Der ultimative Zaubertrick
“Das Leben ist wie ein Zaubertrick”, schrie der Clown. „Geheimnisvoll, faszinierend und am Ende ist alles doch bloß Illusion.“ Er warf den Kopf zurück und lachte. Doch die leeren Räume wollten das Lachen nicht fassen und die weißen Wände warfen es tausendfach zurück.
Marta verzog das Gesicht und zog die Schultern ein, als der Clown sie umarmte und schüttelte, als würde er das nachholen wollen, was ihr ausbleibendes Lachen nicht vermochte.
„Ist das nicht ein Knaller?“, rief er ihr ins Gesicht.
Aber nicht nur Marta blieb stumm, niemand lachte über den Clown. Der Messerwerfer, der Dompteur, die Trapezkünstlerin und der Seiltänzer, sie alle hatten sich auf Martas Couch versammelt, doch ignorierten sie den Clown so gut sie konnten. Auch der Zirkusdirektor studierte nur vertieft die leeren Alkoholfläschchen in der Vitrine und reagierte nicht auf den Clown. Und ob der Magier lachte, der in seinem schwarzen Gewand, umhüllt in schwarzen Nebel etwas abseits stand, vermochte Marta nicht mit Sicherheit zu sagen. Sein Gesicht war zu tief im Schatten seiner schwarzen Kapuze verborgen.
Schließlich ließ der Clown von Marta ab und griff mit einer Hand an die überdimensionale Blume an seinem Revers. „Magst du lieber an meiner Blume riechen?“ Der Clown blickte ihr tief in die Augen und aus der Nähe sah Marta, wie das Make-up auf seinem Gesicht eingetrocknet war und graue Haut dort zum Vorschein kam, wo die weiße und rote Schminke abblätterte. „Diese Blume duftet herrlich!“, flüsterte er mit einem Lächeln. Doch die Blume war nur aus Kunststoff und sein Lächeln lediglich aufgemalt.
„Hör nicht auf ihn, Marta“, meldete sich der Zirkusdirektor von der Vitrine aus zu Wort. „Was weiß er schon? Er ist nur ein… ohhh!“ Der Ausruf des Erstaunens, wobei er das „Ohhh“ so lange zog, dass es ebenso in den Ohren kratzte wie zuvor das Lachen des Clowns, galt einer noch ungeöffneten Flasche Whiskey, die er in der Vitrine gefunden hatte. Er musste vergessen haben, was er sagen wollte, denn anstatt weiterzusprechen, öffnete er die Flasche, goss den Whiskey in ein Glas und leerte es in einem Zug. Er grinste zufrieden, als er sich ein zweites Glas einschenkte.
Es entstand ein kurzer Moment der Stille. Dann stand der Messerwerfer von der Couch auf und vervollständigte den Satz des Zirkusdirektors: „Er ist nur ein Clown. Was weiß er schon über das Leben?“ Der Messerwerfer trug schwarze Hosen und eine weiße Bluse und seine Augen waren mit einer dicken weißen Binde verbunden. In seiner Hand blitzte die Schneide eines großen Messers, das er beim Reden von einer Hand in die andere warf. „Konzentrieren wir uns lieber auf das Wesentliche und zwar auf das, was dir Patrick angetan hat.“
Patrick. Der Name hallte in Martas Kopf wider und gesellte sich zu dem Lachen des Clowns und dem „Ohhh!“ des Zirkusdirektors in die Reihe an Geräuschen, die ihr Gänsehaut über den Rücken jagten. Dennoch wiederholte sie diesen Namen in Gedanken. Patrick. Patrick. Patrick. Wie sie ihn liebte und brauchte und sich jeder Teil ihres Verstandes nach ihm sehnte. Warum vermisst man immer das, was man gerade nicht haben kann?
Etwas flog durch die Luft und so nahe an Martas Kopf vorbei, dass sie den Windhauch in ihrem Haar spüren konnte. Als sie sich umdrehte, steckte ein Messer in der Wand.
„Patrick ist ein Nichts!“, schrie der Messerwerfer. „Er hat dich nicht verdient. Jahrelang hast du dich um ihn bemüht. Hast seine Faulheit, seine Gemeinheiten und seine Wutausbrüche ertragen und dabei noch hinter ihm her geputzt. Aber was hatte er je für dich übrig? Nach Bier riechende Küsse und einen schwitzenden Körper, der sich auch schon mal nahm, was du ihm nicht geben wolltest. Schon wenn ich daran denke, steigt die Wut in mir hoch.“
Der Messerwerfer ging zu dem Messer an der Wand und zog es mit einem festen Ruck heraus. Dann kam er wie der Clown zuvor ganz nahe an Martas Gesicht und sagte: „Und wie viele Nächte hat er dich betrogen, während du alleine in deinem Bett lagst und weintest?“
„Aber ich liebe ihn“, erwiderte Marta.
„Er hat deine Liebe nicht verdient!“ zischte er in ihr Ohr. „Das Einzige, was er verdient hat, ist dieses Messer zwischen seinen Rippen.“ Er hielt das besagte Messer hoch und Marta sah, wie das Licht an der Spitze der Klinge funkelte. „Du könntest ihn töten. Ganz leicht. Sag ihm, du wolltest dich mit ihm treffen, um über die Alimente zu reden. Dann kommt er ganz bestimmt. Und dann, stichst du zu, bis das Blut spritzt und es den Boden rot färbt und deine Kleider tränkt. Dann ist Schluss mit dem Lügen und Betrügen und den Schlägen und all der anderen Patrick-Scheiße!“
Der Messerwerfer legte das Messer in Martas Hand und umschloss es mit ihren Fingern. Der Griff fühlte sich gut an, gerade so, als wäre er extra für ihre Handflächen geschaffen worden. Marta lächelte etwas. „Ja“, sagte sie, „ich hasse ihn.“ Vor ihrem inneren Auge färbte sich die metallene Klinge rot. Rot wie die Wut.
„Aber die Kinder!“, schrie der Clown so unvermittelt, dass Marta zusammenzuckte und das Messer fallenließ. „Denkt doch mal einer an die Kinder.“ Er fasste sich mit dem Handrücken an die Stirn und wankte, als ob er ohnmächtig werden würde. Doch das Lächeln auf seinen aufgemalten Lippen verriet das Theater.
Der Messerwerfer bückte sich nach seinem Werkzeug und noch bevor er sich wieder an Marta wenden konnte, war der Dompteur aufgestanden und begann zu sprechen.
„Ganz recht! Hast du bei all deinen Fauxpas schon jemals an deine Kinder gedacht?“, herrschte der Dompteur sie mit hoher Stimme an, die eigentlich gar nicht zum Erscheinungsbild passte. Doch unter dem Hut war eine Dauerwelle verborgen, der Schnauzbart war lediglich aufgeklebt und Hose und Hemd und Weste und Cape waren bloß Show. „Irgendwann musste das ja auch passieren, Marta. Jetzt stehst du da, ohne Mann, ohne Arbeit, ohne Geld und ohne Kinder. Wie hast du das nur zulassen können?“
Hinter Marta zersprang ein Glas auf dem Boden. Der Zirkusdirektor grunzte nur, während er an der Wand lehnte und seine linke Hand immer noch glaubte, ein Glas zu halten und die rechte Hand die Whiskeyflasche an den Mund führte. Langsam rutschte er die Wand hinab, bis er schließlich in Scherben und vergossenen Whiskey auf dem Boden saß.
Der Dompteur sprachen weiter: „Schon als Kind hab ich dir es gesagt: Die Männer werden dich dein Leben lang wie das Letzte behandeln. Warum hast du nie auf mich gehört? Oh, was hab ich nur alles für dich geopfert, nur damit du mal nicht zu dem wirst, was du nun schlussendlich doch geworden bist. Und was ist der Dank? Dass du zu diesem Mann gehst und dich schwängern lasst.“
„Aber du hast mich beschimpft und rausgeworfen…“, sagte Marta ohne zu wissen zu wem.
„Und glaubst du, ich hab das gern gemacht? Glaub mir, mir hat all das hat mehr wehgetan als dir. Ich tat das alles nur aus Liebe!“
Der Dompteur fasste an seinen Gürtel und zündete sich eine Zigarette an, die an seinem Gürtel anstatt einer Peitsche angebracht war. Der Geruch rief sofort Übelkeit in Marta hervor, so wie er es schon seit jeher getan hatte.
„Nein in ich will nicht folgen“, trällerte der Clown und tanzte in Martas Wohnzimmer umher. Dabei hatte er sich die Tischdecke von Martas Couchtisch um den Kopf gebunden. Wie er herumtänzelte, mit dem improvisierten Kopftuch und dem Singsang, wirkte er wie ein kleines Mädchen. „Ich kann das alles ganz allein. Ich mag meine blöde Mutter nicht. Ich will zu meinem Freund, ganz egal, ob er mich schlägt bis ich Blut kotze. Hauptsache ich gehe nicht zu meiner Mutter. Auuu!“
Der Clown schrie auf, als der Dompteur ihn am Handgelenk schnappte und die brennende Zigarette auf seinem Unterarm ausdrückte. „Au! Au! Au!“ Das Geschrei war grässlich und wurde noch furchtbarer, als das gellende Lachen sich darunter mischte.
Bald entkam der Clown dem Griff des Dompteurs und floh aus dem Wohnzimmer. Der Dompteur folgte ihm nach und bald drang das grässliche Schmerzensgelächter aus einem der anderen Zimmer von Martas Wohnung.
Nun erhob sich der Seiltänzer. Er ruderte einige Momente heftig mit den Armen, bevor er sicher stand. Marta hoffte, er würde bald zu sprechen beginnen, um von den Schreien des Clowns abzulenken.
„Meiner Meinung nach…“, begann der Seiltänzer schließlich, holte Luft und begann erneut. „Wenn ihr mich fragt, hat das Streiten und sich gegenseitig Vorwürfe machen, gar keinen Sinn. Rekapitulieren wir mal. Marta, dein Mann hat dich verlassen und sie haben dir deine Kinder weggenommen. Aber das bedeutet noch lange nicht das Ende. Ich meine, es stimmt schon. Das Jugendamt kann hart sein und es ist natürlich nicht gut, wenn du deine Kinder mit blauen Flecken in den Kindergarten bringst oder sie dann nicht mehr von dort abholst“, Für einen Moment wankte er stark auf eine Seite, aber er fing sich sogleich wieder. „Du musst das jetzt in Ordnung bringen“, sprach er weiter. „Fang mit deinem Mann an und entschuldige dich bei ihm.“
„Wofür soll ich mich denn entschuldigen?“, fragte Marta.
„Du sollst dich nur entschuldigen! Du brauchst kein Wofür!“ Der Seiltänzer wirkte irritiert und wäre beinahe wieder aus dem Gleichgewicht gekommen. „Geh hin und sag: ,Es tut mir leid‘.“
Wie aus dem Nichts tauchte der Clown wieder vor Martas Gesicht auf und grinste sie an. „Ja Schatz, es tut mir sooo leid“, sagte er mit hoher Stimme, „Entschuldige, dass du mich schlagen und dir mit Gewalt holen musstest, das ich dir nicht bieten wollte. Oh, wie ungeschickt von mir, da bin ich doch glatt wieder mit dem Gesicht in deine Faust gelaufen.“ Der Clown hielt sich das Auge, als würde es schmerzen. Auf dem erhobenen Arm konnte Marta die frischen Verbrennungswunden sehen, die dampften und nach verbrannten Hühnchen rochen.
„Und die Kinder?“, wandte sich Marta wieder an den Seiltänzer.
„Dass du dich ändern musst, ist gewiss.“ Der Seiltänzer stand nun schon fester als zuvor. „Hör mit dem Trinken auf. Es fällt dir vielleicht leichter, wenn du zu beten beginnst und in die Kirche gehst.“
Der Clown sprang plötzlich wieder zwischen Marta und den Seiltänzer: „ Jaaaaa! Eine das Denken raubende Sucht bekämpft man am besten, indem man sie durch eine andere ersetzt.“ Dann kreischte wieder sein Lachen durch die Wohnung und kratzte in Martas Gehirn und…
Und für einen Moment flackert die Realität.
Marta steht plötzlich nicht mehr im hell erleuchteten Wohnzimmer umgeben von einer makabren Zirkusgesellschaft, sondern sitzt inmitten von Scherben in ihrem dunklen Wohnzimmer. Ihre Hose fühlt sich nass an und in ihrem Arm pocht ein dumpfer Schmerz. Sie versucht aufzustehen, stürzt aber gleich wieder zurück auf den Boden. Die Welt dreht sich. In ihrer Hand stecken Teile der zerbrochenen Flasche und der ausgeleerte Whiskey brennt in den Wunden.
Ich muss aufstehen. Jetzt. So schnell wie möglich. Wenn ich nicht bald aufkommt, ist es zu spät.
Wieder stützt sie sich vom Boden ab. Glasscherben graben sich tief in ihre Handflächen und als sie sich aufstützt und sich die Sehnen ihres Unterarms spannen, stechen die kleinen, runden Brandwunden in ihr Gehirn. Doch der Schmerz ist nur dumpf, als käme er von weit her. Schlimmer ist die Welt, die sich wie ein verrückt dreht. In der Dunkelheit kreisen die Umrisse der Couch und des Tisches und der Stehlampe wild durcheinander und formen eine Zirkusarena aus verschwommenen Umrissen.
Ich muss mich konzentrieren, herrscht sie sich an und schließt die Augen. Zentimeter für Zentimeter hievt sie sich hoch und plötzlich steht sie auf den Beinen. Ihr Kopf, ihre Hände und Unterarme schmerzen, ihr ist schlecht, doch sie steht. Jetzt wird alles wieder gut, denkt sie.
Dann öffnet sie die Augen und die Zirkusgesellschaft war wieder da. Der Clown lachte immer noch und der Seiltänzer verlor das Gleichgewicht und fiel zurück auf die Couch.
Als letzte trat die Trapezkünstlerin aus ihrer Ecke hervor. In ihrem rosa leuchtenden, eng anliegenden Dress mit den vielen funkelnden Sternen, strahlte sie Marta an. Ihre Haut war so glatt und rosig, als wäre sie soeben frisch geboren worden. Ihre Figur war athletisch, mit vollen Brüsten und aus ihrem Gesicht strahlte ein Augenpaar hervor, das voll Leben war und einer Zukunft voll Chancen. Sie lächelte und ihr Lächeln schien zu sagen: „Hab keine Angst, Marta. Du hast alle Zeit der Welt. Am Ende wird alles gut.“
Dann machte sie einen Schritt auf Marta zu und das Aussehen der Trapezkünstlerin änderte sich etwas. Ihre Haut erblasste ein wenig und dunkle Stellen zeichneten sich unter den Augen ab, die ein wenig an Glanz verloren zu haben schienen. Ihr Lächeln wirkte wie eingefroren, leblos und stumm.
Nach dem zweiten Schritt wurden die Veränderungen noch deutlicher. Tiefe Falten schnitten sich in ihr gerade erst vor kurzem so zartes Gesicht. Zwischen ihren dünner werdenden Lippen ragten gelbe und braune Zähne hervor. Ihre Augen lagen immer tiefer in ihren Höhlen und ihr Haar, einst voll Kraft und Farbe, fiel zu Boden wie Herbstblätter.
Marta wich einen Schritt zurück, so schrecklich erschien ihr der Anblick der verfallenden Frau. Der Rücken der Trapezkünstlerin krümmte sich und knirschte und ein süßlicher Gestank machte sich im Wohnzimmer breit, der Marta fast zum Würgen brachte.
Der Clown erschien plötzlich vor Martas Augen und streckte ihr seine Plastikblume entgegen. „Willst du jetzt an meiner Blume riechen?“ Dann sagte er zusammenhanglos: „Leben und Tod. Immer das gleiche Dilemma.“
Der Clown machte wieder einen Schritt zur Seite und vor Marta tauchte die Trapezkünstlerin wieder auf, die nicht viel mehr als eine Hülle, aus der alles Leben gesaugt worden war. Die graue Haut spannte sich straff über dem Skelett und der Mund war ein schwarzes Loch zu einem stummen Schrei verzerrt.
„Du muss ihm ein Messer in den Rücken rammen!“, schrie der Messerwerfer plötzlich auf und warf ein Messer hoch in die Luft.
„Nein, Gewalt ist keine Lösung!“, entgegnete der Seiltänzer. „Zeige Demut und Reue und versuch alles wieder hinzubekommen!“
Dann brüllte der Dompteur mit seiner hohen Stimme: „Das wäre alles nicht passiert, wenn du gleich auf mich gehört hättest!“
Die drei schrien nun wild durcheinander und jeder gestikulierte und zeigte mit den Fingern auf den anderen. Zwischen ihnen tanzte und lachte der Clown umher und die Seiltänzerin war wie eine makabre Statue in ihrem Schrei erstarrt, den keiner hören konnte.
Marta sah über ihre Schulter hinweg den Zirkusdirektor in einer Lache aus Scherben und Whiskey liegen. Beinahe bewusstlos sah er sie an. Der letzte Funke Verstand in seinen Augen schien sie anzuflehen, etwas zu unternehmen, die Zirkusgesellschaft zum Schweigen zu bringen und wieder für Ruhe zu sorgen.
Marta wandte sich ab.
Dann, von einem Moment auf den anderen, verschwand alles Leben aus der Zirkusgesellschaft, als wären sie bloß Marionetten, denen mit einem Mal die Schnüre abgeschnitten worden waren Mit hängenden Schultern und gesenkten Köpfen standen sie da und rührten sich nicht mehr. Nur der Clown blickte aufgeregt umher, als traue er seinen Augen nicht. Spannung lag in der Luft. Etwas Unheilvolles würde gleich passieren.
In all der Stille bewegte sich etwas in Martas Augenwinkel und als sie sich umwandte, sah sie den Magier beim Fenster, den sie in dem ganzen Tumult schon ganz vergessen hatte. In schwarzen Nebel gehüllt, der direkt unter seinem langen, schwarzen Umhang hervorzuquellen schien, winkte er sie zu sich herbei. Obwohl sein Gesicht tief unter einer schwarzen Kapuze verborgen und nichts weiter war, als ein schwarzer Schatten, spürte sie den Hohn in seinem Lächeln. Anders als die anderen Zirkusartisten, verbreitete der Magier eine unheilvolle Aura, die er mit dem dichten Nebel ausdünstete. Regungslos stand er da, nur ein Finger winkte sie herbei und sein Gewand wallte, während der Nebel langsam ihre ganze Wohnung erschloss.
Marta konnte sich seinem Einfluss nicht entziehen. Für einen Moment überlegte sie zu fliehen, doch im Nebel sah sie keinen Ausweg. Und plötzlich setzten sich ihre Füße wie von Zauberhand in Bewegung.
Während Marta auf ihn zuschritt, verschwanden die regungslosen Zirkusleute im Nebel. Zuerst der Messerwerfer, dann der Dompteur, der Seiltänzer und die Trapezkünstlerin. Als letztes verschlang der Nebel auch den Zirkusdirektor, der noch immer auf dem Boden lag und ein letztes Mal grunzte. Nur die Silhouette eines Clowns war noch zu sehen.
„Meine Damen und Herren, erleben Sie jetzt den Höhepunkt unserer Show“, schrie der Clown aus dem Nebel hervor, als Marta vor dem Magier stehen blieb. Seine Stimme klang wie aus weiter Ferne. „Der Magier mit seinem ultimativen Zaubertrick!“
Marta schließt die Augen.
Der Magier schwang blitzschnell seinen Umhang und warf ihn über sie. Der Nebel wirbelte wild herum, als er seine Hände um Martas Silhouette bewegte und ein paar geheimnisvolle Worte murmelt.
Die Welt wird schwarz.
Dann riss der Magier seinen Umhang weg. Dort, wo noch vor kurzem der Umhang Marta bedeckt hatte, war nun nichts mehr.
Marta ist verschwunden.