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Der verzauberte Spiegel
Es war einmal ein kleines Mädchen. Sie war nicht so klein aber auch nicht so groß. Der Name des Mädchens war Nina. Ihre Eltern liebten sie über alles und erfüllten ihr jeden Wunsch. Zum Beispiel,sie bauten für Nina ein Türmchen das genau neben das Haus passte indem sie selbst wohnten. Das Haus befand sich an einen wunderschönen Ort, sehr nah am Meer und am Strand. Das Mädchen war überglücklich in den Turm zu wohnen und hatte ganz oben in Turm ein sehr schönes Zimmer. Von dort aus konnte sie bis weit über das Meer schauen. Das Zimmer war groß, rund und hatte auch ein rundes Fenster. An diesem Fenster saß Nina oft und träumte von Schlössern, die in ihrer Vorstellung unter Wasser waren.
In ihrem Zimmer gab es auch gegenüber vom Bett einen großen Spiegel der bis an die Decke reichte. Diesen Spiegel hatte Ninas Opa vor langer Zeit mitgebracht, aber da der Spiegel nicht in das Elternhaus passte, wurde beschlossen das er in Ninas Zimmer im Turm kommt. Ganz zu Opas Freude der schon von Anfang an hoffte dass Nina den Spiegel bekommt. Der Opa war schon sehr lange weg und Nina vermisste ihn sehr.
Manchmal schaute Nina in den Spiegel, besonders abends wenn der Mond mit seinem glitzernden Licht hereinschaute. Da hatte sie immer das Gefühl als ob der Spiegel gar kein Spiegel mehr war, sondern nur Wasser das sich leicht in dem Rahmen bewegte. Und so geschah es auch an diesen Abend, als Nina völlig verträumt in den Spiegel schaute.
Das Glas fing an sich zu bewegen und glitzerte silbrig und man konnte sogar ein Rauschen hören.
Nina streckte ihren Arm aus und legte den Zeigefinger auf dem Spiegel. Der Finger tauchte hinein, dann die Hand, der ganze Arm und schließlich tauchte das ganze Mädchen in den Spiegel. Ihre langen Haare schwammen auf dem Wasser und sie tauchte immer tiefer. Unter Wasser war es hell und warm. Als sie unten ankam spürte das Mädchen unter ihren nackten Füßchen dem feinen Sand und er fühlte sich an wie Seide. Nicht weit vor ihr sah sie ein wunderschönes Schloss umgeben von großen bunten Blumen, die sich leicht bewegten als ob sie tanzten. Vor dem Schloss war eine kleine Brücke aus roten Korallen und über und unter der Brücke schwammen viele kleine bunte Fische, die sehr beschäftigt aussahen. Nina schaute sich alles mit großen Augen an und wusste nicht ob sie über die Brücke gehen sollte. Gerade in dem Augenblick erschien zum Glück ein größerer Fisch, der sehr lustig aussah. Er trug eine dunkle Brille und einen dunklen Anzug der hinten aufklappte wie zwei Flügel. Irgendwie sah der Fisch aus wie Ninas Opa, abgesehen von den Flossen, die ständig wackelten.
Der Fisch hustete kurz hinter seiner Flosse und sprach zu Nina.
"Wir haben dich schon erwartet kleine Nina.Du bist herzlich eingeladen in unser Schloss. Allerdings bitten wir dich kurz zu warten. Gleich wird eine Kutsche kommen um dich abholen" Kurz darauf erschien eine kleine Kutsche gezogen von zwei Seepferdchen. Die Kutsche war eine Muschel, die Räder waren kleine Perlen und die Sitze waren aus weichen grünen Algen. Nina stieg hinein und die Seepferdchen schwammen zum Schloss. Sie hielten genau davor und eine Schildkröte diente als Treppe, damit Nina aussteigen konnte. Unzählig viele bunte Fische schwammen um sie herum und sahen sehr neugierig aus. Manche hatten Glubschaugen, manche schienen zu schmunzeln und manche waren so herrlich bunt das einem schwindelig werden konnte. Alle begleiteten Nina in das Schloss.
Sie betraten einen großen Saal der überfüllt war mit allen möglichen Meeresbewohner, die sehr aufgeregt aussahen. Größere Fische, die ganz gerade standen und aussahen wie Soldaten, hielten in ihren Flossen trompetenähnliche Blumen. Der Saal hatte rechts und links goldene Säulen die ganz weit bis fast über das Wasser ragten. Die Soldatenfische standen in mehreren Gruppen vor den Säulen und sahen sehr ernst aus. Sie sorgten dafür dass die Fische und andere Meeresbewohner nicht übereinander trampelten. Auf einmal pusteten die Soldatenfische in ihre Trompeten und es klang als ob große Wasserwellen über das Schloss rauschten. Das war ganz schön laut.
Der Fisch mit Brille und dunklem Anzug blubberte in eine Muschel.
"Ruhe! Platz machen für seine Majestät!!"
Es wurde still und alle Fische standen gerade in einer Linie, wie Perlen auf einer Schnur. Der große Saal wurde in der Mitte frei und hinten, durch eine goldene Tür erschien der König.
Er saß auf einem großen Kraken der langsam seine Beine bewegte, sodass der König nicht wackeln sollte. Angekommen in der Mitte formte der Kraken aus seinen Vorderarmen eine Leiter und der König stieg hinunter. Er sah sehr würdevoll aus, hatte einen lange goldenen Mantel und eine Krone, die mit Perlen und roten Korallen geschmückt war. Kleine goldene Fische schwammen um seine Krone herum oder blieben in seinem langen Bart hängen, der aussah wie ein Bündel ungekämmte Wolle. Der König brummte leise in seinen Bart und die Fischlein hörten auf zu zappeln. Dann schwebte er zu Nina und blieb vor ihr stehen. Er sprach zu ihr und seine Stimme klang wie rauschendes Wasser. Der König begrüßte das Mädchen und lud sie als Ehrengast zu dem Fest ein. Er steckte ihr die Flosse entgegen und Nina hakte sich unter. Sie durchquerten den Saal und gingen durch einen Rundbogen in einen weiteren Saal, der so geschmückt war als ob dort eine große Feier stattfinden sollte. Alle Meeresbewohner folgten ihnen. In der Mitte war ein sehr langer Tisch aus durchsichtigem Glas, das blau schimmerte. Auf dem Tisch standen große Gläser, die aus rosa Blumen gemacht waren und die aussahen wie Kelche. Zierliche Meerjungfrauen schwebten über den Tisch und gossen Saft in die Kelche. Auf dem Tisch standen auch große Muscheln die voll waren mit Obst und anderen Köstlichkeiten. Entlang des Tisches standen Schildkröten die als Stühle dienten.
Der König lud Nina ein auf einer dem Schildkröten Platz zu nehmen und er selbst setzte sich daneben. Sie hob den Blick und über ihr sah sie durch das Wasser den Mond, der seine silbernen Strahlen bis zu ihnen schickte. Unzählige Sterne leuchteten durch Wasser hinab und spiegelten sich auf dem Tisch, auf die schimmernden zierlichen Meerjungfrauen und selbst auf Ninas Haar.
Nina trank aus einem der Kelche, probierte von den Meeresfrüchten und stellte fest, dass sie köstlich schmeckten. Die Musik war leise in Hintergrund zu hören und die Meerjungfrauen sangen mit. Nina fand alles ganz bezaubernd und selbst der König, der für ihren Geschmack etwas zu dick aussah, fand sie furchtbar lieb. Langsam fielen ihr die Augen zu und sie schlief ein.
Freche lustige Sonnenstrahlen kitzelten Nina an der Nase und sie wurde wach. Schläfrig tastete sie umher und ihre weichen Kissen fühlten sich wie Meeresschaum an. Begeistert machte sie die Augen auf und wollte gleich mit den Meerjungfrauen spielen. Leider stellte sie fest, dass sie in ihrem Zimmer war und die wunderbare Welt unter Wasser gar nicht existierte. Sie lief sofort zu dem Spiegel und legte ihre Hand auf das kalte Glas. Der Spiegel fühlte sich an wie jeder Spiegel, hart und kalt und sie konnte noch so viel drücken, ihre Hand tauchte nicht hinein. Unendlich traurig fing Nina an zu weinen und ging verzweifelt ins Bett. Sie nahm das Kopfkissen in ihren Armen und weinte bitterlich. Sie vermisste die zarten Meerjungfrauen, den Fisch der aussah wie ihr Opa und den König mit dem wilden Bart. Doch als sie das Kopfkissen umarmte fühlte sie unter dem Kissen etwas Festes. Sie wollte gerade nachsehen was es war, aber das Ding kullerte vom Bett unter den Tisch. Nina stand auf und bückte sich neugierig um das Ding zu holen. Es war eine wunderschöne Perle, die in den Sonnenstrahlen glitzerte wie reines Gold. Die Perle war eine Nachricht von ihren Freunden unter Wasser.
Nina wusste sofort, dass alles was sie erlebt hatte, kein Traum gewesen war und sie verstand auch dass die wunderbare Unterwasserwelt nur nachts Wirklichkeit werden konnte. Und so wartete Nina jeden Abend das der Mond seine silbernen Strahlen in ihr Zimmer schickte und den Spiegel in Meereswasser verwandeln würde, wo sie eintauchen konnte.