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Der Traum ist aus

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08.02.2017
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Der Traum ist aus

Ich habe es mir gerade auf der Couch gemütlich gemacht, als mein Handy klingelt. Lustlos gehe ich ran. „Hallo Tantchen!“, höre ich meine Nichte ins Telefon flöten und weiß sofort, dass sie etwas von mir will. „Kannst du mal nachsehen, ob meine Tasche noch bei dir steht? Sie müsste im Flur sein. Ich bin gerade bei einer Freundin und wir wollten noch in die Stadt …“
„Moment eben.“ Ächzend erhebe ich mich und schleppe mich in den Flur. „Ja, hier ist sie. Du kannst sie abholen.“
„Äh, eigentlich wollte ich dich fragen, ob du sie nicht hier vorbeibringen kannst.“ Ich will ihr erklären, dass ich müde bin, weil ich den ganzen Tag gearbeitet habe, dass sie gefälligst besser auf ihren Kram aufpassen soll, dass ich außerdem Besseres zu tun habe, als ihr Zeug durch die Gegend zu schleifen und dass ich überhaupt keine Lust habe, draußen herumzulaufen. Stattdessen höre ich mich zu meiner Verwunderung sagen: „Kann ich machen. Ich wollte ohnehin noch etwas an die frische Luft.“ Bevor ich mich fragen kann, was mit mir los ist, bedankt sich meine Nichte überschwänglich, nennt mir die Adresse und legt auf.
Während ich meine Schuhe anziehe, brumme ich vor mich hin: „Ich wollte noch an die frische Luft! Wann bin ich je freiwillig an die frische Luft gegangen? So ein Mist! Dabei fängt in zehn Minuten meine Lieblings-Serie an!“
Wütend auf mich selbst packe ich mir die Tasche und verlasse mit einem sehnsüchtigen Blick zurück meine Wohnung.

Anfangs stapfe ich übellaunig vor mich hin, aber nach und nach beginne ich tatsächlich die Luft zu genießen. Ich durchquere einen kleinen Park. Ich lache mit einem Mann über die Luftsprünge seines Hundes. Ich habe schon ewig nicht mehr mit jemandem gelacht. Vielleicht sollte ich mir einen Hund zulegen? Aber nein, ich hätte gar keine Zeit für ihn.

Gut gelaunt erreiche ich das Haus, in dem die Freundin meiner Nichte lebt. Ich gebe die Tasche ab und erhalte zum Dank einen Kuss. Als ich wieder gehen will, fühle ich mich beobachtet.
Ich drehe mich um und entdecke in der Tür des Nachbarhauses einen jungen Mann, der mich anstrahlt, als wollte er sagen: „Da bist du ja endlich.“ Eigentlich will ich gleich lospoltern: dass ich es mir verbitte, so angestarrt zu werden und dass ich ja nun wirklich zu alt für ihn bin. Eigentlich. In Wirklichkeit macht sich in mir ein warmes Gefühl breit und ich bin nicht in der Lage auch nur einen Ton herauszubringen. Sein Lächeln vertieft sich noch. „Hi“, sagt er mit einer rauen, warmen Stimme.

Ich kann nur schwer erklären, was ich empfinde. Es ist, als hätte ich meinen lange verschollenen Bruder wieder gefunden. Nur habe ich gar keinen lange verschollenen Bruder. Der junge Mann kommt mir nicht nur bekannt, sondern vertraut vor und ich möchte am liebsten zu ihm gehen und ihn in die Arme schließen. Rein platonisch natürlich.
„Magst du reinkommen? Wir sitzen im Garten“, bietet er an. Selbstverständlich gehe ich nicht in das Haus eines fremden Mannes! Denke ich. Aber in meinem Kopf taucht ein Bild von einer Wiese auf. An einem großen Holztisch sitzen drei junge Männer und ich. Einer von ihnen ist der, der gerade vor mir steht. Das Bild strahlt soviel Glück und Harmonie aus, dass ich wie hypnotisiert nicke und zu ihm gehe. Er führt mich wortlos durchs Haus, das mir nicht bekannt vorkommt. Kaum treten wir aber auf die Terrasse, als das Bild aus meinem Kopf Wirklichkeit zu werden scheint. Ich sehe eine große Wiese, die auf der dem Haus gegenüber liegenden Seite ohne Begrenzung in Felder übergeht. An dem Holztisch sitzen zwei Männer. Einer etwa im gleichen Alter, wie der der mich hereingeführt hat, der andere etwas älter. Ich habe das Gefühl, endlich, nach einer langen, verzweifelten Suche, zu Hause angekommen zu sein. Die beiden Sitzenden sehen mich an, als würden sie ähnlich empfinden. „Setz dich“, sagt der Ältere einfach. Ich nehme Platz, während es in meinem Kopf rattert. Ich war schon einmal hier, da bin ich sicher. Nur wann und aus welchem Anlass? Ich kenne die drei Männer, aber woher und wer sind sie? Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass ich sie liebe. Aber kann man denn jemanden lieben, an den man sich nicht wirklich erinnern kann? Während ich all diese Fragen überdenke, habe ich nicht das geringste Bedürfnis, meinen Gastgebern eine davon zu stellen. Ich bin hier und es ist wunderbar! Entspannt lehne ich mich zurück und stelle mein Gedankenkarussell ab.

Weder das Aussehen, noch die Namen der drei Männer spielen eine Rolle. Um sie besser unterscheiden zu können werde ich sie im Folgenden also X, Y und Z nennen. X ist derjenige, der mich in der Einfahrt angesprochen hat. Y ist der Jüngere und Z der Ältere der beiden, die mich auf der Terrasse erwartet haben.

Sie sehen alle auf ihre spezielle Weise gut aus. Jeder von ihnen hat etwas, das mich bei Männern anzieht. Trotzdem kann ich mir ebenso wenig vorstellen, mich in einen von ihnen zu verlieben, wie in meinen Bruder.
X hat ein faszinierendes, leicht schiefes Lächeln. Ich bin sicher, er bring damit reihenweise Frauenherzen zum Schmelzen. Y sieht jungenhaft und verschmitzt aus, als würde er ständig einen Streich aushecken, was er vermutlich auch häufig tut. Z ist auf den ersten Blick nicht der Mann, der einer Frau schlaflose Nächte bereitet. Er wirkt ernsthaft, vielleicht sogar ein wenig bieder und hat eine ruhige Art. Das Besondere an ihm sind seine Augen. Es kommt mir vor, als hätten sie schon alles gesehen und würden alles verstehen.

Mit diesen drei sitze ich also an einem Tisch. Im Hintergrund läuft leise ‚Der Traum ist aus‘ von Ton Steine Scherben. Früher habe ich diesen Song geliebt, aber irgendwie ist er mir in Vergessenheit geraten.
Minutenlang sehen wir uns nur an. Das ist schön. Ihre Blicke haben nichts Lauerndes, Beobachtendes oder gar Wertendes. Sie sind einfach nur liebevoll und sagen: „Ich bin froh, dass du da bist.“ Ich weiß nicht, ob ich mich jemals so wohl und angenommen gefühlt habe. Als Kind vielleicht? Bestimmt bei meinen Eltern und auf jeden Fall bei meiner Oma.
X zeigt sein berühmtes Lächeln und fragt: „Bier?“ Ich trinke nie Bier. Schon ewig nicht mehr. Aber jetzt ist das herbe Getränk genau das, worauf ich Lust habe. Ich lache leise. „Ja, gerne!“

Erst jetzt fällt mir auf, dass bereits drei angefangene Bierflaschen auf dem Tisch stehen. Als X hinein geht, stellt Y dessen Flasche unter den Tisch. Auf meinen fragenden Blick antwortet Z trocken: „Er kann nicht anders. Selbst im erhabensten Moment muss er seine Späße machen.“ Normalerweise finde ich so etwas albern, aber heute ist nichts normal und ich muss tatsächlich kichern. Auch weil ich mich freue, dass noch jemand außer mir den Moment erhaben findet.

X kommt mit meinem Bier zurück und stellt es vor mich. Sein Blick fällt auf den Platz, wo eben noch seine Flasche stand und er gibt Y einen Klaps auf den Hinterkopf. Ohne ein weiteres Wort setzt er sich und lächelt sein fabelhaftes Lächeln. Y seufzt, bückt sich und stellt das Bier zurück auf den Tisch. „Du kennst mich einfach zu gut“, murmelt er. „Vielleicht solltest du dir neue Freude suchen“, schlägt X vor. „Neue Freunde?“, fragt Y gespielt entsetzt. „Wo soll ich die denn finden, bei meinem Ruf?“ X und Z lachen und ich stimme mit ein, obwohl ich rein gar nichts über Ys Ruf weiß. Die beiden foppen sich noch eine Weile, was ich sehr amüsant finde. Plötzlich stuppst etwas gegen mein Bein. Ich schaue hinunter und sehe in ein Paar wunderschöne Hundeaugen, das mich flehentlich anschaut.
„Hey, Kleiner Mann!“, sage ich unwillkürlich und merke, wie es am Tisch still wird. Als ich aufsehe, werfen sich die drei bedeutungsvolle Blicke zu. Ehe ich darauf reagieren kann, stuppst der Hund erneut mein Bein an. Ich beuge mich hinunter und streichle ihn hingebungsvoll. Zum Dank schleckt er meine Hand ab und legt sich seufzend zu meinen Füßen nieder. Ich weiß sofort, dass sich das so schon öfter abgespielt hat. „Das ist sein Name, oder? Kleiner Mann?“, frage ich einer plötzlichen Eingebung folgend. Die drei Jungs, wie ich sie im Stillen nenne, strahlen mich an und nicken. Ich will sie fragen, wieso ich den Namen des Hundes weiß und wieso mir sie und die Terrasse so bekannt vorkommt, aber dann merke ich, dass es keine Rolle spielt. Ich liebe die Jungs, ich liebe Kleiner Mann, ich liebe diesen Ort und alle scheinen meine Liebe zu erwidern. Warum sollte ich etwas so Wunderbares hinterfragen?

Erneut lehne ich mich zurück und nehme einen Schluck von meinem Bier. Die drei sehen mich an, als seien sie stolz auf mich. Ich habe keine Ahnung warum, aber es fühlt sich gut an.
Wir plaudern noch eine Weile. Nichts Wichtiges oder Tiefschürfendes. Auch kein: „Wie heißt du und was machst du beruflich?“ So etwas ist in dieser Runde nicht von Bedeutung. Auf einmal fällt mein Blick auf eine kleine Tätowierung seitlich an Zs Handgelenk. Es sind die Umrisse einer etwa stecknadelgroßen Rose. Stängel, Blätter und eine gerade erblühende Knospe. Ich spüre ein sehnsüchtiges Ziehen. Etwa so, als ob man einen Ex-Freund wiedersieht, den man nicht zurückhaben will, der aber Erinnerungen an schöne Zeiten wachruft. Unwillkürlich beuge ich mich vor und streiche sanft mit dem Zeigefinger über das Tattoo. „Ich erinnere mich daran“, murmele ich mit belegter Stimme. Die Reaktionen darauf sind erstaunlich. Z nickt mit leicht gequältem Blick. Kleiner Mann springt auf und läuft zur Terrassentür. X und Y folgen ihm eilig. „Wir gehen Gassi“, sagt einer von ihnen und schon sind sie verschwunden. Irritiert sehe ich Z an, der meinen Blick ernst erwidert. „Was ist denn los?“, will ich wissen. „Der Hund muss raus“, antwortet er lakonisch. Endlich geht mir ein Licht auf. „Oh, die beiden denken, dass du und ich …“
„Schon möglich“, murmelt Z. „Aber wie kommen die darauf? Nur weil ich dein Handgelenk berührt habe? Mir scheint, da haben sie leicht überreagiert, oder etwa nicht?“ Ich sehe ihn verzweifelt an. Mit einer einzigen Geste habe ich alles verdorben! Und Z hat doch nicht etwa Gefühle für mich? Das wäre eine Katastrophe und würde alles noch viel schlimmer machen! Da er schweigt, versuche ich mein Verhalten zu erklären. „Ich wollte doch nicht …“ Mir kommen die Tränen. „Du wolltest nicht?“, fragt Z so hoffnungsvoll, dass ich den Gedanken, er könne mich auf andere als platonische Weise lieben sofort verwerfe. „Nein, ehrlich. Ich habe das nur aus einem Impuls heraus getan. Wenn ich einen von euch anbaggern wollte, würde das anders aussehen.“ Nach einer Weile füge ich kläglich hinzu: „Glaube ich jedenfalls.“ Jetzt lacht Z. Sein Lachen gefällt mir. Es ist ein leises, dunkles Grollen, das tief in seinem Innern zu entstehen scheint.
„Ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll. Ich meine das alles hier ist ja schon seltsam. Aber ihr seid wie Brüder für mich oder wie gute Freunde, nichts weiter.“
„Bist du dir da wirklich sicher? Beim letzten Mal war es nicht so“, meint Z. ernst.
„Es hat also ein letztes Mal gegeben?“, will ich wissen.
„Natürlich. Nicht nur eines. Das hast du doch gespürt.“
„Ja, das stimmt.“ Ich denke eine Weile nach. „Und ich habe mich an dich rangeschmissen?“ Vor Verlegenheit werde ich rot. „Nun ja, nicht nur an mich würde ich sagen.“ Z. ist es sichtlich peinlich, darüber zu reden, aber nicht so peinlich wie mir. Ich vergrabe mein Gesicht in den Händen. „Oh mein Gott!“, rufe ich und lasse meinen Tränen nun freien Lauf. Ich spüre, wie sich Z. neben mich setzt und eine Hand auf meinen Rücken legt. „Kein Grund zu weinen! Sei mal ehrlich, wir sehen alle verdammt gut aus, also kann dir niemand einen Vorwurf machen.“ Jetzt muss ich gleichzeitig schluchzen und kichern. Z lächelt mich an und ich habe augenblicklich das Gefühl, alles ist wieder gut. „Es tut mir wirklich leid, wenn ich mich daneben benommen habe.“, sage ich kleinlaut. „Oh, das hast du nicht. Weißt du, wir waren ja alle ein wenig verwirrt. Immer, wenn du hier warst, fühlten wir uns irgendwie ganz, als ob uns sonst immer etwas gefehlt hätte. Anfangs haben wir das alle für Verliebtheit gehalten. Aber jedes Mal, wenn du einem von uns Avancen gemacht hast, bist du bald darauf verschwunden. Es ist also nie etwas passiert.“
„Verschwunden?“, frage ich verblüfft. „Wie kann ich denn verschwinden?“
„Oh, das. Hast du schon einmal davon gehört, dass Dinge, die man im Traum erlebt eigentlich real sind? Das man wirklich an andere Orte geht, echten Menschen begegnet? Menschen die vielleicht auch träumen?“
„Jaaa“, antworte ich gedehnt. „Davon habe ich gehört. Selbst wenn es so etwas gibt, man nimmt doch seinen Körper nicht mit, oder?“
„Nein. Nicht den, der zu Hause im Bett liegt. Wenn man träumt, befindet man sich in einem Traumkörper. Und das war bei uns vieren der Fall.“
„Dann haben wir uns also immer im Traum getroffen? Ist das hier dann auch ein Traum?“, will ich irritiert wissen.
„Nein, ziemlich sicher nicht.“ Z. grinst. „Schließlich bist du durch die Tür gekommen.“
„Wie bin ich denn sonst hergekommen?“, frage ich neugierig.
„Übers Feld. Deshalb haben wir auch den Zaun entfernt. Du kannst nicht besonders gut klettern.“ Ich merke, wie ich rot werde. „Willst du damit sagen, ich bin über einen Zaun geklettert, habe dabei ein jämmerliches Bild abgegeben und anschließend versucht euch der Reihe nach zu verführen?“ Erneut verstecke ich mein Gesicht in den Händen. „Oh Gott, ist das peinlich!“
Z. nimmt sanft meine Hände in seine und sieht mich ernst an. „Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest. Wir haben uns anfangs alle nicht mit Ruhm bekleckert.“
„Nur dass ihr euch daran erinnern könnt und ich nicht!“, jammere ich.
„Wir könnten dir alles erzählen“, schlägt Z. vor. „Bitte nicht!“, flehe ich. „Ich kann heute nicht noch mehr Peinlichkeiten ertragen!“ Z. legt den Arm um mich und zieht mich an sich. „Ich könnte zur Abwechslung ein paar von unseren Peinlichkeiten preisgeben.“ Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter. „Klingt nach einer guten Idee. Lass uns das aber auf später verschieben. Ich habe gerade das Gefühl, genau da zu sein, wo ich hingehöre.“ Ich merke, wie er sich versteift und lächle in mich hinein. „Dann solltest du diesen Ort vielleicht jetzt besser verlassen. Ich höre die anderen zurückkommen“, sagt er und klingt bitter dabei. „Keine Sorge. Ich will mich nur an dich lehnen und dich nicht auf dem Tisch vögeln.“ Ich spüre sein Lachen eher, als dass ich es höre und bin wunschlos glücklich.

X und Y betreten die Terrasse so vorsichtig und zögernd, als würde dort ein Monster auf sie warten. Als sie uns sehen, wirken sie gleichzeitig erleichtert und verwirrt. „Sie ist noch da“, stellt X wenig geistreich fest. „Sie liegt in deinem Arm“, bemerkt Y ähnlich einfallslos. Z lacht. „Nein. Sie lehnt sich nur an. Gerade hat sie mir erklärt, dass sie nicht die Absicht hat, mich auf dem Tisch zu vögeln.“ Die beiden schauen so dämlich aus der Wäsche, dass ich Mitleid mit ihnen habe. „Nun kommt schon, macht euch locker. Dieses Mal werde ich nicht verschwinden. Selbst wenn, ich weiß ja, wo ihr wohnt.“
Y grinst schon wieder. „Hat sie wirklich ‚vögeln‘ gesagt?“, raunt er Z zu. Doch der winkt nur lachend ab. „Kann sie jetzt wirklich immer herkommen, wenn sie will?“, fragt X in die Runde.
„Da bin ich mir sicher. Und ich werde es auch. Am liebsten würde ich gar nicht mehr weggehen.“ Die drei werfen sich verlegene Blicke zu. Oh, da bin ich wohl zu weit gegangen. „Hey, keine Angst, Jungs, ich habe das nicht wörtlich gemeint.“ Ich merke selbst, wie brüchig meine Stimme klingt.
„Vielleicht sollten wir dir erzählen, wie wir zu diesem Haus kamen“, beginnt Z. „Eines morgens bin ich nach einem Traum hier aufgewacht. Frag mich nicht, wie sich das erklären lässt. Jedenfalls war das Haus unbewohnt und an der Tür hing ein Schild, das es zu vermieten sei. Es kam mir vor wie Bestimmung, deshalb habe ich sofort beim Makler angerufen und ein paar Wochen später hatte ich den Mietvertrag in der Tasche und mein Bruder“, er zeigt auf X, „und ich sind eingezogen. Sein bester Kumpel“, dieses Mal deutet er auf Y, „war ohnehin die meiste Zeit hier und hat sich schließlich ganz hier einquartiert. Es war toll, hier zu leben. Wenn wir draußen waren, hatten wir immer ein bisschen das Gefühl, als wärst du bei uns. Trotzdem haben wir immer gemerkt, dass etwas fehlt.“ Er sieht mich eindringlich an. „Du meinst mich?“, frage ich mit heiserer Stimme. Alle drei nicken. „Heißt das, ihr wollt, dass ich hier einziehe?“, will ich fassungslos wissen. „Es muss ja nicht sofort sein. Du willst uns sicher erst besser kennenlernen …“ Y bricht hilflos ab. „Sicher willst du dir auch erst das Haus in Ruhe ansehen“, fügt X unsicher hinzu, als ich sie nur ungläubig ansehe. „Es ist nur eine Idee. Überlege es dir in aller Ruhe“, wirft Z ein.
„Ich muss nichts überlegen und ich brauche keine Zeit und muss auch das Haus nicht sehen! Ich liebe euch und ich liebe Kleiner Mann und ich liebe das Haus und die Wiese und den nicht vorhandenen Zaun! Nichts auf der Welt würde ich lieber tun, als mit euch zusammenziehen!“, bricht es schließlich aus mir heraus. Die Jungs strahlen mich an. Z drückt mich enger an sich und X und Y erheben sich, offensichtlich um mich zu umarmen. „Halt!“, rufe ich. „Es gibt eine Bedingung! Niemals wird einer von euch ungefragt auch nur ein Wort darüber verlieren, was mein Benehmen bei den Treffen vor heute Abend angeht!“ Y lässt sich auf seinen Stuhl zurückfallen und sagt mit Grabesstimme: „Dann halt nicht.“ X verabreicht ihm eine Kopfnuss, worauf er sich lachend wieder erhebt. „Schon gut. Man kann es ja mal versuchen.“ Dann umarmt er mich und feixt: „Keine Sorge, Schwester, ich werde nie erwähnen, was für eine unglaublich lächerliche Figur du gemacht hast als du über den Zaun geklettert bist. Oder sollte ich eher sagen: als du über den Zaun geplumpst bist?“ Ich stoße ihm unsanft den Ellenbogen in die Seite und raune ihm zu: „Du lebst gefährlich, Bruder!“ Er zuckt vor Schmerz zusammen, hebt die Hände und sagt: „Hab Erbarmen mit einem armen Burschen, der sein Mundwerk nicht im Zaum halten kann!“ Spielerisch zerzause ich sein Haar.
Auch X umarmt mich liebevoll und sagt mit seinem unnachahmlichen Lächeln: „Herzlich willkommen in der Familie! Endlich sind wir komplett.“
Z schließt mich nun ebenfalls in seine Arme. „Ich möchte mich nie wieder so verloren fühlen, wie in den Zeiten zwischen unseren Treffen. Ab jetzt will ich immer, wenn du weggehst, sicher sein, dass du hierher zurückkommst.“ Damit spricht er genau das aus, was ich meinen Jungs gegenüber fühle.

Seit diesem Abend sind nun mehr als zwei Jahre vergangen. Wir wohnen immer noch zusammen in unserem Haus. Mein Leben hat sich auf unglaubliche Weise verändert. Ich habe mir eine Halbtagsstelle gesucht und meinen ungeliebten Job gekündigt. Täglich gehe ich mit Kleiner Mann an die frische Luft und lache oft mit anderen Herrchen und Frauchen. Ein paar Freunde, die meine neue Lebenssituation nicht akzeptieren konnten, habe ich verloren, aber viele neue hinzugewonnen. Meine leibliche Familie steht zum Glück, wie immer, hinter mir. Vor allem meine Nichte ist begeistert von ihren drei neuen 'Onkels', wie sie liebevoll nennt.
Kürzlich fragte mich eine Freundin: "Stört es dich nicht, dass Y so furchtbar chaotisch ist?" Meine verwunderte Antwort lautete: "Wie könnte mich das stören? Wenn er nicht so furchtbar chaotisch wäre, wäre er doch nicht mehr Y!" Ja, ich liebe meine Jungs genau so wie sind und das beruht zum Glück auf Gegenseitigkeit.

Eine Frage, die uns bis zum Erbrechen gestellt wird ist: "Was geschieht, wenn sich einer von euch verliebt und mit dem oder derjenigen zusammenziehen möchte?" Bisher haben wir immer geantwortet: "Na was schon? Er zieht mit ihm oder ihr zusammen. Wir haben ja keine Besitzrechte aneinander. Wir genießen einfach unser Zusammensein, solange es währt."
Jetzt können wir eine andere Antwort geben, mit der wir bisher selbst nicht gerechnet hätten: "Sie ziehen zusammen bei uns ein."
Denn tatsächlich hat Z seit einigen Monaten eine feste Freundin, die auch unsere Freundin geworden ist. Ab nächsten Monat vervollkommnet sie unsere WG. Wir können unser Glück kaum fassen, denn natürlich hätten wir Z schmerzlich vermisst, wenn er ausgezogen wäre. Wobei Y behauptet, wir hätten sein Auto mehr vermisst.

Es könnte der Eindruck entstanden sein, dass mich mit Z eine tiefere und innigere Beziehung verbindet, als mit X und Y, aber das täuscht. Wir haben einfach nur einen anderen, ernsthafteren Umgang miteinander.

 

Hallo zusammen! Das ist die erste KG, die ich hier eingestellt habe. Inspiriert wurde ich durch einen Traum, den ich kürzlich hatte. Ich freue mich auf eure Meinungen darüber!

 

Hallöchen Huckemuth und herzlich willkommen!


Mal zur Einleitung:

Aber jetzt ist das herbe Getränk genau das, worauf ich Lust habe.

Das es ein "herbes Getränk" ist, kann man weglassen. Da wir ja alle Bier kennen und wissen, dass es A, flüssig und B, herb ist, lässt mich diese erneute Beschreibung einfach im Textfluss stocken. Im Grunde kann man immer sagen, weniger ist mehr, solange die Atmosphere und der Sinn nicht darunter leidet.


Wenn ich meine Eindrücke zu diesem Text poetisch umschreiben soll, wäre ein simples "Hä?", wohl am ehesten angebracht.
Ich kann ehrlich gesagt, gar nichts damit anfangen. Ich weiß nicht, was du damit ausdrücken, beim Leser auslösen oder auch sonst so darstellen wolltest. Aber du hast es ja selbst schon gut genug zusammengefasst. Es ist ein eben ein Traum.
Aber nicht alle Träume sind es wert, aufgeschrieben zu werden. ^^

Lebt die Frau nun weiter in einem Traum oder ist das nun die Realität? Warum sagt die Frau immer komplett das Gegenteil von dem, was sie eigentlich meint?
Warum sieht sie fremde Menschen in einem Traum? Woher kommt dieser Typ auf einmal her? Wohnen die in der Nachbarschaft? Ist man sich vorher sonst noch nie begegnet? Warum hat sie diese Eingebungen gerade jetzt? Warum kann sie sich an ihre Träume nicht erinnern? Warum kann sie ab jetzt von selbst wieder zurückgehen?
Und so weiter, und so weiter...


Um sie besser unterscheiden zu können werde ich sie im Folgenden also X, Y und Z nennen.

Gut gemeint, aber definitiv nicht hilfreich. Konnte X und Y nicht auseinander halten.


Ich liebe die Jungs, ich liebe Kleiner Mann, ich liebe diesen Ort und alle scheinen meine Liebe zu erwidern. Warum sollte ich etwas so Wunderbares hinterfragen?

Um dem Leser ein wenig Auflösung zu bieten. Es ist alles sehr unklar und verwirrend. Das im Anschluss etliche Absätze über eine Vielleicht-Romanze mit einem namenlosen Charakter und der daraus resultierenden Vielleicht-Eifersucht der anderen namenlosen Charaktere und noch mehr Exposition über Vielleicht-romantische Gefühle folgen, hilft nicht gerade dabei, meine Lesebegeisterung aufrecht zu halten. Ich meine, warum auch? Die Charaktere sind komplett haltlos, haben keine nennenswerten Eigenschaften, existieren vielleicht gar nicht und die Frau als Protagonistin ist unberechenbar und verdreht. Es kommt keine Bindung zwischen mir und der Protagonistin auf. Sie interessiert mich sogar weniger als der Hund.

Dessen Name, um auch mal etwas positives zu nennen, relativ lustig ist. Hat mich zwar zuerst ein wenig verwirrt, kann man aber als Gag so stehen lassen.

Das Ende ist genauso substanzlos wie Mittelteil und Anfang. Aus einem mir unempfindlichen Grund leben sie nun zusammen, mögen sich und alles ist gut und happy.

Im Gesamten hat mir die Geschichte nicht gefallen.

Gruß,

ein sehr verwirrter KorbohneD.


PS:
Kritik nicht als Boshaftigkeit verstehen, sondern nur als meine eigene Meinung.

 

Hej Huckemuth,

ich halte es für wirklich schwierig, einen Traum oder Teile davon zu oder in einer Geschichte zu verarbeiten (es sei denn, der Traum bleibt ein Traum).
Für einen selbst ist alles mit Bedeutung aufgeladen. Teilweise ist es nur die Farbe des Lichts oder ein Hintergrund, der für eine besondere Stimmung sorgt oder etwas wie selbstverständlich verdeutlicht. Um das für andere deutlich zu machen, braucht es Erklärungen und Beschreibungen, die dann die Handlungsabläufe stören können, auf Außenstehende unwichtig wirken, oder es bleiben Lücken.

Du könntest versuchen, Dir eine Überschrift auszudenken, die Du nicht unbedingt benutzen willst, die aber deutlicher macht, was Du mit Deinen Figuren vorhast, was sie erleben sollen, durchmachen müssen.
Ich find's z.B. schwierig, wenn die Erzählerin mehrfach sagt: "Eigentlich wollte ich dies tun, tat aber jenes", ohne, dass sich daraus eine Konsequenz ergibt, keine zunehmende Verwirrung über das eigene Handeln, keinen Frust und auch keine Freude. Damit geht halt Spannung flöten.

Dass die Figuren X,Y und Z genannt werden, halte ich für ungünstig. Dann lieber den einzelnen Figuren ein optisches Unterscheidungsmerkmal geben.

Ich mochte diese Idee der Zwanglosigkeit aber gerne mit etwas mehr Realität drumherum.

Gruss
Ane

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo KorbohnD

Erst einmal sorry für die Verwirrung, die ich bei dir ausgelöst habe und danke, dass du trotzdem bis zum Ende durchgehalten hast :thumbsup:
Ich glaube, deine Kritik hat mich besser unterhalten, als meine KG dich. ;)

Mit dem Bier gebe ich dir übrigens Recht. Kann man durchaus weglassen.

Wenn du X und Y nicht auseinanderhalten konntest, liegt es vermutlich daran, dass ich die Charaktere nicht gut genug beschrieben habe und nicht daran, dass ich sie mit Buchstaben benannt habe. Ich bezweifle, dass dir das besser gelungen wäre, wenn sie z. B. Hans und Georg heißen würden.

An irgendeinem Punkt habe ich angefangen, die KG zu kürzen, weil sie mir zu lang vorkam. Scheinbar habe ich ein bisschen viel gestrichen, so dass sich der Sinn nicht mehr erschließt. (Wobei meine heimische Probeleserin sie verstanden hat, aber möglicherweise kennt sie mich zu gut.) Ich werde diesen Aspekt aber beim Überarbeiten berücksichtigen.
Ich glaube, dich werde ich mit dieser Geschichte trotzdem nie vom Hocker hauen, weil sie einfach nicht dein Fall ist ;)

Eine Sache noch: Die KG ist kein Traum, den ich aufgeschrieben habe. Ich hatte einen Traum, der mir tagelang nicht mehr aus dem Kopf ging und der mich dazu inspiriert hat, etwas in der Art zu schreiben. Vor allem ging es mir darum, die Gefühle und Gedanken (möglicherweise waren sie unberechenbar und verdreht) zu transportieren.

Wie übrigens schon der Titel sagt: Der Traum ist aus. Das heißt, alles was jetzt, also in der Geschichte geschieht ist Realität.
Ich finde übrigens das Ende selbst zu klebrig und werde es auf jeden Fall noch einmal überarbeiten.
Wenn ich mich lange mit einem Text befasst habe, brauche ich immer ein paar Tage Abstand, um ihn dann mit neuen Augen sehen zu können. Die muss ich mir jetzt erst einmal gönnen, bevor ich mich daran mache, etwas zu ändern.

Ich danke dir auf jeden Fall für deine ehrlichen Worte. So konnte ich gleich erfahren, dass es mir nicht das Herz zerreißt, wenn jemand nicht mag, was ich geschrieben habe. (Puh! Da hatte ich echt Angst vor!)

LG Huckemuth

 

Hi Ane,

danke für deine Meinung! Du hast Recht, es ist tatsächlich schwieriger, als ich erwartet hatte, die Atmosphäre des Traums in die Geschichte zu übertragen. Es war halt ein Versuch und wenn ich ehrlich bin hat er mich selbst nicht vollkommen überzeugt. Vielleicht hätte ich noch etwas Zeit verstreichen lassen sollen und wäre dann in der Lage gewesen, mehr Realität reinzubringen, aber es musste einfach raus und zwar jetzt :)
Da ich innerlich noch sehr mit dem (Traum-)Erlebnis beschäftigt war, konnte ich mich nicht überwinden, den Figuren Namen zu geben und auch äußerliche Merkmale wollten mir nicht so recht über die Tastatur. Ich finde es aber eigentlich wirklich unwichtig, ob die Figuren Namen haben, mit Erkennungsmerkmalen, Buchstaben oder Zahlen betitelt werden. Es liest sich vielleicht nicht so flüssig, aber ich wollte damit ja auch etwas bezwecken. In der ganzen Geschichte kommt ja kein Name vor und keine Person wird äußerlich beschrieben, weil es einfach keine Rolle spielt.
Vielleicht kann ich das mit etwas zeitlichem Abstand ändern, aber im Moment geht es halt noch nicht.
Wie ich schon an KorbohnD geschrieben habe, habe ich vielleicht einen entscheidenden Teil der Geschichte gekürzt. Da muss ich noch einmal drüber nachdenken.
Ich verstehe im Moment nicht genau, wie du das mit der Überschrift meinst. Nur für mich, um mehr Klarheit in mein Chaos zu bringen? Vielleicht gar keine schlechte Idee.
Es hat mich auf jeden Fall gefreut, dass du meine Kg gelesen hast und dir zumindest die Idee gefallen hat. Vielleicht präsentiere ich dir bald eine Version, die dich auch sonst mehr überzeugt :)

LG Huckemuth

 

hi Hückemuth,

Danke für deine Story!


Gleich zur Sache: Es ist völlig gleich, ob eine GEschichte auf realen Begebenheiten beruht oder der Phantasie entspringt, jede Geschichte ist fiktiv bzw. realitätsfern!
Dein Hinweis, dass Du die Geschichte geträumt hast und nun schriftlich verarbeiten willst, hilft mir als Leser kein bisschen weiter bei der Analyse deiner Geschichte. Es hätte mir vielleicht geholfen, wenn ich Dich persönlich gekannt hätte und Dich als Person hätte besser verstehen wollen, was in deinem Kopf gerade vorgeht.

Es ist auch schwer in deiner Geschichte das zentrale Motiv herauszukristallisieren! den eigenen Träumen nachgehen? Das Leben ist Traum oder Traum ist das Leben? WGs im Anmarsch?

Dann darf man nicht vergessen, was in den Literaturwissenschaften "Ausdehnungen" und "Raffungen" heißt. Bestimmte, wichtigere Momente werden hervorgehoben und besonders ausführlich berichtet: Ausdehnung. In deinem Fall wird aufwendig um die Kennenlern-Phase berichtet.Und Raffung, wo die unwichtigen Momente in knapper FOrm dargestellt werden, in einem Nebensatz, in einem Wort.
Aus diesem Blickwinkel ist deine Story ziemlich verwirrend und unausgeglichen. Dein Schwerpunkt kommuniziert ausschließlich mit deiner Inneren Welt, deinen Gefühlen, die für mich etwas hyperaktiv wirken. Die Bezeichnung bzw. Benennung von den WG-Kollegen mit Z, Y, deren Sprachlosigkeit in der Geschichte könnten manchen Leser dazu verleiten, dass es sich unter anderem eventuell vielleicht doch irgendwie um eine WG im Irrenanstalt handeln könnte! Siehe Tschechov "Krankenzimmer Nr. 6". Eine WG ohne "Verpflichtungen" voller Chaoten, deren einzige Sorge dahin besteht, dass die WG nciht auseinander fällt!

Also, deine Geschichte hat viele Interpretationsmöglichkeiten, wie Du merkst. Und das ist gut so! Vielleicht...
Viele Grüße,
Herr Schuster

 

Hallo Huckemuth,

Deine Geschichte habe ich nicht zu Ende gelesen, weil sie mir einfach zu langatmig war, deswegen gab es auch keinen Kommentar von mir.

Allerdings bin ich in einer Antwort von Dir darüber gestolpert:

Ich finde es aber eigentlich wirklich unwichtig, ob die Figuren Namen haben, mit Erkennungsmerkmalen, Buchstaben oder Zahlen betitelt werden.

Das lässt mich aufhorchen. Vielleicht ist es Dir nicht wichtig, ob Deine Mutter Erna, X oder 3637-Z-2A heißt, für mich macht das einen Unterschied und ich denke, für viele andere Leser auch. Es ist doch Bestandteil unserer Kultur, Menschen Namen zu geben und sie nicht mit Ziffern zu bezeichnen. Und da dies Bestandteil unserer Kultur ist, verknüpfen wir mit Namen Gefühle, Bilder, Gerüche, Verhaltensweisen usw., wodurch eine Person in unserem Kopf zu Leben erweckt wird.

Eine gute Figur wird ebenfalls im Kopf des Lesers lebendig und da hilft ein Name ungemein, weil man mit dem Namen besser Bilder, Gefühle, Gerüche usw. verknüpfen kann als mit Zahlen.

Oder willst Du behaupten, dass die Telefonnummer Deiner Eltern die gleichen Assoziationen hervorruft wie deren Namen? Dann habe ich eine schlechte Nachricht für Dich: Damit bist Du eher die Ausnahme als die Regel, womit sich die Frage stellt, ob Du für die "Ausnahmeleser" oder die "Regelleser" schreiben möchtest.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hi Geschichtenwerker,

erst einmal danke für dein Feedback. Sicher hast du, was die Namen betrifft Recht, wenn wir über real existierende Personen sprechen. Es handelt sich aber hier um eine fiktive Geschichte mit fiktiven Figuren. Ich habe eben deshalb keine Namen verwendet, um die von dir erwähnten Assoziationen zu vermeiden. War einfach eine Idee, die nicht so gut anzukommen scheint. Werde ich mir merken :)

LG Huckemuth

 

Hallo Huckemuth,

interessant, was dahinter steckt:

Ich habe eben deshalb keine Namen verwendet, um die von dir erwähnten Assoziationen zu vermeiden.

Also mich hast Du damit als Leser nicht erreicht - vielleicht funktioniert das ja bei anderen, allerdings zeigen die bisherigen Reaktion wenig Begeisterung.

Weißt Du, man könnte auch über einen Kieselstein an der Isar schreiben. Die Frage ist nur, wen interessiert das? Und so ähnlich ist das bei namenlosen Figuren, die keine Assoziationen beim Leser wecken. Warum sollte die der Leser spannend finden?

Vielleicht steckt in Deiner Idee ja mehr, als das obige Zitat vermuten lässt. Dann fände ich es spannend zu erfahren, denn dann könnte man vielleicht auch an der Geschichte entsprechend arbeiten, damit die Idee funktioniert.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo Herr Schuster,

erst einmal danke für deine Rückmeldung und sorry, dass ich dich mit der Info belästigt habe, dass die Geschichte auf einem Traum basiert ;)

Das mit der WG in der Irrenanstalt gefällt mir. :lol:

Ich kann deine Kritik durchaus nachvollziehen und sehe ein, dass die Geschichte etwas unausgegoren ist.
Nur: Die Bewohner machen sich eben keine Sorgen darum, dass die WG auseinanderfallen könnte und natürlich bringt Zusammenleben Verpflichtungen mit sich. Wenn das bei dir anders angekommen ist, habe ich offensichtlich mehr falsch gemacht, als ich dachte. Macht aber weiter nichts, denn mir spukt jetzt die Idee mit dem Irrenhaus im Kopf herum und da ist ja so manches möglich ...

Ursprünglich hatte ich das Ende anders geplant. In einem Anfall von Harmoniesucht habe ich es dann geändert und finde es im Nachhinein furchtbar kitschig. Das muss ich noch einmal überdenken.

LG Huckemuth

 

Hallo Geschichtenwerker,

Als ich die Geschichte schrieb, war ich einfach nicht in der Lage, den Figuren Namen zu geben, weil jeder Name mich an etwas erinnerte, das mit der jeweiligen Person nicht vereinbar war. Dann habe ich es mit ausgedachten Namen versucht, ging aber auch nicht. Erst als ich auf die Idee mit den Buchstaben kam, konnte ich weiterschreiben. Was dahintersteckt? Who knows? Man muss ja nicht alles erklären können.

Allerdings fand ich (und finde es noch), dass es für die eigentliche Geschichte keine Rolle spielt.
Wenn ich einen Protagonisten z. B. Max nenne, dann kann ich ja nicht ahnen, welchen Max du oder ein anderer Leser kennst und was ihr mit ihm verbindet.
Vermutlich wollte ich einfach, dass die Leser meinen Figuren unvoreingenommen gegenübertreten, weshalb ich ja auch die Beschreibung von Äußerlichkeiten weitgehend vermieden habe. War vielleicht keine so gute Idee, denn wie du schon festgestellt hast, kommt es ja nicht gut an.

Ich überlege gerade, ob es etwas bringt, wenn ich die Buchstaben ausschreibe. Es wirkt dann vielleicht eher wie ein Name und stört den Lesefluss nicht so. (Ix, Ypsilon, Zett) Was hältst du davon?

Danke jedenfalls für dein Interesse!

LG Huckemuth

 

Hallo Huckemuth,

Ich überlege gerade, ob es etwas bringt, wenn ich die Buchstaben ausschreibe. Es wirkt dann vielleicht eher wie ein Name und stört den Lesefluss nicht so. (Ix, Ypsilon, Zett) Was hältst du davon?

Probiere es doch einfach aus? Das ist mit "Suchen-Ersetzen" eine Sache von ca. 1 Minute.

Origineller fände ich es auf jeden Fall, ob dadurch die Geschichte insgesamt besser wird, weiß ich nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass man die Personen eher auseinanderhalten kann.

LG
Geschichtenwerker

 

Hallo KorbohneD,

ich hatte noch vergessen zu erklären, dass die Männer nicht in der Nachbarschaft der Ich-Erzählerin leben, sondern neben der Freundin ihrer Nichte. Deshalb sind sie sich vorher noch nie über den Weg gelaufen.
Die Frau sagt auch nicht etwas anderes, als sie meint. Sie befindet sich in einer außergewöhnlichen Situation und reagiert daher anders, als sie es normalerweise tun würde. Die Menschen und Dinge um sie her kommen ihr vertraut vor und sie kann sich nicht erklären warum. Sie fühlt sich mit ihnen aber so wohl, dass es nicht ihre oberste Priorität ist, sich etwas erklären zu lassen, was unerklärlich ist. Sie nimmt entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten die Dinge erst einmal so hin, wie sie eben sind.

Ich hoffe, ich konnte damit etwas Klarheit in die Sache bringen.

Lieben Gruß

Huckemuth

 

Hallo Huckemuth,

ich freue mich, wenn Du deine Geschichte noch skurriler machst! Allerdings verlier bitte da nicht die Orierntierung: einer weitere Interpretation zu Irrenhaus wäre ein Laufhaus für besonders sensible Frauen usw.

Viele Grüße
Herr Schuster

 

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