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Der Urlauber

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15.11.2013
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Der Urlauber

Küche. Musik spielt. Dampfender Kaffee auf dem Tisch. Mann sitzt am Fenster, raucht. Er denkt an den heutigen Tag. Mann fährt heute in Urlaub. Mann hat keine Lust. Scheiß Song. Weiter. Ahh, besser. Durchatmen. Die Glut der Zigarette leuchtet hell, kämpft gegen die Omnipräsenz der Dunkelheit draußen. Verliert.

Langsam sammelt der junge Mann seine Gedanken. Es wird Zeit, dass er aufhört in Ellipsen zu denken. Ist nicht gesund, so sagt man. Das Grauen beginnt. Der Koffer muss gepackt werden. Allein schon der Gedanke an den Aufwand lässt ihn erzittern. Er nimmt einen kräftigen Schluck Kaffee, danach fühlt er sich besser, deutlich besser. Aber noch nicht gut genug. Könnte er doch einfach Daheim bleiben, aber dazu war er viel zu geizig. Seine Zigaretten raucht er auch immer bis zum Filter durch. Er war geizig. Und wenn ihn jemand deswegen schief anschaut, dann behauptet er scherzhaft, er müsse einen Schwaben als Vorfahren gehabt haben. Über die Comic Relief lachen sie dann. Dennoch raucht er zu viel. Er ist krank, abhängig, und fühlt sich halbwegs toll so denken zu können. Immerhin macht er sich nichts vor, oder?

Für das Packen braucht er gut eine Stunde. Die Stunde kommt wohl nie wieder zurück.
Der Koffer ist voll, jetzt noch schnell unter die Dusche, man will ja einen halbwegs sauberen Eindruck machen, nicht? Obwohl, für wen denn? Selbst kann er sich eigentlich immer riechen. Prüde Welt, und er lebt nicht einmal in Amerika. Er überlegt kurz, dann geht er doch unter die Dusche.

Er entschließt sich noch eine zu rauchen. Warum geht er eigentlich in Urlaub?
Fahr mal fort, haben sie gesagt. Wird dir gut tun, haben sie gesagt. Niemand hat die Rechnung erwähnt.
Und dass der Urlaub alleine eigentlich auch ziemlich scheiße ist, dass dämmert ihm auch jetzt. Wenigstens fährt er ans Meer. Danach hat er sich doch gesehnt. Aber es hat doch immer einen bitteren Nachgeschmack alleine in Urlaub zu gehen. Der Fluch des Singlelebens. Es ist ja auch nicht so, dass er nicht ein oder zwei Freunde hätte, mit denen er liebend gerne fort gefahren wäre. Aber die haben leider zu wenig Zeit. Also warum geht er noch gleich in Urlaub? Vielleicht damit er nicht das Gefühl hat, seine Zeit vergeudet zu haben. Vielleicht damit er auch etwas zu sagen hat, wenn andere von ihrem Urlaub erzählen. Vielleicht weil er einfach einmal einen Tapetenwechsel braucht. Vielleicht weiß er es auch gar nicht.

Packen Volume 2 beginnt, Endspurt. Er geht durch die Räume seiner kleinen Wohnung, sucht nach Dingen, die er übersehen hätte können. Leicht zwanghaft überprüft er jeden Raum zweimal, oder dreimal. Aber nicht viermal, das wäre dann doch zu aufwendig.
Nachdem jeder Raum exakt dreimal überprüft wurde, ist auch der Urlauber zufrieden.
Jetzt muss er nur noch das Navi einstellen, und es kann endlich losgehen. Oder muss losgehen, je nach Perspektive. GPS wird gesucht ...
GPS wird gesucht ...
GPS wird gesucht ...
Er entschließt sich dazu eine weitere Zigarette zu rauchen.
GPS wird gesucht ...
GPS wird gesucht …

Fuck Off, denkt er. Was für eine beschissene Technologie. Widerwillig holt er den Straßenatlas und verlässt die Wohnung in Richtung Auto.
Der kleine rote Peugeot 106 hat schon sehnsüchtig auf ihn gewartet. Wenn das Auto wüsste, welch eine Tortur es vor sich hat, dann würde es gar nicht erst anspringen. Praktischerweise ist die Intelligenz des Autos bauartbedingt eher gering. Der Urlauber nimmt schließlich in seinem Gefährt Platz. In diesem Moment erinnert er sich daran, dass er doch etwas vergessen hat. Das Aux-Kabel ist immer noch kaputt. Gottverdammt, jetzt muss er doch tatsächlich Radio hören. Er hasst es, Radio zu hören. Die schlechten Gags, die schlechte Musik und die lächerlichen Jingles, all das erwartet ihn in den nächsten Stunden.

Er checkt noch einmal die Route im Straßenatlas. Im Anschluss startet er das Vehikel, dass ihn schon über weite Strecken sicher gebracht hat. Rein statistisch gesehen erhöht natürlich die bisherige Unfallfreiheit das Risiko eines tödlichen Ausganges seines Road Trips. Aber er ist Atheist, und glaubt nicht an Statistiken. Nicht dass er den Tod allzu übermäßig fürchten würde, zumindest bildet er sich dies immer gerne ein. Es gibt ihm geradezu einen Kick, sich selbst für einen Menschen zu halten, der keine Angst vor dem Tod hat. Welch bittersüße Hybris das ist. Mit diesen Worten dreht er den Schlüssel herum und aktiviert die Zündung.

Der Peugeot schnurrt wie ein Kätzchen. Vielleicht schnurrt er nicht wie ein besonders gesundes Kätzchen, aber wenigstens macht er ein Geräusch. Man soll ja mit dem zufrieden sein, dass man hat. Und genau deshalb wird es jetzt Zeit die schlechte Laune zu verdrängen. Er wird jedes bisschen von diesem Urlaub so dermaßen zu genießen, dass dem Glücklichsein gar keine andere Wahl bleibt als sich schließlich einzustellen. Handbremse raus, Blinker setzen, full gas!

Während er so mit dem Fahren beginnt, überlegt er sich, warum in so vielen unnützen Anglizismen denkt. Liegt wahrscheinlich an der allgemein amerikanisierten Mainstream Kultur. Aber hey, man will ja en vogue sein. Er stellt sich vor, wie er dabei verächtlich mit den Schultern zuckt, ohne dies auch wirklich zu tun. Schon komisch wie er sich manchmal von außen sieht.

Nach kürzester Zeit auf der Landstraße erreicht er eine wunderschöne Stadt. Er hasst die Stadt.
Der Verkehr wird dichter, ist aber noch gut zu ertragen. Die Autobahnauffahrt ist zwischen diversen Seitenstraßen und Fast Food Pseudorestaurants schnell gefunden. Er nimmt hier noch kurz geistig Abschied von der Heimat und dann beginnt der Hauptteil des Road Trips. Yaay …

Es fährt sich überaus langweilig. Aber er kommt schnell voran, zumindest so schnell wie es sein Gefährt erlaubt. Dies ist eigentlich überhaupt nicht schnell ist. Man könnte fast sagen: langsam. Natürlich könnte es noch langsamer sein, aber im Leben gilt ja immer, nach unten ist noch so viel mehr Platz vorhanden.

Irgendwann irgendwo später – Autobahnfahren eliminiert wirklich jedwedes Gefühl von Raum und Zeit – meldet sich das alte Laster wieder, er will eine Zigarette rauchen und fährt auf einen Parkplatz. Die Ruhe tut ihm gut. Oder er fühlt sich einfach nur wegen dem Nikotin besser.
Er könnte jetzt umdrehen. Dann hätte er nur einen Tag seiner Freizeit verloren, und könnte in der restlichen Zeit auf dem Sofa liegen und fernsehen. Aber dann hätte er trotzdem einen Tag nicht effektiv genutzt. Und außerdem, was würden die anderen Leute sagen? Du bist auf der Autobahnraststätte Kleinpotzbach einfach umgedreht? Wie bist du denn drauf? So ein Freak.
Ja, nein, dass sollte er sich wohl ersparen. Er fährt wieder los.

Die Zeit vergeht zwar nicht wie im Fluge, aber sie vergeht. Bundesländer kommen und gehen, genauso wie schwer nachvollziehbare Geschwindigkeitsbegrenzungen, Baustellen und drittklassige Radiosender. Autobahnen werden gewechselt, komische Ortsnamen rufen gelegentlich ein mildes Lächeln hervor und die Zeit vergeht immer noch nicht wie im Fluge.

Schließlich kann er die Autobahn zu verlassen. Endlich wieder entspanntes Fahren auf einer Landstraße. Oder um genau zu sein: auf einer gut ausgebauten Bundesstraßen mit zwei Spuren in jeder Richtung und baulicher Trennung in der Mitte. Aber wenigstens keine Autobahn. Danach kommt diese eine Stadt, die dafür bekannt ist, dass man durch sie durch fahren muss um auf die Insel zu kommen.

Also fährt er schließlich durch diese Stadt, um auf die Insel zu kommen. Dann kommt er auf die Insel. Bereits die Überfahrt über die Brücke ist imposant. Er sieht zum ersten Mal nach einer gefühlten Ewigkeit wieder das Meer.

Die Erinnerungen kommen wieder hoch. Er sieht sie wieder, wie sie am Meer liegt und …
Zu viele traurige Gedanken sind in seinem Kopf.

Jetzt weiß er definitiv wieder, warum er eben nicht in Urlaub, und ganz besonders nicht an das Meer fahren will. Aber dafür ist es zu spät. Sonne, Strand und Meer sind eben eine gesellschaftliche Konvention. Wer ist er, sich dagegen zu stellen? Immerhin ist die Rechnung bezahlt, und was würden denn die verdammten Leute denken, wenn er jetzt umdreht?
Kurze Zeit später erreicht er das Hotel. Er ist angekommen.
Er will wieder nach Hause.

 

Hallo Louors
und willkommen auf kg.de

Leider muss ich dir zu deinem Einstand sagen, dass er mir nicht gefallen konnte. Das liegt an mehreren Gründen. Der erste und vernichtendste - der Text ist langatmig. Das ist gleichzusetzen mit langweilig und das darf natürlich nicht passieren, ein Todesurteil für jeden Text.
Es ist einfach alles belanglos, was da gesagt wird. Gesagt vs passiert, denn passieren tut nicht viel. Aus Gedanken eine Kg zu flechten, das ist echt schwierig, weil dann die Gedanken echt scharf geschliffen sein müssen. Die müssen quasi die Handlung ersetzen und zwar so, dass es der Leser nicht merkt. Hier aber werden die Gedanken wie ein Kaugummi duchgekaut, hierhin und dahin geschoben und viele viel Blasen gemacht, die nicht knallen, sondern mit eiem pfff erschlaffen und wieder in den Mund gesaugt werden.
Du beginnst so Stream of Conciousness-mäßig, hältst das aber nicht durch und landest dann in so einem undefiniertem "Geplapper".
Die Anfangsspannung, nämlich was daran schlimm sein kann, Urlaub zu haben, die löst du nicht auf, vergeht einfach und damit der für mich einzige interessante Aspekt des Textes.
Ich mein, was bietest du denn sonst an? Ein Bild des Protagonisten habe ich nicht. Ich weiß nicht mal welche Musik er hört, obwohl ihm die ja so wichtig ist.

...full gas!
Während er so mit dem Fahren beginnt, und die umliegende Welt langsam in der Geschwindigkeit verschwimmt, überlegt er sich, warum er eigentlich so viel unnütze Anglizismen in seinem Denken und teilweise Sprechen beherbergt.
Das könnte vll sogar witzig sein, aber lass dir dieses Ungetüm von Satz mal auf der Zunge zergehen, das klingt einfach nicht. Insgesamt haut im Text die Rhythmik nicht hin

„Liegt wahrscheinlich an der allgemein amerikanisierten Mainstream Kultur.“ Er stellt sich vor, wie er dabei verächtlich mit den Schultern zuckt, ohne dies auch wirklich zu tun. Schon komisch wie er sich manchmal von außen sieht, und von sich in der dritten Person denkt.
auch das ... Du neigst du Übererklärung. Was komisch ist, sollte der Leser entscheiden. Und was sagt mir das mit der amerikanisierten Mainstream- Kultur? Das ist einfach so hingeworfen, wie du so vieles hinwirfst, aber nichts daraus machst.

Du hast den Text unter Humor gepostet. Für mich gibt es zwei witzige Stellen im text:

Langsam sammelt der junge Mann seine Gedanken. Es wird Zeit, dass er aufhört in Ellipsen zu denken. Ist nicht gesund, so sagt man. Das Grauen beginnt.
Das ist eine nette Doppelebene, um den Stilbruch zu legitimieren. Allerdings nicht konsequent.

GPS wird gesucht....
GPS wird gesucht....
GPS wird gesucht....
Er entschließt sich dazu eine weitere Zigarette zu rauchen.
GPS wird gesucht....
GPS wird gesucht...
und das hat auch was. Allerdings sollten es immer nur drei Auslassungspunkte sein und bevor sie hingeschossen werden, bitte einmal die Space-Taste betätigen ;)

Nur als Tipp: Beginne eine Geschichte nicht mit einer Ichwachverplantauf-Szene an. Das wurde schon tausendfach geschrieben und sowas gut hinzubekommen, das ist schon echt schwierig. Gerade das Banale, das ist eben von Natur aus banal, dass es schon Qualität erfordert, dem Ganzen etwas lesenswertes abzugewinnen.

Am besten liest du dich hier erstmal um und machst dich selbst ans Kommentieren, dabei lernt man unter Garantie am meisten fürs eigene Schreiben.

So oder so noch viel Spaß auf kg.de :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Version 2.0

Hallo Louors
und willkommen auf kg.de

Guten Tag Weltenläufer.

Ich muss dir bei den meisten Kritikpunkten absolut Recht geben. Jetzt im Nachhinein wirkt der Text nicht besonders einladend. Deshalb freue ich mich um so mehr, dass du dir überhaupt die Mühe gemacht hast, alles zu lesen.
Außerdem möchte ich mich für die konstruktive Kritik bedanken. Genau danach habe ich gesucht, als ich mich hier angemeldet habe.

Auf jeden Fall habe ich die Geschichte noch einmal umfassend überarbeitet. Ich würde mich freuen, wenn du dir noch einmal die überarbeitete Version ansehen würdest und deine Meinung dazu posten würdest.

Leider muss ich dir zu deinem Einstand sagen, dass er mir nicht gefallen konnte. Das liegt an mehreren Gründen. Der erste und vernichtendste - der Text ist langatmig. Das ist gleichzusetzen mit langweilig und das darf natürlich nicht passieren, ein Todesurteil für jeden Text.

Habe beim erneuten Überarbeiten den Text radikal gekürzt. Ich hoffe er liest sich jetzt deutlich flüssiger und interessanter.


Die Anfangsspannung, nämlich was daran schlimm sein kann, Urlaub zu haben, die löst du nicht auf, vergeht einfach und damit der für mich einzige interessante Aspekt des Textes.

Ich hoffe, ich konnte jetzt diesen Aspekt besser herausstellen, und habe mich auch bemüht, am Ende den Konflikt aufzulösen, beziehungsweise ihn dadurch aufzulösen, dass der Protagonist sich seinem Schicksal beugt.


Ich mein, was bietest du denn sonst an? Ein Bild des Protagonisten habe ich nicht. Ich weiß nicht mal welche Musik er hört, obwohl ihm die ja so wichtig ist.

Der Protagonist müsste nun ein bisschen klarer definiert sein.


Du hast den Text unter Humor gepostet. Für mich gibt es zwei witzige Stellen im text:

Ich freue mich, dass damit dann der Text nicht vollkommen humorlos geblieben ist.


Allerdings sollten es immer nur drei Auslassungspunkte sein und bevor sie hingeschossen werden, bitte einmal die Space-Taste betätigen ;)

Korrigiert.

Nur als Tipp: Beginne eine Geschichte nicht mit einer Ichwachverplantauf-Szene an. Das wurde schon tausendfach geschrieben und sowas gut hinzubekommen, das ist schon echt schwierig. Gerade das Banale, das ist eben von Natur aus banal, dass es schon Qualität erfordert, dem Ganzen etwas lesenswertes abzugewinnen.

Du hast Recht. Diese Szene ist wirklich klischeehaft.

Am besten liest du dich hier erstmal um und machst dich selbst ans Kommentieren, dabei lernt man unter Garantie am meisten fürs eigene Schreiben.

Werde ich machen.

So oder so noch viel Spaß auf kg.de :)

Dankeschön.

Mit freundlichen Grüßen
Louors

 

Substanz

Hallo Louors,
mir fehlt an Deiner Geschichte die Substanz. Ein Mensch fährt in den Urlaub und eigentlich will er das nicht. Er raucht zu viel und seine Freunding ist weg.
Das war es auch schon. Mir fehlt der Spannungsbogen in der Geschichte, ich habe keine Pointen gefunden, keinen Humor. Der Handelnde kommt mir nicht näher, ich finde keine Identifikationspunkte, die ihn mir näher bringen könnten.

Meine Vorschläge:
Mach den Mann sympathisch, stell ihn durch Handlungen vor (in einer Humorgeschichte können es kleine Dinge sein, die schief gehen), beleuchte seinen Hintergrund, schildere beispielsweise seine gescheiterte Beziehung lakonisch, gib ihm auf der viel kürzeren Fahrt Hoffnung, arbeite überraschende Pointen ein, lass ihn im Hotel ankommen, schildere das Hotel subtil als genau das, was er nicht will und verstärke die Endpointe.

Dann kann aus einer traurigen Gestalt, mit der sich niemand beschäftigen möchte, vielleicht ein Typ entstehen, der interessant wirkt und Grundlage des beim Leser erwarteten Humor sein kann.

Rechne bei der Überarbeitung dieser Geschichte mit gut 40 Stunden.
Eine Kurzgeschichte ist Arbeit.

Viele Grüße, Svenson

 

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