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Der Turm von Babel

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22.06.2003
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Der Turm von Babel

Warum drehen wir uns, mein Freund? Warum im Kreis? Lass mich wissen, was dich bewegt. Lass mich dir sagen, es ist nichts. Ist etwas neu, das noch nicht war? Die Zeit scheint ein Feind zu sein. Ein zu schneller Feind. Schliessen wir mit ihr Frieden.
Alles, was nicht zu viel ist, ist nicht schlecht. Was bewegt unsere Gemüter, was haben wir verloren? Träume? Sachen, die nie waren, die nie sein werden.
Warum zweifelst du am Unmöglichen?
Das ‚zu‘ ist immer zuviel.
‚Viel‘ und ‚wenig‘ sind in Ordnung. ‚Kein‘ und ‚gar nicht‘ unwichtig, unbekannt. Alles gibt es nicht.
Alles gibt es nie, mein Freund.
Du hast gesucht. Viel zu lange und viel zu viel.
Hast du Ziele? Wenn kein Weg hinführt, vergiss das Ziel. Keine Ziele ohne Wege, keine Wege ohne Ziele. Nur Irrwege, die zu Fata Morganas führen.
Mein Freund, ich weiss, dein Irren war lang und tief. Lass es mit den Tränen zurück. Lasse auch die Hoffnung, du weisst welche. Warum leidest du, wenn du lachen könntest? Warum versteckst du dich, wenn die Welt noch auf dich wartet?
Vergessen wir den Versuch.
Welchen Versuch?
Bewaffnen wir uns für den Kampf. Gibt es so wenige Ideen, dass wir an einer festhalten müssten?
Das Unmögliche ist nicht möglich. Wir wussten es nicht. Aber wir wissen es. Wir haben alles verloren, sagst du. Nur die Zeit, sage ich. Nur sie. Aber wir haben gewonnen. Wir wissen. Jetzt und für die Zukunft wissen wir.
Wir werden keinen Turm von Babel mehr bauen.
Wie gross sind wir? Wie gross können wir sein? Räumlich ein gewaltiger Unterschied. Vergessen wir das räumliche. Sehen wir es kalt und logisch. Wir werden nie so gross sein, wie wir sind. Wir werden nie alles können, was wir wollen. Wir werden nie alles entdecken, was wir haben.
Kennst du mehr als deinen Namen? Kennst du mehr als deine drei Augen sehen?
Warum drehen wir uns? Wir drehen uns im Kreis, mein Freund! Vergessen wir das Alte. Wühlen wir nicht im Depot. Kein Recycling für alte Ideen.
Züchten wir neue Blüten.
Sehen wir zu, wie sie verwelken.
Oder auch nicht.
Gehen wir mein Freund. Nur Zeit können wir verlieren.
Nur Zeit.
Und Tränen.

 

Hallo Van Horebeke,

leider kann ich nicht ganz verstehen, was Du uns mit dieser Geschichte sagen willst.
Der Turmbau zu Babel wird in der Bibel (1. Mose 11,9) als Warnung vor der Überhebung des Menschen, der Sprachenverwirrung und Zerstreuung der Völker interpretiert.
Sollten wir es bedauern, dass wir keinen Turm zu Babel mehr bauen werden? Oder wie ist der Hinweis auf den Turmbau gemeint?
Ich fand Deine Geschichte eher verwirrend, als unterhaltend oder zum Denken anregend.

Gruß
Jörg

 

Hi,
ja, deine Geschichte ist verwirrend, aber auch sehr interessant.

Ich denke mal, dass du darauf hinweisen willst, dass die Zeit immer weiter geht. Man kann nur glücklich sein, wenn man ständig der Zukunft zugewandt ist. Das würde einem Turm von Babel widersprechen, da er die Größe und Herrlichkeit des Momentanen zeigen soll.
Weiter soll man sich nicht in einer schlechten Idee verrennen, da man so den Schritt der Zeit nicht halten kann.

Mir hats schon irgendwie gefallen, muss ich sagen.

Übrigens, der Plural von "Fata Morgana" heißt korrekt "Fata Morganen". Ich weiß, dass sieht auch nicht so toll aus, aber der Duden will es so. Als Lateiner bin ich übrigens für Fata Morganae, aber das will ja keiner wissen.

Alles Gute
Arthuriel

 

Hallo Jörg und Arthuriel!

Vielen Dank für die Kritik, hätte nicht mehr damit gerechnet, da meine Geschichte schon recht weit nach unten gerutscht war.

Diese Geschichte war für mich ein Versuch, denn ich hatte noch nie etwas gross philosophisches geschrieben. Auch ist der Stil völlig anders, als bei meinen zahlreichen Horror- und co. Geschichten. Ebenfalls die einzige, bei der ich keinen 'Plot' habe, sondern nur Gedanken mit einer speziellen Art Rückblende.

Zum Turm von Babel: Ein gescheitertes Unternehmen, sinnloses Risiko, Einsatz wertvoller Zeit für den Bau eines Projektes, der (aus welchem Grund auch immer - in der Bibel wegen Gott) zugrunde ging.

Nun tröstet einer seinen Freund indem er auf eine glücklichere Zukunft hofft und das Misslingen des alten - zu ergeizigen - Projektes nicht nur negativ, als Pleite, sondern auch positiv, als wertvolle Erfahrung sieht.

Der Text beinhaltet zwei unterschiedliche Lebenseinstellungen, die eine optimistischer, die andere pessimistischer Natur, wobei der Optimist auch sehr viele realistische Züge hat.
Der eine will mit den Trümmern des Turmes zu Grunde gehen, während der andere aus den Trümmern etwas neues errichten wird.

Mir ist bewusst, dass diese Geschichte ziemlich schwierig ist, weil ich (absichtlich) wenig Konkretes bringe, sondern mehr solche Ersatzbilder, wie der Turm von Babel (der von Übermut und Scheitern der Menschheit gleichermassen erzählt) oder den Fata Morganen.

Ich hoffe, dass die Geschichte vielleicht jetzt ein wenig mehr Sinn macht und nicht mehr allzu sehr verwirrt, auch wenn dies zu erwarten war. Jedenfalls bin ich froh über eure Kommentare.
Mal sehen, ob ich etwas änderen werde. Ich möchte aber denn gleichen Klang beibehalten, denn er erscheint mir passend für die Stimmung.

Wenn ihr irgendwelchen Fragen habt, oder ich etwas nicht hinreichend beantwortet habe, dann macht mich gerne darauf aufmerksam.

@Arthuriel: Schön, dass sie dir gefallen hat.
Ja, ich wollte darauf hinweisen, dass die Zeit weitergeht und nicht auf wahnsinnige Ideen wartet. Man soll auf dem Boden bleiben, was allerdings nicht heisst, dass man sich nicht entwickeln darf.
Die letzten paar kleinen Sätze sind eigentlich die wichtigsten.
Zum Plural: Ich, auch Lateiner, gebe dir vollkommen Recht, es würde besser tönen, als die Duden version, dein Plural (oder: Fatae Morganae?). Aber noch besser: Ich gehe ohne Begründung davon aus, dass Fata Morgana bereits das Neutrum-Plural eines Wortes ist und lasse es so... oder fata,ae,f=Schicksal? ... Ach, egal!
Aber danke für die Anmerkung.


Freundliche Grüsse euch beiden!

Van

 

Hallo, um nochmal bei der Fata Morgana zu bleiben. Es ist wohl komplizierter, als man zuerst denkt. Fata kann sowohl das erwähnte Schicksal sein, könnte aber auch von fatum (Weissagung, Unheil, Verderben, Bestimmung) kommen. Der Plural von fatum kann aber auch Schicksalsgöttinen heißen, was auch plausibel wäre.
Morgana kommt von Morgane aus der Artussage. Ursprünglich soll eine Fata Morgana das Werk der Fee Morgane gewesen sein. Demnach würde der Plural von fatum passen, jedoch könnte man, wenn man doch fata nähme, daraus soetwas wie die Schicksalsfee Morgane machen, was auch dem Sinn nahe kommt.
Naja, hier bin ich dann mit meinem Latein am Ende, aber ich hätte nicht gedacht, dass es so weit reicht.
Arthuriel

 

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