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Der Vater

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Der Vater

Der Vater


In meiner Erinnerung suche ich nach dir.
Ganz unten, unter allem. Dunkel ist es hier. Auf dem Boden klebt Blut, darunter ist ein Gürtel vergraben. Der Gürtel, ich habe lange nicht an ihn gedacht.
"Geh mir aus den Augen", kann ich hören, "Wisch dir die Tränen vom Gesicht" ja, hier mußt du irgendwo sein.
Hier liegen auch all die Fragen, für jeden Hieb, eine. Ich kann sie nicht zählen, lasse sie hier unten bei den anderen Dingen, die ich langsam vergesse. Mein Helfer ist die Zeit.

Ich hatte ein Foto von dir, in einer Schachtel unter´m Bett, dort warst du ein liebevoller Mann, ein Held, und Tröster in der Nacht. Dort haben wir gesprochen, hatten alle Zeit der Welt.

Die Wirklichkeit ist manchmal zu schäbig, als daß sie wahr sein könnte.
Mir ins Gesicht zu schauen, war dir schon zuviel, auch die Adern, die ich öffnete, brachten dich nicht an mein Bett.
Ich tauche wieder auf und wisch die Tränen vom Gesicht.
Ich habe lang auf dich gewartet, doch gelohnt, gelohnt hat es sich nicht.

 

Ernstes Thema, belustigend und schlampig ausgeführt. Der Vater - das gesichtslose Monster. Anklage pur, dabei auf Verständnis hoffend, aber doch nur Schulterzucken erhaltend. Warum? Nun, Hauptgrund ist wohl die Kürze der "Geschichte" und die teilweise recht komischen Formulierungen. Bau das Ganze ein bißchen aus, anstatt hier ein bis vier "Anklagen" zu erheben, die so nicht ganz nachvollziehbar sind. Überhaupt gefällt mir der Text nicht, zu sehr zielt er auf den von dir erhofften Effekt ab.

Fazit: Dem Thema nicht gerecht werdender Text, der zumindest mich völlig kalt läßt.

Empfehlung: Überarbeiten.

Gruß,

Poncher

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi alexandra,

ich kann Ponchers Meinung nicht ganz teilen. Vor allem die ersten paar Sätze haben mich fasziniert:

In meiner Erinnerung suche ich nach dir.
Ganz unten, unter allem. Dunkel ist es hier. Auf dem Boden klebt Blut, darunter ist ein Gürtel vergraben. Der Gürtel, ich habe lange nicht an ihn gedacht.
"Geh mir aus den Augen", kann ich hören, "Wisch dir die Tränen vom Gesicht" ja, hier mußt du irgendwo sein.

Sehr schön hast Du (fast schon träumerisch) das formuliert. Irgendwie Verbildlichung der Erinnerungen oder so... :) Das gefällt mir wahnsinnig gut. Es ist ausdrucksstark - manchmal bedurft es einfach nicht vieler Worte um treffend das zu formulieren, was man sagen möchte. Und ich denke, genau dieser Abschnitt sagt schon so gut wie alles über das Seelenleben der Protagonistin (?).
Da mir das so gut gefallen hat und es ein "erste Sahne"-Einstieg in die melancholische Geschichte ist, flacht danach leider alles ein wenig ab, die Story wird "normal"...

Griasle,
stephy

 

Guten Morgen, Alex,

mir gefällt der Text ausgezeichnet. Es ist eine von den Geschichten darin, die genau diese Kürze benötigen, die dadurch unterschiedlichste Zugänge und Interpretationen ermöglichen.

Der Schlußsatz in diesem Szenario wirkt unglaublich. Er steht für den gesamten Text.
Es ist nichts zu ändern, nichts mehr gutzumachen.
Tiefdunkel. Aber wunderschön umgesetzt.

Liebe Grüße - Aqua

 

hi alexandra,

drei Absätze und ein Titel, mehr brauche ich nicht, für meine Phantasie.

Ich tauche wieder auf und wisch die Tränen vom Gesicht.
Hier sollte es nach meinem Sprachempfinden "wische" heißen.


@Poncher:

Ich hatte ein Foto von dir, in einer Schachtel unter'm Bett, dort warst du ein liebevoller Mann, ein Held, ein Tröster in der Nacht. Dort haben wir gesprochen, hatten alle Zeit der Welt.
"gesichtsloses Monster"? "Anklage pur"? :susp:

Und wegen der Kürze: Von einem Gedicht verlangt man doch auch nicht mehr Details, damit dieses besser verständlich wird. In meinen Augen ist dieser Text eben verdichtete Sprache, ein erlaubtes Stilmittel, wie ich meine. Eine "Geschichte" im konventionellen Sinne mag es damit zwar nicht mehr sein. Anspruchslos wird diese Schilderung damit aber auf keinen Fall.

 

Hallo Alexandra, ich habe gar nicht gedacht, dass du soviel Ausdruck reinbringen kannst!
Kann mich Poncher überhaupt nicht anschliessen.
Für mich klingt es eher wie. "Etwas rauslassen"
Und das musste sein.
Der Stil?
Na, ich glaube Aq, hat sich gesagt: "hey den einen oder anderen Ausdruck, den hätte ich auch gerne gebracht"
Ich zum Beispiel finde "öffnete meine Adern für dich" gut und ich kannte es noch nicht.

Gut. Alex.

bis dann stefan

 

Hallo Alex!

Ich finde den Text ausgezeinet. Du brauchst nicht viele Details und ausführliche Beschreibeungen... die Atmosphäre, die Du aufbaust, das ungesagte, reicht völlig aus...

liebe Grüße, Anne

 

ich kann mich poncher leicht anschliessen *seufz*!
wie sage ich es, ohne zu verletzen?
vielleicht so: ich bin froh, dass ich weiss, dass du auch geschichten schreiben kannst.
das ist auf jeden fall keine!
dabei steckt doch ein ansatz für eine geschichte drin. (also geschichte - nicht prosa)die überlegung, einen selbstmord vorzutäuschen,

auch die Adern, die ich öffnete, brachten dich nicht an mein Bett.
als methode um jemanden (vater oder auch geliebten) zu kämpfen. daraus kann man doch eine schöne geschichte machen, oder?
sorry alex!

 

Sprachlich wunderschön Alex. Vor allem der erste Absatz. Deshalb konnte ich sehr gut mit der Erzählerin mitfühlen. Gerne hätte man mehr erfahren, über den Vater und die Beziehung zu dem Erzähler.
Ich finde auch nicht, dass es eine plumpe Anklage an den bösen Vater ist. Den Balanceakt hast du gemeistert.

Liebe Grüße

Jan

P.S.: Aber eine Geschichte ist es nicht.

 

Meine lieben Frösche,

@ Poncher: hat dir nicht gefallen, was-
schlampig, ja, da hast du wohl recht, aber belustigend- hm.
Sollte auch gar keine Anklage sein, der Zeitpunkt ist hier schon
vorbei, eigentlich geht es nur um den letzten Satz.
Überarbeiten- mir ist einfach nichts mehr eingefallen, Poncher!
Danke an dich, Alex.

@ Stephy: Jo, der Anfang ist anders als der Rest, aber dufte, daß
dir der gefällt. Meinst du, man sollte in einem Text nicht
wechseln- generell? Bin mir nicht sicher.
Grüße, alex.

@ Aqua: Genau, und Danke. Alex.

@ Philo: Jepp, manchmal liegt in der Kürze die Würze hab ich mir
gedacht, und bin froh, daß ich die Ratte damit nicht erschrecke.
Schön, daßßß angekommen ist, bis dann, Danke dir, alex.

@ Arche: Den Satz mit Aq, den habe ich als Kompliment unter
den Arm geklemmt, hab Dank, Arche.- Wat muß, dat muß halt.
Alex.

@ die Maus: Dachte ich mir, daß du damit was anfangen kannst,
und freu mich, daßßß so ist, liebe Grüße, alex.

@ Barde: hat nicht verletzt, hast du gut gemacht. Gibt ein
Mißverständnis: die Vortäuschung war nicht die Geschichte in
dieser Geschichte, die keine Geschichte ist. Wär aber vielleicht
eine Schöne. Nee- es ist nur der letzte Satz, um den´s geht.
Dank und Gruß an dich, alex.

@ PeterPan: Nein, eine Geschichte ist es nicht- und ich hab sie
euch trotzdem untergejubelt, hihi.` Wunderschön` lese ich, und
finde dich wahnsinnig sympathisch :-)
Danke Jan, alex.

 

Hallo, Alexandra!

Kurz und heftig. Gut dosierte Bitterkeit in einem ausdrucksstarken Text.
Gefällt mir!


Ciao
Antonia

 

Satzbau ... Satzrhythmus ... <kicher> tatsächlich reimt es sich sogar stellenweise ...

Kurz: keine Kurzgeschichte, sondern ein nur notdürftig in Prosa verpacktes Gedicht. Und zwar ein Gedicht von der Art, wie es sie zu Tausenden im WWW gibt. Kaum einer will sie lesen, aber viele schreiben sie.

Weder Fisch (Prosa) noch Fleisch (Poesie). Deshalb meiner ganz persönlichen Meinung nach: Schlecht.

(Musik an. Wir singen alle zusammen:

Ich tauche wieder auf und wisch die Tränen vom Gesicht.
Ich habe lang auf dich gewartet, doch gelohnt, gelohnt hat es sich nicht.)

SCNR

Klaus

 

Liebe Alexandra, ich bleibe dabei. Es hört sich an, als müsste der Prot unbedingt etwas sagen, es los werden! Und das hat er in einem für Ohr und Auge angenehmen Stil geschafft.

Liebe Grüsse Stefan!

 

Hi Alex

In der Kürze lag die Würze.
Trauer, Fallen, steigen, verarbeiten, alles drin, und so gefiel es mir auch.
Vor allem, dass der Eindruck nach dem Lesen bleibt, dass sich hier jemand Mühe gibt, nicht nur zu verurteilen, sondern seinen Frieden mit geschehenem zu machen...
Lord

 

Jepp, seinen Frieden machen. Abfinden mit Sachen, die nicht zu ändern sind. Freut mich, daß du das rausgelesen hast, Lord.
Das wollt ich. Genau so.
Danke, alex.

 

@alex:
mir hat der Text irgendwie schon gefallen. Nur denke ich, daß ein so kurzer Text vielleicht in verschlüsselter Form schon noch ein paar Aspekte anbieten müßte, die man entschlüsseln muß... Fazit: ein wenig zu kurz... - jedenfalls für dieses Thema...

oder aber zu viele Aspekte, die nicht ausreichend tief dargestellt werden? ich weiß nicht... dieser Text hat was. Mir gefällt Deine Sichtweise... Vielleicht muß es für meinen Geschmack einfach ein wenig "runder" sein, ein wenig mehr mit einem Schluß, an dem sich etwas getan hat... eine Wandlung oder ein Höhepunkt, eine Wendung... ich weiß nicht, aber ich denke, viel ist es nicht.. nur ein wenig zu "unrund" ...aber nicht viel...
Der Einstieg ist jedenfalls toll.. danach solltest Du etwas mehr daraus machen..

aber die Themenwahl bietet noch eine Menge Möglichkeiten... und die Bilder, auf die Du Dich gestützt hast, sind wirklich lohnend. Die Aspekte, die Du anreißt.

Nachdem ich die Kritiken gelesen habe, bin ich mit meiner eigenen Meinung aber gar nicht mehr zufrieden... nein, ich hätte mich nicht so darauf stürzen wollen, daß es zu kurz geraten ist, an der ein oder anderen Stelle, ich sehe es nicht ganz so, wie meine Vorkritiker...
Deine Wortwahl hat mich auch begeistert. Die Bilder baust Du aber, meiner Meinung nach, etwas zu knapp aus... Ansonsten: schon gelungen! doch, doch! bin gespannt auf weitere - vielleicht auch längere ? - Geschichten von Dir.

Ob das keine Geschichte ist? nee, dazu sag ICH lieber nix... das mach ich ja kein bißchen anders ;)

Lieben Gruß,
Frauke

 

Hallo Frauke.

Ist nicht ausgeführt, nein, ist es nicht. Bin am rumprobieren, und habe zur zeit einen fatalen Hang zum Andeuten, wo ist es gerade noch verständlich, mit wie wenig kann ich den Lesefrosch lassen, damit sich im Kopf etwas eigenes, individuelles abspielt, mit dem ich nichts mehr zu tun habe. So Zeug halt.
Was soll ich sagen. Is schwierig. Wie alles.
Hat mich gefreut, deine Reaktion.
Danke, alex.

 

hi alex!
ich habe kein Problem mit den Nur-Andeuten und mit Sicherheit ist es eine Gradwanderung. Ich versuche mir manchmal vorzustellen, daß ich die Geschichte jemandem erzähle. Und dann fragt er mich immer wieder? wie ist das? warum? was? wer? und dann beantworte ich soviel, wie nötig, damit ich nicht alles vorwegnehme oder zu viel verrate ( oder mehr, als meine Figur zu verraten bereit ist ), aber ich darf auch nicht zu viele offene Frage lassen, weil es sonst verwirrt, und der Leser / Zuhörer abschaltet und ich muß soviel preisgeben, daß ich die Leute bei der Stange halte... neugierig bleiben / werden lasse...
Dazu hilft: üben / probieren... machst Du schon sehr richtig. Viel Spaß beim Rumprobieren!

Frauke

 

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