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Der Trojaner in meiner Handschrift

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10.01.2013
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Der Trojaner in meiner Handschrift

Der Trojaner in meinen Schriftzeichen

Der Text war weg.
Der in meiner Jugend niemals abgeschickte Liebesbrief an Gerlinde lag altersschwach vor mir. Die in ungeduldiger Teenagerschrift verfassten, hitzigen Worte waren verschwunden, nur Herzchen und Smilies tummelten sich auf dem Papier.
„Was soll das denn?“, fuhr ich die Box vor mir an und stöberte weiter in meiner „Zeitkapsel“, wie Andy Warhol seine Erinnerungen genannt hatte. Unglücklicherweise hatte mein Besuch auf dem Dachboden jedoch keinen nostalgischen, sondern einen traurigen Hintergrund.
Lisa war ausgezogen und ich musste nun unser gemeinsames Haus räumen.
Niedergeschlagen kramte ich weiter, fand aber keine Erklärung für das Abhandenkommen meiner Liebesgeständnisse.
Ich kehrte irritiert ins Wohnzimmer zurück. Gerlinde war schon lange aus meinen Gedanken verschwunden, aber der verstümmelte Liebesbrief gab mir zu denken. Ich wusste nicht einmal mehr, wie meine damalige Liebe ausgesehen hatte. Ich zerrte alte Fotoalben aus dem Regal, möglicherweise fand ich dort eine Erklärung für dieses merkwürdige Vorkommnis. Stattdessen wurde es noch mysteriöser.
Alle Bilder meiner Vergangenheit mit den dazugehörigen Jahreszahlen waren vorhanden, aber die jeweiligen Bemerkungen dazu nicht.
1995 ( ) „zwei einsame Steppenwölfe auf Ibiza“ hätte da stehen müssen.
( ) 2000. Hier fehlte „Millennium auf Robbis Hütte“. Ich bekam eine Gänsehaut und blätterte hektisch durch die bebilderten Stationen meines Lebens. Es gab an keiner Stelle etwas zu lesen.
Meine Besorgnis wuchs. Was stimmte hier nicht? Vorsichtig ging ich zum Schreibtisch und blickte in meine Unterlagen. Jedes gedruckte Wort und jede Zahl war zu sehen. Aber auf keinem Dokument fand ich eine handschriftliche Notiz oder Unterschrift von mir. Handelte es sich um einen bösen Streich? War hier ein Verrückter mit Tintenkiller und Radiergummi am Werk? Ich verwarf den Gedanken wieder, als ich auch bei meinen Ausweisen und Bankkarten in der Unterschriftenzeile nur Leerheiten fand. Jetzt kam in mir starke Unruhe auf. Was spielte sich hier ab?
Meine Überlegungen wurden durch ein merkwürdiges Geräusch gestört. Ein zartes Sirren vor mir steigerte sich allmählich zu einem lauten Geraschel. Voll Unbehagen neigte ich mich in die Richtung und blickte fassungslos auf meinen Papierkorb.
Dort herrschte das Chaos. Schwarze, in sich bewegende Teilchen bildeten einen wirren Knäuel und quollen wie übergehender Teig über den Rand des Mülleimers.
Schwankend wich ich einen Schritt zurück. Termiten! Eine Invasion von Termiten! Oder Miniheuschrecken. Wiederholte sich die achte Plage?
Ich hastete in den Abstellraum und suchte nach Ungezieferspray. Da ich nie besonders mutig war, schauderte ich bei dem Gedanken, dieser Insektenübermacht mit einer mickrigen Spraydose gegenüberzustehen. Dementsprechend aktivierte mein Stammhirn den Fluchtmodus.
Doch ich war wie gelähmt und schaffte es nicht mehr davonzulaufen. Ein inzwischen zur Größe eines kleinen Pezziballs angeschwollenes Etwas kullerte auf mich zu. Dann stoben die Teilchen auseinander, verstreuten sich und voller Bestürzung erkannte ich, dass es sich nicht um Lebewesen handelte.
Es waren Buchstaben, meine Buchstaben. Irgendwann von mir geschrieben, verloren gegangen und nun wieder aufgetaucht. In gigantischer Anzahl hüpften und purzelten alle sechsundzwanzig wild durcheinander. Ich konnte in dieser Unordnung sogar Umlaute erkennen. Sie hopsten eilig auf mich zu und begannen, auf mir herumzukriechen.
Ein Schwung Ds tanzte auf meinem linken Knie Cha-Cha-Cha, während sich einige Ns offensichtlich zum Bockspringen in im Nacken versammelt hatten. Bs sprinteten um meine Hüfte und vorwitzigen Ös krabbelten in meine Gesichtsöffnungen.
Es dauerte einen Moment, ehe ich begriff, dass ich dem ganzen Alphabet als Spielplatz diente.
Wegen der vielen Ös in meiner Nase musste ich niesen. Die auf dem Boden verbliebenen Buchstaben formierten sich zu einem „hatSchi“ und danach zu „gesundheit“
Ich schüttelte mit groben Bewegungen den Großteil der Buchstaben ab und blickte wütend und verwirrt auf das Durcheinander vor mir.
„aUa“ war zu lesen und „sei niCHt so grimmig“
„Was soll das denn?“, plärrte ich die verrückten Lettern an. „Was wollt ihr hier?“
„GeheimniS geheimnis“
„Hä? Was für ein Geheimnis?“ ich wurde ungeduldig.

„Erklaeren wir dir spÄter ersT woLLen wir Spass haben“
Wie auf Kommando verteilten sich alle in meinem Wohnzimmer. Ws benutzen die Gießkanne als Schwimmbad und sprangen vom Henkel immer wieder ins Wasser. „platsch Platsch“ schrieben die anderen Buchstaben. Gs und Ms balancierten fröhlich auf meiner Gardinenstange, während unter ihnen Hs ein aus einem Taschentuch ein Sicherheitsnetz gebastelt hatten. Andere Lettern waren um sie versammelt und feuerten die Akrobaten mit „du schaffsT es“ und „ganz tOll“ an.
Eine Horde von Ls war zu meiner Hängelampe hochgestiegen und schaukelte wild hin und her. Die zuschauenden Buchstaben gruppierten sich zu einem „uiUi“.
Das war mir nun doch zu viel. Ich stolperte konfus aus dem Haus und klingelte bei Robbi in der angrenzenden Doppelhaushälfte Sturm. Als er die Tür öffnete, kickte ich gerade ein verschlafenes Z von meiner Schulter.
„Ich bin voll durchgedreht! Total ballaballa!“ Ich raufte mir verzweifelt die Haare. „Diese Mistbuchstaben! Die sind aus meinen Briefen abgehauen. Und nun machen sie in meinem Wohnzimmer Party."
"Wir essen gerade Nudelauflauf."
"Bitte komm rüber und schau dir das an.“
„Ich kapier gar nichts. Was soll ich bei dir drüben ansehen?“
„Na die verrückten Buchstaben! Das habe ich doch gerade gesagt! Sie krabbeln wie Ameisen überall herum und machen mich fertig.“
„Eh Stefan, jetzt bleib mal locker!“
Ich versuchte meine Erlebnisse weniger verworren zu schildern, doch Robbi sah mich nur verständnislos an.
„Bist du besoffen oder was?“ Er verzog das Gesicht. „Ich bin für solche Geschichten der Falsche. Besser du redest mal mit Anne!“
„Sie ist Kinderkrankenschwester! Wie kann sie mir denn helfen?“
„Ich habe zwei Semester Psychologie studiert.“ Anne hatte mitgehört und kam aus dem Esszimmer. Sie sah mich mitfühlend an. „Ach mein armer Stefan. Ich glaube, du hast es noch nicht verkraftet, dass Lisa dich verlassen hat. Und nun fehlen dir dafür regelrecht die Worte im übertragenen Sinn.“
„Bitte Robbi, komm einfach mit. Wenn die Dinger nicht zu sehen sind, dann spinne ich wirklich und gehe freiwillig zum Psychiater!“
Ich schleppte meinen besten Freund nach nebenan in mein Haus.
„Heilige Scheiße!“ entfuhr es Robert, als er das bunte Treiben meiner Schriftzeichen im Wohnzimmer sah. Beim Anblick seines fassungslosen Gesichts verspürte ich eine gewisse Genugtuung. „Hab ich es dir nicht gesagt?“
„Heilige Scheiße!“, bemerkte er wieder, während sich mehrere schaukelnde Ls von der Lampe in seine Haare fallen ließen und dort wild herum sprangen.
Dann wuselten verschiedenen Buchstaben eilig vor uns her und gruppierten sich zu einem „hallO Robert“. Dieser kratzte sich am Kopf und die Ls in seinen Haaren rutschten von ihm unbemerkt über die Arme unter seine rechte Achsel.
„Also Stefan, ich weiß nicht, was hier abgeht! Jedenfalls seh die Dinger auch. Offenbar sind wir beide plemplem.“
„Ich hab einfach keine Ahnung, was die mir sagen wollen! Was mache ich denn jetzt?“
„fragezeichen fragezeicheN fragezeiCHEN“ war zu lesen.
Ich wurde laut. „Was sollen denn die Fragezeichen? Erzählt mir lieber, was hier gespielt wird!“ Von allen Seiten huschten die Buchstaben wie verschreckt zusammen und bildeten wieder den Knäuel.
„Jetzt hast du ihnen Angst gemacht.“ Robbis Stimme klang vorwurfsvoll.
„Auf welcher Seite stehst du eigentlich?“, schnauzte ich ihn an. „Wir sind hier nicht in der Sesamstraße! Ich habe diese Buchstaben irgendwann mal geschrieben und sie sind aus allen Briefen und Ausweisen oder sonst wo abgehauen! Und vergnügen sich nun in meinem Wohnzimmer! Das ist doch nicht normal.“
Die Schriftzeichen drängten sich enger aneinander und ihr Volumen schrumpfte zusehends.
„Aber deshalb musst du sie doch nicht anbrüllen. Guck mal, die zittern richtig!“ Tatsächlich war in dem Bündel ein gewisses Schlottern zu sehen. Robbi ging vorsichtig einige Schritte auf sie zu. „Wir wollen euch nichts Böses. Aber mein Freund Stefan und ich verstehen nicht, was ihr hier wollt.“
„Außer Spaß zu haben und mir ein dubioses Geheimnis zu offenbaren!“ ergänzte ich zynisch.
Es herrschte buchstäblich Stille, keine Bewegung war in dem Knäuel wahrzunehmen.
Nach einer Weile schlich sich langsam ein W nach vorne. Ihm folgten zögernd andere Schriftzeichen und stellten sich zu einem „wir wolleN dir Helfen“ auf.
„Heilige Scheiße“ entrann es Robbi zum dritten Mal.
Ich starrte den Satz böse an. „Wie helfen? Ist das euer Geheimnis oder was?“
„lisa verMisst dich auch schReib den Brief an sie fertiG“. Mir stockte vor Erstaunen der Atem. Jetzt begriff ich den Zusammenhang. Ich hatte Dutzende Liebesbriefe an meine Frau geschrieben und sie waren alle im Papierkorb gelandet.
Robbi plärrte begeistert „Also das ist echt abgefahren, meine Anne hat recht! Dein Unterbewusstsein oder so was will, dass du dich bei Lisa meldest!
„Was für ein Blödsinn!“ maulte ich Robbi an. „Ich brauche keinen Setzkasten, der mir psychologische Ratschläge gibt! Und dann wissen die auch noch, wie es Lisa geht. Anscheinend können die nicht nur rumhüpfen, sondern auch hellsehen!“
Ich war sehr aufgebracht, stürzte mich wütend in den Buchstabenknäuel und befand mich plötzlich im Kern des Alphabets. Zart schwirrten sie um mich herum, formten Worte und Sätze, um dann sofort wieder in einen Buchstabensalat zusammenzufallen. Es umgab mich ein angenehmes Surren und Wispern. Verzweifelt versuchte ich ihre Botschaften festzuhalten, zu manifestieren. Alle waren da und ich fühlte mich wohlwollend in ihrem Kreis aufgenommen. Auf einmal zogen sie sich zurück und hinterließen in mir den brennenden Wunsch, den Brief an Lisa endlich fertig zu schreiben.
Robbi konnte damit nichts anfangen. „Wieso denn einen Brief? Heutzutage! Im Zeitalter von E-Mails, SMS und Facebook?“
Er schüttelte den Kopf. „Mann Alter, das pack ich nicht. Mach was du willst, ich geh jetzt wieder rüber zum Abendessen.“

Ich ging verunsichert an meinen Schreibtisch. Blatt und Kugelschreiber lagen einsatzbereit vor mir. Ich setzte zögernd den Stift an, die Entschuldigungen und Liebesschwüre formten sich diesmal wie von allein. Als ich fertig war, spürte ich Erleichterung. Endlich hatte ich Lisa all das gesagt, was mir auf der Seele brannte.
Beim Öffnen der Schublade auf der Suche nach einem Kuvert, belächelte ich die turnenden Ks am Griff und als Js um die Stifte Box Ringelreihen tanzten, konnte ich mir ein lautes Gekicher nicht verkneifen. Was für ein verrückter Haufen! Während Bs auf dem Drucker Yoga machten, pappte ich eine Marke auf den Briefumschlag und achtete darauf, das herumkrabbelnde H nicht mit festzukleben. Ich glaube, es war mir deswegen sehr dankbar.
Nachdem ich meine Liebesnachricht in den Briefkasten geworfen hatte, war ich fast geneigt, bei Robbi vorbeizuschauen. Dann jedoch entschied ich mich dagegen.
Wahrscheinlich aßen sie immer noch Nudelauflauf.

 

Du hast eine Vorliebe für Zischlaute in Genitivkonstruktionen,

mamamauzi,

wie

Schüleraustauschs
oder
Testosteronschubs
, die i. d. R. auch korrekt erscheinen, bis hier eben fürs
Abhandenkommen meiner Liebes[...]schwüre zu liefern
. Da stiehlt sich doch wahrhaftig ein s zu viel hinein (wäre mir gar nicht aufgefallen, hätte ich nur Boolsche Algebra im Kopf und könnte folglich gerade mal nicht bis drei zählen).

Flüchtigkeit (behaupt ich mal), regiert dieses kleine Werk für Zwischendurch. 'n paar Beispiele (eines ist ja schon genannt)

Wenn Beklemmung wächst, dehnt sie sich dann gleich einem Ballon aus - bis sie platzt?

Meine Beklommenheit dehnte sich weiter aus.

Hier verwechselstu Adjektiv und Substantiv
Ein inzwischen zur Größe eines kleinen Pezziballs Angeschwollenes etwas kullerte auf mich zu.
Korrekter
... zur Größe eines kleinen Pezziballs [a]ngeschwollenes [E]twas ...

Hier verwechselstu weben mit stieben
Dann woben die Teilchen auseinander, ...
besser: stoben ... auseinander

Dann schlägt einmal die Fälle-Falle zu

Wegen den vielen Ös in meiner Nase musste ich niesen.
"Wegen der Ös ..."

Hier nun fehlt ein abschließendes Satzzeichen

„aua“ war zu lesen und „sei nicht so grimmig“[./!/?]
wie auch hier
„erst einmal spass haben“
, doch halt:
sollte es Absicht sein?
Hier aber nicht
„Was soll das denn?“[,] plärrte ich die verrückten Lettern an.

Andere Lettern waren um sie versammelt[,] feuerten die Akrobaten mit „du schaffst es“ und „ganz toll“ an.
(kommt nochmals vor, weiter unten)
Hier sind Gänsefüßchen zu viel ...
„Was sollen denn die Fragezeichen?" Erzählt mir lieber, was hier eigentlich gespielt wird!“
usw.

Alles kein Beinbruch, meint der

Friedel

 
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Hallo Friedel,

danke fürs Lesen und dein waches Auge. Ich habe meine Flüchtigkeitsfehler deinen Korrekturvorschlägen entsprechend geändert.

Die Kleinschreibung und fehlenden Satzzeichen bei den Äußerungen der Buchstaben ist beabsichtigt.

Bei "wegen den vielen Ös in meiner Nase musste ich niesen" hat mir die Rechtschreibprüfung des Dudens online sowohl "den Ös" als auch "die Ös" genehmigt. Ich fand deinen Vorschlag besser und habe es geändert.

Unsicher war ich bei der Aussage "Ein inzwischen zur Größe eines kleinen Pezziballs angeschwollenes Etwas kullerte auf mich zu". Auch ich hatte diesen Satz ursprünglich so geschrieben, aber hier hat mich der Korrekturvorschlag des Dudens mit seinen Erläuterungen irritiert. Aber die erste Version ist auch meiner Meinung nach richtig.

Deine Korrekturvorschläge sind für mich wie immer hilfreich. Nun hätte ich gerne gewusst, wie dir der Inhalt meiner Geschichte insgesamt gefallen hat.

Wäre schön wenn du dich meldest,

liebe Grüße von mamamauzi

 

Hallo mamamauzi,

das Imperium schlägt zurück: Die Rache der Buchstaben oder Buchstaben übernehmen die Herrschaft. Eine wunderbare Idee, das, was wir erschaffen, lebendig werden zu lassen.


Der Text war weg.
Das ist für jeden Menschen ein tief greifendes Drama. Denn Text kommt von texere: weben. Fällt ein Mensch aus dem Text, aus dem Gewebe seiner Existenz, steht er einsam und unverstanden in der Welt. Er befindet sich in einer Krise. So Dein Protagonist.

Ich zerrte alte Fotoalben aus dem Regal, möglicherweise fand ich dort eine Erklärung für dieses merkwürdige Vorkommnis.
Stattdessen wurde es noch mysteriöser.
Alle Bilder meiner Vergangenheit mit den dazugehörigen Jahreszahlen waren vorhanden, aber die jeweiligen Bemerkungen dazu nicht.
Die Bilder sprechen eher das Gefühl an, die Buchstaben stehen für Rationalität. Also sieht sich der Erzähler einer Bilder- und Gefühlsflut aus der Vergangenheit ausgesetzt.

Es waren Buchstaben, meine Buchstaben. Irgendwann von mir geschrieben, verloren gegangen und nun wieder aufgetaucht.
Es dauerte einen Moment, ehe ich begriff, dass ich dem ganzen Alphabet als Spielplatz diente.
Wer meint, die Sprache zu beherrschen, täuscht sich. Die Sprache hat uns erobert. Sie besetzt und besitzt uns, die wir über Eltern und Nahestehende Wörter, und damit ihre Ideologie, übernommen haben.

„Was soll das denn?“, plärrte ich die verrückten Lettern an. „Was wollt ihr hier?“
„erst einmal spass haben“

Geordnete Buchstaben unterliegen dem Zwang der Rationalität: eins, zwei,
drei; wer „a“ sagt, muss „b“ sagen.
Das moderne „Spaß haben“ hofiert die Gefühle und damit die Entgrenzung. Jeder kann sagen, was er will, wenn es nur Spaß macht.

Nun kommt eine Volte: Den Schaden, den die Buchstaben angerichtet haben, geben sie vor, nur zur Hilfe der Protagonisten getan zu haben.

„Wir wollen helfen“ auf.
„Heilige Scheiße“ entrann es Robbi zum dritten Mal.

„Bei was wollt ihr helfen?“
„du vermisst lisa schreib ihr einen brief“.
„Dein Unterbewusstsein oder so was will, dass du dich bei Lisa meldest!“

Nun, so könnte ich weiter verstehend den Text verfolgen, gerade weil die verkrustete Sprache der standardisierten Erwachsenenwelt sich aufgelöst hat, zeigen die Buchstaben ihren wirklichen Wert, wenn ein Mensch nach der Sprachzerstörung durch traumatische Erlebnisse Sprache für sich und seine Situation neu justiert.
Beeindruckende Idee, die leichtfüßig daherschlendert, um sich als Schwergewicht zu entpuppen.

Bevor mir nun die Buchstaben abhanden kommen
tceNtgahv
Wilhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey mamamauzi,

das ist lustig! Ich mochte die Geschichte bis zu dem Punkt: ich wachte auf. Warum das denn? Ist doch Seltsam hier. Das ist so hübsch schräg und bunt und dann - ich wachte auf - Talfahrt in den Keller meiner Leselust. Zu oft gelesen. immer ein Traum, wenn es mal schräg wird. Mal ehrlich, die Geschichte könnte auch ohne aufwachen genauso weiterlaufen, wie Du sie jetzt hast. Und wenn er wiederkommt, vom Briefeinstecken, sind alle wieder an ihrem Platz, oder so.

Was mich am Anfang ein bisschen irritiert hat, warum die Buchstaben so lange warten, sich mitzuteilen. Also, die machen sich los um ihm zu sagen: los, schreib 'nen Brief, und dann sagen sie es erst, als er sie anschreit. Das geht für mich nicht ganz auf. Okay, die Party vorher, ich kann die Buchstaben ja verstehen, aber Du hast mehr Zeilen auf Party verwendet, als für die eigentlich Mission. Da stimmt dann das Verhältnis nicht und die Party bekommt die Überhand.

Was ich Dir nicht ganz abkaufe sind die beiden Typen. Die kommen mir eher wie Mädchen vor, aber vielleicht ist dazu ein männliches Urteil aussagekräftiger.

Textkram:

Den ersten Satz würde ich streichen. Der sagt nix aus.

Die in ungeduldiger Teenagerschrift verfassten, hitzigen Worte waren verschwunden, nur Herzchen und Smilies tummelten sich albern verstreut auf weißem Papier.

Frag Dich bei jedem Adjektiv, ob es für den Satz einen Mehrwert hat.Hier z.B. das albern und das weißem. Der Satz funktioniert ganz prima ohne die.

Meine Überlegungen wurden durch ein Geräusch unterbrochen. Ein zartes Sirren vor mir steigerte sich langsam zu einem lauten Geraschel.

Wenn Du aus diesen beiden Sätzen einen machen würdest, wäre der sehr viel stärker:
Meine Überlegungen wurden durch ein zartes Sirren unterbrochen, welches sich langsam zu einem lauten Geraschel steigerte.

Voll Unbehagen neigte ich mich in die Richtung und blickte fassungslos auf meinen Papierkorb.

Warum sammeln die sich im Papierkorb ? Warum nicht um ihn herum, krabbeln aus allen Richtungen auf ihn zu?

Dort herrschte das Chaos. Schwarze, in sich bewegende Teilchen bildeten einen wirren Knäuel und quollen wie übergehender Teig über den Rand des Mülleimers.
Entsetzt wich ich einen Schritt zurück.

So Wörter wie entsetzt tat ich dies, erschrocken sah ich auf, überrascht stellte ich fest, ängstlich ging ich durch die Nacht ... das ist nie wirklich gut. Besser man kann das gefühl in eine Gestik oder Mimik packen, so dass es sich dem Leser erschließt, als ihm zu sagen, so fühlt sich mein Held jetzt!

Doch es war zu spät zum Davonlaufen. Ein inzwischen zur Größe eines kleinen Pezziballs angeschwollenes Etwas kullerte auf mich zu. Dann stoben die Teilchen auseinander, verstreuten sich und voller Bestürzung erkannte ich, dass es sich nicht um Lebewesen handelte.

Für mich ganz klar was zum rausstreichen. Termiten und Heuschrecken sind auch Lebewesen, das hat er schon vorher festgestellt. Und wenn ich mir auch ganz viele Teilchen vorstelle, flüchten geht noch in diesem Fall. Sie verbarrikadieren ja nicht die Tür, halten ihn fest oder bilden eine Mauer vor ihm.

„Wir essen gerade Nudelauflauf. ...“

Toll!

„Sie ist Kinderkrankenschwester! Wie kann sie mir denn helfen?“

Hehe

„Ich habe zwei Semester Psychologie studiert.“ Anne kam aus dem Esszimmer und drückte mitfühlend meine Hände. „Ach mein armer Stefan. Ich glaube, du hast es noch nicht verkraftet, dass Lisa dich verlassen hat. Und nun fehlen dir dafür regelrecht die Worte im übertragenen Sinn. Dein inneres Leid macht sich in diesen Fantasien bemerkbar.“

Hat sie mitgehört? Letzter Satz - so spricht echt niemand, nehm den einfach weg ... wird auch so klar.

Ich höre an dieser Stelle mal auf, mir rennt die Zeit weg.

Habe ich sehr gern gelesen, hat Spaß gemacht. Denk noch mal drüber nach, ob es wirklich nur ein Traum sein muss, ich fände es ohne dem so viel cooler ;).

Beste Grüße Fliege

 

Hallo mamamauzi,

nur ganz kurz, dafür klipp und klar: raus mit dem letzten Absatz! Unbedingt! Alles davor ist richtig niedlich, bis "ich fiel aus dem Bett". Also entweder fällt dir noch eine andere bessere Pointe ein, oder du streichst den letzten Absatz ersatzlos ...

Achso, und Kleinkram:

Alle 26 in hundertfacher Ausführung
- das sind doch mindestens tausende von jedem Buchstaben, wenn nicht zehntausende, hunderttausende oder mehr?
;)

 

Ach mamamauzi,

ich bin kurz- wie altersweitsichtig (vorsicht: Gleitglas!) und kann doch manchmal durch meine Gesichtsmatratze schauen. Das mit den Buchstaben hab ich mir ja schon gedacht (Du weißt, das man dafür gelegentlich ins Arbeitslager kommt?, aber wenn ich dann dazukäme, würd der Aufenthalt sicherlich schräg). Dass Dir mein Vorschlag zu den Ös gefällt, gefällt mir natürlich auch. Es zeichnet Dich aus, dass Du nicht alles glaubst, was Du siehst. Umgekehrt: auch ich kann mich irren, find aber immer wieder, dass die Dudenredaktion von Opportunismus glänzt (ein tag werden SMS-Pidgin-Lösungen die teutcsprach endern, wense auchs ß retten!).

Unsicher war ich bei der Aussage "Ein inzwischen zur Größe eines kleinen Pezziballs angeschwollenes Etwas kullerte auf mich zu". Auch ich hatte diesen Satz ursprünglich so geschrieben, aber hier hat mich der Korrekturvorschlag des Dudens mit seinen Erläuterungen irritiert.
Angeschwollen würde nur dann substantiviert, wenn das Etwas wegfiele (ginge sogar).

Nun hätte ich gerne gewusst, wie dir der Inhalt meiner Geschichte insgesamt gefallen hat.
Da ich gerade aus Friesland zurückbin (ein Tag Sturm, fünf Tage Regen, ein Tag Sonne) müsste ich kurz antworten: Tut et!, wenn auch nicht ganz so wie die schrägen Vorläufer ... Andersrum: Hätt' ich als erstes hier vor Ort nach'm Urlaub reingeschaut? Wohl eher nich',

Gruß aus'm Pott vom

Friedel

 

Hallo mamamauzi!

In deiner Geschichte sind einige unvermutete Wendungen.
Zunächst die „Bedrohung“ durch vom Papier flüchtende Buchstaben. Die ist ja durchaus vielfältig; Dokumente werden ungültig, und Stefan weiß nicht, was die sonst noch so anstellen können. Das ist ein spannender Konflikt.
Interessant, dass dieser äußere Konflikt später Teil der Lösung eines ganz anderen und inneren Konfliktes ist.

Stefan will die tanzenden Buchstaben seinem Freund Robbi Sturm (ja, so heißt der, Robbi Sturm, haste selber geschrieben! Ich stolperte konfus aus dem Haus und klingelte in der angrenzenden Doppelhaushälfte bei Robbi Sturm.)
und, auch eine schöne Überraschung, Robbi sieht die Buchstaben ebenfalls – meist ist das nicht der Fall und der Protagonist steht dumm da und wird für verrückt erklärt.

Dann: alles nur geträumt! Das ist ein schwieriger Punkt in der Geschichte. Viele haben den ja auch beanstandet. Auch ich war an der Stelle sehr enttäuscht und hätte fast nicht weiter gelesen.

Nun ja, ein wenig tröstend ist es dann, dass Robbi die Buchstaben auch im wachen Zustand sieht. Dennoch, ich würde überlegen, ob das Geträumthaben (die Szenen laufen auch gar nicht wie ein Traum ab und werden auch nicht so erzählt … das kommt als Kritik-Punkt noch hinzu!) wirklich wichtig ist für die Geschichte.

Dann kommt der wohl tragende Konflikt zum Vorschein, die Trennung von Lisa. Ich find das alles beinahe schön rund. Nur am Anfang, da müsste etwas von Liebeskummer oder Ähnlichem stehen. Oder einfach darlegen, warum er in der Zeitkapsel herumwühlt. So was tut man meist nur in einer emotionalen Krise.

Dennoch eine schöne Geschichte!

Lieben Gruß

Asterix

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo erstmal.

danke fürs Lesen und Kommentieren. Ich habe den Text überarbeitet und viele Eurer Anregungen aufgegriffen.
Interessanterweise hat mir die Idee, dass alles nur ein Traum war, selbst nicht gefallen. Die Geschichte sollte absurd anfangen und ebenso enden. Dann habe ich rumgebastelt und wollte unbedingt eine Logik einbauen, wo definitiv keine hingehört.

Vielleicht ist die erste Version einer Geschichte oftmals die bessere? Auch über andere Sachen, die Ihr kritisiert habt, bin ich selbst gestolpert. Hier bin ich wohl mit meinem (vermeidlichen) Verbesserungen falsch gelegen.

@Wilhelm
Wow, du gibst meiner Geschichte einen Tiefgang, den ich so gar nicht beabsichtigt hatte. Deine Interpretation war überraschend und interessant. Danke dafür!

@ Fliege
Das mit dem Traum habe ich wie schön erwähnt geändert und auch bei anderen Passagen deine Verbesserungsvorschläge beachtet.
Über deine Anmerkung über Annes letzten Satz musste ich lächeln. „Dein inneres Leid macht sich in diesen Fantasien bemerkbar“. Doch, doch, es gibt Menschen, die reden so!
Wenn man in der Psychiatrie arbeitet, hört und sieht man recht eigenwillige Dinge.


@ Möchtegern
Naja, Stefan musste nun doch nicht aus dem Bett fallen! Und die Buchstaben haben sich inzwischen auch vermehrt.


@morlou
Den Absatz mit dem Testosterschonschub und dem Fotografieren habe ich komplett gestrichen. Lustigerweise haben mein Cousin und sein Freund das tatsächlich praktiziert und ich fand es so “männlich pubertär“, dass ich es mit eingebaut habe. Aber du hast recht, es ist für die Geschichte nicht wichtig.

Deine Idee, die Buchstaben zwischendurch auch groß zu schreiben, finde ich genial! Das war das Erste, was ich am Text sofort geändert habe. :)

@Friedel
Schön dass dir meine Geschichte gefallen hat. Ich werde mich bemühen, dass die nächste wieder schräger wird.

@ Asterix
Ich hab mich gebogen vor Lachen, als ich „Robbi Sturm“ las. Was für ein amüsanter Schnitzer! Anscheinend ist es den anderen auch nicht aufgefallen. Ich habe vor dem verbessern tatsächlich überlegt, ob ich es als Skurrilität stehen lassen sollte.:lol:


Insgesamt freut es mich, dass meine Geschichte bei euch Anklang gefunden hat.

Liebe Grüße aus SibirischOberbayern

mamamauzi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo mamamauzi,

Wow, du gibst meiner Geschichte einen Tiefgang, den ich so gar nicht beabsichtigt hatte.

Irgendjemand hat geschrieben, die Hand wäre klüger als der Kopf. Gemeint hat er oder sie damit (leider finde ich das Zitat nicht mehr), dass man während des Schreibprozesses (von der Muße geküsst) mehr in die Geschichte hineinbekommt, als man vorher geplant hat. Die Intuition befördert mehr Einfälle als die Ration.
In Schreibtrance entwickelt man Kräfte, die einem sonst nicht zur Verfügung stehen.
Von der sonnigen Ostsee
Wilhelm

 

„Ein sonderbares Ding um die Liebe. Man liegt ein Jahr lang schlafwachend zu Bette,
und an einem schönen Morgen wacht man auf, trinkt ein Glas Wasser, zieht seine
Kleider an und fährt sich mit der Hand über die Stirn und besinnt sich und besinnt sich.
- Mein Gott, wieviel Weiber hat man nöthig, um die Scala der Liebe auf und ab zu singen?
[…]
Komm Leonce, halte mir einen Monolog, ich will zuhören. Mein Leben gähnt mich an, wie
ein großer weißer Bogen Papier, den ich vollschreiben soll, aber ich bringe keinen Buchstaben heraus“,​
monologisiert Leonce bei Büchner, den ich mal zu seinem Geburtsjubiläumsjahr nicht die Schmach der neuen dt. Rechtschreibung antun will,

mamamauzi.

Es herrschte buchstäblich Stille, …

und doch schau ich noch einmal rein, weil dann wohl doch nochmals mein altersschaches Äuglein gebraucht wird. Beginnen wir mit den weiters aufgefundenen Schnitzern, die mir vielleicht schon beim ersten Mal durchgegangen sind
in der Reihenfolge ihres Auftritts (ist dann einfacher zu finden) und oft ohne Kommentar für sich selbst sprechend

, während sich einige Ns offensichtlich zum Bockspringen [...] im Nacken versammelt hatten.

Bs sprinteten um meine Hüfte und vorwitzige[...] Ös krabbelten in meine Gesichtsöffnungen.


„Hä? Was für ein Geheimnis?“ ich wurde ungeduldig.

„Heilige Scheiße!“ entfuhr es Robert,

Jedenfalls seh die Dinger auch.

Außer Spaß zu haben und mir ein dubioses Geheimnis zu offenbaren!“ ergänzte ich zynisch.

„Heilige Scheiße“[,] entrann es Robbi zum dritten Mal.

Robbi plärrte begeistert[:] „Also das ist echt abgefahren, meine Anne hat recht! Dein Unterbewusstsein oder so was will, dass du dich bei Lisa meldest!
„Was für ein Blödsinn!“[,] maulte ich Robbi an.

Und nun wider alle friesische und/oder niederrheinische Kürze:

Der Text war weg,
ist eine schöne, weil auch alltägliche Einleitung, denn wem widerführe nicht Ähnliches in seinem Leben – sei’s, dass einer nicht ein Wort findet (mein Vater sagte dann immer „Dinges“, wobei „Dinges“ alles bedeuten konnte, da hat er den Dinges getroffen, wollte nach Dinges[kirchen] oder Dingsda fahren usw., wobei man am Niederrhein weiß, dass es Orte mit Ding… gibt, Dingden auf der teutschen, Dingsperlo auf niederländischer Rheinseite) oder dem Dichter eine formschöne Eingebung unterm Schreiben abhanden kommt usw, aber schon im Titel hätt’ ich eine Anmerkung (wohl wissend, dass Deine Geschichte eher eine Humoreske ist), aber wat mut, dat mut (nhd.: was muss, das muss)

Trojaner
nannte man bis vor Kurzem die Bewohner des kleinasiatischen, vom mythischen (keineswegs türkischen) Tros gegründeten, zwölfmal wiederaufgebauten Troia, das in einem Handels(!)krieg von den „Seevölkern“, wenn man so will vorläufige „Wikinger“ des 12. Jh. vor unserer Zeitrechnung, den gesamten östlichen Mittelmeerraum verunsicherten (der Name der Philister/Palästinenser des Alten Testaments rührt noch daher, und wenn man von Goliath hört, mag mancher an die zwei Jahrtausende später auftauchenden Nordmänner denken).
Das eDV-Zeitalter verkürzt nun das trojanische Pferd des Odysseus selbst zum Trojaner (als wär’s die Identifikation mit dem Aggressor) und nimmt neben den mythologisch/historischen Begrifflichkeiten Anleihen aus der Biologie, dem Virus im Computervirus, was die ganze wirrtuelle Welt in ihrer Pidginweisheit aufzeigt: Ein Virus ist immer, ein Pferd äußerst selten mikroskopisch klein …

Der in meiner Jugend niemals abgeschickte Liebesbrief an Gerlinde lag altersschwach vor mir.
Aber ist das nicht eher umgekehrt – selbst im Traum (dessen Abschaffung tatsächlich ein kleiner Gewinn ist)?
Ist nicht der Icherzähler St. eher als der niemals abgeschickte Liebesbrief gealtert, liegt nicht jener jugendlich-leicht, oder gar als jungfräuliches Papierchen vor jenem, der die Jugend nach eigener Aussage bereits verlassen hat? Es gibt literarische Beispiele: dort arbeitet der Geliebte im Bergbau, dort fährt er zur See. Stürzt im ersten Falle der Schacht ein, so erleidet der Seefahrer Schiffbruch und beide verschwinden auf Jahre, während die wartende Geliebte altert …

Smilies
Hoppla, dann kann’s ja gar nicht so lange her sein mit dem Brief, gibt’s doch die Galerie der Emoticons (emotion + icon) erst mit der Computertastatur und erst recht mit e-Mails & SMS ...

Alle sechsundzwanzig
Heißt das, dass das ß kein Buchstabe wäre? Da muss ich Trauer tragen ...

Selbst an seinem Ursprung zählte das Alphabet keine 26 Buchstaben – semitische Sprachen zuerst: hebräisch 22, arabisch 28, selbst das auf dem lateinischen (26!) fußende deutsche umfasst neben dem genannten ß noch die Umlaute (in andern germanistischen Zungen auch als æ œ usw.). Den Rekord mit 74 Symbolen halten die Khmer, da kann selbst das Computer Alphabet ( mit dem @ als am häufigsten genutzter Repräsentant) nicht mithalten.

Eine letzte Anmerkung, bei der’s mich wirrtuell schüttelt (gelernter Industriekaufmann und Chemielaborant, studierter Betriebswirtschaftler und doch Feuerbachschüler – „so alt is’ der schon?“, mag mancher denken) immer, wenn ich vom

Unterbewusstsein
lese/höre, obwohl ich weiß, dass selbst Siggi Freud das Wort in seinem Sprachschatz hatte: ein minderwertiges („Unter…) Bewusstsein, dabei bestimmt doch eben das Unbewusste unser Leben, als wir wahrhaben (bewusst für-wahr-nehmen) wollen. Es beherrscht uns, dem sich das Überich als gesellschaftliche Instanz drüberstülpt und sich gelegentlich als das schlechte Gewissen (hättestu je vom guten Gewissen gehört, außer wenn man drauf schläft?) meldet. Da ist das arme Ich zwischen den beiden Mahlsteinen arg zwergwüchsig.

Und doch alles kein Beinbruch, ich weiß ja, wie’s gemeint ist. Und dass ich Deine Geschichten gern les sollte kein Geheimnis bleiben, meint der

Friedel

Wahrscheinlich aßen sie immer noch Nudelauflauf.
Nee, nich' doch, ich war gerad bei den zwei'n: Buchstabensuppe stand auf'm Tisch!

 

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