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Der Traum

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31.07.2003
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Der Traum

Der Traum

Ich stehe vor einem großen Problem, das mir unlösbar erscheint. Lange Stunden habe ich verbracht, eine Lösung zu finden, aber bisher ist es mir nicht gelungen. Es ist spät geworden, und so lege ich mich hin, um zu schlafen - und falle unmittelbar in einen Traum.

Ich wandere ans Ende der Welt.

Zuerst die fruchtbaren Ebenen, die Wälder und Wiesen, dann Steppe, schließlich karge Wüste. Ein Schwarm Geier kreist über meinem Kopf - eine willkommende Mahlzeit erhoffend?

Ich gehe weiter, bis ich das Ende der Welt erreicht habe. Ich stehe vor einer schwarzen Wand, die keinerlei Begrenzungen nach oben, unten, rechts, links hat.

Das muss es sein - hier ist kein Weiterkommen.

Ich versuche die schwarze Wand zu berühren und stelle fest: sie besteht nicht aus Materie, meine Hände greifen ins Leere, in das schwarze Schwarz hinein.

Ich stelle einen Fuß vor den anderen - und es gelingt. So gehe ich weiter - mitten hinein in die schwarze, undurchdringlich aussehende Wand des Endes der Welt. Binnen kürzester Zeit hat sie mich verschluckt. Jetzt sehe ich nichts, gar nichts mehr um mich herum - alles ist in Finsternis gehüllt. Es gibt auch keinen Weg mehr zurück in die Welt. Ich finde mich selbst in vollkommener Orientierungslosigkeit. Was soll ich tun? Stehenbleiben macht keinen Sinn. Ich gehe weiter. Auch das Weitergehen scheint ein sinnloses Unterfangen zu sein. Doch habe ich eine Wahl? Niemals hätte ich mir vorgestellt, dass es eine so tiefe Finsternis geben könnte. Es ist totenstill um mich herum. Nicht einmal meine eigenen Schritte sind hörbar. Ich versuche zu rufen - kein Laut dringt aus meiner Kehle heraus in diese Dunkelheit. Einzig, ich fühle, dass ich bin. Ich ertaste meinen Körper, meine Gliedmaße - ich kneife mich, und es tut weh.

So wandere ich weiter, und weiter, und weiter - nicht wissend, ob diese schwarze Fisternis jemals ein Ende haben, ob ich jemals wieder ein Licht sehen oder einen Laut würde vernehmen können.

Wie lange laufe ich schon so? Stunden? Tage? Wochen? Jahre? Ich weiß es nicht. Ich verspüre weder Hunger, noch Durst, noch Müdigkeit, noch sonst eines der Bedürfnisse, wie sie damals in der Welt natürlich gewesen waren. Die Welt? Sie liegt weit, weit hinter mir. Es existiert nur noch Finsternis - und ich.

Nach langer, langer Zeit wandere ich immer noch.

Plötzlich.......... sehe ich in der Ferne einen winzigen Lichtpunkt. Licht? Inzwischen kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass es etwas anderes geben könnte als Dunkelheit - ich habe vergessen, wie Licht aussieht. Je weiter ich voran gehe, desto größer wird dieser Lichtfleck. In meinem Herzen empfinde ich ein starkes Verlangen - diesem Licht immer näher zu kommen. Ich beschleunige meine Schritte. Das Licht wird immer heller, immer strahlender - ich blinzle, meine Augen brauchen Zeit, sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Voller Erwartung eile ich vorwärts und lasse das tiefe Schwarz hinter mir. Plötzlich ist alle Finsternis verschwunden, mit einem Schlag, als wäre sie nie dagewesen, und ich stehe verwundert mitten in einem gleißend hellen Licht. Ich schließe meine Augen in der Befürchtung, vor so viel Helligkeit zu erblinden. Langsam, ganz langsam wage ich es, meine Augen wieder zu öffnen. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Was ich sehe, geht über all meinen Verstand und all mein Denken hinaus. Nichts von dem, was ich damals in der Welt kennen gelernt hatte, gleicht auch nur annähernd dem, was ich hier wahrnehmen darf. Ein strahlendes Licht von einer unbeschreiblichen Klarheit. Eine üppige Vegetation, die mit ihren leuchtenden Farben, betörenden Düften und fantasievollen Formen alles in den Schatten stellt, was ich mir je habe vorstellen können - die mich ins tiefste Mark hinein packt vor lauter Faszination. Obstbäume, die voll hängen mit den verlockendsten Früchten, Blumen und Sträucher in allen erdenklichen und unerdenklichen Farben, Wiesen von sattestem Grün.

Die Luft ist erfüllt vom melodischen Gesang der unterschiedlichsten Vögel und dem beruhigenden Summen vielerlei Insekten.

Ich bleibe stehen und sauge all diese herrlichen Wahrnehmungen tief in mich auf. Ich will nicht mehr weitergehen.

Ich will hier bleiben und genießen. Dies hier muss das Paradies sein. Ich spüre Genugtuung und Freude darüber, dass ich mich damals - wie lange mag es her sein? - aufgemacht habe auf den Weg an das Ende der Welt. Und jede Sekunde der tiefen Finsternis dahinter wird um ein Velfaches - um ein unendlich Vielfaches aufgewogen durch jeden Zentimeter dieser paradiesischen Herrlichkeit.

Endlich. Ich bin am Ziel. Am Ziel? Ich wache auf, und Regentropfen prasseln an mein Fenster. Mir fällt mein Problem wieder ein - aber ich fühle eine neue Zuversicht in mir. Ich werde einen Ausweg finden!

 

Hi, Miacamara

Ich finde den aufbau deiner Geschichte etwas karg. Du beschriebst zwar Gefühle die du (als Charakter der Geschichte) empfindest, aber mir als Leser sind sie nicht deutlich geworden. Im Gegensatz zu der Moral, die ist mehr als deutlich. Ich würde meine bedenken bei deiner Geschichte vielleicht so am Besten beschreiben: Du beginnst am Start und maschierst direkt auf das Ziel zu ohne nach rechts oder auch nach links zu schauen. Du hast dich auf das wesentliche konzentriert, was an sich nicht schlecht ist (einigen mag das auch genügen), aber ich finde das eine Geschichte auch durch das nebensächliche an Charakter gewinnt, dass bei dir leider nicht so recht vorhanden ist.
Ich will dich bestimmt nicht entmutigen, aber du solltest versuchen, die Momenteindrücke etwas besser/genauer zu beschreiben. Deine Geschichte hat unweigerlich potential, es gilt nur dieses zu finden. Der Gedanke der dahinter steckt gefällt mir, auch dein Schreibstil ist nicht schlecht, nur ein wenig Verbesserung würde ihm gut tun.
Ich freu mich auf deine nächste Geschichte ;)
greetz, da naty

 

Hi,

ich danke dir für die Kritik und werde sie mir zu Herzen nehmen.....:)

Alles Gute
Mia

 

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