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- Anmerkungen zum Text
Dieser Text ist ein Spin-Off meines ersten Romans.
Er ist als kleiner Vorgeschmack auf die geschaffene Welt und deren Konflikte zu verstehen.
Ich möchte herausfinden, wie meine Art zu schreiben ankommt, was ich verbessern kann.
Der Untergang der Ca'lunin
Morgan O’Shea stand auf einem Felsvorsprung, der ihm uneingeschränkte Sicht auf den Talkessel von Caer Druim gewährte. Seine Anspannung stieg mit jeder Minute, die er auf das Zeichen des ersten Offiziers und seines besten Freundes aus Kindheitstagen wartete. Aonghas, der voraus geritten war, um die Unbedenklichkeit dieser durchaus kritischen Wegstelle zu überprüfen, hätte bereits vor Minuten sein Signalhorn ertönen lassen müssen. Doch es blieb beunruhigend still in dem von Rauchschwaden durchzogenen Tal.
Er hätte Aonghas‘ wahnsinniger Idee nicht zustimmen dürfen, wurde ihm immer bewusster und Morgan ahnte, dass es ein Fehler gewesen war, den Weg durch den Talkessel zu wählen, anstatt außen herum zu marschieren. Doch sein Blick fiel auf die Ca’lunin, das strahlende Elbenheer Navarilias, das unter seiner Führung bereits so viele Siege gegen die düstere Horde erkämpft hatte.
Im rauchigen Nebel der Kristallberge war vom einstigen Glanz ihrer goldenen Rüstungen kaum noch etwas zu sehen. Staub und Ruß der ungastlichen Umgebung hatte sich auf sie gelegt und stumpf gemacht, doch ihren Kampfgeist und ihre Stärke fühlte Morgan bis hinauf zu den Felsen, auf denen er Ausschau hielt.
Seit Monaten durchquerten seine Männer und er nun schon die schwarzen Moorfelder zu Füßen der Kristallberge und hatten bereits unzählige Nester und Unterschlupfe der Ghoule aufgespürt und vernichtet. Morgan konnte sich des Gedankens jedoch nicht erwehren, alle ihre Erfolge seien lediglich der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.
Nachdem sich die düstere Horde immer weiter ins Landesinnere gewagt, Dörfer überfallen und Landstriche unfruchtbar gemacht hatten, hatte der Rat beschlossen, die Ca‘lunin mit ihrer Zerstörung zu betrauen. Seither kämpfte das Elbenheer unter Morgans Führung gegen diese schrecklichen Kreaturen, die mit wachsender Stärke Leid und Dunkelheit über Danthúir brachten.
Voller Stolz besah der Elb das goldene Heer, dass am Eingang des Talkessels auf sein Kommando wartete. Schweigend und ebenso angespannt, wie er selbst es war. Doch es blieb weiterhin still auf der anderen Seite des Tales.
Rückblickend erschien ihm die vergangene Zeit, seitdem Aonghas und er in den Militärdienst des Elbenkönigs Parthalan getreten waren, wie aus einem früheren Leben. So viel war seither geschehen. Gemeinsam hatten sie sich im Heer einen Namen gemacht, hatten Seite an Seite gekämpft. Schnell hatte sich Morgan als wahres Genie der Strategie und Heeresführung herausgestellt, sodass Parthalan ihm und Aonghas als seiner rechten Hand ein eigenes Heer unterstellt hatte. Jeder einzelne der mit dieser Entscheidung geborenen Ca‘lunin war von den beiden Elben persönlich rekrutiert und unterrichtet wurden und jeder einzelne zählte zu den besten Kriegern, die Danthúir je hervorgebracht hatte.
Morgan blickte auf sein tausendmannstarkes Heer hinab und lächelte. Doch es war ein stolzes Lächeln, in dem gleichzeitig Sorge mitschwang. Alles in ihm schrie danach, Caer Druim zu meiden. Die hohen Wände, die engen Ausgänge an nur zwei Seiten, die ungeschützte Ebene im Zentrum... Morgan wusste um die große Gefahr, in die er seine Männer brachte, würde er sie durch die Passage des Talkessels schicken.
Sollte die düstere Horde sie hier angreifen, boten sie ihnen ein leichtes Ziel. Doch auch der Marsch durch die Moorfelder, die das Tal umgab, barg hohe Risiken. Es würde sie Tage kosten, Cear Druim durch das Moor zu umwandern. Doch weder ihr Proviant, noch die Konstitution seiner Männer würden eine derartige Verzögerung der Reise verzeihen.
So sehr er sich dagegen sträubte, Aonghas‘ Argumentation war schlüssig. In weniger als einer Stunde könnten sie den Talkessel hinter sich lassen, würden sie den direkten Weg hindurch nehmen. Und jeder seiner Ca’lunin war erpicht darauf, schnellstmöglich in die Heimat zurückzukehren. Morgan verstand die Elben zu gut. Auch er sehnte sich danach, nach Navarilia zu seiner Frau Bonnie und den Kindern zu kommen.
Keinen Monat war seine Tochter Ceit alt gewesen, als Parthalan Morgan und sein Heer in die Kristallberge entsandt hatte und es schmerzte den General, diese erste Zeit des Kennenlernens mit ihr verpasst zu haben. Gleichzeitig wusste er, dass sein Sohn Bonnie mit dem Baby unterstützte, so gut er konnte. Nur der Stolz auf seinen Jungen übertraf den auf die Männer, die weit unter ihm ebenso wie er auf Aonghas‘ Signal warteten.
Unruhig ließ er einen weiteren Blick schweifen, als dumpf aber doch deutlich hörbar das lang ersehnte Dröhnen über die zerklüfteten Felsen durch das Tal zu ihm und seinen Ca’lunin wehte. In diesem Moment hätte Morgan schwören können, seit langem kein schöneres Geräusch vernommen zu haben. Die Anspannung fiel augenblicklich von ihm ab und wich einem erleichterten Lächeln, dass seine Lippen bis hinauf zu den sandfarbenen Augen umspielte.
Endlich verstummte auch das stechende Flüstern der Furcht, das ihm unnachgiebig bereits die Schuld gegeben hatte, an allem was Aonghas auf seinem Weg hätte zugestoßen sein können. Letztlich wäre es tatsächlich seine Verantwortung gewesen. Umso erleichterter war er nun, seinen Freund unversehrt zu wissen.
Trotzdem zögerte er noch weitere tiefe Atemzüge, bevor er die linke Hand hob und damit dem Heer den Befehlt erteilte, mit der Durchquerung Caer Druims zu beginnen.
Entschlossen setzten sich die Elbenkrieger in Bewegung, schritten aber trotz der von Aonghas signalisierten Sicherheit mit gezückten Waffen voran und brachten so konzentriert und wachsam Meter um Meter hinter sich, tiefer in den Talkessel hinein.
Morgan teilte ihre Sorge, insbesondere, da seine Männer schon bald das Zentrum des Kessels erreicht hatten. Gerade als er versuchte, sich einzureden, dass sie dem Ausgang damit ebenso nah waren, ließ ein Blitzen aus den Augenwinkeln ihn aufblicken.
Er überlegte bereits, sich getäuscht zu haben, da erkannte er in weiter Ferne eine Gestalt in glänzender Rüstung.
Aonghas, durchfuhr es ihn, als er seinen Freund in dem Mann am Ausgang Caer Druims erkannte. Morgan wollte sich bereits ebenfalls auf den Weg ins Tal machen, da sah er das seltsame Blitzen erneut und verharrte. Er konnte beobachten, wie der Elb sich gemächlich bückte und das funkelnde Etwas vor sich auf den Boden legte.
In dem Moment, in dem es die Erde berührte, glühten in einem perfekten Kreis um die Ca’lunin herum weitere leuchtende Punkte auf und Morgan fuhr vor Entsetzen zusammen, als er begriff.
Sein Freund hatte soeben einen riesigen Zirkel aus Seelensteinen geschlossen und die tödliche Magiefalle aktiviert, die die Elbenarmee in seinem Zentrum zur Bewegungsunfähgikeit verdammte. Morgan hörte die schmerz- und angsterfüllten Schreie seiner Männer und musste mit ansehen, wie ihnen die Magie von den leuchtenden Steinen regelrecht aus den Gliedern gesaugt wurde.
Wütend, entsetzt und erschrocken zugleich stürmte er von seinem Ausblick hinab ins Tal. Dort angekommen, erkannte er die in den Boden geritzten, schimmernden Symbole, die es ihm unmöglich machten, auch nur an einen der Seelensteine zu gelangen, um den Bannzauber des Kreises zu durchbrechen.
Das betäubende Gefühl der Ohnmacht breitete sich in ihm aus, als sein Blick erneut auf die Männer fiel, die sich im Todeskampf gegen den Zauber der Falle zu wehren versuchten. Die meisten von ihnen lagen bereits reglos am Boden und er sah die ungläubigen und schockierten Blicke der Elben, die ihr nahes Ende bereits fühlten.
Schon in der nächsten Sekunde begannen ihre Körper zu verblassen, sich aufzulösen, bis nichts mehr von ihrer Existenz zeugte. Nur die Magie, die den Ca’lunin innegewohnt hatte, leuchtete noch, höhnisch pulsierend in den Seelenkristallen.
Morgan blieb nichts anderes übrig, als hilflos zusehen, wie sein Heer Mann für Mann vor seinen Augen jämmerlich zugrunde ging. Wie sie einen Tod starben, der dem mächtigsten Elbenheer, das Danthúir jemals gesehen hatte, spottete.
Es dauerte nicht lang, bis auch der letzte Krieger erloschen war und doch fühlte es sich für ihren General wie eine Ewigkeit an. Eine Ewigkeit, in der er die Entscheidung bitterlichst bereute, Caer Druim zu durchqueren, in der er erkannte, dass allein sein Befehl diese Krieger getötet hatte und in der er an Aonghas dachte.
„Warum hast du das getan?“, entwich es schwach flüsternd seinen Lippen. In seiner Stimme war kein Hass auf den Freund, der ihn so arglistig verraten hatte. In ihr klang nur die unendliche Fassungslosigkeit mit, die sein Denken lähmte.
„Wie konntest du nur?“
Morgan fuhr herum, als er nur wenige Schritte hinter sich ein leises Lachen vernahm und erkannte seinen alten Freund sofort.
Der stand mit fast schon mitleidsvollem Blick und verschränkten Armen angelehnt an einen Felsen da. Das Lächeln auf seinen Lippen war kalt und nur noch sein Äußeres erinnerte an den Freund, der ihn seit seiner Kindheit stets begleitet hatte.
Ein kalter Schauer überzog den General der Ca’lunin.
„Erkennst du es nicht, Elb?“, spottete sein Gegenüber voller Häme.
Er sprach mit Aonghas‘ Stimme, sah ihm aus seinen Augen entgegen und doch war er es nicht. Morgan fühlte es im selben Moment, in dem dieses Ding das vor ihm stand sich keine Mühe mehr gab, die Täuschung aufrecht zu erhalten. Und obwohl er Dankbarkeit empfand, dass es nicht Aonghas war, der ihn verraten hatte, änderte es nichts am Geschehenen. Es änderte nichts am Tod all dieser tapferen Krieger. Vielmehr entsetzte ihn sein eigenes Verschulden, das Leben der Männer in blindem Vertrauen einer Täuschung geopfert zu haben.
„Wer bist du?“
Mehr als ein gebrochenes Flüstern brachte Morgan nicht hervor.
Sein Gegenüber lachte und der Klang traf Morgen wie ein Schlag.
„Lass dir gesagt sein, dein Freund leidet. In jeder Minute. Und er hätte sich lieber selbst geopfert, als mit dem letzten Seelenkristall den Kreis zu schließen!“
Wildes Feuer flackerte in Morgan auf. Er griff nach dem Heft seines Schwertes und trat Aonghas entgegen, doch genauso schnell hatte der ein kleines Messer gezückt und legte es sich selbst herausfordernd an die Kehle.
„Überleg dir das gut, Freund!“
Wie er das letzte Wort betonte, steigerte Morgans Zorn ins Unermessliche. Umso mehr, da er wusste, wie berechnend dieses Ding es gewählt hatte.
„Wer? Bist? Du?“, wiederholte der Krieger gepresst, die Hand noch immer auf seinem Schwert ruhend.
„Seit geraumer Zeit nenne ich mich Lexia, du großer Elbenkrieger! Hast du mich schon vergessen?“
Morgan fuhr zusammen. Augenblicklich erinnerte er sich an den Abend vor wenigen Tagen, als er mit seinem Freund in der kleinen Nebeltaverne Belmgrovs eingekehrt war. Vor den Toren des Dorfes hatten die Ca’lunin ihr Lager aufgeschlagen. Morgan und Aonghas, sowie einige andere Krieger hatten diese letzte Station vor den schwarzen Moorfeldern für ihre Zerstreuung genutzt. Dankbar für eine Ablenkung, bevor ihr Weg sie in die ungastlichen dunklen Berge führte.
Der General erinnerte sich noch genau an die Frau, die sich an diesem Abend zu ihnen gesellt hatte und mit der sich Aonghas nach einigen Gläsern Flirrbräu zurückgezogen hatte.
„Du?!“, keuchte er, doch noch immer verstand er nicht.
„Aber wie...?“
Lexia schwieg und genoss offensichtlich Morgans inneren Wiederstreit von Zorn und Unverständnis.
„Du enttäuschst mich, Morgen O’Shea!“
Das amüsierte Funkeln in Lexias Augen nahm zu. „Aber ich sehe es dir nach, schließlich hast du gerade all deine Männer in den Tod geschickt.“
Alles in ihm schrie danach, sich auf dieses Wesen vor sich zu stürzen und ihm sein Schwert in die Brust zu rammen, doch glaubte er den Worten Lexias, lebte sein Freund noch. Morgan fürchtete, ihn zu verlieren, sollte er dieses Ding töten.
Bereits Lexias nächste Worte zeigten ihm, wie berechtigt seine Sorge war. Trotzdem hatte Morgan das Gefühl, ihm würde das Blut in den Adern gefrieren, als sein Gegenüber erneut das Wort ergriff.
„Ich bin eine Succuba, verdammtes Spitzohr und bin in deinen Freund geschlüpft, als er sich mir hingegeben hat, in unserer wunderbaren gemeinsamen Nacht in Belmgrov!“
Das unverschämte Grinsen auf dem ihm so bekannten Gesicht machte ihn rasend vor Zorn. Doch ihm war bewusst, dass es nicht nur die Tatsache war, dass sie Aonghus so heimtückisch überrumpelt hatte. Vielmehr schämte er sich, ihre Lüge nicht schon viel früher erkannt zu haben. Dass er seit Tagen nicht erkannt haben sollte, nicht seinem Freund gegenüber zu stehen und diesem Wesen derart leichtsinnig das Leben seiner Männer anvertraut zu haben.
Sie stöhnte theatralisch auf.
„Ja das war schon ziemlich dumm von dir, Elb!“, kicherte sie und noch bevor Morgan reagieren konnte, ging sie ihrerseits zum Angriff über.
Jetzt da er wusste, dass trotz allem Aonghas vor ihm stand, wagte der General nicht, dessen Hieben mehr als reine Verteidigung entgegen zu setzen. Doch auch wenn Lexia im Körper seines Freundes steckte, vermochte sie nicht, auf seine kämpferischen Fähigkeiten zurückzugreifen, erkannte Morgan.
„Willst du dich nicht endlich richtig kämpfen?“, stichelte die Succuba vergnügt.
Während sie ihre Angriffe mit scheinbar grenzenloser Ausdauer führte, wusste Morgan, ihr nicht ewig standhalten zu können, wehrte er sie nur weiterhin ab.
„Komm schon, General! Oder willst du dich wie dein dämliches Elbenpack einfach töten lassen?“
Dass die Succuba es wagte, das Andenken der Ca’lunin zu beschmutzen, stachelte seinen Zorn erneut an. Doch der Stratege, der er noch immer war, konnte nicht darüber hinwegsehen, trotz allem seinem Freund gegenüber zu stehen.
Er nahm auch ihre nächsten Schläge entgegen, sah die Schwachstellen in ihren Bewegungen, analysierte und nutzte sie. Den nächsten Schlag parierte er nicht. Er wich ihm aus. Morgan tauchte unter ihrem unsauber geführten Hieb hindurch und rammte ihr in der gleichen Bewegung den Knauf seines Schwertes gegen den Hinterkopf, als sie von ihrem eigenen Schwung getragen an ihm vorbei stolperte.
Morgans Skrupel hatten seinem Schlag die nötige Wucht genommen, die es gebraucht hätte, Aonghas vollends das Bewusstsein zu rauben. Stattdessen fiel er nur stöhnen auf die Seite und blieb dort liegen. Sich windend und krümmend, mit den Händen am Kopf, als könne er so das Dröhnen vertreiben, dass seine Sinne so offensichtlich benebelte.
Der General der Ca‘lunin nutzte die kurze Atempause, um nachzudenken, musste sich jedoch eingestehen, dass er zum ersten Mal seit so vielen Jahren nicht wusste, was er tun sollte.
Caer Druim war zum Friedhof für das prächtigste Heer geworden, das Navarilia je gesehen hatte und er war dafür verantwortlich, er und seine Leichtgläubigkeit. Sein Vertrauen in einen Freund. Alles was er jetzt fühlte, war eine beängstigende Leere in sich, die es ihm unendlich schwer machte, einen klaren Gedanken zu fassen.
Er hätte nicht mehr sagen können, wie lange er so dastand, schweratmend auf sein Schwert gestützt. Die Zeit schien sich ewig zu dehnen und wieder zusammenzuschrumpfen, während in seinem Kopf das Chaos wild umher wirbelte.
Morgan zuckte zusammen, als Aonghas vor ihm mit seltsam verzerrter Stimme zu kichern begann.
„Du großer Elbenkrieger, was tust du nun?“
Der General wusste es nicht. Verzweifelt und zornig zugleich presste er die Kiefer aufeinander und starrte auf die Succuba hinab. Was er sah, war noch immer der Freund aus Kindheitstagen, dem er am wenigsten Vorwürfe machen konnte.
„Ihr überheblichen Spitzohren!“, lachte Lexia böse. „Verlasst euch auf eure Magie, auf eure glorreichen Krieger. Und was habt ihr nun? Was setzt ihr der dunklen Horde entgegen, die nun ungehindert über Danthúir ziehen kann?“
Morgan konnte fühlen, wie das Blut ihm aus dem Gesicht wich.
„Ganz recht, Elb! Danthúir wird in Schatten und Trümmern versinken und alles was ihr dem entgegen zu setzen habt, bist du. Denn dich werde ich gehen lassen. Nur um zu sehen, wie du dein Scheitern gestehen musst. Wie die Elben, der Rat der Wesen und alle Völker erkennen, dass du es warst, der ihr Schicksal besiegelt hat! Wie sie von ihrer eigenen Vernichtung erfahren, die bereits klopfend vor den Toren ihrer Dörfer steht.“
Morgan schwindelte, als ihm die Tragweite der Ereignisse so brutal vor Augen geführt wurden. Seine Lungen pumpten rasend schnell die Luft ein und wieder hinaus und doch hatte er das Gefühl, er müsse ersticken.
„Hat der große Morgan O’Shea eine Panikattacke?“, hohnte Lexia vor seinen Füßen mit blitzenden Augen zu ihm hinauf.
Ein wütender Aufschrei entfuhr Morgans Kehle, als ein zweiter Schlag seinen besessenen Freund endgültig ohnmächtig werden ließ. Doch die damit eintretende Stille gab ihm keine Erleichterung.
Der General der Ca’lunin wusste, dass er, selbst wenn es ihm gelang, sich bis Navarilia durchzuschlagen, dort keine Hilfe gegen die düstere Horde der Ghoule erhalten würde. Den Großteil der verfügbaren Kräfte Danthúirs hatte er soeben in den Tod geführt.
Er musste einen anderen Weg finden, seine Welt zu beschützen. Seine Heimat vor dem Untergang zu bewahren, damit auch seine Kinder noch eine Zukunft hatten, für die es sich zu kämpfen lohnte.
„Zukunft!“, flüsterte Morgan gedankenverloren und ließ sich das Wort noch ein paar Mal durch den Kopf gehen. Es brachte etwas Bekanntes in ihm zum Klingen.
Ein Schauer lief dem General über den Rücken, in dem Moment, in dem er sich an die letzten Worte einer alten Prophezeiung erinnerte.
von allen Wurzeln abgewandt
Keimt für hoffnungsvolle Zukunft,
was schon bald in Gold gebrannt.
Jeder Bewohner Danthúirs kannte diese alte Legende, die Überlieferung, nach der in der Welt der Menschen eine Waffe gegen das Böse zu finden sei.
Morgan wusste nicht genau, wonach oder wo er suchen sollte, doch das würde den in ihm keimenden Plan der Verzweiflung nicht mehr ändern. Zurückkehren nach Navarilia war möglicherweise noch aussichtsloser, als sich auf die Suche nach der legendären Hoffnung zu begeben. Er war es seiner Welt schuldig. Vielleicht stellte diese Suche sogar die letzte Chance dar, die Danthúir hatte, jetzt nachdem die Ca’lunin als stärkste Bastion gegen die düstere Horde gefallen war.
Vor seinen Füßen vernahm er bereits die kräftiger werdenden Atemzüge Aonghas‘ und wusste, dass ihm kaum noch Zeit für eine Entscheidung blieb.
Den König vor dem drohenden Angriff zu warnen, überlegte Morgan, war wenig aussichtsreich. Weder verfügte Parthalan über die notwendige Gegenoffensive, noch wäre der Informationsgehalt des Berichts für den Elbenkönig oder den Rat der Völker ein neuer.
Würde Morgan jedoch finden, wovon auch immer die Prophezeiung sprach, um Danthúir zu retten, konnte er einen Teil seiner Schuld zurückzahlen. Tilgen würde er sie niemals können, dessen war er sich bewusst.
Mit entschlossenem Gesicht schob der General sein Schwert zurück in die Scheide des Gürtels. Einen Teil seiner Energie konzentrierte er nun auf die schnell entstehende rotierende Scheibe reiner Magie in seinen Händen. Sie wuchs mit jedem Funken Kraft, den er in sie hineinfließen ließ, bis sie die Größe einer Tür erreicht hatte. Morgan blickten schon bald auf einen silbrig glänzenden vertikalen Spiegel der aus seinem innersten heraus leuchtete.
Morgans Herz raste. Vor Anstrengung, aber auch vor Anspannung. Nie zuvor hatte er ein Weltentor aufgestoßen, geschweige denn einen Schritt hindurch ins Reich der Menschen gewagt.
Einen Moment lang zögerte er noch, da sah er aus den Augenwinkeln einen dunklen Schatten auf sich zurasen. Schon im nächsten Moment barst aus dem schwellenden Boden Caer Druims ein wahrer Feuersturm, der sich ungestüm in ein zerstörerisches Flammenmeer rings um den General ausbreitete. Er konnte bereits die Hitze des Feuers an sich empor kriechen fühlen, als er den entscheidenden Schritt durch das Weltentor wagte. Auf der Suche nach der Erfüllung einer Prophezeiung, die für Danthúir die letzte Rettung versprach.
An dieser Stelle geht es in dem Manuskript weiter, das demnächst an einen Verlag weitergeleitet wird.
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