Der Traum in der Großstadt
Bestimmt kennt ihr das. Man hat eine anstrengende Zeit hinter sich und möchte einfach mal weg, um etwas zu entspannen. In meinem Fall ist die anstrengende Sache, die nun hinter mir liegt, das Abitur.
Als Geschenk zum Abschluss, haben mir meine Eltern einen sechstägigen Trip nach Berlin geschenkt.
Auch wenn die fast achtstündige Autofahrt super anstrengend war, sorgte die Aufregung darüber, in einer Großstadt zu sein, dafür, dass wir noch an unserem ersten Abend unsere Runden durch Charlottenburg drehten. Zumindest durch den Teil, in dem auch unser Hotel lag.
Ganz den Touri mimend, rannte ich durch die Gegend und schoss wahllos Bilder in alle Richtungen. Von den Ampelmännchen bis hin zu den Geschäfte dokumentierte ich alles. 'Dorfkind' stand mir in leuchtenden Buchstaben auf die Stirn geschrieben.
Was mich an der Großstadt in den ersten paar Stunden, die ich hier war, bereits faszinierte, war, dass hier solch ein Gemisch der Kulturen vorherrschte. Die Straßen waren voll mit Restaurants und kleinen Geschäften. Hier fanden sich italienische, französische, türkische, griechische, japanische, chinesische, taiwanesische, thailändische, indische und sogar ein andalusisches Restaurant. Alle bunt gemischt durcheinander. Und es gab auch kleine chinesische Läden, die ich gleich voller Begeisterung stürmte.
Ich bin nämlich seit Jahren ein leidenschaftlicher Fan der koreanischen, japanischen und chinesischen Kultur. Natürlich stehe ich auch auf Animes. Ich bin kein Otaku, aber eigentlich verdammt nah dran.
Nachdem wir eine Weile durch die Straßen gezogen waren, beschlossen wir, dass es nun eigentlich Zeit war, um sich in ein Restaurant zu begeben und etwas zu essen. Natürlich favorisierte ich die japanische und die chinesische Küche.
Meiner Meinung nach wollte das Schicksal es so, dass wir ein Stück die Straße hinauf auf ein kleines japanisches Lokal aufmerksam wurden und hinein gingen. Es war wirklich klein, aber sehr stilvoll eingerichtet. An den Wänden hingen wunderschöne Gemälde. An der Wand gegenüber von der Theke hing ein riesiger Fächer. Direkt neben der Kasse stand eine goldene Glückskatze und winkte.
Wir setzten uns. An diesem Abend aß ich mich gefühlt durch die gesamte Sushi Karte, weshalb ich mich fühlte wie ein Sumoringer.
„Ich glaube, ich brauch einen Schnaps“, ächzte mein Vater, der sich seinen vollen Bauch hielt.
„Also wenn schon, dann trinken wir Sake!“, kam der verhängnisvolle Satz über meine Lippen.
Ein paar Runden Sake später, sah das Restaurant wesentlich bunter aus als am Anfang und vor allem hatte ich das Gefühl, dass jemand das Restaurant bewegte.
„Mama, wo ist nochmal die Toilette?“, fragte ich, während ich versuchte aufzustehen.
„Hinter dem Vorhang dort hinten. Soll ich lieber mit dir kommen?“
Ich schüttelte den Kopf: „Quatsch, geht schon.“
Nach ein paar Schritten war ich mir da nicht mehr so sicher. Es dauerte eine Weile, bis ich den Vorhang gefunden und schließlich auch endlich die besagte Toilette erreicht hatte.
Als ich mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt und mein Make Up gerettet hatte, fühlte ich mich etwas besser und schwungvoll schwankte ich aus der Toilette hinaus.
Mein Sturm auf unseren Tisch fand ein jähes Ende, da ich auf der Suche nach dem Vorhang, den meiner Meinung nach irgendjemand geklaut haben musste, gegen etwas stieß.
Ich schwankte gefährlich nach hinten, da griff das etwas, gegen das ich gestoßen war, nach meinem Arm.
„Vorsicht. Nicht umfallen.“
Ein dunkles, angenehmes Lachen erklang. Als ich nach oben und in das Gesicht des Typs sah, den ich angerempelt hatte, war ich mir sicher, dass ich entweder zu viel Sake getrunken hatte oder dass mir jemand die goldene Glückskatze über den Kopf gezogen hatte.
Er sah aus, wie aus einem japanischen Drama entsprungen. Er hatte wunderschöne dunkle Augen und schwarze Haare. Er war groß und er sah mich belustigt an.
Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich ihn gerade die ganze Zeit völlig dämlich angestarrt hatte. Schnell senkte ich den Blick.
„Entschuldigung“, stammelte ich.
Ich wollte mich gerade an ihm vorbei quetschen, da hielt er mich erneut am Arm fest.
Irritiert sah ich ihn an. Wäre das ein japanisches Drama gewesen, dann hätte er mich jetzt in seine Arme gezogen und mich geküsst. Mein Herz begann zu rasen, bei dem Gedanken.
„Zum Gästebereich, geht es in die andere Richtung.“
Er deutete auf den roten Vorhang, der plötzlich wieder erschienen war.
Immer diese doofe Realität.
„Oh, stimmt ja“, ich lächelte etwas dümmlich und schwankte dann in die andere Richtung an ihm vorbei.
Nach einem Kampf mit dem Vorhang hatte ich es endlich wieder zurück in den richtigen Teil des Restaurants geschafft.
Ich wollte gerade hinüber zu meinen Eltern taumeln, da kreuzte eine der Bedienung meinen Weg und ein weiteres mal wurde ich zurückgehalten.
„Wo genau ist denn Ihr Tisch?“, hörte ich abermals diese wundervolle Stimme, nun direkt an meinem Ohr.
Ich konnte seinen Atem spüren.
Nachdem mein Orientierungssinn wieder einigermaßen auf Kurs war, schaffte ich es, auf den Tisch zu deuten, an dem meine Eltern saßen.
Plötzlich spürte ich seinen Arm, den er um mich gelegt hatte, und er führte mich zu unserem Tisch hinüber. Mein Herz schlug, als wolle es einen neuen Rekord aufstellen.
Bei diesem Blutdruck hätte mich jeder Arzt sofort ins Krankenhaus eingewiesen.
„Lea, alles in Ordnung?“, fragte meine Mutter besorgt, als ich von meinem göttergleichen asiatischen Navi auf meinen Platz bugsiert wurde.
„Es geht ihr gut, sie hatte sich nur etwas verlaufen“, entgegnete mein Navi.
„Vielen Dank“, sagt meine Mutter lächelnd. An mich gewandt sagte sie dann: „Ich glaube das reicht dann für heute mit dem Sake.“
Mein Vater beäugte meinen Retter misstrauisch. Während ich noch rätselte, ob er wirklich so aussah, oder ob der Sake meinen Blick für die Realität getrübt hatte. Ehe ich realisierte, was geschah, hatte mir jemand ein Glas Wasser vor die Nase gestellt und etwas vor mir auf den Tisch gelegt.
„Einmal Wasser für die Patientin und ein Glücksbringer. Der soll gegen weitere Unfälle schützen“, sagte er lächelnd.
Meine Mutter dankte ihm erneut und machte sich daran, mir das Wasser einzuflößen.
„Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“
Damit verwand er und ich sah ihm wie hypnotisiert hinterher.
Meine Eltern beförderten mich an diesem Abend irgendwie wieder zurück zum Hotel. Keine Ahnung, wie sie das schafften.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, war ich mir sicher, dass ich das alles nur geträumt hatte.
„Guten Morgen, Schlafmütze“, sagte meine Mutter mit einem Lächeln.
„Morgen“, murmelte ich.
„Geh dich duschen, wir wollen gleich Frühstücken gehen“, sagte sie im Aufstehen.
„Ach ja, fast hätte ich es vergessen“, sie ging an ihre Handtasche und holte etwas heraus, das sie dann neben mich auf meinen Nachtisch legte, „Dein japanischer Talisman.“
Entgeistert starrte ich das Ding an.
Es war ein wunderschönes rotes Säckchen, in dem sich der Talisman befand.
Ich schnappte mir das Säckchen und griff hinein. Plötzlich spürte ich neben dem Glücksbringer noch etwas anderes. Einen Zettel!
Vorsichtig zog ich ihn heraus und entfaltete ihn. Auf dem Zettel stand eine Telefonnummer! Ob das seine Nummer war? Oder war es vielleicht die Telefonnummer des Restaurants?
Ich betrachtete die Nummer noch einmal. Es handelte sich eindeutig um eine Handynummer.
Schnell zückte ich mein Handy und fügte die Nummer meinen Whats App Kontakten hinzu.
Wer bist du?
deine Nummer gegeben hast?
Irgendwie schlich sich erneut dieses dümmliche Grinsen in mein Gesicht. Wollte es jetzt dauerhaft bei mir einziehen? Ruhig bleiben. Man sollte bei so etwas immer kritisch bleiben. Hastig tippte ich in mein Handy.
Dann gibt es deine Handynummer also nicht immer
als Zugabe zu den Glücksbringern bei allen Restaurant-
gästen im passenden Alter?
wieder gerettet werden müssen
shoppen ist relativ ungefährlich denke ich
Mein Herz begann noch schneller zu schlagen. In meinem Kopf schrie es: „Ja, ja!!!“
Aber ich versuchte ruhig darüber nachzudenken. Offensichtlich hatte ich mich, ohne das Zutun meines Verstandes, bereits entschieden, denn meiner Finger hatten bereits zu tippen begonnen.
Nicht das geringste
Mit klopfendem Herzen saß ich in der U-Bahn Richtung Potsdamer Platz. Ob er wirklich kommen würde? Oder war das alles nur ein dummer Scherz gewesen?
„Lea, träumst du? Komm wir müssen hier raus!“, drang die Stimme meiner Mutter in mein J-Drama-Traumland.
Schnell sprang ich auf und schaffte es gerade noch so aus der Bahn. Ich versuchte tief durchzuatmen, was bei der stickigen Luft in der U-Bahn Station allerdings eher schwer fiel.
Als wir die Mall of Berlin betraten, konnte ich mich gar nicht wirklich auf die vielen Geschäfte konzentrieren. Ich hielt die ganze Zeit über nach ihm Ausschau, konnte ihn aber nirgendwo entdecken.
So vergingen die Stunden. Immer wieder schaute ich unruhig auf mein Handy. Als ich die Nachrichten überflog, lief mir plötzlich ein kalter Schauer der Erkenntnis den Rücken hinunter. Ich hatte ihm gar nicht gesagt, um welche Uhrzeit ich hier sein würde! Da passierte einem einmal so etwas romantisches und dann...
„Dummheit tut eben doch weh...“, murmelte ich.
„Hast du was gesagt, Schatz?“, fragte meine Mom, und ließ einen Moment ab von der Handtasche, die sie gerade ins Auge gefasst hatte.
Ich schüttelte den Kopf und steckte mein Handy zurück in meine Tasche.
„Ich wollte nur noch einmal kurz ins Untergeschoss zu dem einen Souvenirshop. Ihr könnt ja hier bleiben, ich bin gleich zurück.“
Meine Mutter nickte und widmete sich wieder der Handtasche.
Ich eilte aus dem Laden und ging auf die Rolltreppe zu. Ich unterdrückte das Bedürfnis, mich noch einmal umzusehen.
Einen kühlen Kopf bewahren. Ich würde mir meinen Berlin Urlaub nicht durch unnötige Gedanken an einen beliebigen Typen verderben. Auch, wenn er aussah, wie ein japanischer Gott! Diese Augen...
Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Beinahe hätte ich das Ende der Rolltreppe übersehen. Schnell machte ich einen Satz nach vorne. Fast wäre ich gestolpert.
„Von wegen Schutz vor weiteren Unfällen!“, grummelte ich, als ich mich dem Souvenirshop zuwandte.
Plötzlich wurde es dunkel. Jemand hatte sich hinter mich gestellt und hielt mir die Augen zu. Mein Herz machte einen Satz und begann dann wieder zu Rasen, als wolle es aus meinem Brustkorb hinausspringen.
„Hab ich dich gefunden“, erklang die mir wohlbekannte Stimme.
Es wurde wieder hell und als ich mich drehte, konnte ich endlich in sein Gesicht sehen.
Ich machte einen Schmollmund und boxte ihn gespielt gegen den Arm: „Wie kannst du mich nur so erschrecken! Der Talisman schützt bestimmt nicht vor Herzinfarkt!“
Er lachte: „Tut mir Leid. Das nächste mal musst du mir einfach sagen, wann ich kommen soll, dann bist du nicht so überrascht.“
„Du hast ja auch nicht gefragt“, grummelte ich.
„Aber jetzt bin ich ja hier“, entgegnete er grinsend.
Einen Moment standen wir schweigend da. Dann wurde mir bewusst, dass ich ihn schon wieder seltsam angaffte. Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde und wandte schnell den Blick ab.
„Und was jetzt?“, fragte ich, vermied es aber, ihn dabei anzusehen.
„Glaubst du, deine Eltern haben etwas dagegen, wenn ich dich entführe?“
„Eh?“
Ich musste ihn wohl ziemlich geschockt angesehen haben, denn er brach in schallendes Gelächter aus und strich mir dann über's Haar.
„Keine Sorge, ich bringe dich auch ganz sicher wieder zurück.“
„Ja, das war mir klar!“, stammelte ich und wurde dabei vermutlich knallrot im Gesicht.
Nach einem kurzen Telefonat mit meinen Eltern, bei denen das Shoppingfieber ausgebrochen war, war ich mit meinem asiatischen Gott... ähm mit Hiro... aus der Mall of Berlin verschwunden und wir liefen unter dem blauen Himmel nebeneinander her.
Ich hatte keine Ahnung mehr, wo genau wir eigentlich waren, aber das war eigentlich auch egal. Wir hatten die ganze Zeit geredet. Ich hatte noch nie in meinem ganzen Leben mit einem männlichen Wesen so viel gesprochen. Erst recht nicht mit jemandem wie ihm. Eigentlich hatte ich befürchtet, nicht ein Wort heraus zu bekommen. Doch mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass wir über fast jedes erdenkliche Thema gesprochen hatten. Ehe ich es richtig realisiert hatte, waren wir wieder zurück an der Mall of Berlin. Vor dem Eingang blieben wir stehen.
Einen Moment schwiegen wir.
„Wie versprochen, Rückgabe an deine Eltern“, sagte er mit einem breiten Grinsen.
„Pff“, ich machte wieder einen kleinen Schmollmund.
„Die sind so im Shoppingrausch, vermutlich wissen sie gar nicht mehr, dass sie mal eine Tochter hatten“, sagte ich dann lachend.
Wir schwiegen wieder einen Moment. Ich senkte den Kopf und scharrte mit den Füßen am Boden.
„Also dann, bis dann?“
Es war mehr eine Frage als ein Abschied, trotzdem wandte ich mich zum Gehen.
„Ja, zum Beispiel bis heute Abend“, entgegnete er.
Mein Herz machte einen Sprung. Fragend sah ich ihn an.
„Du wolltest doch schon immer mal in eine japanische Karaokebar. Ich weiß, wo eine ist. Ich bin dort manchmal mit Freunden. Wenn du willst, kannst du ja heute Abend mitkommen.“
Ja! Ich will! ICH WILL!
Ich versuchte äußerlich gelassen zu bleiben, aber ich war mir relativ sicher, dass es mir nicht besonders gut gelang.
„Natürlich nur wenn deine Eltern auch ohne dich klar kommen“, sagte er spöttisch.
Ich streckte ihm die Zunge raus: „Als würde ich mir japanisches Karaoke entgehen lassen!“
„Gut, also dann bis heute Abend.“
„Besorge dir schon einmal Ohrpacks, ich kann nämlich nicht singen!“
Er lachte. Und wuschelte mir erneut durch meinen Pony.
„Pff“, ich begann meinen Pony zu ordnen, da umarmte er mich plötzlich und mein Herz, hielt scheinbar für einen Moment an.
Ich konnte seine Wärme spüren. Er roch unheimlich gut.
Moment. Gedanken Stopp! Aus!
Bevor ich es richtig realisiert hatte, hatte er mich wieder losgelassen und wandte sich zum Gehen.
„Ich schreib dir später WANN und WO wir uns treffen!“
Mit diesen Worten war er verschwunden und ich schwebte auf meiner kleinen rosaroten Wolke zurück in die Mall of Berlin zu meinen Eltern. Meine Mutter hatte mittlerweile eine beträchtliche Anzahl Tüten in der Hand. Mein Vater hielt den Plan der Mall in der Hand und schien gerade Ausschau nach dem nächsten Ziel seines Shoppingmarathons zu halten.
„Lea, gut das du da bist! Dein Vater hat vor ganz Berlin leer zu kaufen! Keine Frau könnte jemals so viel shoppen“, stöhnte sie.
Lachend nahm ich meinem Vater den Plan aus der Hand und bugsierte ihn in Richtung Rolltreppe nach oben.
„Lasst uns doch lieber noch in etwas zu essen investieren!“
Am Abend war ich total hibbelig. Ich hatte mich bestimmt fünf mal umgezogen und mein Make up überprüft. Auf dem Weg zu der U-Bahn Station, an der wir uns treffen wollten, begann mein Herz schon wieder vor Vorfreude zu hüpfen.
Auf dem Weg zu Karaokebar sprach ich relativ wenig. Ich war irgendwie etwas eingeschüchtert durch seine Freunde. Schließlich war ich in einer fremden Stadt und kannte niemanden von ihnen!
Beim Karaoke allerdings war dann alles vergessen. Ich fühlte mich, als wäre ich in ein japanisches Drama gesaugt worden. Keinen kümmerte es, dass ich völlig schief sang und den Text teilweise völlig falsch aussprach. Schließlich konnten drei der anderen fünf auch kein Japanisch!
Als ich von der Toilette zurück kam, sah ich, dass auch Hiro kurz raus gegangen war. Er sah aus einem Fenster hinaus. Ich stellte mich neben ihn, um zu sehen, was es draußen so spannendes zu entdecken gab. Doch ich konnte nichts sehen.
„Alles in Ordnung?“, fragte ich.
„Nicht wirklich“, flüsterte er.
Fragend sah ich ihn an.
„Lea...“, er wandte sich zu mir.
Er stand sehr dicht vor mir.
Es war das erste Mal, dass ich hörte, wie er meinen Namen auf diese Weise aussprach. Ein flaues Gefühl machte sich in mir breit.
Sein Blick war ernst, als er mir in die Augen sah: „Ich mag dich sehr.“
Ich spürte, wie sich dieses völlig unpassende dümmliche Grinsen wieder auf mein Gesicht schlich, während mein Herz erneut versuchte aus meinem Brustkorb auszubrechen.
„I-Ich dich auch“, stotterte ich.
War das der Moment? Der Moment, in dem er mich küssen würde?
Er lächelte und senkte den Kopf. Da begriff ich.
„Es ist besser, wenn wir so tun, als wäre es nicht so, oder?“
Er nickte: „Du fährst schon in ein paar Tagen wieder nach Hause zurück.“
Wir standen noch einen Moment schweigend da, bevor wir wieder zu den anderen zurück gingen. Das hätte der romantischste Augenblick meines Lebens sein können. Mein J-Drama Moment!
Viel zu Schnell kam der Kellner, um uns zu sagen, dass unsere Zeit fast um war.
„Wie wäre es, wenn wir alle zusammen noch ein letztes Lied singen?“, fragte Hiro.
Und so gröhlten wir alle gemeinsam ein letztes Lied, bevor wir uns auf den Weg zurück zur U-Bahn Station machten.
Ohne dass ich es wirklich bemerkt hatte, waren die anderen unterwegs alle einer nach dem anderen wieder abgebogen. Schließlich blieben nur noch Hiro und ich alleine zurück.
Er lief mit mir noch bis zu dem Hotel. Dann blieben wir schließlich stehen.
„Das war wirklich ein super toller Abend! Danke, dass ich mit durfte“, sagte ich.
„Keine Ursache“, er lächelte.
Im Licht der Straßenlaterne schien sein Lächeln ebenso zauberhaft wie bei Tageslicht.
Plötzlich beugte er sich zu mir herunter und flüsterte: „Lass uns einfach kurz vergessen, was wir vorhin ausgemacht haben, okay?“
Bevor ich etwas sagen konnte, spürte ich, wie seine Lippen meine berührten. Er zog mich in eine lange Umarmung.
Völlig egal, was die folgenden Tage bringen würden, ich wollte in diesem Moment nirgendwo anders sein.
Hier war mein Platz. Bei Hiro.