Der verhängnisvolle Blitz
Wie jeden Freitagabend lag Jane wieder auf ihrem Bett und starrte fasziniert in ihren Laptop. Eigentlich war ihr Plan, den Laptop zu verstauen, sich in ihre Decke zu kuscheln und einzuschlafen, bereits zwei Stunden her, doch sie brachte es nicht zustande, die Augen vom Bildschirm zu lösen. Sie war gerade dabei auf die nächste Folge zu klicken, als plötzlich ein Blitz das ganze Zimmer erhellte. Der Laptopbibdschirm wurde schwarz, die Lampe erlosch und auch draussen war es stockdunkel. Jane erschrak ziemlich und wollte gleich nach ihrem Handy greifen, um zu schauen, wie viel Zeit gerade war. Doch auch das Handy liess sich nicht mehr einschalten. Zögerlich stieg Jane aus dem Bett und schlich über den eiskalten Flurboden zum Schlafzimmer ihrer Eltern. Der Schock war ihr ins Gesicht geschrieben, als sie in der Dunkelheit die Umrisse auszumachen versuchte. Das Bett war leer. Ihre Eltern waren nicht mehr da, ohne funktionierendes Telefon konnte sie keine Freunde erreichen und zu allem kam auch noch dazu, dass Jane urplötzlich extrem müde war.
Das Mädchen überwand sich die Eingangstor zu öffnen und nach draussen in die frischen Luft zu gehen. Sie merkte die kalte Luft durch ihre Lunge strömen und blickte die Strasse hinauf. Kein Mensch weit und breit! "Verflixt," dachte sie "was geht hier nur vor sich?". Entschlossen wanderte sie durch die finsteren Strassen. Kein Licht war zu sehen. Plötzlich hörte die junge Dame Schritte. Sie lief immer schneller. Plötzlich berührte sie etwas auf ihrer Schulter. Sie merkte wie es ihr kalt den Rücken runterlief. In Zeitlupe drehte sie sich um und sah einem bleichen Jungen ins Gesicht. Er hatte feuerrotes Haar und unzählige Sommersprossen. Geknickt fragte er: "Weisst du was hier vorgeht?!"
Die beiden waren sich einig, es hatte etwas mit dem gewaltigen Blitz zu tun. Gemeinsam durchquerten sie das gesamte Strassennetz und trafen dabei auf noch mehr einsame Jugendliche. Am Ende waren sie eine Gruppe von 13 Kindern. Keiner kannte sich, doch etwas hatten alle gemeinsam. Alle hatten unvorstellbare Angst. Die Truppe setzte sich auf eine Wiese und verfluchten den Himmel. Jane fiel auf, dass die Sterne noch nie so klar waren wie heute. Und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Einen Tag zuvor hatte sie auf einer nicht gerade vertrauenserweckenden Seite einen Artikel über eine besondere Blitznacht gelesen. Der Artikel besagte, dass es bald eine riesengrosse Katastrophe geben würde. Sie sei das Ende der Menschheit und sie starte mit einem gewaltigen Blitz. Der Artikel traf exakt auf diese Nacht zu, auch wenn Jane sich nicht ausmalen konnte, wie der Schreiber davon wusste. Nun sah sie endgültig schwarz. Sie erzählte ihren neuen Freunde von ihrer Vermutung und alle machten grosse Augen. Was sollen sie tun? Ganz alleine, ohne Erwachsene und ohne Licht. Wie geht es nun weiter? Jane probierte ohne Erfolg die anderen aufzumuntern und schlug vor zu ihr nach Hause zu gehen. Damit waren alle einverstanden und machten sich mit hängendem Kopf auf den Weg.
Zuhause angekommen bedienten sich alle am Kühlschrank und trotz der schrecklichen Umstände lachten sie gemeinsam. Dann merkten die Jungendlichen wie müde sie waren und beschlossen ihr Vorgehen morgen weiter zu diskutieren. Jane kroch in ihr Bett und hoffte inständig einschlafen zu können.
"Drrr, drrr, drrr..." ertönte es plötzlich ohrenbetäubend laut. Jane schreckte hoch und schaute verwirrt aus dem Fenster. Draussen schien die Sonne und sie hörte die Vögel zwitschern. Auch aus der Küche drangen die alltäglichen Geräusche und sie hörte ihre Mutter lachen. Überglücklich sprang sie aus dem Bett, rannte die Treppe herunter und stürmte in die Küche. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als sie dort ihren Vater und ihre Mutter am Küchentisch sitzen sah. Sie drückte beide fest worauf diese erstaunt die Augenbrauen hochzogen und verwundert fragten: "Haben wir etwas verpasst?" Schmunzelnd zuckte Jane mit den Schultern und dachte: "Zum Glück war das alles nur ein Traum.".