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Der Untergang

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27.12.2011
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Der Untergang

Es war ein kalter, finsterer Herbsttag. Draußen tobte der wind und der Regen prasselte nieder. Frederick saß in seinem Schlafgemach und lauschte dem Unwetter. Neben ihm flackerte eine Kerze, das einzige Licht, das er hatte. Frederick war alt und gebrechlich. Seit Wochen war er bettlägerig, konnte sein Schlafgemach kaum noch verlassen. Seine einstige Lebendigkeit hatte er schon lange an die unaufhaltbar fortschreitende Zeit verloren. Seine Knochen waren schwach, seine Muskeln schlapp, seine Haut war runzelig und totenblass. Auch das Kernstück seiner Selbst, sein Herz, war nicht mehr das, was es einmal gewesen war. Bald würde es die Zeit zum Stillstehen bringen. Sein alter, ausgezehrter Körper war nur mehr eine vorrübergehende Bleibe für seine müde Seele, die bald schon in die ewigen Weiten eintauchen würde.
Fredericks Zustand spiegelte sich in dem seines Hauses wieder. Der einst so prachtvoll blühende Garten wurde nun von wilden Sträuchern und Büschen in Besitz genommen. Fast unmöglich war es geworden, sich einen Weg durch dieses Dickicht zu bahnen.
Das Gebäude selbst war nicht weniger von den Zeichen der Zeit verschont geblieben. Die Mauern waren porös, der Putz fast zur Gänze abgebröckelt. Der Fußboden knarrte bei jedem Schritt, als ob er vor Schmerzen aufschreien würde. Die Wände waren feucht und kalt, das düstere Licht ließ die Zimmer wie Verließe wirken.
Dieses Haus war wahrlich ein Verließ für Frederick. Tagein, tagaus saß er dort fest, während der Verfall des Hauses sowie sein eigener immer weiter voran schritten.
Fredericks Atmung wurde immer schwächer. Sein Körper fühlte sich schwerelos an, als ob er von einer unsichtbaren Hand getragen werden würde. Er spürte keine Schmerzen mehr.
Friedlich lag er in seinem Bett als seine Atmung aussetzte und mit ihr das Licht der Kerze erlosch, als hätte nun auch das Haus seinen Kampf gegen den Untergang verloren.

 

Hallo hoppelhase

Ich finde das gut und lebendig geschrieben, was mir ein wenig fehlt, ist die Geschichte drumherum. Es geht um einen alten Mann, der in seinem mittlerweile verfallenen Haus stirbt. Der Titel "Der Untergang" suggeriert, dass irgendwas Grosses hier zu Ende geht - an dem Haus mag ich das noch erkennen, da du hier bspw. von ehemals blühenden Gärten schreibst, oder auch die Bezeichnung "Schlafgemach" deutet ja eher auf eine Villa als ein einfaches Reihenhaus hin, aber warum der Tod des Mannes als "Untergang" bezeichnet wird, erschliesst sich mir nicht ganz. Liegt es am Alleinsein, an der Verzweiflung? Ich denke, da könntest du noch tiefer eintauchen, das ein wenig deutlicher herausarbeiten. Was hat er in seiner Vergangenheit getan, wo sind seine Familie, seine Freunde, warum kümmert sich keiner um ihn? Viele Szenarien sind denkbar, die den Titel rechtfertigen, ich finde, du solltest dich für eines entscheiden und dieses dann auch in die Geschichte aufnehmen.

Wie gesagt, ich finde das gut geschrieben, also du kannst dir da meiner Meinung nach ruhig mehr zutrauen und das Ganze ausbauen. Es ist lebendig, wenn auch nicht ganz frei von Klischees ("flackernde Kerze", draussen das Unwetter), aber seis drum, ich an deiner Stelle würde da wirklich noch etwas investieren und deutlicher machen, woher denn nun der Titel kommt.

Sonst noch:

Draußen tobte der wind und der Regen prasselte nieder.

Wind

Seine einstige Lebendigkeit hatte er schon lange an die unaufhaltbar fortschreitende Zeit verloren.

Find ich gut, den Satz, wenngleich ich "einstige" hier streichen würde, denn das wird ja aus dem Zusammenhang schon klar.

Seine Knochen waren schwach, seine Muskeln schlapp,

Klar, du brauchst hier ein Synonym zu "schwach", aber schlapp passt irgendwie nicht zum Ton der Geschichte. Alternativ kannst du auch einfach schreiben: "Seine Knochen und Muskeln waren schwach, ..."

Sein alter, ausgezehrter Körper war nur mehr eine vorrübergehende Bleibe für seine müde Seele, die bald schon in die ewigen Weiten eintauchen würde.

Bisschen drauf achten, nicht zu viele Adjektive zu verwenden. In diesem Satz würde ich zumindest "alter" und "müde" streichen. Lies ihn dir mal laut vor, mit und ohne die Adjektive, und entscheide selbst, was für dich besser klingt.

Bald würde es die Zeit zum Stillstehen bringen.

Ja, kann man so sagen, wenngleich ich besser finde: "Bald würde die Zeit es zum Stillstehen bringen" (oder einfach nur Stehen). In deiner Version klingt es ein bisschen so, als würde das Herz die Zeit zum Stillstehen bringen :)

Die Wände waren feucht und kalt, das düstere Licht ließ die Zimmer wie Verließe wirken.
Dieses Haus war wahrlich ein Verließ für Frederick.

Gute Beschreibung des Zerfalls des Hauses im Absatz zuvor, hier würde ich versuchen, die Doppelung "Verliess" zu vermeiden. Vielleicht einmal "Kerker" nehmen?

Viele Grüsse.

 

Hallo Schwups!

Wow, danke, deine Kritik hat mir echt geholfen.
Ich denke ich werde es so machen, wie du vorgeschlagen hast und die Geschichte noch ein wenig ausbauen :)

Auch die Sätze, die du ausgebessert hast, finde ich gut, danke :)

Ich bin mir aber wegen dem Schluss auch ein wenig unsicher, also die Sterbeszene, vielleicht werde ich die auch noch ändern...

Liebe Grüße :)

 

Hallo hoppelhase123,

also mir gibt der Text recht wenig. Irgendwie ist alles nur Beschreibung. Da zerfällt was, alles altert. Aber das ist ja nichts Neues, da ist nichts, was ich spannend finden könnte. Wenn Du etwas beschreiben würdest, was der Leser nicht kennt, nicht weiß, dann könntest Du eventuell sein Interesse wecken, aber so? Das ist ja nicht mal eine Geschichte. Es fehlt der Konflikt, ein interessanter Charakter, irgendetwas, was den Text von einer Beschreibung abgrenzt. Also hier muss noch eine Menge Text her ;). Das ist ein Anfang, aber die Geschichte dazu fehlt.

Sein alter, ausgezehrter Körper war nur mehr eine vorrübergehende Bleibe für seine müde Seele, die bald schon in die ewigen Weiten eintauchen würde.

Ja, wenn Du den Herzstillstand voraussagst, wird das wohl so sein. Nun ist der Text schon so kurz und dann wiederholst Du auch noch so inhaltliche Aussagen, dass ist nicht gut. Denn diesen Satz könnte man gut streichen, der sagt dem Leser nichts Neues, bringt ihn nicht weiter, keiner würde eine Information vermissen.

Der Fußboden knarrte bei jedem Schritt, als ob er vor Schmerzen aufschreien würde.

Der Satz gefällt mir gut.

Dieses Haus war wahrlich ein Verließ für Frederick. Tagein, tagaus saß er dort fest, während der Verfall des Hauses sowie sein eigener immer weiter voran schritten.

Auch hier wieder nur inhaltliche Wiederholung des zuvor gesagten. Ein Streichkandidat.

Friedlich lag er in seinem Bett als seine Atmung aussetzte und mit ihr das Licht der Kerze erlosch, als hätte nun auch das Haus seinen Kampf gegen den Untergang verloren.

Und der hier auch.

Wenn man die drei Sätze streichen würde, bliebe kaum noch Text übrig. Also noch weniger, als was wir schon haben. Da muss ordentlich Butter und Wurst aufs Brot, das hier sind eher so Krümelchen ;).

Bei Deinem Schreibfleiß wäre es übrigens sehr schön, wenn Du Dich jetzt auch für die Geschichten anderer interessieren und dies in Kommentaren kundtun würdest. Oder interessieren Dich die anderen nicht?

Beste Grüße Fliege

 
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Jeder stirbt für sich allein,

& dennoch erst einmal ein herzliches Willkommen, das nach fünf Beiträgen sicherlich noch getrost ausgesprochen werden kann,

lieber hoppelhase (gut, dass Bingo nicht mehr dabei sein kann und Belgia inzwischen eine ältere Dame ist)!

Ganz extrem fällt die einleitende Behauptung bei jenen auf, die vorm biologischen den sozialen Tod erleiden.– Und überhaupt: Mit jeder Geburt entsteht eine neue Welt im Kopf des je Einzelnen, die mit dessen Tod verschwindet und untergeht, auf immer, mag die objektive Welt auch ohne einen weiterbestehn. Also trifft der Titel zu und es bedarf nicht des Aufwandes der Titanic oder eines Weltkrieges mit großem Personal. Wiewohl die Geschichte "authentisch" ist, steht sie einem Ausbau natürlich nicht im Wege, solange der Autor noch Herr seiner eigenen Geschichte bleibt.

'n Paar Schnitzer (ohne Gewähr):

Draußen tobte der wind und …
Es wehte wohl ein schwaches Lüftchen …

Friedlich lag er in seinem BettKOMMA als seine Atmung aussetzte und mit ihr das Licht der Kerze erlosch, als hätte nun auch das Haus seinen Kampf gegen den Untergang verloren.

Gruß

Friedel

 
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Hallo hoppelhase,

beim Blick in die Liste der neuen Betraege hat mich diese Zusammenstellung immer besonders gereizt: Der Untergang + hoppelhase123. :D Das klingt wie Kettensaegenmassaker von Zauberfeechen95. Aber das nur am Rande.

Kann es sein, dass der Text deshalb "der Untergang" heisst, weil sich die Parallele des Zerfalls des Mannes und des Hauses, die ja den einzigen Kunstgriff und in Ermangelung einer Handlung auch das Zentrum der Geschichte darstellt, an Poes "Untergang des Hauses Usher" orientiert?

Also im Grunde kann ich mich Fliege nur anschliessen. Fuer eine Geschichte ist das alles noch zu wenig. Es gibt tatsaechlich viele Wiederholungen und die Szenerie wirkt recht stereotyp, da gibt es nichts Ungewoehnliches, was Deine Beschreibung von anderen Beschreibungen aehnlicher Szenen abheben wuerde. Was macht diesen Mann besonders, abgesehen davon, dass er alt und krank ist? Was hat er erlebt? Solche Ansatzpunkte braucht man, um den Leser zu beruehren. Stilistisch solltest Du ausserdem mal drauf achten, nicht so viele Adjektive aufeinanderzuhaeufen, das wirkt schnell mal etwas holzhammerig.

lg,
fiz

 

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