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Ein kleines Werk, welches Elemente von Satire und Mystery miteinander verknüpft – was haltet ihr von der Kombi? Wer ist hier der wahre verlauste Affe?
Der verlauste Affe
,,Ich hab verdammt nochmal gewusst, dass es eine bescheuerte Idee war, hier einzusteigen!‘‘, rief ich ihm zu, während ich an den Spinden vorbeihetzte.
,,Ach, komm schon, Billi, du musst doch wohl zugegeben, dass unsere kleinen Ausflüge doch sonst immer echt affengeil sind!‘‘, schallte es zurück.
Entgeistert wirbelte ich herum und sah ihn noch im Laufschritt süffisant grinsen. Der hatte echt einen Knall, der schon dem Urknall Konkurrenz machte. Doch im selben Moment war erneut ein animalisches Brüllen zu vernehmen. Geistesgegenwärtig reagierte ich.
,,Hier rein!‘‘, wies ich Mo an und bog scharf nach links in die Biologiesammlung ab. Schnell zog ich die Tür hinter uns zu, schob den Riegel vor und ließ mich keuchend zu Boden gleiten, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Irgendwann setzte sich auch Mo neben mich.
Einige Minuten verstrichen und ich ließ meinen Blick durch den Raum wandern. Durch die milchige Glasscheibe des einzigen Fensters an der gegenüberliegenden Wand war noch immer das unheilvolle Leuchten zu erkennen und ich bekam eine Gänsehaut. Rasch wandte ich meinen Blick ab. Ansonsten waren da noch unsere beiden Schulhamster, eine schwarze Vogelspinne in einem kleinen Terrarium, ein den Raum geringfügig erhellendes Aquarium und – ein Glaskasten, in dem ein kleiner Affe saß. Perplex starrte ich ihn an. Er starrte aus pechschwarzen Knopfaugen zurück. Der Fellzeichnung des Gesichts zufolge musste es sich bei ihm um ein Totenkopfäffchen handeln.
Ich tippte meinen Nebenmann an. ,,Mo‘‘, wisperte ich. ,,Guck mal da vorne.‘‘
,,Hab ich schon gesehen. Na, das ist ja mal ‘ne Sensation für den Saftladen hier.‘‘ Er holte eine Banane aus seinem Rucksack und begann sie zu schälen.
,,Sag mal, ist das jetzt dein verdammter Ernst?‘‘, fragte ich fassungslos.
,,Ich habe Hunger‘‘, gab er ungerührt zurück.
,,Du hast doch echt ‘nen Dachschaden, du Einfaltspinsel!‘‘
,,Einfaltspinsel!‘‘, äffte er mich nach und rollte mit den Augen.
Empört öffnete ich den Mund, um etwas zu erwidern, doch er schnitt mir kurzerhand das Wort ab. ,,Vielleicht solltest du auch mal ‘ne Kleinigkeit futtern, um die Nerven zu beruhigen, so gereizt wie du wirkst‘‘, schlug er kopfschüttelnd vor.
Resigniert beschloss ich, an dieser Stelle keine Diskussion mit ihm anzufangen, da es ja doch nichts bringen würde. So ein Affentheater. Stattdessen wandte ich mich von Mo ab, wodurch der Glaskasten erneut in mein Blickfeld rückte. Aufgrund der Tatsache dass er sich nur höchstens einen Meter vom Fenster entfernt befand, spiegelte sich das von dort aus einfallende farbige Licht in dessen Scheiben, wodurch er in einen schwachen Schein getaucht war. Seltsamerweise war jedoch keinerlei Glanz in den Pupillen des Affen zu erkennen. Argwöhnisch musterte ich das Schauspiel und weil das Viech mich noch immer mit seinem Blick fixierte, verspürte ich urplötzlich ein beklemmendes Gefühl im Bereich meines Brustkorbs, weswegen ich die Beine anzog und begann, unruhig auf und ab zu wippen. Kurz darauf hob es wiederum ein Bein und kratzte sich am Hals.
,,Dieser verlauste Affe ist mir nicht geheuer‘‘, flüsterte ich und spähte zu Mo hinüber.
,,Wie lange willst du hier überhaupt noch rumhängen?‘‘, gab er desinteressiert zurück. ,,Ich meine, ich wäre höchst ungern noch hier, wenn morgen der erste Pauker aufkreuzt.‘‘
,,Mit dem stimmt doch was nicht‘‘, zischte ich frustriert.
,,Also, von mir aus kannst du hier ja noch weiter wie dieser Affe auf dem Schleifstein sitzen und rummeckern, aber ich hab keinen Bock mehr.‘‘ Mit diesen Worten sprang er auf und entriegelte die Tür.
Daraufhin war auch ich prompt auf den Beinen. ,,Wag es ja nicht!‘‘, rief ich fassungslos. ,,Ich schwöre dir, wenn du dich nicht auf der Stelle wieder auf deinen Allerwertesten setzt, dann werde ich –‘‘ Doch bevor ich meine Drohung beenden konnte, ertönte ein ohrenbetäubender Knall, gefolgt von einem markerschütternden Brüllen, welches weit bedrohlicher als alle Laute, die wir bisher vernommen hatten, klang. Gleichzeitig blendeten uns auf einmal die Lichter, die schlagartig um einiges greller geworden waren, sodass wir die Augen zusammenkneifen mussten.
,,Los, raus hier!‘‘, schrie ich panisch, während ich im selben Atemzug Mo zur Seite stieß, die Tür aufdrückte und in den Korridor hinausstürzte, wo ich es gerade noch schaffte, mich mit den Händen an der Wand abzustützen, um nicht mit voller Wucht gegen den Stein zu prallen. Doch als ich mich einen Moment später zu meinem Freund umdrehte, stand dieser wie zur Salzsäule erstarrt einige Schritte von mir entfernt und fixierte mit entsetzter Miene etwas, welches sich geradeaus von ihm befand. Schnell ging ich hinter dem breiten Holzschrank, der neben mir an die Wand gerückt war, in die Hocke und linste vorsichtig von meinem Versteck aus auf den Gang. Doch bei dem Anblick, der sich mir bot, blieb mir beinahe das Herz stehen. Mitten im Gang befand sich eine hochgewachsene Gestalt, welche einen dunklen Anzug mit Krawatte sowie eine Brille mit runden Gläsern trug und Mo beinahe genauso erschrocken anblickte. Davon abgesehen konnte ich die Person jedoch unschwer als unseren Direktor identifizieren, aufgrund dessen ich mir schnell die Hand vor den Mund hielt, um zu verhindern, dass ich vor Überraschung laut aufkeuchte. Ungläubig kniff ich mir mit der anderen Hand in den Arm, jedoch geschah nichts. Er war es leibhaftig.
,,H-Herr Wendel? Was m-machen Sie d-denn hier?‘‘, meldete Mo sich stotternd zu Wort.
Herr Wendel hingegen reagierte zunächst überhaupt nicht. Allerdings erregte in diesem Moment eher der Gegenstand, den er in seiner linken Hand hielt, meine Aufmerksamkeit. Ich kannte dieses Cover. Es handelte sich um eine DVD von Planet der Affen.
Nun schien er jedoch seinen anfänglichen Schock überwunden zu haben, denn er richtete seine Brille und räusperte sich. ,,Ich und ein Teil der Lehrerschaft sehen uns unten im Schulgarten einen Film an und… Aber was machst du denn bitteschön um diese Uhrzeit noch hier!?‘‘
Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Geräusche des Films waren also die Ursache dieses fürchterlichen Geschreis gewesen.
,,Moritz Theodor Schmidt, du wirst jetzt sofort mit mir mitkommen, weil ich unverzüglich deine Eltern anrufen werde, damit sie dich vom Schulgelände entfernen!‘‘, rief er wutentbrannt.
Mo rührte sich keinen Millimeter.
,,Wird’s bald?‘‘, fuhr er ihn an.
Dies schien ihn in die Realität zurück zu katapultieren, denn er begann der Aufforderung mit langsamen Schritten Folge zu leisten. Zur Sicherheit presste ich mich mit dem Rücken dicht an die Wand und wartete bis die Schritte der beiden verklungen waren. Hoffentlich ließ sich der Idiot von dem Wendel nicht ausquetschen, immerhin war dieser Lackaffe für derartige disziplinarische Gespräche durchaus berüchtigt. Da die Tür der Biologiesammlung noch immer offenstand, fiel mein Blick nochmals auf das Totenkopfäffchen, wobei mir zudem auffiel, dass auch die bunten Lichter mittlerweile erloschen waren. Für einen kurzen Moment dachte ich, in seinen Pupillen einen schwachen Schimmer wahrzunehmen. Ungläubig rieb ich mir über die Augen, doch als ich sie wieder öffnete, war da wieder nur tiefe Schwärze. Ich musste es mir wohl eingebildet haben. Dennoch wurde ich aus irgendeinem Grund das Gefühl nicht los, dass ich dem Tier Unrecht getan hatte