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Der Traum. Prosa-Skizze
Der Traum. Prosa-Skizze
Wenn ich so im Raume umherwandle unter dem von der Stehlampe erzeugten Lichtkegel, der meine kreisende Gestalt in fahlen Dämmer hüllt; wenn ich nun den trüben Pfad in engem Kreise beschreite, mein Schatten kreist beständig um mich und ich um ihn; und wenn ich vielleicht einmal ein Bild vor mir sehe, erzeugt durch die fast wie von einem Prisma gebrochenen Gedankenfetzen, die mein unsteter Blick von der nackten Wand reflektiert; so bin ich’s zufrieden, setzte mich nieder und schreibe auf weißes Papier was ich gesehen habe. Und wenn sich dann wie Rinnsale ineinander fließen das Wort zum Worte fügt und dies Konstrukt meiner Imagination zur Erzählung erwächst, so halte ich ein und gehe!
Ich gehe nach draußen, nachdem ich den Leuchtkegel gelöscht und die Türe verschlossen habe, gehe in kalter Nacht durch enge Gassen und dunkle, von mattem Lichtschein erhellte Straßen die ich in weitem Bogen durchschreite und nun, da ich den Kopf in den Nacken sinken lasse, entspannt sich meine Stirn und eine stille Freude durchströmt meine Venen, erzeugt durch den unverstellten Blick auf den glitzernden Kosmos, auf das durchscheinende Panoramadach des weithin sich ausufernden Firmaments. Denn hier erkennt der Mensch dass er Nichts ist und nichts hat außer seinen Träumen, den Kunstprodukten seiner Gedankenwelt. Aber wenn es einer schafft durch die sinnliche Absorption der kalten, ihn umgebenden toten Materie ein vermeintliches Gedankenkonstrukt zu einer homogenen Schöpfung, nichts anderem als zum lebendigem Traume zu vereinigen – der darf sich einen Namen geben! Doch wenn sich der Unbedarfte der freudlosen Erkenntnis seiner Unbedarftheit verschließt, so mache er sich mit Recht zum Gespött.
Ich aber, der ich wieder in meinem hermetischen Kämmerlein sitze versuche mich wieder an meinem Traume, meinem unverhofften Traume und hoffe, dass er auch dir gefällt.