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Der Verlust des Vertrauens oder der Weg aus der Unmündigkeit
Ich war einen weiten Weg gegangen. Lange Zeit erschien es mir, als gäbe es nichts außer dem Licht vor mir, mir selbst und dem Boden auf dem ich lief. Der Boden war immer geebnet gewesen und das Licht schien mir immer voraus. Es war ein Korridor, den ich entlanglief, stockfinster und an Umkehr war nicht zu denken, denn hie und da kamen Türen vor mir, die zunächst offen standen, doch dann sich auf ewig verriegelten. Das Licht war konstant, sogar nachts wenn ich schlief.
Dann beschloss ich einmal nach langem Laufen, zu Rennen und es zu fangen. Und als ich es fing, war es nur mein Vater mit einer Lampe in der Hand. Er war stolz über meinen Fang, doch ich war enttäuscht, denn ich hatte das Göttliche gesehen, nicht einen traurigen alten Mann. Aus Respekt folgte ich von nun an seinem Enthusiasmus und der Geschäftsmann brachte mich zu einem Ziel. Er hielt mich an der Hand, erleuchtete meinen Pfad und zeigte mir den Weg, obwohl ich nun auch feststellte, dass der Korridor, den ich ablief, Türen zur Seite hat. Ich hatte sie nie gesehen, denn ich war zu sehr auf das Licht vor mir eingestellt. Ich folgte, auch aus Liebe.
Am Ende tat sich ein großer Raum auf, voll von Menschen, reich und prunkvoll ausgeschmückt, blühend, fluoreszierend und voll von regen Aktivitäten. Wir standen auf einem Balkon und schauten auf das Treiben herab, einige Leute grüßten uns freundlich und warfen uns ihren Hut zu. Alles war so leicht und unbeschwert, die Worte meines Vaters, die das Geschehen beschrieben, machten es unvergesslich für mich. Und nun wollte er mich den Leuten vorstellen und lief die einhundertundfünfzig lange Sprossenleiter spielend herab. Als er unten war, winkte er mir – ich sollte folgen. Doch die Leiter bestand nur aus verkümmerten, unregelmäßig durchgebrochenen Holzsprossen, die mein Vater mutig herunter gelaufen war, die mich jedoch in Panik versetzen. Unendliche Male spielte ich das Szenario in meinem Kopfe durch, wie ich spätestens bei der letztmöglichen Sprosse abrutschte und in den Tode stürzte.
Ich gehörte nicht in seine Welt und so verließ ich den Balkon und nahm die noch nächstmögliche Seitentür, in kompletter Ungewissheit, jedoch mit dem Wissen, dass mein Vater mich auf ewig verachten würde.