Der Tod eines Waldes
Ohne großen kommentar eine kürzstgeschichte von mir.
und wie immer ist so gut wie gar nichts wörtlich zu nehmen.
in dem sinne,
The Angellus
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Der Tod eines Waldes
Es ist Nacht, eine schlicht schöne Nacht, in der der Mondschein die kleinen, am dunklen Himmel unsichtbaren Wolken durchdringt und ein unscheinbares Licht auf ein kleines Wäldchen am Rande der Stadt wirft. Die Bäume, blutjung im Leben der Zeit, uralt in dem eingeschränkten Verständnis der einfachen Menschen. Sie sind die schweigenden Zeugen von all den Gesprächen, die die Menschen hier draußen führen. Die Bäume kennen die Gefühle, die Geheimnisse der Menschen. Und sie haben Angst vor diesen kleinen hektischen Wesen, haben Angst, dass sie irgendwann von den Menschen getötet werden, weil sie zuviel wissen.
Der strahlend blaue Himmel verkündet den Mittag mit besonders starken Sonnenstrahlen, wie die Kirche mit ihren Glocken. Fast aufdringlich brennt die Wärme auf die braungebrannte Haut eines kleinen unwichtigen Mannes. Unwichtig für die Menschen, das Schicksal für die Bäume. Wie Brennglas wirkt die dreckige Scheibe, hinter der sich der Mann verbirgt. Sie hatten es kommen sehen, die stolzen Riesen, aber sie hatten sich nicht darauf vorbereiten können – aber wer kann sich schon auf seinen Tod vorbereiten? Unerbittlich dringt der hochmoderne Baumfäller in den Wald ein und macht ihn dem Erdboden gleich. Nur Tage später ist auch der letzte Baum gefallen. Er, der letzte, hatte sich zuletzt nach dem Tod gesehnt. Denn ohne seine Gefährten, die ihn Jahrzehnte lang begleitet hatten war er nicht mehr bereit zu leben. Sie waren vernichtet, vernichtet von den kleinen hektischen Wesen, die sich Menschen nennen, weil sie, die Bäume, zuviel wussten. So glaubten sie es und so glauben sie es noch heute.