Was ist neu

Der Turm

Mitglied
Beitritt
17.02.2013
Beiträge
4

Der Turm

Die Sonne stand schon tief am trüben Himmel und verfärbte die Wolken in ein leichtes orange. Der kühle Wind wirbelte die bunten Blätter umher und ließ die Äste der halbkahlen Bäume schwingen. Es war ein typischer Abend im Herbst, die Zeit, wenn die Eltern mit ihren Kindern den Spielplatz besonders früh verlassen. Diese Idylle wurde jedoch von einem schrillen Quietschen, das sich einige Sekunden lang hinzog, unterbrochen.
Ein kleingewachsener Mann mit zerzaustem Haar und unrasiertem Gesicht betätigte die alte Bremse seines bereits rostigen Fahrrads. Er wollte über die Straße der Wohnsiedlung, in welcher er wohl lebte. Als die Straße schließlich frei war, setzte er seine Fahrt fort. Seiner Frau sagte er, dass er wegen eines Problems dringend ins Büro müsse. Dies sei in Ordnung, da sie heute zu ihrer Schwester gehe. In Wahrheit wollte der Mann auf dem Fahrrad zu einem Aussichtsturm in der Nähe des Sees, um seinen unzufriedenen Leben endgültig ein Ende zu bereiten. In seiner Vorstellung würde er die Treppen entschlossen hinaufsteigen und ohne sich auch nur einmal umzudrehen springen.
Er war denkbar unglücklich mit seinem Leben insbesondere mit seiner Ehe. Sein Beruf erfüllte keinen erkenntlichen Zweck für die Gesellschaft und seine 17-jährige Tochter wurde so, wie er es immer befürchtet hatte. Sie färbte sich ihre Haare blond, kleidete sich überwiegend in rosa und brachte jede Woche einen neuen Liebhaber, in ihrem Falle große muskulöse Männer ohne Verstand, mit nachhause. Seine Frau war oberflächlich und seiner Meinung nach kleingeistig. Wenn es etwas gab, was er nicht mochte, dann war es seine Familie. Er liebte seine Frau nicht und sie liebte ihn nicht.
Er war schon fast am See angekommen und konnte nun den Turm in der Ferne sehen. Dieser Anblick erfüllte ihn mit Furcht, da er wusste, dass dieser Turm sein Leben beenden wird. Er bremste kurz ab und dachte noch mal über sein Leben nach, wobei die Bremse wieder die Ruhe des abendlichen Herbstes unterbrochen hat. Die Etappen seines bisherigen Lebens erschienen ihn vor Augen:
Als zurückhaltender Schüler sein Abitur gemacht. Journalistik-Studium erfolgreich beendet. Wegen kritischen Äußerungen gegenüber dem Chef seinen ersten Beruf verloren. Unsterblich in eine Frau verliebt, die jedoch kein wirkliches Interesse zeigte und den Kontakt abgebrochen hat. Aus Angst, niemanden mehr zu finden, erstbeste Frau genommen, die vermutlich genauso dachte wie er und sogar geheiratet. Belanglosen Beruf mit halbwegs guter Bezahlung angenommen und Traum vom Journalismus aufgegeben. Rest seines Leben in einer Wohnsiedlung vor sich hinvegetieren, ohne seiner Existenz einen Sinn zu geben.
Als ihm das klar geworden ist, fuhr er schnell weiter, da ihn seine Situation jetzt umso mehr deprimierte. Er fuhr wie in Trance weiter. Alles erschien ihn wie ein verschwommener Traum. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und fuhr stur in Richtung Turm.
Nach einer scheinbar endlosen Fahrt war er fast angekommen. Jedoch befand sich der Turm auf einem Hügel, den man mit dem Fahrrad nicht passieren konnte. Also stieg er geistesabwesend ab, um den Hügel zu Fuß zu erklimmen. Der Turm sollte eigentlich schon lange abgerissen werden, weshalb der Weg, welcher damals den Hügel hinaufführte, auch völlig zugewachsen ist. Vermutlich fehlte der Stadt für den Abriss das Geld. Auf allen Vieren bahnte er sich seinen Weg durch zahlreiche Dornenbüsche, welche seine Kleidung sowie Haut aufrissen. Dies spürte er kaum, da er nur noch das Gefühl der Erlösung vor Augen hatte. Der Turm kam immer näher und er selbst wurde immer blutiger. Plötzlich hörte er Stimmen zweier Männer und sah gelbes Absperrband. Wie sich herausstellte waren Polizisten vor Ort. Er blieb stehen sah den leblosen Körper seiner Frau am Fuße des Turms liegen.

 

Hallo Rocket Koala,

eine gute Idee, die du da skizzierst. Da könnte man richig was draus machen. Das problem ist, dass du das leider alles so halbherzig abhandelst. Da braucht es klare Szenen, um mich in die Situation des Prots einzufühlen. In deinem knappen Abriss sind das Allgemeinplätze, die keine Nähe erzeugen und dadurch kaum betroffen machen. Was echt verschenkt ist, weil ich den Turn am Ende richtig gut finde. Also so richtig logisch ist er nicht, denn wie soll sie so schnell vor ihm dagewesen sein, runtergesprungen, Polizei gerufen, angekommen und Tatort sichergestellt - naja, das braucht schon seine Zeit ;) Aber das könnte man ja noch zurechtbügeln, wenn du dich an eine generelle Überarbeitung machst.
Dabei solltest duch auch beherzigen deine Füllsel in den Griff zu bekommen. Exemplarisch dazu den ersten Ausschnitt:

Die Sonne stand schon tief am trüben Himmel und verfärbte die Wolken in ein leichtes orange. Der kühle Wind wirbelte die bunten Blätter umher und ließ die Äste der halbkahlen Bäume schwingen. Es war ein typischer Abend im Herbst,
Overkill ;)

Ach ja, warum sich so wenige Beiträge unter deinem Text sammeln ... Kurz noch mal das Prinzip Geben und Nehmen überprüfen. Nur so kann ein Forum existieren ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Servus Rocket Koala,

was das Inhaltliche betrifft, will ich mich weltenläufers Kritik anschließen. Auch ich finde, dass dieses überraschende Ende das eigentlich Beste an der Story ist und sich eine entsprechend sorgfältiger erzählte Vorgeschichte verdiente.
Eine Überarbeitung steht sich allemal dafür, glaube ich. Wie du allerdings den Logikfehler im zeitlichen Ablauf der Geschichte, den schon weltenläufer erwähnt, rausbekommen kannst, weiß ich ehrlich gesagt nicht (Unfall mit dem Fahrrad? Reifenplatzer, stundenlanges Schlauchflicken? Keine Ahnung)
Da musst du dir wirklich noch irgendwas Pfiffiges einfallen lassen, sollte das Ganze nicht einfach nur auf eine nicht sehr plausible Schlusspointe hinauslaufen.

Und solltest du dich tatsächlich ans Überarbeiten machen, möchte ich dir raten (zusätzlich zu weltenläufers Empfehlung, erbarmungslos die Unmenge der entbehrlichen Adjektive auszumisten), achtsamer im Gebrauch der Zeiten zu sein. Du vermeidest nämlich ziemlich konsequent den Plusquamperfekt, der Perfekt, den du häufig setzt, hat in einer Geschichte, die im Präteritum erzählt wird, grundsätzlich nichts verloren. (außer in direkter, umgangssprachlicher Rede)

… setzte er seine Fahrt fort. Seiner Frau sagte er, dass ...
hatte er gesagt
... wobei die Bremse wieder die Ruhe des abendlichen Herbstes unterbrochen hat. Die Etappen seines bisherigen Lebens erschienen ihn vor Augen:
unterbrach oder unterbrochen hatte, ihm
Unsterblich in eine Frau verliebt, die jedoch kein wirkliches Interesse zeigte und den Kontakt abgebrochen hat.
abbrach oder abgebrochen hatte
Als ihm das klar geworden ist, fuhr er schnell weiter, ...
wurde oder geworden war
Der Turm sollte eigentlich schon lange abgerissen werden, weshalb der Weg, welcher damals den Hügel hinaufführte, auch völlig zugewachsen ist.
war
Und worauf bezieht sich hier damals? Auf den Zeitpunkt, als dein Prot. dort ist? Dann sollte es weg.

offshore

 

Vielen Dank für die Kritik :) Dass die Geschichte ihre Schwächen hat war mir bewusst. Eine Überarbeitung wäre wirklich angebracht. Ich wollte nur schauen, wie diese Geschichte ankommt.

 

Hallo Rocket Koala,

diese Geschichte ist besser als die davor, ich denke aber wie die anderen, dass sich eine Überarbeitung lohnen würde. Außer den schon erwähnten Fehlern könntest du auch einige Formulierungen sorgfältiger fassen, z.B. "um seinen unzufriedenen Leben endgültig ein Ende zu bereiten" - nicht sein Leben, er selbst ist unzufrieden, also vielleicht bessser "um seinem Leben, in dem er sich so unzufrieden fühlte, endgültig ...".

Das Ende hat was,

viele Grüße,

Eva

 

Guten Morgen Rocket Koala,

Der Turm: so lakonisch könnte glattweg die Überschrift einer Geschichte von Kafka lauten. Bin gespannt, ob es bei dir ebenso mysteriös zugeht wie bei dem rätselhaften Schriftsteller aus Prag.

Die Sonne stand schon tief am trüben Himmel und verfärbte die Wolken in ein leichtes orange. Der kühle Wind wirbelte die bunten Blätter umher und ließ die Äste der halbkahlen Bäume schwingen. Es war ein typischer Abend im Herbst, die Zeit, wenn die Eltern mit ihren Kindern den Spielplatz besonders früh verlassen. Diese Idylle wurde jedoch von einem schrillen Quietschen, das sich einige Sekunden lang hinzog, unterbrochen.
Ein kleingewachsener Mann mit zerzaustem Haar und unrasiertem Gesicht betätigte die alte Bremse seines bereits rostigen Fahrrads. Er wollte über die Straße der Wohnsiedlung, in welcher er wohl lebte. Als die Straße schließlich frei war, setzte er seine Fahrt fort. Seiner Frau sagte er, dass er wegen eines Problems dringend ins Büro müsse. Dies sei in Ordnung, da sie heute zu ihrer Schwester gehe.
- Schöner erster Satz. Allerdings Orange (da Substantiv)
- Zeit = Jahreszeit
- wenn = in der
- Für mein Sprachempfinden würde ich diese Idylle in die Idylle auswechseln
- hinzog = andauerte
- bereits kann weg
- Er wollte über = Er wollte überqueren (wohl kann weg)
- 2x Straße
- Problem = dringende Angelegenheit
- Dies sei = Das ging für sie in Ordnung

In Wahrheit wollte der Mann auf dem Fahrrad zu einem Aussichtsturm in der Nähe des Sees, um seinen unzufriedenen Leben endgültig ein Ende zu bereiten. In seiner Vorstellung würde er die Treppen entschlossen hinaufsteigen und ohne sich auch nur einmal umzudrehen springen.
Er war denkbar unglücklich mit seinem Leben insbesondere mit seiner Ehe. Sein Beruf erfüllte keinen erkenntlichen Zweck für die Gesellschaft und seine 17-jährige Tochter wurde so, wie er es immer befürchtet hatte. Sie färbte sich ihre Haare blond, kleidete sich überwiegend in rosa und brachte jede Woche einen neuen Liebhaber, in ihrem Falle große muskulöse Männer ohne Verstand, mit nachhause. Seine Frau war oberflächlich und seiner Meinung nach kleingeistig. Wenn es etwas gab, was er nicht mochte, dann war es seine Familie. Er liebte seine Frau nicht und sie liebte ihn nicht.
Er war schon fast am See angekommen und konnte nun den Turm in der Ferne sehen.
- In Wahrheit beabsichtigte der Mann …. zu fahren, um seinem unbefriedigenden/ nicht ausgefüllten/ unzufriedenen … (endgültig kann weg. Ein gelingender Suizid ist logischerweise immer endgültig)
- In seiner Vorstellung (o. Fantasie) stieg er bereits die Treppen empor und sprang, ohne sich vorher auch nur einmal umzusehen/ -drehen in die Tiefe.
- Er fühlte sich denkbar unglücklich in seinem Leben (der Satzbestandteil ab insbesondere kann weg)
- erkenntlich = erkennbar
- wurde = entwickelte sich so
- Sie färbte ihre Haare
- in Rosa
- den Einschub mMn entweder rauslassen o. alternativ in eine Parenthese setzen
- nach Hause
- seiner Meinung nach weg
- Er liebte seine Frau nicht mehr (denn er wird sie ja evtl im Zeitpunkt der Eheschließung geliebt haben; oder?) und auch ihre Zuneigung zu ihm war mittlerweile erkaltet.

Dieser Anblick erfüllte ihn mit Furcht, da er wusste, dass dieser Turm sein Leben beenden wird. Er bremste kurz ab und dachte noch mal über sein Leben nach, wobei die Bremse wieder die Ruhe des abendlichen Herbstes unterbrochen hat. Die Etappen seines bisherigen Lebens erschienen ihn vor Augen:
Als zurückhaltender Schüler sein Abitur gemacht. Journalistik-Studium erfolgreich beendet. Wegen kritischen Äußerungen gegenüber dem Chef seinen ersten Beruf verloren. Unsterblich in eine Frau verliebt, die jedoch kein wirkliches Interesse zeigte und den Kontakt abgebrochen hat. Aus Angst, niemanden mehr zu finden, erstbeste Frau genommen, die vermutlich genauso dachte wie er und sogar geheiratet. Belanglosen Beruf mit halbwegs guter Bezahlung angenommen und Traum vom Journalismus aufgegeben. Rest seines Leben in einer Wohnsiedlung vor sich hinvegetieren, ohne seiner Existenz einen Sinn zu geben.
- Dieser Anblick = Der Anblick
- Der Turm ist eine Sache und kann folglich nicht aktiv das Leben eines anderen beenden. Man kann ihn hingegen als Instrument/ Sprungbrett benutzen, um zu sterben
- 3x Leben
- 2x Bremse/ bremste
- Das Geräusch der Bremse unterbrach (allerdings ein komisches Verb in diesem Zusammenhang) die Stille/ Ruhe des herbstlichen Abends (alles im Präteritum)
- … vor seinem inneren Auge
- Jetzt folgt eine schlagwortartige Aufzählung wie in einem kurzen Lebenslauf. Passt m.E. stilistisch nicht zum vorangegangenen Text. Zudem schlampig formuliert. Diese Passage solltest du mMn komplett neu schreiben. Dabei ganze Sätze verwenden. Zudem auf das Tempus achten (du wechselst hier ohne ersichtlichen Grund ins Präsens)

Als ihm das klar geworden ist, fuhr er schnell weiter, da ihn seine Situation jetzt umso mehr deprimierte. Er fuhr wie in Trance weiter. Alles erschien ihn wie ein verschwommener Traum. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und fuhr stur in Richtung Turm.
Nach einer scheinbar endlosen Fahrt war er fast angekommen. Jedoch befand sich der Turm auf einem Hügel, den man mit dem Fahrrad nicht passieren konnte. Also stieg er geistesabwesend ab, um den Hügel zu Fuß zu erklimmen. Der Turm sollte eigentlich schon lange abgerissen werden, weshalb der Weg, welcher damals den Hügel hinaufführte, auch völlig zugewachsen ist.
- … klar geworden war
- 3x fuhr & 2x Fahr
- erschien ihm
- passieren = erreichen
- damals = früher
- 3x Turm
- 3x Hügel
- … auch völlig = mittlerweile völlig

Vermutlich fehlte der Stadt für den Abriss das Geld. Auf allen Vieren bahnte er sich seinen Weg durch zahlreiche Dornenbüsche, welche seine Kleidung sowie Haut aufrissen. Dies spürte er kaum, da er nur noch das Gefühl der Erlösung vor Augen hatte. Der Turm kam immer näher und er selbst wurde immer blutiger. Plötzlich hörte er Stimmen zweier Männer und sah gelbes Absperrband. Wie sich herausstellte waren Polizisten vor Ort. Er blieb stehen sah den leblosen Körper seiner Frau am Fuße des Turms liegen.
Zum zweiten Mal Abriss/ abgerissen (das relativierende vermutlich an dieser Stelle gefällt mir ebenfalls nicht)
Auf allen vieren (gem. Duden kleingeschrieben)
- welche = die
- sowie = und
- Der Turm kam nun immer näher, während er immer stärker blutete (von der Logik her stimmt das natürlich nicht so ganz, denn nicht der Turm kommt näher, sondern der Prota nähert sich)
- Plötzlich hörte er die Stimmen zweier (von zwei) Männern und blickte auf gelbes Absperrband. Polizisten hatten den Ort abgesperrt. Unvermittelt blieb er stehen und starrte auf den Leichnam seiner Frau, der am Fuße des Turms lag.

Nette kleine Geschichte, die vom Ungefähren und dem unerwarteten Schluss lebt. Mich persönlich interessiert auch nicht so sehr, wie die Frau es schaffen konnte, vor dem Prota am Turm anzugelangen. Hat sie halt irgendwie geschafft. Ich störe mich eher am lieblosen Zwischenteil, in dem du die angeblichen Gründe für den Todeswunsch des Mannes schlagwortartig aufzählst. Zum einen listest du Trivialitäten auf und zum anderen formulierst du in dieser Passage schlampig. Wenn wir uns alle deshalb umbringen würden, weil der höhere Zweck unseres Brotjobs nicht der Verbesserung der Welt dient oder sich die Tochter in Pink kleidet: oh weh; dann würde ich jeden Morgen auf dem Gleiskörper am Ende unserer Straße zehn Leichen entdecken. Hier würde ich mir ein stärkeres Motiv für die Todessehnsucht des Protas ausdenken. Das Ende ist gut, weil es wirklich sehr überraschend kommt.

Rocket Koala, die kleine Geschichte gefällt mir. An einigen Stellen solltest du m.E. ein bisschen nachbessern, damit sich die Story eleganter liest (z.B. auf die WWHen achten) und der Todeswunsch nachvollziehbarer wird. Muskulöse Liebhaber der nymphomanen Tochter reichen mir nicht aus, um von einem Turm runterzuspringen.

Vllt kannst du mit einigen der Hinweise was anfangen.

Vg sinuhe

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom