Der verwunschene Waldsee
Es war einmal vor langer, langer Zeit in einem Dorf am Rande eines kleinen Wäldchens. Dort lebte eine Wunderschöne Prinzessin namens Gertrud. Ihre Schönheit erregte den Neid der hässlichen Bäuerin Herma. Eines Tages lud die Bäuerin Herma die Prinzessin Gertrud in ihr kleines Häuschen am Waldsee ein, denn sie hatte gesagt, dass sie kleine Kätzchen zu verschenken hätte. Doch als Gertrud an dem Waldhäuschen ankam verwandelte sich Herma in eine abgrundtief hässliche Hexe. Der Prinzessin verschlug es die Sprache. Herma sprach: „Deine Schönheit ist schon immer ein Dorn in meinen Augen gewesen. Darum wirst du so lange im Waldsee bleiben bis ein Mann mit reinem Herzen dich mit einem Kuss erlösen wird!“ Sie hob ihren Zauberstab und sprach:
Mädchen in das Wasser schweben,
werd wie eine Nixe klein und sei
auf immer mein!“
Und ehe die Prinzessin sich versah war sie eine Wassernixe verwandelt worden und ist in den Waldsee geplumst.
Jahre später kam ein kluger Mann auf seinem treuen Ross in das kleine Dorf. Sein Name war Hanniball. Als er in dem kleinen Dorf ankam empfing ihn eine fürchterliche Stille. „Kein Kindergeschrei, kein Mensch auf der Straße? Was ist das für ein Dorf?“, fragte er sich. Langsam ritt er durch das Dorf bis zu einem Waldrand. Dort sah er zwei Kinder lachend in den Wald laufen. Er folgte den Kindern bis sie auf einer Lichtung, im Sonnenschein, anfingen zu tanzen. Plötzlich hörte Hanniball ein knacken im Gebüsch. Eine alte Bäuerin betrat die Lichtung. Hanniball hörte die Bäuerin mit ruhiger Stimme sagen: „Wollt ihr kleine Kätzchen sehen? So kommt mit, zum Waldsee!“ Lustig folgten die Kinder der Bäuerin. Neugierig geworden folgte auch Hanniball leise den dreien. Als sie am Waldsee ankamen verfinsterte sich der Himmel. Mit großen Augen sah Hanniball wie sich die Bäuerin in eine scheußliche Hexe verwandelte. Mit schriller Stimme rief sie:
Kinder in das Wasser schweben,
Werdet wie Fische klein und seid
auf immer mein!“
Die Kinder verwandelten sich in Fische und plumpsten ins Wasser. Hanniball sprang auf sein Pferd und ritt wie der Teufel ins Dorf zurück. Vor einem Gasthaus hielt er an und stieg von seinem Pferd ab. Er rannte ins Gasthaus und bestellte sich einen Schoppen Wein. In einem Zug trank er alles leer. Dann bestellte er noch einen und fing an zu erzählen: „Ja, und da war da noch die Bäuerin die auf einmal zur Hexe wurde. Und die Kinder wurden zu kleinen Fischen.“ Doch der Wirt sagte darauf nur: „Ach hör auf zu erzählen alter Mann, hier glaubt dir doch so oder so keiner was du da erzählst! Ich biete dir ein Nachtquartier an. Aber auch nur für heute Nacht!“ „Wie teuer soll es sein?“, fragte Hanniball. „Kostenlos“, flüsterte der Wirt zurück. Darauf sagte Hanniball: „Okay dann nehme ich es. Nur wo ist es?“ „Dort hinten wo Zutritt Verboten steht“, antwortete der Wirt und zeigte auf eine alte Tür am Ende des Gasthauses.
Am anderen Tag ging Hanniball nochmals im Wald zum Waldsee. Er sah wie Tausende von Fischen in dem See schwammen. Doch auf einmal sah er wie sich ein hübsches Mädchen im Wasser spiegelte. Dann kam das Bild immer näher und auf einmal war eine Bildhübsche Wassernixe im See zu sehen. Hanniball fragte: „Wer bist du? Also ich bin Hanniball“ „Wer ich bin fragst du? Ich bin Prinzessin Gertrud. Die böse Hexe Herma hat mich in dem Waldsee mit den ganzen Kindern eingesperrt! Finde einen Mann mit reinem Herzen, der mich mit einem Kuss erlösen wird“, rief die Nixe. Hanniball rannte in das Dorf zurück und erzählte dem Wirt leise aber aufgeregt was geschehen ist. Anschließend sagte der Wirt leise: „Prinzessin Gertrud, Hexe Herma und Kinder die verschwinden? Da könnte was dran sein!“
Am anderen Tag gingen Hanniball und der Wirt zum Waldsee. Die Nixe tauchte auch auf. „Ist das der Mann mit reinem Herzen, so soll er mich küssen“, sagte die Nixe. Der Wirt küsste die Nixe. Doch anstatt, dass die Nixe wieder zu einem Mädchen wurde, wurde der Wirt in eine pickelige Kröte verwandelt. Die Kröte hüpfte in den See. Dann sagte Hanniball: „Es hat nicht geklappt, also lass es mich versuchen! Auch wenn ich mich in eine hässliche Kröte verwandeln sollte, so kann ich doch auf immer bei dir sein!“ Hanniball küsste die Nixe und auf einmal verwandelte sich die Nixe in ein wunderschönes Mädchen. Auch die Fische wurden wieder zu Kindern, welche freudig aus den Wald rannten. Aber als die Hexe das sah wurde sie so wütend das sie sich in Luft auflöste. Prinzessin Gertrud heiratete Hanniball weil er sie gerettet hatte. Sie lebten glücklich und zufrieden in einem kleinen Häuschen am Waldrand. Und wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie noch heute.