Der Traum von Angst : Ich und die Krähe
Es war des Nachts als ich das Land betrat. Es war weit und breit und grau und leer, und es soll nicht verschwiegen bleiben, ich fürchtete mich sehr. Ich hatte Angst in dieser Leere mich selbst zu verlieren, ich wollte rennen und laufen und eilen und hetzen, doch jedes Mal wenn ich einen Schritt nach vorne tat, war es so, als hole mich der Ort, von dem ich weggelaufen zu sein glaubte, wieder ein. Es war die Angst, die mich in den Wahn trieb, obwohl ich keinen Schritt weitergekommen war.
Ich schrie und schrie und schrie und hörte nicht auf zu schreien.
Und als ich glaubte, niemand könnte mein Schreien vernehmen, sah ich, ich war nicht allein. Dort am Horizont - hätte es einen gegeben - sah ich einen schwarzen Vogel am Himmel schweben. Und als ich aufhörte zu rufen, fing der Vogel an zu krähen. Zuerst dachte ich, er würde flehen, flehen wie ich. Doch dieses Kreischen ging mir durch Mark und Bein. Es war mir so, als stoße der Vogel seine Rufe in meine Knochen, um mich von innen zu zerstören. Es war gar nichts zu hören, außer dem Kreischen der Krähe. Es war die Angst, gekommen um mich zu holen.
Ich hob zuerst mein linkes Bein um zu fliehen, doch dann kam mir der Gedanke, sich nicht zurückzuziehen. Viele Male war ich schon weggegangen,. weggerannt, weggelaufen, weggestolpert, weggehetzt und weggestürzt. Ich wusste nun, es war die Zeit gekommen, mich meiner Angst zu stellen. Ihr ins Gesicht zu lachen, und auch wenn die Krähe mich tötete, so hatte ich zumindest die letzte Gewissheit, einmal nicht geflohen zu sein.
Und so setzte ich mein Bein wieder auf den Boden, stand im breiten Schritt da, und versuchte, so gut es ging, nicht auf das Kreischen der Krähe einzugehen.
Ich stand da und wartete. Wartete bis die Krähe mich einholte, bis die Angst mich gefasst hat. Doch so wie ich wartete, schien auch die Krähe, hoch droben in der Luft zu warten. Sie stand da, auch wenn es unmöglich war in der Luft zu stehen, sie schwebte in der Luft und krächzte ihr furchtbares Krähen.
Und plötzlich spürte ich keine Angst mehr, war befreit von all der Furcht. Was hätte es auch gebracht? Ich hatte mich entschieden zu bleiben und selbst anzugreifen, auf das, dass mein Stellen gegen die Angst Erfolg tragen würde.
Ich war gespannt und rührte mich nicht, ich dachte es würde nichts passieren.
Und dann setzte sich die Krähe in Bewegung. Sie kreiste über meinen Kopf, sie wollte mich vertreiben. Doch ich blieb stehen wie ein Mann. Ich war der Stärkere von uns beiden. Der Vogel sah weder ein noch aus, und schließlich blieb ihm nichts anderes über, als im Sturzflug auf mich vom Himmel zu fallen. Und als der Vogel ganz nah war, tat ich einen Schritt zurück und schlug ihm mit der Faust gegen den Schnabel.
Es tat sehr weh, Schmerz erfüllte meinen Verstand. Doch bevor ich ihn verlor, hob ich meine Hand und schrie dem Vogel, er soll sich nicht zieren. Er solle kommen um zu verlieren.
Der Vogel, wütender als zuvor, schrie lauter und lauter und lauter, doch Angst hatte ich keine mehr.
Der Vogel versuchte es noch einmal, flog rasant auf mich zu. Doch er war benommener vor Schmerz als ich. Und darum war ich überlegen. Ich schlug ihm diesmal statt auf den Schnabel auf den Schädel und er fiel auf die Erde. Ohne zu zögern trat ich auf ihn. Mit beiden Füßen und stapfte und stieg und sprang. Ich hörte Knochen brechen und noch ein letztes Flehen. Die Angst war vergangen, der Vogel war tot. Ich hatte gewonnen. Ich hatte gesiegt. Ich war der Gewinner. Ich habe mein Leben gerettet und die Krähe ermordet. Ich hatte einen Vogel umgebracht. Er lebte nicht mehr. Er war vergangen...
Und als ich mich wandte um zu gehen, mit einem Lächeln, das mir verging; da wurde mir klar, dass die Krähe nicht meine, sondern ich ihre Angst war.