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Der Tramper

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15.09.2009
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Der Tramper

Der Tramper


Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen. Ein Erlebnis, das mir gezeigt hat Angst zu spüren.

Es geschah vor ungefähr einem Jahr. Ich war mit meinem Wagen auf dem Weg, von meinem Stammlokal, zurück nach Hause. Ich traf mich in dieser Bar regelmäßig mit alten Freunden, um Dart zu spielen und um ein paar Gläser Guinness zu trinken. Über die alten Zeiten zu plaudern, breitete uns immer wieder Spaß. In dem Geplauder und Spiel vertieft, vergingen die Stunden und ich beschloss schließlich dass es Zeit wurde den Heimweg anzutreten.
Obwohl ich an diesem Abend ziemlich tief ins Glas geschaut hatte, entschied ich mich mit dem Wagen zu fahren. Eine Entscheidung, die ich heute sehr bereue. Ich stieg in mein Auto und schaltete das Radio ein. Die Stones spielten Sympathy for the Devil, einen Song den ich sehr mochte und welcher meine Stimmung noch weiter hob. Automatisch drückte mein Fuß das Gaspedal tiefer und ich raste Heimwärts.
Nach einigen Kilometern sah ich eine Person, die mit erhobenem Arm am Straßenrand stand.
Schließlich erkannte ich einen Mann, der offensichtlich nach einer Mitfahrgelegenheit suchte.
Durch die hohe Geschwindigkeit meines Wagens schoss ich an ihm vorbei, entschied mich jedoch anzuhalten und steuerte auf den Rand der Straße zu. Nach einigen Hundert Metern hielt ich auf dem Seitenstreifen an. Ich verließ kurz den Wagen, um nach der Person zu sehen. Als ich schließlich ergebnislos wieder einstieg, saß der Mann bereits auf meinem Beifahrersitz und starrte mich an. Die Eisige Kälte in meinem Wagen und der Irre Blick dieses Mannes ließen mich erschaudern. Ich versuchte mich möglichst unbeeindruckt zu geben und sprach ihn an.
„Wollen sie mit in die Stadt fahren? Wie ist ihr Name?“ Doch er erwiderte nichts auf meine Fragen und starrte mich weiter an. Dann fiel mir seine blutbefleckte und zerrissene Kleidung auf. Ein junger Mann mittleren Alters, der offenbar einen Unfall erlitt und unter Schock stand.
„Was ist denn mit ihnen passiert? Brauchen sie einen Arzt?“ Plötzlich begann sein Gesicht sich zu verändern. Aus sämtlichen Öffnungen seines Kopfes trat Blut aus. Zuerst nur einige Tropfen, dann in lief es immer heftiger heraus. Sein ganzer Körper begann zu zittern und unglaublich zu verdrehen. Die Gliedmaßen verrenkten sich und ich hörte das Brechen seiner Knochen. Der Kopf des Mannes verformte sich und brach schließlich auf. Rinnsale von Blut und einer weißen Geleeartigen Masse quollen daraus hervor. Dann packte er mich mit einer Hand am Arm. In Panik und Ekel schlug ich auf seinen Arm ein um von ihm loszukommen doch ich konnte mich nicht aus diesem Griff befreien. Halb Wahnsinnig vor Angst und Verzweifelung, verschloss ich die Augen vor diesem Horror und schrie. Ich schrie meine Angst und Hilflosigkeit heraus. Der Griff löste sich! Ich wagte nicht meine Augen zu öffnen und saß zitternd auf dem Fahrersitz meines Autos. Es vergingen einige Minuten, aber nichts passierte. Es kostete mich allen Mut den ich noch besaß, schließlich doch die Augen zu öffnen. Der Mann war verschwunden. Nichts deutete auf dieses schreckliche Ereignis hin, welches sich gerade erst neben mir abgespielt hatte. Keine Blutstropfen oder andere Spuren, zeigten sich auf dem Beifahrersitz. Ich wollte weg von diesem Ort und zwar so schnell wie möglich. Doch meine Hände versagten mir ihren Dienst, als ich versuchte den Zündschlüssel zu drehen. Ich lehnte mich zurück, atmete tief durch und ein zweiter Versuch ließ das erlösende Motorengeräusch erklingen. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, trat ich auf das Gaspedal und raste los. Nach einigen Kilometern Fahrt, zeigte sich die Gestalt erneut. Diesmal stand Der Tramper mitten auf der Fahrbahn. Wie konnte das möglich sein? Wie konnte er so schnell dorthin gekommen sein? „Ich werde auf gar keinen Fall anhalten! Um keinen Preis werde ich anhalten, du verdammter Bastard!“, schrie ich und steuerte direkt auf ihn zu. Vorbereitet auf eine Kollision schloss ich meine Augen, doch nichts passierte.
Die Spukgestalt war abermals verschwunden. Wirre Gedanken schossen mir durch den Kopf. Warum ich und was will dieses Wesen von mir? Will er mich umbringen, für irgendetwas bestrafen oder will er mich einfach nur warnen?
Der Rest meiner Fahrt verlief glücklicherweise ohne weitere Zwischenfälle.
Zu Hause angekommen, parkte ich meinen Wagen und rannte ins Haus. Völlig Entkräftet und mit den Nerven am Ende, ließ ich mich auf mein Bett fallen. Hat dieser Horror nun ein Ende oder wird dieses Ding mich verfolgen? Ich sehnte mich nach dem Morgengrauen, doch der war lang noch nicht in Sicht. Ein lautes Klopfen an meinem Fenster, riss mich aus meinen Gedanken. Mein ganzer Körper begann zu beben. Mein Magen zog sich zusammen und ich verspürte Übelkeit. War er es wieder? Als ich in die Richtung des Fensters blickte, konnte ich deutlich die Konturen eines Mannes erkennen. „Verschwinde! Was willst du denn bloß von mir um Gottes willen?“, schrie ich hysterisch.
„ Marc, was ist denn mit dir los?“ Alle Last viel von mir ab, als ich die Stimme meines Nachbarn erkannte. Ich rannte zur Tür und bat Joey herein.
„Die Tür deines Autos steht offen und außerdem hast du das Licht angelassen. Ich wollte dir nur bescheid sagen. Ist alles in Ordnung mit dir, du siehst völlig fertig aus“.
Ich erzählte ihm die schrecklichen Ereignisse, so unglaubwürdig sie auch klangen. Wir kannten uns seit Jahren und ich vertraute ihm.
„Das ist Wahnsinnig. Und du bist sicher es war keine Halluzination?“
„Nein. Ich habe deutlich seinen Griff an meinem Arm gespürt. Und diese ungewöhnliche Kälte die mich plötzlich umgab. Es war alles so Real.“ Ich zog mein Hemd aus und betrachtete meinen Oberarm. Ganz deutlich erkannten wir die Spuren seines festen Griffes auf meiner Haut. Dann erzählte mir Joey von einem Zeitungsbericht den er vor einigen Tagen gelesen hatte. „Das ist schon seltsam, aber erst vor einigen Tagen ist ein Tramper auf diesem Highway überfahren worden. Laut Polizeibericht, handelt es sich um einen Mord.“
„Wieso geht die Polizei denn von einem Mord aus?“, fragte ich.
„ Laut Polizeiangaben und den erheblichen Verletzungen die der Leichnam aufwies, wurde er mehrmals überrollt. Der Mörder muss gemerkt haben, dass der arme Kerl noch lebte nachdem er ihn überfahren hatte. Also legte er den Rückwärtsgang ein und überfuhr ihn nochmals. Es wurde eine Landesweite Fahndung eingeleitet. Am Tatort wurden Lackreste und Splitter der Scheinwerfer des Autos gefunden. Es handelt sich bei dem Wagen um einen schwarzen Mercedes A-140. Du fährst ebenfalls einen A-140.“
„Du meinst er hielt mich für seinen Mörder? Solche Sachen passieren nur in Horrorfilmen, aber nicht in der Realität. Das darf doch nicht wahr sein. Meinst du er lässt mich jetzt in Ruhe?“ Ich hoffte auf eine Antwort meines Freundes.
„Ich denke solange du dem Highway fern bleibst ja. Es heißt ja Spukgestalten seien an einen bestimmten Ort gebunden. Er wird erst Ruhe geben wenn der Mörder gefasst ist.“
Ich bedankte mich herzlich für die beruhigenden Worte meines Freundes, und verabschiedete Joey an der Tür. Doch noch eine lange Zeit konnte ich keine Ruhe finden. Immer wieder quält mich der gleiche Traum. Ich fahre in diesem Alptraum über den Highway. Es regnet in Strömen. Dann sehe ich eine Gestalt am Straßenrand stehen. Der Mann hält den rechten Arm seitlich gehoben, den Daumen gestreckt, an dem der Regen herabtropft.

 

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