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Der Todesflug des Vampirs

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27.01.2004
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Der Todesflug des Vampirs

Da war er, Framon, der Vampir, an Bord eines Flugzeugs. Er war schon öfter geflogen und in der modernen Welt waren Flüge an der Tagesordnung. Es gab Flüge, die zu beinahe jedem Ort der Welt führten. Ob Reise oder Arbeitsweg, das Fliegen in einem Flugzeug war ihm bekannt. Genauso bekannt wie das Fliegen in seiner Vampirgestalt.

Es war ein neuer Flugzeugprototyp. Er hatte sich an Bord zwischen all dem künstlichen Ballast in Form von Sandsäcken, Metallresten und dem sonstigen Müll versteckt. Er wollte diesen Testflug benutzen, um neuen Segen zu finden. Ein Segen, wie er ihm zuvor hunderte von Jahren verwehrt blieb. Der Segen des Todes.

Framon wusste nur, dass der Vorname des Testpiloten Pierré war, dass dieser noch einen Co-Piloten hatte, der alles, was passierte, aufschrieb, und dass Pierré versuchte, einen neuen Rekord aufzustellen. Er wollte den Prototypen auf eine Höhe von über 10.000 Meter bekommen, was für diese Art von Flugzeug eine Sensation war. Dazu noch mit dem Ballast an Bord. Die Ingenieure hatten alles Mögliche erfunden, verbessert und geplant damit ein solcher Flug erfolgreich werden würde. Die Erwartungen waren demnach sehr hoch und Pierré war wohl einer der Piloten, die sprichwörtlich Berge versetzen konnten, wenn sie einmal in ein Flugzeug gelassen wurden.

Doch all das interessierte Framon nicht. Ihn interessierte viel mehr eine andere Tatsache, nämlich dass das Flugzeug im Testflug geopfert werden sollte. Es wurde zum Zweck des Tests schon abgeschrieben. Der Pilot hatte die Aufgabe, so hoch wie nur möglich zu kommen, sogar unter dem Verlust der Maschine. Hochfliegen, einen neuen Rekord aufstellen, Maschine verlieren, mit Fallschirmen dem Boden entgegen schweben, das war der Plan der Menschen hier an Bord. Menschen, die zuerst jahrelang arbeiteten und planten, Geld ausgaben und Mitarbeiter suchten, um dann dabei zuzusehen, wie ihr eigenes Werk zerstört wurde. „Seltsame Menschen.“ dachte Framon.

Framon selbst hatte einen anderen Plan. Er würde sein all zu langes Leben beenden. Hier und heute. Mit der Maschine würde er aufschlagen wie eine Fliege an einer Autoscheibe, während die Menschen, die zu dem Zeitpunkt mit ihren Fallschirmen im Himmel waren und unter sich die Maschine aufschlagen sehen würden, gar nicht wussten dass er an Bord war. Dass er, ein unsterblicher Vampir, mit dem Aufprall sterben würde. Framon, in tausend Stücke gerissen durch die Wucht des Aufpralls und durch die Trümmer der Maschine.

Und bald schon war es soweit. Er konnte hören, wie die Testpiloten vor ihren Instrumenten in ihrer Fachsprache zueinander redeten und der Co-Pilot zudem noch ununterbrochen die Bodenstation anfunkte. Neuntausendneunhunderteinundfünfzig Meter! Die Maschine versagt, wir springen ab!“ waren die letzten Worte des Co-Piloten. Sie hatten den Rekord leider nicht gepackt. „Schlechtes Wetter oder eine Fehlkonstruktion?“ fragte sich der Vampir. Wie er jedenfalls gehört hatte, konnte dieses Versagen nicht am Testpiloten liegen. Er war ein Meister seines Fachs.

Doch nun stürzte die Maschine bereits, früher als erwartet, ab, während Pilot und Co-Pilot ihre Fallschirme anlegten und sich bereit machten die Maschine bei 2000 Metern zu verlassen. In dieser Zeit versuchte Pierré auch immer wieder, noch mal das Steuer hoch zu reisen, um das Flugzeug wieder zu fangen. Vergeblich.

Der Co-Pilot sprang bereits ab, während sich der Pilot zum Sprung nach ihm bereit machte. Framon entstieg dem Berg von Ballast. Er wollte zusehen wie er auf die Erde zuraste, wollte seinen endgültigen Tod vor Augen haben. Er wollte sich nicht im Flugzeuginnerem verstecken, wie ein verängstigtes Kind. Aufrecht wie ein Mann, so war es ihm lieber.

Er kam heraus und schaute Richtung Pilotenkanzel. Dort war Pierré und schaute ein letztes Mal ins Flugzeuginnere. Er wirkte traurig, fand Framon. Und dann erblickte Pierré den Vampir, während er Schwung holte und sprang. Ein entsetztes Gesicht war das Letzte, was Framon von Pierré sah. Dazu noch diese Worte aus dem Mund des Testpiloten. Es klang wie „Um Himmels Willen, sind sie Lebensmüde?“, doch Framon hörte diese Worte nur ganz leise durch den ganzen Lärm der Maschine und des Windes. Selbst für seine geübten Vampirohren war es schwer, diese Worte richtig zu hören. Es war mehr ein Erahnen.

Diese Worte trafen ihn dennoch. Lebensmüde? Ja, das waren die richtigen Worte für Framons Zustand. Er war des Lebens überdrüssig geworden. Er hatte in seinem untoten Leben nach der normalen, menschlichen Existenz so vieles erfahren und erlebt, was eigentlich das Leben wertvoll machte. Doch leider auch so viel was es wieder wettmachte. Framon wurde bitter im hohen Alter, wenn man 546 Jahre als „hohes Alter“ eines Vampirs betrachten konnte.

Er sah wie sein Leben an ihm vorüber zog. All die Menschen, deren Blut er getrunken, ausgesaugt hatte. All die Frauen die er verführt und geliebt hatte. All die Vampire und Werwölfe, gegen die er gekämpft hatte, gegen die er kämpfen musste.

Und sogar die Hexe, die er überlebte, fiel ihm wieder ein. Er erinnerte sich noch gut an ihre Worte. „Einst werdet Ihr Euch wünschen Ihr wäret nicht das, was Ihr seid! Und Kummer wird Euer totes Herz heimsuchen!“ Sie hatte ganz und gar recht gehabt. Ob es nun ein ausgesprochener Fluch oder das eigentliche Verstehen war, was diese Worte versinnbildlichten, war egal. Tatsache ist, dass es zutreffende Worte waren. Doch hier würde sein Kummer enden.

Er schaute aus dem Flugzeug und sah über sich die Piloten, wie sie ihre Fallschirme öffneten. Sie waren leichter als das Flugzeug und wurden beim Absprung förmlich nach oben gerissen, während das Flugzeug weiter unaufhaltsam nach unten stürzte. Menschen die leichter in der Luft waren, als die Maschine die sie zum Fliegen befähigte. Welch Paradoxon.

Wie schnell wurde man eigentlich im Fall oder im Sturzflug? Fünf Meter die Sekunde, zehn, fünfzig oder gar hundert? Framon wusste es nicht, doch er sah den Boden. Ein vampirischer Lidschlag später quetschte sich die Maschine bereits zusammen und durch den Druck des Aufpralls wurde das Flugzeug viel flacher. Teile brachen auseinander oder stauten sich zusammen.

Doch während Framon den Schmerz der in ihn eindringenden Teile und zugleich den Aufprall spürte, so wurde er sich etwas bewusst. Er lebte noch. Wann immer der Tod ihn ereilen mochte, noch war es nicht soweit. Ein Trümmerstück kam an die Seite seines Halses, blieb irgendwo stecken und blickte ihn scharfkantig an. Zumindest bildete sich Framon ein, wie das scharfkantige Metall ihn verhöhnte, ihn auslachte. „Du bist nicht gestorben, aber ich bin an deiner Seite! Los, benutze mich.“ sagte es zu ihm. Framon tat es. Er rieb seinen Hals daran, hin und her, doch er hörte schon auf bevor es überhaupt seine Haut durchschnitt. Er konnte es nicht. Er konnte sich nicht auf diese Weise umbringen, dazu fehlte ihm der Mut. Er hatte es schon mal mit einem Schwert und einer Pistole probiert, doch scheiterte er damit ebenso. Es kam ihn auch nicht würdig genug vor, sich direkt selbst umzubringen. Seinen Selbstmord wollte er vielmehr dadurch erlangen, dass er Situationen schuf, in denen es einfach dazu kam dass er starb. Ohne sein direktes Zutun. Deswegen kam er auch an Bord dieses Flugzeuges, als er von dem Testflug hörte. Doch das Flugzeug hatte versagt. Es war schon das zweite Versagen der Maschine am heutigen Tage.

Framon hatte Schmerzen, er starb nicht, war jedoch im Wrack dieses Flugzeugs gefangen. Rohre, Metalle und andere Dinge hatten ihn durchbohrt. Leider war jedoch kein hölzerner Pflock in sein Herz gedrungen. Hier gab es auch nur wenig Holz.

Er entschied sich dazu, seine vampirischen Kräfte zu benutzen um sich aus dem Wrack zu befreien. Wenn der Tod eben nicht zu ihm kam, so sah er keine Notwendigkeit zu bleiben. Er riss Hindernisse entzwei, ruckte an den Trümmern die in ihm und um ihn herum waren, und kroch aus dem Bauch des zerstörten Flugzeugs.

Er war durch und durch benässt von Treibstoff der Maschine, als er langsam unter dem Wrack hervor kam und zu seiner Linken ein Funken den Tank der Maschine entzündete. Das Flugzeug, oder viel mehr dessen Reste, explodierte. Framon wurde durch das Feuer in Brand gesteckt und durch die Wucht der Explosion einige Meter weit geschleudert. Als er auf den harten Boden aufschlug, brannte er lichterloh und einige Trümmer flogen über ihn hinweg. Neue Schmerzen durchzuckten seinen untoten Körper. Er schrie.

Für einen winzigen Augenblick lang, erwartete er wirklich im Feuer zu Sterben, als Häufchen Asche mitten im nirgendwo zu enden. Doch er lag falsch. Die Haut des unsterblichen Körpers war noch nicht richtig verbrannt, als sie wieder zu heilen begann. Das Feuer bekam dadurch mehr Nahrung, die es zu verschlingen versuchte. Doch genauso schnell wie die Haut brannte, genauso schnell heilte sie auch. Ein Teufelskreis tat sich auf und Framon steckte mitten drin.

In seinem Wahnsinn aus Schmerzen, Feuer und Leid rannte er einfach drauf los. Er rannte, egal wohin, doch er konnte dem Feuer nicht entkommen. Es brannte, doch tötete ihn nicht. Er schrie wie am Spieß, rannte weiter und steckte im Vorbeirennen Erntefelder einer Farm und Bäume eines Waldes in Brand. Er rannte und rannte und rannte und war sich gar nicht bewusst, dass er verantwortlich für einer der größten Waldbrände, die die USA jemals gesehen hatte, war.

Er kam schließlich aus dem hinter ihm lichterloh brennenden Wald heraus, stolperte über einen Baumstamm, knickte um und landete in einem Fluss. Das Feuer wurde dadurch gelöscht. Er ließ sich treiben, froh darüber, dass die Schmerzen langsam verklangen.

Während er halb verbrannt im Fluss trieb und seine Haut allmählich wieder heilte, beobachtete er ein paar Fische, die sich seiner Gegenwart wohl bewusst waren, ihn aber für tot hielten.

Da bekam er eine Idee. Er könnte im größten Fluss der Welt noch einen Versuch starten, sein Leben zu beenden. Im Amazonas gab es Piranhas. Er könnte ein paar Menschen umbringen, sich mit deren Blut eindecken und sich dann den Piranhas zum Fraß vorwerfen. Es wurde gesagt, dass einige hundert solcher Fische ihre Opfer blitzschnell auffressen konnten, sobald diese ins Wasser fielen. Das war viel schneller, als Vampirkörper heilen konnten, vermutete er.

Ein Versuch war es wert. Es gab noch so viele Möglichkeiten für Framon. Irgendwann musste es ja klappen.

 

Hallo Zothos

erstmal herzlich Willkommen auf kg.de.
Na, da hat dein Vampir "Framon" ja alle Hände voll zu tun. Der arme, ich hab richtig Mitleid mit ihm bekommen, wie er sich doch so bemüht sich um die Ecke zu bringen und keinen Erfolg hatte.
Es war eine nette Idee und hab deine Geschichte auch gerne gelesen, doch hab ich das Gefühl gehabt, dass du mit der Kommasetzung ein wenig übertrieben hast. Hab ich aber auch so meine Probleme damit. Gegen Ende war es nicht mehr so schlimm, aber am Anfang.

Da war er, Framon, der Vampir, an Bord eines Flugzeugs

Framon wusste nur, dass der Vorname des Testpiloten Pierré war, dass dieser noch einen Co-Piloten hatte, der alles, was passierte, aufschrieb, und dass Pierré versuchte, einen neuen Rekord aufzustellen

Der Pilot hatte die Aufgabe, so hoch wie nur möglich zu kommen, sogar unter dem Verlust der Maschine. Hochfliegen, einen neuen Rekord aufstellen, Maschine verlieren, mit Fallschirmen dem Boden entgegen schweben, das war der Plan der Menschen hier an Bord. Menschen, die zuerst jahrelang arbeiteten und planten, Geld ausgaben und Mitarbeiter suchten, um dann dabei zuzusehen, wie ihr eigenes Werk zerstört wurde

Doch nun stürzte die Maschine bereits, früher als erwartet, ab, während Pilot und Co-Pilot ihre Fallschirme anlegten und sich bereit machten die Maschine bei 2000 Metern zu verlassen. In dieser Zeit versuchte Pierré auch immer wieder, noch mal das Steuer hoch zu reisen, um das Flugzeug wieder zu fang

u.s.w

Einen schönen Abend wünsch ich dir

Morpheus

 

Ja, mit Kommata habe ich wirklich meine Probleme. Entweder schreibe ich die Sätze wie man sie spricht und setze demnach keine, oder ich bin mir nicht sicher und setze "vorsichtshalber" lieber ein Komma, da ich diesmal lieber welche setzen will. Muss noch ein wenig mit Kommas üben. *G*

 

Hallo Zothos!

Also, mir ist kein Komma aufgefallen, das sich an der falschen Stelle befunden hätte ... und ich achte sehr auf sowas.
Ich finde es toll, dass jemand endlich mal nicht sparsam mit Kommata umgeht! :D

Ich fand deine Geschichte, hm ja, nett ... nicht wirklich lustig. Eher tragisch :heul:

Ich fand die Idee ganz nett, auch die kreativen Arten, sich umzubringen, aber der Stil hat mir nicht so gut gefallen. Die Geschichte bleibt teilweise oberflächlich, weil du alle Geschehnisse schnell abhandelst. Du könntest auf viele Dinge genauer eingehen, mehr beschreiben, etc.

dayvs GE-ve
Stefanie

 

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