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Der Untermieter
Der Untermieter
02.03.1998
Bald ist es Mitternacht. Oder? Ich weiß nicht wie spät sie es haben. So komisch es auch klingen mag ich weiß auch nicht die jetzige Zeit: meine Zeit. Vielleicht die letzten Minuten meines Lebens. Meine Uhr hab ich schon vor einer Woche verloren, ... vielleicht waren es auch zwei. Die Zeit hier draußen ist sehr relativ, wussten sie das schon?
Da macht man einen Survival-Training mit, um am Ende irgendwo im Wald draufzugehen. Ich sehe sie staunen, aber ja genau so sieht meine derzeitige Situation aus.
Ich nahm an diesem Training teil, weil meine Frau das schon immer mal machen wollte. Sie wissen ja, die Medien bezwingen manchmal auch den stärksten Charakter, schwache sowieso. Also hab ich eingewilligt.
Nun sitz ich hier. Kein Essen, kein Trinken, von Pisse und ein bisschen dreckigem Flusswasser in meiner Feldflasche mal abgesehen. Aber Nahrung? Richtige Nahrung? Nein.
Ja, nun sitz ich hier. Mal sehen was morgen kommt.
09.03.1998
... Hab Pilze gesehen, keine gegessen, zu gefährlich. Man hört ja oft, dass sogar Leute die sich damit auskennen sollten, Apotheker mein ich, einen Giftpilz anstatt eines Champions oder Steinpilzes pflücken. Essen natürlich auch. Ja, und dann sind sie tot.
Genau das gleiche mit Beeren. Obwohl, wenn ich mich recht erinnere hab ich ein paar gegessen. Ja, genau, danach hatte ich Durchfall. Blutiger Stuhl. Keine gute Sache. Schon gar nicht hier draußen.
11.03.1998
Langsam werde ich Paranoid. Ich höre Nachts immer etwas, ja ich weiß was sie denken im Wald gibt es immer Geräusche aber das sind keine typischen Waldgeräusche, etwas schleicht um mich herum. Und wenn ich die Augen öffnen, nachsehe, ist da nichts. Dann schlafe ich wieder ein, kurz darauf geht der Spaß wieder los.
Und dann die vielen Insekten: Spinnen, Mücken, Ameisen, Käfer und am schlimmsten sind, zu mindest in meiner Lage, die Fliegen. Sie kommen noch mehr seit dem ich mein linkes Bein verloren hab. Gestern wach ich auf und es fehlt. Wahrscheinlich hatte ich in dieser Nacht einen besonders guten Schlaf, ich denke doch sie wissen was ich meine?!
Und noch eine bitte an sie: Nehmen sie an keinen Survival-Training teil, es kostet die bloß unnötig Nerven und mir wahrscheinlich das Leben, wenn ich nicht gefunden werde, denn laufen kann ich jetzt relativ schlecht.
Ich hoffe ich sehe meinen Untermieter, sie, es, was es auch war nicht. Ich denke dann hätte ich noch mal richtig Angst, und mit voller Hose will keiner sterben. Ich jedenfalls nicht, ich weiß nicht wie es mit ihnen aussieht.
Ich hoffe ich habe wieder so einen guten Schlaf wie vorletzte Nacht als mein Bein verschwand wenn es kommt um mich am Stück zu verspeisen.
ANMERKUNG: diese geschichte zählt zu den ersten meiner schöpfungen