraus huschen und ihm näherkommen. Er erkannte ein kleines, spinnenartiges Wesen, das er recht süß fand, bis zu dem Moment, als es ihn ansprang und dessen Beine in sein Gesicht bohrte.
Xav heulte auf vor Angst, riss sich das Ding vom Kopf und hämmerte mit seiner Schlagwaffe drauf, bis es kaum vom Boden zu unterscheiden war. Da tauchten weitere solche Kreaturen auf und Xav entschied sich, von hier abzuhauen. Etwas belämmert vor Aufregung rannte er weiter durch die Schlucht, bis diese einfach aufhörte. Er fand sich an einem Abhang wieder, von dem aus er eine wunderschöne Sicht auf eine große Ebene hatte. Dummerweise befand sich diese Ebene rund zwanzig Meter tiefer.
Ein winziges Wesen, keinen Millimeter groß, krabbelte fröhlich durch die Landschaft. Ein Mensch würde es als ein Insekt bezeichnen, was es aber rein biologisch gesehen nicht war. Denn es war in keiner Weise mit den Lebewesen auf der Erde verwandt. Das Wesen war reif und suchte sich voller Lebensfreude ein warmes Plätzchen, wo es sich dreiteilen konnte, um sich fortzupflanzen. Doch die Natur ist brutal. Ein anderes Wesen, grösser, länger und mit viel mehr Beinchen ausgestattet, schlich sich an das erste heran, betrachtete es durch die siebzehn Sehrezeptoren am Kopf und fraß es mitsamt der darin enthaltenen Lebensfreude ohne jegliches Bedenken.
Doch die Natur ist brutal. Durch den kurzen Todeskampf wurden drei Sandkörner bewegt, von denen eines dummerweise einen größeren Stein stütze, der daraufhin abrutschte und das größere Wesen, mitsamt dem kleineren Wesen darin, zerdrückte. Der größere Stein, hatte selber einen noch größeren Stein gestützt, der seinerseits eine ganze Steinplatte gestützt hatte. Das alles setzte sich nun in Bewegung.
Wie der Zufall es so wollte, stand Xav ausgerechnet jetzt auf der Steinplatte. Sie rutschte in den Abgrund hinunter, gefolgt vom schreienden Xav. Der Flug war ausgesprochen kurz und endete im Wasser. Hustend tauchte Xav wieder auf und schwamm zum nächsten Ufer. Schwer atmend und innerlich über die Schwerkraft fluchend hievte er sich über den Rand.
Er gönnte sich einige Minuten Ruhe und betrachtete dann die Landschaft. Abgesehen vom See, der ihn vor dem Tod bewahrt hatte und einen Wasserfall in der Nähe, gab es nicht viel zu sehen. Auch hier bestand die Vegetation aus einigen wenigen Büschen und langweiligem Gras. Die Ebene war von hohen Felsen umschlossen.
Dann erblickte Xav eine Höhle. Er fischte das Kapselteil, das er als Waffe benutzte, aus dem Wasser und schleppte sich zum Höhleneingang. Kaum war er dort, erschien wieder irgendein spinnenartiges Wesen. Nur war dieses nicht mehr klein und süß, sondern riesig und fett. Und irgendwie erinnerte es ihn an seine ehemalige Freundin. Nicht dass er einen speziellen Geschmack für Frauen hätte. Um es kurz zu fassen, Xav hatte sich an der Schule für Sicherheitsleute mit dieser stark übergewichtigen und einen männlichen Charakter besitzenden „Prinzessin“, wie sie sich selber nannte, angelegt, um unauffällig ihrer Freundin näher zu sein, die das süßeste und eleganteste Wesen der Schule war. Wie absurd und falsch er eigentlich gehandelt hatte, realisierte Xav viel zu spät.
Die „Spinne“ kam näher. Xav hielt seine Schlagwaffe nach vorne und schrie das Wesen an, was aber wenig Wirkung zeigte. Mit gezielten Schlägen auf dessen Kopf schlug er es bewusstlos oder tot. Eigentlich hatte er nun die Lust nach Höhlenforschung verloren, doch wie es aussah, war es der einzige Weg aus diesem Kessel.
Er benutzte die Taschenlampe, die er in der Hosentasche hatte und bewegte sich durch die steinige Höhle. Er musste viel klettern, stolperte andauernd oder rutschte aus. Wie durch ein Wunder erreichte er einen Ausgang ohne etwas gebrochen zu haben. Dort wartete ein weiteres Tal auf ihn. Und weitere, fettleibige Spinnen. Er schlug einigen davon die Köpfe ein und rannte so schnell er konnte davon.
Er marschierte schnellen Schrittes weiter, ohne jegliche Hoffnung irgendetwas Rettendes zu finden, als er plötzlich in der Ferne Häuser sah. Er war zu müde, um darüber zu staunen und bewegte sich direkt darauf zu.
Schon bald erblickte er auch Leute, die wie Menschen aussahen. Eine der Personen schien ihn bemerkt zu haben und kam mit raschen Schritten auf ihn zu. Sie hielt den Arm wie zum Gruß ausgestreckt. Nur wenige Meter vor ihr erkannte Xav, dass es keiner war. Der Arm war unnatürlich ausgedreht, was sicherlich ziemlich schmerzhaft war, der andere Arm fehlte völlig. Alle offenen Hautstellen des Wesens zeigten Spuren starker Verwesung, Haut- und Fleischfetzen hingen herab.
Xav musste sofort an Zombies denken, obwohl er Zombies für Fantasiewesen hielt und noch nie einen echten zu Gesicht bekommen hatte. Doch er hatte mal einen Film gesehen, „Zombies, Studentinnen und der hilfsbereite Polizist“, der zu äh… Unterhaltungszwecken gedacht war und wo solche Dinger drin vorkamen.
Die nach Schimmel stinkende Kreatur ließ sich durch Worte nicht beschwichtigen und Xav war gezwungen ihr Schläge zu verpassen. Zuerst auf den Arm, der daraufhin schmatzend abfiel und da es nicht nützte auf den Kopf, bis das Wesen leblos zu Boden fiel.
Xav, der sich eigentlich auf ein Bett und warmes Essen gefreut hatte, als er die Häuser gesehen hatte, kämpfte sich daraufhin durch die immer zahlreicher werdenden Zombies, bis er ein Haus erreichte und sich dort versteckte.
Da drin war alles sehr schön eigerichtet. Alle Gegenstände waren sehr einfach, es gab weder elektrisches Licht noch fließendes Wasser oder sonst irgendwelchen Kitsch moderner Zivilisation. Dafür gab es hier ein schlangenartig geformtes Schwert, das an der Wand hing. Xav nahm es an sich und da er nichts anderes Brauchbares fand, setzte er das Gemetzel draußen fort, diesmal mit der effektiveren Waffe.
Nach Stunden, in denen Xav Dutzende von Zombies niedergemetzelt hatte, fiel ihm ein bestimmtes Haus an einem Ende des Dorfes auf. Was daran so seltsam war, war der hohe, mit Stacheldraht versetzte Zaun darum herum, der das mittelalterliche Bild dieser zombieverseuchter Siedlung völlig durcheinanderbrachte. Xav rannte hin und schlüpfte durch ein Loch im Zaun hinein.
Auch im Inneren war das Gebäude untypisch eingerichtet. Hier gab es zahlreiche, längliche aus Kunststoff bestehende Tische, die mit Laborsachen vollgestellt waren. Da gab es alles von einfachen Reagenzgläsern und Rührstäben bis hin zu großen Analysegeräten, von deren Funktion Xav nicht die leiseste Ahnung hatte. Da gab es auch eine Menge unappetitlich aussehender Flüssigkeiten in diversesten Gefäßen, einen nicht laufenden, nuklearen Stromgenerator, elektrische Lampen, eine mobile Kücheneinheit, Heizteppiche und sogar einen kleinen Kühlschrank mit Bier drin. Xav stoppte sich die Hosentaschen voll mit allen möglichen Gegenständen, die er finden konnte. Sein Interesse weckten vor allem fünf kleine Fläschchen mit verschiedenfarbigen Flüssigkeiten darin, die in einer gepolsterten Box lagen. Daneben befand sich eine Notiz: „Für den Präsidenten“. Ohne sich weiter darüber Gedanken zu machen, packte er sie auch ein.
Nachdem Xav, um sich eine Pause zu gönnen, den Kühlschrank fast geleert hatte, schaute er sich die Sachen auf den Tischen genauer an. Er fand zahlreiche Papiere in einer Sprache, die von den Zeichen her der Sprache der Vereinigten Welten zwar ähnlich war, doch nur wenige Wörter ergaben auf den ersten Blick viel Sinn, was wahrscheinlich am Bierkonsum lag. Also legte sich Xav schlafen.
Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch als er aufwachte, war es draußen immer noch - oder schon wieder - hell. Xav frühstückte mit einem Bier und ging die Unterlagen von gestern noch einmal durch. Jetzt verstand er einiges mehr. Es war nicht die Sprache der Vereinigten Welten, doch die meisten Sätze waren verständlich. Es musste sich um eine Art Dialekt handeln.
Je mehr Dokumente er überflog umso schockierter wurde er. Er konnte nur schwer glauben, was er da las. Allem Anschein nach befand er sich tatsächlich auf einem Planeten im Epsilon-Eridani-System. Wegen des speziellen atmosphärischen Staubs ist es nicht möglich von außen zu sehen, dass der Planet bewohnbar ist, was erklärte, wieso die Menschen das noch nicht herausgefunden hatten.
Dafür wussten es die "Yar".
Vor mehr als hundert Jahren waren die Vereinigten Welten, welche damals nur aus den Planeten Erde, Mars, den Planetenmonden, Mond und Europa und dem Asteroiden Ceres bestanden, in einer sehr instabilen Phase. Das große Reich der Menschen drohte auseinanderzufallen. Es gab damals eine Rebellengruppe, welche glaubte, durch einen zerstörerischen Krieg würde das Reich seine Stabilität wiedererlangen und sie versuchte einen solchen zu provozieren. Der Versuch gelangte nur teilweise, die Bedrohung durch die Rebellengruppe, schweißte das Reich tatsächlich wieder zusammen, doch zum großen Krieg kam es nicht. Die Rebellen flohen mit mehreren Schiffen, von denen das Flaggschiff "Yar" hieß. In einer letzten Botschaft verkündeten sie, dass sie irgendwann zurückkehren würden, um ihr angefangenes Werk zu vollenden. Ab diesem Zeitpunkt betrachtete man sie als Weltraumpiraten und nannte sie Yar.
Xav merkte, dass er sich nun mitten in der Fortsetzung dieser wenig Sinn ergebenden Geschichte befand. Die Yar hatten früher auf diesem Planeten, dem "Oom" gewohnt und führten da ein einsames, ruhiges Leben. Doch ihre Anführer strebten noch immer darauf, zu den Vereinigten Welten zurückzukehren und Zerstörung zu bringen. Sie bildeten eine riesige Armee aus, begannen ihre eigenen Leute zu terrorisieren, die nicht bereit waren, dort mitzumachen und sie forschten. Sie forschten vor allem im Bereich der Massenvernichtungswaffen. Was dabei herauskam, war eine Krankheit, die aus normalen Menschen Zombies machte, wie Xav sie gesehen hatte. Es waren langlebige, hirnlose Tötungsmaschinen. Die Krankheit breitete sich soweit aus, dass die Yar gezwungen waren, den Planeten zu verlassen. Sie bildeten eine Basis auf einem passenden Asteroiden und nutzten Oom nur noch als Rohstoffquelle und als Testgelände.
Doch nun, viele Jahre später, schien die Krankheit nicht mehr so aggressiv zu sein und eine Rückkolonisierung würde wieder in Frage kommen. Aber wie es schien, interessierte es die Führung der Yar nicht. Sie konzentrierte sich nun völlig auf den Angriff und die Zerstörung der Vereinigten Welten.
Xav riss sich von den Dokumenten weg, erstaunt über die Fülle an Informationen, die hier zu finden waren. Die gesamte Schöpfungsgeschichte und die Zukunftspläne der Yar waren einfach so in einem Labor, in irgendeinem unbedeutenden Dorf zu finden. Nach einem weiteren Bier las er ein wenig weiter und fand eine Karte der Umgebung. Wie er herauslesen konnte, gab es eine noch funktionierende Basis der Yar nicht sehr weit von hier. Wenn er von diesem Zombieplaneten weg wollte, würde er früher oder später hingehen müssen, da es wohl nur dort Raumschiffe geben würde. Er machte sich gleich auf den Weg.
Stundenlang irrte er durch die gebirgige Landschaft, bis er in der Ferne etwas sah, was an eine Stadt erinnerte. Schon von weitem erkannte er auch, dass ein Raumschiff in großer Höhe darüber schwebte. Ein Atmosphärenlift, eine wie ein Schlangendarm nach unten hängende Röhre, verband das Schiff mit einem hohen Gebäude in der Stadt.
Xav näherte sich der übertrieben hohen Stadtmauer, fand einen Lüftungsschacht, kletterte zu ihm hoch und hinein.
Im Schacht stank es fürchterlich nach einer überkochten Knoblauchsuppe, wie Xav sie von seiner Großmutter her kannte, die ihn sehr gerne damit gequält hatte. Durch den Mund atmend erreichte Xav nach zahlreichen Sackgassen eine Öffnung die in einen dunklen Raum führte. Er kletterte heraus und fand sich auf etwas Weichen, Unförmigen wieder. Er ging in die Hocke und tastete den Boden ab, um herauszufinden, was es war. Die Wahrheit jagte ihm den Angstschweiß auf die Stirn: Leichen! Überall wo hintrat lagen nackte, tote Körper. Er versuchte panisch diesen Ort zu verlassen, verlor den Halt und trudelte einen ganzen Berg von Toten hinunter, bis er endlich auf kaltem Steinboden landete. Schwer atmend kroch er weiter, fand eine Wand und ertastete sich bis zu einer Metalltüre, durch die er wie angebrannt rannte. Er fand sich in einem großen, schwach beleuchteten Treppenhaus wieder, wo er sich einfach hinsetzte, bis sein Herz aufhörte Polka zu tanzen.
Er fragte sich gar nicht, was all die Leichen zu bedeuten hatten, sondern schlenderte weiter. Das Treppenhaus führte ihn nach oben und schließlich nach draußen auf einen Platz in der Stadt. Sofort wurde er von einem bewaffneten, dreckig aussehenden Soldaten entdeckt. Dann ging das Chaos los.
Der Soldat begann Xav Sachen zuzurufen, die er nicht verstand und Xav begann ihn nachzuahmen, da er dachte, es handle sich um eine Art Gruß. Der Soldat wurde aber wütend und riss seine Waffe hoch. Mit Armen und Beinen deutete er auf Xavs Schwert, das dieser am Gürtel trug, und machte ihm klar, er sollte es wegwerfen.
Xav warf es weg. Dem Soldaten in die Brust. Dann schnappte er die Maschinenpistole des sterbenden Gegners und lief zu einem Gebäude um sich dort zu verstecken, denn durch den Lärm wurden weitere Bewaffnete nach draußen gelockt.
Dummerweise war das Gebäude eine Art Kantine, wo sich zahlreiche Soldaten aufhielten. Als Xav hineinschlich, blickten ihn alle verdutzt an. Als erster schoss der Koch auf ihn. Schießend ergriff Xav die Flucht, rannte wieder hinaus und wählte ein anderes Gebäude. Dort drin gab es mehrere Personen, die gepflegte Arbeitskleidung trugen und an Computern arbeiteten. Mehr Zeit, um sich umzusehen, bekam er nicht, denn die wildgewordene Meute aus der Kantine stürmte hinein und begann auf alles und jeden zu schießen. Xav sprang in Deckung und kroch durch einen Seitenausgang hinaus. Die Feinde waren völlig ins Schießen vertieft und nur wenige folgten ihm nach draußen. Er erledigte sie mit gezielten Schussserien.
Dann machte sich Xav auf den Weg zum Haus, in das der Schlangendarm hineinführte. Er nutzte kleinere Gassen und erreichte das Hafengebäude ohne entdeckt zu werden. Beim Eingangstor verprügelte er einen Wächter und gelangte mithilfe seiner Schlüssel ins Innere. Den Wächter sperrte er in einem Kellerraum ein und durchsuchte danach andere Räumlichkeiten. An einer Stelle fand er laufende Computer mit Informationen zum angedockten Schiff. Es handelte sich um die "Miar", ein hoffnungslos veraltetes Truppentransportschiff, das schon bald ablegen würde. Das Ziel war die Hauptbasis der Yar auf dem Asteroiden "Yachmorich" im Epsilon-Eridani-System.
Das war die Gelegenheit, hier zu verschwinden! Xav schlich sich zum Lift und fuhr ins Schiff hinauf. Oben im Hangar versteckte er sich hinter großen Geschützen und überlegte sich, was er als nächstes tun sollte. Sollte er das Schiff kapern, beziehungsweise den Kapitän als Geisel nehmen und die Mannschaft zwingen zur Erde zu fliegen? Oder sollte er alle im Kontrollraum erschießen und das Schiff selber fliegen? Oder sollte er eine Rettungskapsel aufsuchen, sie umprogrammieren und sich zur Erde schießen lassen? Oder... Nein. Er würde bleiben, auf Yachmorich fliegen und es diesen Yar eine ordentliche Ohrfeige verpassen. Er wollte Rache. Sie hatten alle seine Teamkollegen, die einzigen Freunde, die er jemals hatte, getötet. Sie hatten ihn seines Jobs, seiner Zukunft und seines Aufstehkaffees beraubt!
Zu allem entschlossen schlich sich Xav ins Innere des Schiffes und versteckte sich in der Kabine einer dreckigen Herrentoilette, wo er, Energiepillen aus der Rettungskapsel kauend und auf der Klobrille schlafend, die gesamte Reise verbrachte.
Nach der Landung wartete Xav einige Stunden bis sich außerhalb seines sicheren Plätzchens alles beruhigte und schlich sich wieder in den Hangar. Er benutzte den Schlangendarm und fuhr nach unten. Als er herauskam staunte er über die Umgebung. Die Andockstation befand einigen wenigen Häusern unter einer durchsichtigen Kuppel, die mit einer Atmosphäre versehen war. Zuoberst gab es sogar Wolken. Die Gravitation war etwas schwächer als auf der Erde. Womöglich verwendeten die Yar Gravitationsgeneratoren um auf dem wesentlich kleineren Asteroiden ähnliche Schwerkraftverhältnisse zu schaffen. Aus seiner erhöhten Position bei der Dockingstation erkannte Xav, dass sich außerhalb der Kuppel eine öde, graue Landschaft befand, welche mit zahlreichen Sonnenkraftwerken bepflastert war. Der Horizont schien nicht weit entfernt zu sein. Der Epsilon Eridani leuchtete schon fast unangenehm stark von weit oben herab.
Was nun? Xav wusste nicht, wie er nun vorgehen sollte. Er verließ die Dockingstation und fand sich auf einem größeren Platz wieder. Die Leute hier schenkten ihm keine größere Beachtung. Xav entdeckte eine Art Bar und ging hinein. Es gab da nicht viele Leute, die Stimmung war wie auf einer Beerdigung und auch hier beachtete niemand Xav, der mit der Waffe in den Händen hereinspazierte. Er nickte dem fettleibigen Barkeeper zu und bekam schon ein Getränk serviert, das nach einer Mischung aus Wodka, Bier und Bratensauce schmeckte.
Er trank einige Gläser davon und versuchte mit dem Barkeeper ein Gespräch anzufangen, der aber Xavs Aussprache nicht verstand und ihm schließlich nicht mehr zuhörte. Stattdessen begann er irgendein Lied vor sich hin zu grunzen.
Plötzlich wurde es dunkel in der Bar und ein Bildschirm an einer Wand leuchtete auf. Dort erschien eine Person im Anzug, die sich mit einer Rede an die Zuschauer wendete. Zuerst dachte Xav, dass es sich um eine Zahnpasta-Werbung handelte, da der Sprecher unnatürlich weiße Zähne hatte, doch aus dem Gesagten konnte er erraten, dass es sich um eine Art Präsident handelte, der sein Volk, die Yar, über die militärischen Fortschritte informierte. Als das Video beendet wurde, wendete sich Xav wieder an den Barkeeper und fragte ihn, Hände benutzend, wo er diesen Mann finden könnte, der gerade geredet hatte. Anscheinend hatte dieser begriffen und gab Xav einen kleinen Stadtplan auf dem außer Werbung für Windeln und Alkohol tatsächlich auch eine Karte drauf war.
Xav bedankte sich und wollte schon herauslaufen, als der Barkeeper ihn stoppte und Geld verlangte. Xav leerte seine Taschen, schenkte ihm seinen ganzen Kram, abgesehen von den seltsamen Fläschchen und seinen letzten Energiepillen. Doch erst nachdem er ihm auch noch die Maschinenpistole gegeben hatte, war dieser zufrieden und ließ ihn gehen.
Xav folgte dem Plan und nahm einen Lift, der ihn weit ins Innere des Asteroiden brachte, wo er sich in einer Art unterirdischer Stadt widerfand. Nach langer Suche fand er den Präsidentenpalast. Die Wache ließ ihn nicht herein also suchte Xav die Umgebung ab und fand einen engen Wartungsgang. Durch diesen gelangte er in einen der Korridore im Gebäude. Dort befanden sich mehrere Wachmänner, die Xav leise einen nach dem anderen ausschaltete und ihrer Waffen habhaft wurde.
Er studierte den Plan des Gebäudes, das einer der Wächter bei sich hatte und machte sich auf den Weg zum Präsidentenzimmer. Ein Lift brachte ihn einige Meter nach oben, wieder näher zur Oberfläche des Asteroiden. Hier waren die Räume sehr prunkvoll eingerichtet. In der Lobby, in der Xav ankam wurde er durch mehrere Soldaten empfangen. Zuerst starrten sie ihn verwirrt an und begannen dann aus ihren Pistolen zu schießen. Mit zwei Maschinenpistolen bewaffnet säuberte Xav sich den Weg zum Präsidentenbüro.
Der Präsident, der Mann, den Xav schon im Fernseher gesehen hatte, erhob sich harsch von seinem Bürostuhl, der daraufhin krachen nach hinten fiel. Er blickte Xav böse an.
"Was zur Erde soll das?", schrie er aufgebracht in einem für Xav schwer verständlichen Akzent. "Wie kannst du es wagen hier reinzuplatzen? Wer bist du überhaupt?"
Xav hatte nicht vor sich vorzustellen, sein Name wäre sowieso zu kompliziert für diese Sprache. Er kam gleich zur Sache: "Wieso habt ihr mein Schiff angegriffen? Und wieso wollt ihr die Vereinigten Welten vernichten?"
Der Präsident starrte ihn zuerst etwas verdutzt an, dann verzog sich sein Mund zu einem hämischen Lächeln.
"So ist das also", sagte er, Xavs Sprache benutzend. "Du bist also dieser Wachmann, von dem mir berichtet wurde. Du hast da eine ganz schöne Leistung erbracht, wenn man bedenkt, dass du nicht mehr als ein Sicherheitsbeauftragter auf einem Forschungsschiff bist... Oder warst."
Xav spannte sich an. "Deine Leute sind einfach nur unfähig. Beantworte meine Frage!"
"Aber, aber. Solche Leute, wie dich könnte ich gut brauchen. Für meine persönliche Wache zum Beispiel... Dein Schiff wurde angegriffen, da wir nicht riskieren können, dass wir entdeckt werden. Ihr wart einfach zu nahe an Oom dran."
"Und die Vereinigten Welten? Was ist damit?"
"Der Große Krieg muss stattfinden. Das ist unausweichlich."
"Nein ist es nicht", sagte Xav und hob seine Waffe. "Nicht, wenn ich dich hier und jetzt erschieße. Obwohl es mir eigentlich ein wenig zuwider ist einen Unbewaffneten zu töten."
Der Präsident lachte. "Ich kann dich beruhigen. Ich bin weder unbewaffnet, noch wirst du mich töten!"
Diese Worte waren bedrohend genug. Xav sprang feuernd in Deckung. Der Präsident hob eine Hand und begann aus den Fingern zu schießen. Xav traf ihn mehrmals, doch es gab keinen Effekt. Die Kugeln verschwanden einfach in seinem Körper, ohne ihn zu verletzen.
"Siehst du", sagte er, nachdem Xav aufgehört hatte zu schießen. "Du kannst mich nicht töten. Ihr Menschen seid primitiv und daran hat sich nichts geändert."
"Na toll, lass mich raten", rief Xav aus der Deckung. "Du bist irgendein Roboter und jetzt willst du dich an der Menschheit rächen, für das, was sie deinen Freunden, Rasierapparaten und Toastern, täglich antut."
"Ich komme von weit her, Wachmann. Weiter, als du dir das überhaupt vorstellen kannst. Und ich bin nicht allein. Da gibt es Hunderte von uns. Wir werden in für uns fremde Galaxien geschickt, mit dem Auftrag, potentielle Gefahren zu finden und auszulöschen. Die Vereinigten Welten sind eine solche Gefahr."
"Wissen das die Yar, die du führst? Sie machen da einfach so mit?"
"Nicht direkt. Man muss manchmal schon überzeugend sein. Glaub mir, sie haben des Öfteren versucht, mich zu töten, doch sie schafften es nicht. Sie hatten so verbissen nach einem Mittel gegen mich experimentiert, dass sie sogar den Untergang eines ganzen Planeten hervorriefen."
Xavs Gehirn fing wieder an zu arbeiten. Er griff in die Tasche und zog die Fläschchen von Oom mit den farbigen Flüssigkeiten aus der Hosentasche heraus. Hatte er da etwas falsch verstanden? Hatten die Yar an einer biologischen Waffe geforscht, um ihren Präsidenten zu töten? Hatten sie dafür Oom geopfert? Was war nun in den Fläschchen drin „für den Präsidenten“?
Langsam verließ Xav die Deckung mit erhobenen Händen.
"Ich sehe, du bist doch noch vernünftig geworden", sagte der Präsident.
"Das hatte mir meine Mutter auch mal gesagt, als ich mit dem Medizinstudium angefangen hatte", sagte Xav. "Doch auch sie hatte damals unrecht."
Mit einer scharfen Bewegung warf er alle fünf Fläschchen zum Präsidenten. Sie zersplitterten vor seinen Füssen. Die Flüssigkeiten verdampfen sofort und bildeten eine violett leuchtende Wolke, die den Präsidenten einhüllte. Er heulte auf einmal auf, griff sich mit den Händen ans Gesicht.
"Damit ist es nicht vorbei, Wachmann", sagte er dann mit einer krächzenden Stimme, bevor er starr auf den Boden fiel. Sein Körper begann sich aufzulösen, verflüssigte sich und verfloss wie Sirup auf dem Teppich.
Xav, völlig erschöpft, ging zum Präsidentensessel und ließ sich hineinfallen. Er massierte sich das Nasenbein, wieder nicht wissend, was er tun sollte. Er erblickte in einer Ecke des Raumes eine Türe, die mit "Fluchtkapsel" angeschrieben war. Wozu sollte ein angeblich Unsterblicher eine Fluchtkapsel brauchen, fragte er sich. Sollte er sie jetzt benutzen und von Yachmorich fliehen?
Bevor sein verschlafenes Gehirn eine Antwort darauf geben konnte, rannten mehrere Bewaffnete in den Raum. Doch kaum erblickten sie Xav, blieben sie wie eingegraben stehen und senkten ihre Waffen. Sie murmelten etwas leise untereinander, bis endlich einer den Mut fand und zu Xav an den Tisch trat.
"Präsident... Kann ich etwas für Sie tun?"
Xav blickte ihn müde an. "Einen Kaffee hätte ich gern... Und ja. Ich würde gerne die Pläne für den Krieg gegen die Vereinigten Welten sehen."