Der Turm (aka Surrealistico)
Da ich nicht wusste, ob diese Kg als Fantasy durchgeht, habe ich sie mal hier gepostet. Kann aber gut und gerne verschoben werden.
DER TURM
(aka Surrealistico)
Der Turm ragte in gelbem Glanze kilometerhoch aus dem Hügel. Zeichnete sich in sanfter Verschwommenheit von dem knallblauen Sommerhimmel ab. Erschien noch unberührter als er es war. Keiner hat ihn je betreten, denn es solle in ihm spuken. Aber Jules, der sich doch alles traute, wagte es zumindest einen Fuss auf den verwunschenen Boden des Hügels zu setzen, was ja auch noch nie jemand getan hatte. Verstohlen zog er den Fuss zurück und lachte stolz. „Ha! Nichts passiert!“
Selbst Tage später war sein Gesicht wegen dieser Tat noch von Stolz geziert und obwohl er doch seinen eigenen, ihm so lieben, ja beinahe lebensnotwendigen Fuss auf den Teufelsboden gesetzt hatte, war seine Leistung unbeachtet geblieben. Dann musste er wohl im wahrsten Sinne des Wortes noch einen Schritt weiter gehen. 2 Tage und eine halbe Nacht waren vergangen und er hatte noch immer keinen Mut fassen können. Doch endlich, morgens um 4 Uhr erkannte er , dass das Leben ohne wohlverdientes Lob nicht lebenswert sei. Nachdem die Decke voller Enthusiasmus weggeworfen worden war, stand Jules ruckzuck auf, zog sich die alten Pantoffeln an, kämmte die zwei, drei abstehenden Haare nach unten, streifte sich einen Pullover über und verliess seine von Holz dominierte und blauem Lichtschein durchtränkte Wohnung.
Als er endlich vor dem steilsten aller Hügel angekommen war, entschwand jedoch jegliche Courage sofort wieder. Er wurde erneut vom weitverbreiteten Aberglauben der Dorftölpel überrumpelt. In solchen Momenten hasste er sich selbst. Warum musste er nur solch einem Unfug glauben schenken? Er stand eine Weile still da und sperrte die Augen zu. Der Duft von Mohnblumen, die als einzige die kühle Bläue der Nacht mit ihrem Karminrot durchbrachen, kitzelte seine Nase. Der drohenden Schläfrigkeit im letztem Atemzug ausgewichen, klappten seine Lider wieder nach oben. Aus dem schwarzen Nichts entstand in Sekundenschnelle das Bild des Turms auf dem Hügel von vorn. Auch wenn es so romantisch aussah, konnte er sich eines gewissen Schauderns nicht erwehren. Er atmete abermals tief ein, hob den Fuss und wandte sich um.
Auf dem Nachhauseweg blieb er noch ein einziges Mal kurz stehen, hasste seine Feigheit und wurde wiederkehrend von dem Gedanken „Scheiss auf den Ruhm“ umgestimmt.