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Der Tod des Daniel K.
Am 5. März, um kurz nach Mitternacht, ging Daniel K. auf den Friedhof, um Eindrücke für seine neue Kurzgeschichte zu sammeln; er nahm sie mit einem Tonbandgerät auf. Nebelschwarden zogen an jenem Abend um die Grabsteine und warfen lange Schatten. Als Daniel gerade einen Grabstein betrachtete, hörte er auf einmal ein Rascheln. Er drehte sich um und erschrak, als er sah, dass sich jemand ganz dicht an ihn herangeschlichen hatte. Nur wenige Zentimeter vor ihm ragte eine dunkle Gestalt empor. Vor Schreck ließ er das Tonbandgerät fallen. Der Unbekannte zog ein Messer hervor, Daniel spürte nur noch den Stahl.
Der Mord wurde vom Totengräber beobachtet. Er war auf Daniel K. aufmerksam geworden, weil er sich gewundert hatte, dass so spät noch jemand auf dem Friedhof war. Er hatte gesehen, wie sich ein Mann an Daniel angeschlichen hatte und hatte versucht ihn durch Rufe zu warnen – vergeblich! Doch durch diese Warnversuche hatte der Mörder nur den Totengräber entdeckt.
Panik überfällt den Totengräber. Er rennt weg und hat das Gefühl, dass ihn die Schatten verfolgen. Während seiner Flucht achtet er nicht darauf, wohin er tritt, stürzt über einen Grabstein. Angsterfüllt blickt er sich um, liegt er auf dem kalten, feuchten Boden. Er fühlt einen stechenden Schmerz in der Brust. Ihm kommt die Mordszene in den Kopf. Er versteht nicht, wie jemand so kalt und grausam immer wieder auf sein Opfer einstechen kann. Dies lässt den Totengräber spüren, wie nahe er dem Tod ist.
Schritte, die über den Friedhof hallen, nähern sich ihm. Mondschein enthüllt die Gestalt des Mörders. Er baut sich bedrohlich über dem Totengräber auf. Des Totengräbers Angst wird immer größer, Schweiß perlt von seiner Stirn und fällt zu Boden. Der Totengräber stemmt sich auf seine Arme und versucht auf dem nassen Boden wegzukriechen. Immer wieder rutscht er weg. Doch der Mörder kommt näher und näher und näher...
Aus dem Hannoverischen Tagesblatt vom 7.03.03
Mysteriöses Tonband gefunden
Ein Tonbandgerät mit mysteriösen Aufnahmen hält die örtliche Polizei in Atem. Wie ein Pressesprecher mitteilte, habe es am gestrigen Tag ein Rentner auf dem hiesigen Friedhof gefunden und bei der Polizei abgegeben. Zu hören seien verzehrte Geräusche und Schreie. “Die Schreie sind echt“, gibt der Pressesprecher Einblicke in die Ermittlungen. Genaueres sei zurzeit noch nicht bekannt.