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Der Tod eines Waldes

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03.09.2001
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114

Der Tod eines Waldes

Ohne großen kommentar eine kürzstgeschichte von mir.
und wie immer ist so gut wie gar nichts wörtlich zu nehmen.

in dem sinne,

The Angellus

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Der Tod eines Waldes

Es ist Nacht, eine schlicht schöne Nacht, in der der Mondschein die kleinen, am dunklen Himmel unsichtbaren Wolken durchdringt und ein unscheinbares Licht auf ein kleines Wäldchen am Rande der Stadt wirft. Die Bäume, blutjung im Leben der Zeit, uralt in dem eingeschränkten Verständnis der einfachen Menschen. Sie sind die schweigenden Zeugen von all den Gesprächen, die die Menschen hier draußen führen. Die Bäume kennen die Gefühle, die Geheimnisse der Menschen. Und sie haben Angst vor diesen kleinen hektischen Wesen, haben Angst, dass sie irgendwann von den Menschen getötet werden, weil sie zuviel wissen.


Der strahlend blaue Himmel verkündet den Mittag mit besonders starken Sonnenstrahlen, wie die Kirche mit ihren Glocken. Fast aufdringlich brennt die Wärme auf die braungebrannte Haut eines kleinen unwichtigen Mannes. Unwichtig für die Menschen, das Schicksal für die Bäume. Wie Brennglas wirkt die dreckige Scheibe, hinter der sich der Mann verbirgt. Sie hatten es kommen sehen, die stolzen Riesen, aber sie hatten sich nicht darauf vorbereiten können – aber wer kann sich schon auf seinen Tod vorbereiten? Unerbittlich dringt der hochmoderne Baumfäller in den Wald ein und macht ihn dem Erdboden gleich. Nur Tage später ist auch der letzte Baum gefallen. Er, der letzte, hatte sich zuletzt nach dem Tod gesehnt. Denn ohne seine Gefährten, die ihn Jahrzehnte lang begleitet hatten war er nicht mehr bereit zu leben. Sie waren vernichtet, vernichtet von den kleinen hektischen Wesen, die sich Menschen nennen, weil sie, die Bäume, zuviel wussten. So glaubten sie es und so glauben sie es noch heute.

 

Hi Angellus!

Auch wenn ich den Text für gut geschrieben halte, komme ich inhaltlich nicht ganz hinterher.
Deine Geschichte zeigt die Menschen von ihrer grausamen Seite. Sie erheben sich über die Natur, indem sie in die natürlichen Vorgänge eingreifen und Gott spielen. Der Schaden, den sie dabei anrichten, ist für sie dabei ohne Bedeutung. Das war der erste Eindruck oder der erste Gedankengang, den ich hatte, als ich deine Geschichte gelesen habe.
Nur scheint es nicht ganz zutreffend, denn die Bäume sollen ja wie du sagst nicht Bäume darstellen, sondern eine darüber hinausgehende Bedeutung haben. Leider ist mir nicht ganz klar geworden welche. Gut, sie sind die stummen hilflosen Zeugen der Verbrechen der Menschen, die nur aus dem Grund "umgebracht" werden, weil sie zu viel wissen. Aber selbst dieses Wissen stellst du in Frage, indem du schreibst:
"Sie waren vernichtet, vernichtet von den kleinen hektischen Wesen, die sich Menschen nennen, weil sie, die Bäume, zuviel wussten. So glaubten sie es und so glauben sie es noch heute."
Aber vor allem: Was wissen sie, was sie eigentlich nicht wissen sollten? Das mit den Verbrechen ist nur eine Vermutung meinerseits, da du von "Geheimnissen" und der "Angst" der Bäume vor den Menschen spricht, aber überzeugt bin ich noch nicht. Außerdem habe ich mich gefragt, ob es notwendig war die Bäume zu fällen, zumal diese stumm sind. Oder war es die Scham? Kritisierst du das unüberlegte und egoistische Handeln der Menschen?
Vielleicht ist der Wald auch das Gewissen der Menschheit, dass diese immer wenn sie die Bäume sehen an ihre Taten erinnert.Das würde zumindest die Reaktion der Menschen erklären?!
Ich habe auch das Gefühl bekommen, dass dir die Zeit ein wichtiges Thema zu sein scheint, da du von:
"Die Bäume, blutjung im Leben der Zeit, uralt in dem eingeschränkten Verständnis der einfachen Menschen.",
"kleinen hektischen Wesen",
"hochmoderne Baumfäller" sprichst, was für mich die Unwichtigkeit der Menschen verdeutlicht.


Ich hoffe du hilfst mir ein wenig auf die Sprünge!
bis dann... Tracy

 

Hi Angellus

Die Idee, den Bäumen diese Ansicht zu schenken ist schlicht genial und ebenso umgesetzt.
Ich fands klasse


Lord:thumbsup: :thumbsup:

 

Hallo Angellus,

eine gut geschriebene Geschichte, Bäume als Symbol, ´mal in einer ganz anderen Sichtweise. „So glaubten sie es und so glauben sie es noch heute“ - leiden die Bäume an einem unberechtigtem Verfolgungswahn? Nur- sterben müssen sie so oder so - also ihr Menschen: Paßt auch gut auf!

Tschüß... Woltochinon

 

moin tracy,

erstmal danke, das du dir gedanken über den text gemacht hast. damit habe ich bei dir schon 70% von dem erreicht, was ich erreichen wollte.

du hast einige sehr schöne ansätze, wie du den text verstanden hast. ich will jetzt nicht alles haarklein erläutern, weil es dann dem text den zauber nehmen würde, den ich ihm geben wollte. aber ein kleines beispiel:

sieh die bäume vielleicht mal als einen einfältigen menschen, dem niemand etwas zutraut, geschweige denn ihn bewusst wahrnimmt.
jetzt nimm einen anderen gewissenlosen menschen, der vielleicht eine menge auf dem kerbholz hat. oder noch besser: lassen wir den einfältigen menschen glauben, der andere hätte eine menge zu verbergen.

nun hat der einfältige mit dem gewisenlosen jeden tag umgang und weis eine menge über ihn. er bekommt angst vor dem anderen, weil er vielleicht etwas wissen könnte, was er nicht wissen dürfte.
und eines tages gibt es zufällig einen autounfall. der einfältige stirbt, weil der gewissenlose ihm draufgefahren ist. eigentlich war es keine absicht, aber das weis der einfältige ja nicht. und so lebte der einfältige stets in angst, bis seine angst durch zufall wirklichkeit wurde.
das können wir jetzt auf hunderte dinge projezieren - tiere und menschen, verschieden völker untereinander usw.

bei manchen spielt die zeit eine rolle, bei anderen spielt das zeitverständnis eine rolle, bei wieder anderen überhaupt das verschiedene denken.

im prinzip bist du auch ein gutes beispiel für den text: die menschen haben die besondere angewohnheit auch dann noch in komplexen bahnen zu denken, wenn die lösung offen auf der hand liegt. wir denken oft einfach zu kompliziert.

trotzdem danke für deine kritik.

lord arion: danke, das es dir gefällt :D - das mit den bäumen passte zu gut, um es nicht zu nehmen ....

in dem sinne,

The Angellus

PS: kleiner nachtrag zu wolto:
ich denke die frage mit dem verfolgungswahn ist damit geklärt, oder? wenn nicht: ja sie leiden darunter :)

 

Hi Angellus!

Danke für den Gedankenanstoß! So langsam blick ich durch. Anscheinend hab ich hier wirklich zu kompliziert gedacht ;)
Immerhin konnt ich dich zu 70% zufriedenstellen :)
Und trotzdem: Die Bäume, die du als Symbol gewählt hast, lassen meiner Meinung nach viele interessante Deutungsmöglichkeiten zu.

Ciao Tracy

 

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