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Der vergessene Mensch

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06.09.2017
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Der vergessene Mensch

Bei der Visite.
Der erfahrene Kardiologe Dr. Franz Martini nimmt sich Kalle, seinen Kollegen, zur Seite. „Sag mal Kalle, Du gefällst mir heute gar nicht“, sagt der Chefarzt. „Warum?“, fragt Kalle, der alte Internist. „Du hast die letzten Tage kaum gegessen, es sieht fast so aus als ob du danach Schmerzen hast. Und du wirkst angespannter als sonst.“ „Ich hab den Magen nur ein bißchen verstimmt“, meint der Alte und geht zunächst mit zur nächsten Visite. Dann nimmt sich Franz seinen Kollegen, den neuen Gastroenterologen, Enno Wagener, zur Seite und fragt: “Enno, ist dir beim Kalle auch was aufgefallen?“ Der Kollege antwortet: „Ja, ich finde er sieht schmaler aus als sonst, jetzt nicht fürchterlich viel, aber schon so das ihm die Hose nicht mehr vernünftig passt, wieso fragst Du?“ „Ich hatte ihn vorhin drauf angesprochen, weil er die letzten Tage kaum gegessen hat und so aussah als ob er Schmerzen hat“, meint Dr. Martini. „Da hast du wohl Recht. Jetzt wo du es sagst fällt es mir auch auf. Er wirkt auch nicht mehr so locker wie sonst.“ „Denkst du wir sollten der Sache mal näher auf den Grund gehen?“, fragt Franz. „Naja er ist ja eigentlich auch Internist. Er weiß ja eigentlich selbst auch welche Symptome was kennzeichnen“, erklärt Enno. “Mhh, naja sonst müssen wir uns das mal noch bis Montag anschauen und dann nochmal nachforschen. Vielleicht kannst du ihn dir dann mal holen“, erklärt der Kardiologe. „Verstehe schon, du denkst da an eine gastroenterologische Krankheit.“

Am Montag kommt der österreichische Kollege zu Enno. „Enno, hast du den Kalle heut schon gesehen?“, fragt der junge Kardiologe. „Ja, er ist mir eben auf dem Flur begegnet“, antwortet der Kollege. „Hast du ihm ins Gesicht gesehen?“ „Er hat abgenommen, das habe ich wohl gesehen, wenn du das meinst“, sagt Enno. Der Österreicher nickt bedrückt. Der Gastroenterologe antwortet: „Der Franz und ich haben uns letzten Donnerstag schon über ihn gesprochen. Wir wollen ihn uns heute nochmal holen und ihn Untersuchen.“ Der Junge Assistenzart nimmt diese Antwort hin.

Nach der Visite am Morgen nehmen sich Franz und Enno ihren Kollegen Kalle zur Seite. „Kalle, es ist uns ernst. Wir sehen uns das nicht länger an. Dein Gesicht ist gezeichnet, du hast abgenommen“, sagt Enno. „Ach ich bin schon ok“, sagt der Alte und möchte weggehen. „Warte Kalle. Du hast letzte Woche kaum gegessen. Deine Hose ist dir schon etwas zu groß. Was ist los mit dir?“, fragt der Neue. „Ich hab bloß Magenschmerzen. Besonders wenn ich was Fettiges gegessen hab. Wenn ich was Leichtes gegessen hab ging es einigermaßen“, erklärt der Internist bedrückt. „Wie lange hast du die Schmerzen schon?“, fragt Franz. „Angefangen hat es so vor sieben oder acht Wochen. Da hat es aber nur geschmerzt wenn ich Pizza oder Pommes gegessen habe. Aber seit so drei oder vier Wochen tut es auch weh wenn ich normale Nahrung esse“, überlegt Kalle. Franz denkt nach und fragt: „War das nicht gerade die Zeit, in der dein Zwillingsbruder im Sterben lag?“ Kalle nickt. „Und dann hast du natürlich hier auch Überstunden geklopft wie kein Zweiter“, überlegt Enno. „Aber das schlägt mir ja nicht auf den Magen“, meint Kalle. „Enno, weißt du wie sich das anhört?“ „Mhh, ich hab da eine Idee“ sagt Enno. „Komm Kalle, lass uns mal eine Endoskopie machen“ erklärt Franz. „Das ist nicht nötig. Das geht bald wieder“, sagt der Alte. Sie können ihn überreden. „Dann möchte ich aber, dass ihr das macht“, fordert Kalle sie auf. „Na gut. Franz, dann machst du die Narkose und ich mache die Endoskopie“, sagt der Neue.

Schließlich ist alles vorbereitet und Franz gibt Kalle das Hypnotikum. „Gib ihm Grad mal noch Was, er wehrt sich noch“, erklärt Enno. „Er steckt aber ganz schön was weg, der kleine Kerl; er hat jetzt 200 drin“, murmelt der Erfahrene.
Nach der Endoskopie wird Kalle schnell wieder wacher.

Enno sagt: „Mensch Kalle, du kleiner und zierlicher Kerl bist jetzt nach 5 Minuten fast wieder orientiert“ Kalle erwidert: „Jaja, andere Schlafen da den ganzen Tag von. Aber ich bin halt klein aber oho. Habt ihr denn das gefunden?“ „Ja, die Magenschmerzen die dich quälen kommen tatsächlich von einer Gastritis, so wie wir es vermutet haben“, erklärt Enno. „Dann steckt dir dein Zwilling wohl doch noch in den Knochen“; meint Franz. „Ach Quatsch, es geht schon. Er hat sich am Schluss ja auch nur noch gequält“, meint Kalle nachdenklich.
„So ich muss dann mal wieder an die Arbeit“, murmelt Kalle und geht.

Als Franz und Enno allein sind unterhalten sie sich über Kalle. „Junge Junge, das hätte ich auch nicht gedacht, dass der kleine und schmächtige Kerl die Narkose eben mal so wegsteckt“ meint Enno. „Er ist ganz schön zäh, aber ich glaube er steckt das alles nicht so einfach weg wie er tut. Seine Wangen sind sehr gezeichnet. Er hat es ja öfters gemerkt, dass mit seinem Zwillingsbruder was nicht stimmt. Dann fällt ihm der Abschied jetzt sicher nicht einfach“, sagt Franz. „Mhh und er hat ja die ganze Zeit durchgeackert. An dem Tag, als sein Zwilling starb, ist er mal weg, aber selbst an dem Tag der Beerdigung hat er vorher und nachher noch gearbeitet. Die ganze Zeit schon arbeitet er fast rund um die Uhr so hab ich das Gefühl. Er macht ja Überstunden wie kein Zweiter“, überlegt der Gastroenterologe.
„Hier findet er auch keine Ruhe. Hier steht er ständig unter Strom. Er macht Notarztdienste und Bereitschaftsdienste. Und wie es der Zufall will, fallen ihm die schlimmsten Patienten in die Hände“, sagt der Kardiologe nachdenklich. „Kein Wunder das ihm das irgendwann auf den Magen schlägt. Er ist einer der wenigen Ärzte der Mensch geblieben ist. Aber das muss er auch an sich selbst zeigen. Er muss sich auch Ruhe gönnen. Auch manche Patienten, die ihn schon länger kennen haben gefragt, ob er krank sei und gesagt, dass er krank aussehe“, murmelt Franz.

Schließlich setzten sich die vier Kollegen zusammen.
„Kalle wir möchten, dass du erstmal nach Hause fährst und dir eine Auszeit nimmst. Du bist ganz erschöpft, noch dazu ist dir die Situation auf den Magen geschlagen. Da musst du auch erstmal mit umgehen“, meint Enno „Es geht schon. Ich hab hier doch noch viel Arbeit, die kann ich nicht liegen lassen. Und meine Patienten lasse ich auch nicht alleine“ erwidert Kalle und setzt sich hin. Er sieht nach unten. Frank nimmt hebt Kalles Kopf hoch, so dass er in seine Augen sieht. „Kalle, du machst dich hier kaputt. Dir ist der Stress schon auf den Magen. Du bist krank“, merkt der Alte an. „Du bist einer der wenigen Ärzte der Mensch geblieben ist. Aber das musst du jetzt auch an dir selbst zeigen“, sagt der Österreicher. „Aber ich kann jetzt nicht einfach freinehmen. Ich hab wirklich noch zu viel Arbeit hier. Und ich hab doch heute Bereitschaftsdienst und ab Morgen übers Wochenende Notarztdienst“, sagt der Internist. „Für den Bereitschaftsdienst kann ich auch einspringen- und für deinen Notarztdienst können wir hier so viele andere hier fragen. Hier haben ja mittlerweile so viele die Notarztzulassung“, schildert Enno. „Und meine Patienten?“, fragt Kalle widerwillig. „Die kann der Österreicher übernehmen. Er ist aus dem gleichen Holz geschnitzt wir du“ stellt der Neue fest. „Du darfst uns nicht weiter abbauen. Du bist zu wertvoll und auch du hast noch ein paar Tage bis in die Rente“, murmelt der Assistenzarzt. „Dann mache ich aber nur über das Wochenende frei. Das reicht mir.“
„Kalle, hast du uns nicht verstanden? Du musst dir länger Zeit nehmen. Deine Seele ist angekratzt, und das schlägt sich auch auf deinen Körper nieder“, schimpft Franz. „Wir schreiben dich krank. Für mindestens zwei Wochen“, erklärt Enno.

Die drei Kollegen können Kalle überreden krank zu feiern.
Dennoch bleibt Kalle für den Rest des Tages im Krankenaus. Seine drei Kollegen suchen ihn

Schließlich findet Franz Kalle vor der Tür. Kalle hockt an der Wand und raucht. „Na Gott sei Dank. Wir dachten schon du würdest jetzt in einer Ecke liegen“, sagt Franz. Kalle zieht nochmal an der Zigarette. „Keine Sorge, ich brauchte nur mal zwei Minuten für mich“, erklärt Kalle. „Seit wann rauchst du wieder?“ fragt der Alte erstaunt. Kalle zieht nochmal und schüttelt den Kopf. Er nimmt den Kopf auf die Brust und murmelt weinend: „Eigentlich gar nicht. Das ist euch offenbar nicht aufgefallen. Seit hier so viel los ist und er tot ist, hab ich nochmal zur Zigarette gegriffen. (Er drückt die Zigarette aus und atmet den letzten Rest der Zigarette aus). Ihr habt eigentlich ja schon Recht, dass mir das alles im Moment ziemlich an die Nieren geht. Ich hab gedacht, je mehr ich arbeite, desto weniger tut es weh, dass er weg ist. Aber ganz im Gegenteil. Es fühlt sich nur noch schlimmer an. Ich hab so eine leere in mir. Ich hab gedacht, wenn ich unter Kollegen bin, unter Menschen bin würde es besser gehen, aber das tut es nicht. Deswegen hab ich mich sooft auch zurückgezogen und geraucht. Danach ging es ein bisschen besser.“ „Und das Rauchen hat auch den Vorteil, dass du dein Hungergefühl damit unterdrückst“, erkennt der Kardiologe. Kalle nickt bedrückt. „Wenn ich was gegessen hab, weil ich wusste dass ich muss, hat es halt fürchterlich wehgetan“, erklärt der Internist. „Hey guck mich mal an. Warum hast du denn nichts gesagt, dass dir im Moment alles so nahe geht?“; fragt Franz. Kalle nimmt den Kopf wieder auf den Bauch. „Ach dann hätte es doch auch wieder nur geheißen: ‚Der Mann ist schon so lange Arzt, der muss das doch wegstecken können, wenn jemand stirbt‘“, sagt er. „Ach Kalle, weißt du warum deine Patienten und die Kollegen dich so schätzen?“ Kalle schüttelt den Kopf. Franz erklärt: „Der Österreicher hat vollkommen Recht. Du bist ein Mensch. Schon immer. Du bist immer Mensch geblieben. Ich hab mir sagen lassen, dass du als Assistenzarzt hier schon großes Ansehen genossen hast, weil du immer Mensch warst. Und das bis zum heutigen Tage.“ „Ach das sind andere auch“, meint Kalle. „Nein. Nicht so wie du. Aber Mensch sein heißt eben auch, dass du selbst auf dich Acht geben darfst und musst. Du darfst nicht zerbrechen unter deiner Last. Du gönnst dir keine Ruhe nach dem vielleicht schlimmsten Tag deines Lebens. Der einzige der von dir verlangt, wie bisher hier weiter zu machen, ohne erstmal mit dem Tod deines Bruders fertig zu werden, bist du selbst.“, meint Franz.

 

Guten Abend, Lennylu,

Vielen Dank für deine Story und herzlichst hier, bei den Wortkriegern.

Also, das Thema deiner Geschichte ist, der Umgang mit einem kritischen Lebensereignis, mit dem Tod einer sehr nah stehenden Person. Sehr interessant, in die innere Welt solch einer Person hineinzuschauen! Dein Kalle greift zu (wie schön in der Psychologie genannt) kontrafaktischen Bewältigungmechanismen.
Dennoch bleibt deine Story ein bisschen zu "prosaisch", zu trocken. Das Besorgt-Sein der Kollegen stehet mehr im Vordergrund. Die Erzählerstimme überschüttet den Leser mit sich ständig wiederholenden Sätzen, Wörtern. Entweder fehlt es dem Erzähler an Wortschatz in deiner Story, was ihn als "schlechten" Erzähler deklassiert oder dahin versteckt sich eine Botschaft, in diesem perpertuierenden Kreislauf der Wörter, Szenen, Gesichtern. Das kann ich leider als Leser nicht so ganz verstehen. Es wirkt auf mich etwas verstörend, fixiert auf einen Punkt, wie mit Scheuklappen. Genau so könnte sich der Kalle in diesem Moment fühlen.

Der Titel: Du bist ein Mensch ist schwach. "Ende - Gelände" würde besser zu dieser Story passen. Ich weiß, mein VOrschlag ist wirklich bescheuert, aber mein Titelvorschlag ist nicht schlechter als dein Titel.

Die Botschaft deiner Story, die deine Erzählerstimmt im letzten Satz hervorhebt, lautet: Kalle ist Menschen, alle anderen Ärzte sind KEINE Menschen?! Meinst Du, dass einem das Menschliche in diesem BEruf sehr schnell verloren geht?

Also, deine Story ist etwas chaotisch und offensichtlich bzw. verleiht den Eindruck, in wenigen Std. einfach so aus dem Steg aufgeschrieben zu sein.

Ich wünsche Dir viel Geduld, bei der Überarbeitung, beim Fühlen deiner Story. Lasst deine Erzählerstimme nciht von der Laune der Protagonisten anstecken.

VIele Grüße
Herr Schuster

 
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Hej Lennylu,

du verlierst nicht viel Zeit und stürzt mich, den Leser, sofort ins Geschehen. Das ist erfrischend. Ich erfahre auf der Stelle, wo ich mich befinde und mit wem ich es zu tun habe.

Ich komme auch beim Lesen gut voran, das heißt, es könnte besser gehen, wenn die wörtliche Rede am Anfang stehen würde und nicht im Text versteckt wäre.

Was mir etwas zu schaffen macht, ist die "naive" Konversation der Mediziner untereinander und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die in dieser Form miteinander reden. Andererseits zeigst du ja thematisch, dass es sich um Menschen handelt, die wider besseres Wissen, unvernünftig handeln. Ich nehme das in diesem Fall einfach hin und respektiere es.

Etwas ungeduldig wurde ich durch die häufigen Wiederholungen des Zustandes deines Protagonisten. Wohingegen dir seine Ohnmacht, der eigene Situation, zu schildern gut gelungen ist.

Also, wenn ich du wäre, würde ich noch einmal auf Kommasuche gehen (bin da auch nicht so der Fuchs) und die Dialoge überarbeiten, wobei du sie auf daraufhin prüfen könntest, ob du sie nicht etwas salopper formulieren könntest.

Enno sagt: „Mensch Kalle, du kleiner und zierlicher Kerl bist jetzt nach 5 Minuten fast wieder orientiert“ Kalle erwidert: „Jaja, andere Schlafen da den ganzen Tag von. Aber ich bin halt klein aber oho. Habt ihr denn das gefunden?“ „Ja, die Magenschmerzen die dich quälen kommen tatsächlich von einer Gastritis, so wie wir es vermutet haben“, erklärt Enno. „Dann steckt dir dein Zwilling wohl doch noch in den Knochen“; meint Franz. „Ach Quatsch, es geht schon. Er hat sich am Schluss ja auch nur noch gequält“, meint Kalle nachdenklich.
„So ich muss dann mal wieder an die Arbeit“, murmelt Kalle und geht.

Dieser Dialog klingt für mein Empfinden etwas nach Theater und kommt nicht frisch daher. Ich merke, es fällt mir nicht leicht, zu transportieren, was ich meine, aber vielleicht hast du zumindest eine Vorstellung von meinem Eindruck.

Herzlichen Dank für diese Geschichte.

Ein Leseeindruck und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Herr Schuster,
Um die Frage zu beantworten, ob ich denke, dass das menschliche in den Beruf des Arztes schnell verloren geht. Das war eigentlich eher nicht mein Gedanke, sondern eher darzustellen, dass der Protagonist Schwierigkeiten damit hat, Zeit für sich selbst zu nehmen und eigene Gefühle zuzulassen und zu zeigen. Unter anderem eben auch deswegen, weil er so viel zutun hat. Ich möchte nicht behaupten, dass Ärzten schnell die Menschlichkeit verloren geht. Häufig haben Ärzte so viele Patienten und so viel anderes zu tun, sodass sie oft nicht lange Zeit nehmen können. Das sind sie aber nicht in Schuld. In meinen Augen sind Ärzte die Menschlichkeit in Person. Ihren Gedanken finde ich dennoch sehr Interessant.

 
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Hallo, Lennylu,

das habe ich auch herausgehört, dass dein Protagonist Schwierigkeiten hätte, Zeit für sich selbst zu nehmen und eigene Gefühle zuzulassen. Allerdings positionierst Du diese Botschaft vor dem deutlichen Hintergrund des "Gefühle-Nicht-Zulassens" bzw. "Lässigkeiten", versteckt in den Arbeitskollegen von Kalle. Er ist nämlich eine Nebensächlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes. Er wird gar nicht "richtig" zu Wort gelassen. Sondern... für ihn sprechen seine auf einem mittleren Niveua "besorgten" Kollegen. Sie sind diejenigen, die den Ton in deiner Story angeben, sprechen, besorgt sind, sich Gedanken machen. Und nicht Kalle. Kalle ist der Schatten seiner Selbst, mehr nicht. Und dieser Schatten sticht nicht so ins Auge!!! Die Abgestumptheit gegenüber Leiden der Patienten wird implementiert, wenn die Kollegen Kalle zum Vorwurf machen, dass er sich zu viel um die PAtienten kümmern. Das heißt, das machen sie nicht. Sie haben quasi eine Blokade, einen Schutzwall. Und raten Kalle, auch dasselbe zu tun oder?...
Dass die Kollegen alles "sehen", was mit Kalle äußerlich passiert (die Kollegen sind die Augen des Lesers), ist nachvollziehbar. Dass die Kollegen nicht spüren, was innerlich in Kalle vorgeht, warum er sich so in die Arbeit stützt, all das "wissen" sie nicht bzw. geben nicht gleich Preis (das erfährt auch der Leser nur zum Schluß: der Bruder von Kalle ist tot). Diese Ungleichheit: sehen, dass Kalle körperlich abbaut, ohne zu "wissen" bzw. in den Dialogen preiszugeben "warum", zeigt diese Kollegen verstärkt als "autistische" Fach-Idioten. Und da kommen wir wieder zum Anfang meines Kommentars mit der sentimentalen Abgestumpftheit dieser Berufsgruppe.

Es ist mir klar, dass Du die Lösung für Kalles Verhalten bis zum Schluß versteckt im alten Schatzkästchen aufbewahren wolltest. Das haut aber nicht hin! Ich hatte kein "Wow"- Erlebnis beim Öffnen dieses Kästchen.

Kalles Gestalt ist da machtlos in diesem Rahmen und kann leider nicht dem Leser vermitteln, dass er keine Ausnahme in solch einem Berufsalltag umgeben von Kranken ist. Sondern bestätigt die Regel: im Krankenhaus sind wir umgeben von "autistische Fach-Idioten", die nicht im Stand sind, mal die eigenen Kollegen zu "fühlen", zu verstehen.

Das ist meine persönliche Wahrnehmung des Erzählgeschehens innerhalb deiner Erzählwelt.

Viele Grüße
Herr Schuster

PS dein neuer Titel gefällt mir jetzt viel besser! Wirklich sehr gut!

 

Hej Lennylu,

möchtest du, dass ich den Titel für dich ändere?

Gruß, Kanji

 

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