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Der Tod ist selten schön

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21.03.2003
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Der Tod ist selten schön

Er erwachte schweissgebadet frühmorgens und versuchte, sich übers Gesicht wischend, die Kontrolle über seine Körperfunktionen zurückzugewinnen. Die Krankheit hatte ihn hinterrücks und mit unvorstellbarer Härte getroffen, und hatte er noch vor Jahren gesagt, dass Krankheiten, sofern sie in irgendeiner Art Unheil anzurichten imstande waren, ihn grundsätzlich nicht befallen könnten, so zeigte er sich inzwischen einsichtig und geläutert. Er kramte blind in der Kommode neben dem Bett nach den nötigen Medikamenten, während das unbehagliche Gefühl, ihn einnehmend, in ihm hochkroch. Wie hatte sein Arzt gesagt, das Wichtigste sei nun, dass er sich vollständig dem Kampf verschreibe um seiner aussichtslosen Situation noch den nötigen Lebenswillen abzugewinnen. Sein Zimmer, in dem an der Decke der grosse Ventilator langsam und unaufhörlich seine Runden drehte, war stark erhellt, da die aufsteigende Sonne durch die grossen, herrschaftlichen Türen, die zur Terrasse führten, in den karg eingerichteten Raum fiel und diese Lichtquelle frühmorgens ihm ein Gefühl der Sicherheit gab, was seine Überlebensaussichten für den jeweiligen, auf ihn zukommenden, Tag betraf; doch konnte er sich nicht durchringen dieses Empfinden möglichst lange in sich zu tragen um der Tragödie noch die gute Miene zum bösen Spiel aufzusetzen. Er war schon seit einigen Monaten der Möglichkeit beraubt, sich frei zu bewegen, geschweige denn ohne fremde Hilfe irgendeiner Beschäftigung nachzugehen. So erlebte er die Wechsel der Jahreszeiten jeweils von seinem Bett, von welchem aus er einen knappen Ausschnitt des überaus grosszügigen Gartens überblicken konnte und so die offensichtlichen Veränderungen der Umgebung mit ihm unbekannter Intensität aufnehmen konnte. Beim Kauf des Anwesens war der Umschwung ihm nicht sonderlich aufgefallen, doch freute er sich nun, dass er durch seine Beobachtungen teilweise derart abgelenkt war, dass über längere Zeit das Voranschreiten der Zeiger, seiner ihm gegenüber an der Wand angebrachten, Uhr nicht bewusst zur Kenntnis nahm und somit das Gefühl, dass er nichts anderes mehr tun könne als auf den Tod zu warten, für einige Stunden verschwunden war. Doch heute war alles anders. Die Tabletten schienen ihre Wirkung zu verfehlen und so führten die immer stärker werdenden Bauchkrämpfe dazu, dass er gekrümmt auf seinem Bett lag, versuchend den Hörer des auf der Kommode stehenden Telephons zu erreichen um seine Haushälterin in sein Zimmer zu beordern, damit sie ihm mittels einer Injektion die begrenzte Vitalität zurückgeben konnte. Mit jeder Bewegung liess seine Lebenskraft immens nach und er hatte das Gefühl als wäre sein Körper mit einer Masse geringer Konsistenz gefüllt, welche mit fortschreitender Zeit immer fester werde und ihn schliesslich jeglicher Bewegungsfreiheit beraube. Mit letzter Kraft erreichte er den Hörer. Er wollte sogleich um Hilfe bitten, als er bemerkte, dass seine Krankheit bereits seine Stimmbänder angegriffen hatte und er nicht mehr im Stande war einen Ton zu sagen, und so hörte man am anderen Ende nur noch die Stimme der Haushälterin, die fragte: „Alles in Ordnung, Sir?“

m.j.s.

 

Hallo mjs.

Noch überzeugt deine Geschichte nicht.
Sie ist durch die vielen Schachtelsätze viel zu distanziert, ohne dabei aber ein eindringliches Bild zu schaffen.
Versuche vielleicht, ihn einfacher zu charakterisieren und darzustellen.
Gib den Dingen mehr Raum, für sich stehend ihrer Charakterisierung entsprechend, ohne sie zu verbinden. Lass ihnen eine eigenständige Aussage.
Auch der Ventilator, der "an der Decke seine Runden dreht", störte mich.Denn so wie du es da schreibst, müsste er sich von seinem Montageort wegbewegen...
Schreib lieber sowas wie "der Ventilator, der an der Decke in immer gleicher Bewegung die Luft zerschnitt".... oder so ähnlich, das wär mE besser...
In diesem Sinne wäre Überarbeitung angesagt, um aus dem an sich guten Ansatz eine runde Geschichte zu machen.
Lord

 

Hallo m.j.s.,

mir gefällt der sprachliche Stil in deinem Text ausgesprochen gut. Die langen Sätze, in denen zusätzliche eingefügt sind, runden mein Bild des alleine Sterbenden in diesem Zimmer ab. Kaum Zeit, Atem zu holen, das verbliebene bisschen Restleben auszulöffeln, das vermittelt der Text. Auch das Ende, aufgrund des Titels zwar nicht unerwartet, ist dir gelungen. Der Text erinnert mich zudem an die Erzählweise Kafkas. Wirklich gut gemacht.

Liebe Grüße - Aqua

 

hallo lord

vielen dank für die anregungen. ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass man die form des eigenen ausdrucks nicht an andere anlehnen sollte, um nicht einer verfälschung des eigenen stils zu unterliegen und daraus das gesagte ungewollt abzuändern. eigenständigkeit und selbstausdruck ist das einzige was einem beim schreiben bleibt.

gruss

m.j.s.

 

hallo aqualung

mir bleibt nichts anderes als mich auch hier für die "aufmunternden" worte zu bedanken.

mit bestem gruss

m.j.s.

 

Hi mjs.

Nee, ich wollte dir auch nicht meinen Stil "aufpfropfen"... es war nur meine Empfindung beim Lesen, innerhalb derer ich überlegte, wie es vielleicht noch besser rüberkommen könnte... also nur ne Anregung...Dennn mit Worten umgehen, das scheinst du ja zu können....oftmals bedarf es nur kleiner Änderungen, um die Sache abzurunden, denn auch ich musste oft schon feststellen, dass die Tips der anderen sich als hilfreich für mich, meinen Stil und die Geschichten erwiesen haben...
In diesem Sinne.
Lord

 

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