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Der Tümpeling
Man kann diesen Ort, an dem ich mich hier befinde, sehr gut beschreiben. Am besten geht es wohl, wenn man die Bilder des Künstlers Monet kennt. Alles fügt sich harmonisch und natürlich zusammen. Nur, dass hier die Farben vielleicht doch etwas kräftiger und lebendiger wirken. Es ist Spätsommer und die Temperaturen erreichen ein letztes Mal in diesem Jahr ihren Höhepunkt. Die Baumkronen schaukeln ihre satten grünen Blätter in einer mittäglichen Brise und lassen die wenigen Sonnenstrahlen, die bis auf den mit Moos und Gewächsen bedeckten Boden dringen, hin und her tanzen. Erst wenn man sich an dieses einmalige Dämmerlicht gewöhnt hat, sieht man die ganzen wundervollen Details. Bunte Fingerhüte, die in schattigen Ecken hervorgeschossen sind. Jungvögel die durch die Blätter hüpfen und angeregt zwitschern. Libellen, grüne und blaue, die hin und wieder von Sonnenstrahlen getroffen, aufblitzen und sirrend ihre Bahnen um den trüben Tümpel ziehen.
Wenn man jedoch genau hinsieht kann man erkennen, dass das Wasser nur an den seichten Rändern wirklich schlammig und trüb ist, wie es sich für einen ordentlichen Waldtümpel gehört. In der Mitte des nun wirklich nicht großen Tümpels wechselt die typische dunkelbraune bis gräulich-grüne Farbe in ein dunkles Blau, das fast schwarz ist und von einer ungewöhnlichen Tiefe des vermeintlich gewöhnlichen Gewässers zeugt.
Und genau da, in der Mitte des Tümpels, umgeben von schwarzem Wasser befinde ich mich jetzt gerade und beobachte die geliebte und vertraute Umgebung. Ich bin hier vermutlich genauso gut getarnt wie der kleine Igel, der ein bisschen voreilig dort hinten die Gegend erkundet. Vorsichtig lege ich meine Hände auf die Wasseroberfläche, betrachte die Lichtpunkte die sich ab und an dort abzeichnen und lausche den Geschichten des Waldes.
Plötzlich stört etwas die absolut friedliche Stimmung. Das Geräusch von Schritten die nicht von einem Tier stammen können. Und die sich diesem wundervollen Ort stetig nähern.
Ich lege den Kopf schief und überlege eine Sekunde lang. Ich habe noch genug Zeit um unbemerkt zu verschwinden, doch ich bin neugierig. Bedingungslos neugierig.
Also tue ich vermutlich etwas ziemlich Dummes. Ich strecke meine Arme nach einem großen Büschel Schilf aus, greife fest zu und ziehe mich geschickt und schnell aus dem schwarzen Loch in das niedrige, stehende Gewässer, wo ich mich hinknien kann ohne die Nase unter Wasser zu bekommen. Dort kauere ich lautlos wie ein Alligator auf der Jagd, spähe durch das Schilf und warte, dass sich das Objekt meiner Neugierde in mein Blickfeld bewegt. Die Schritte werden lauter und all meine Muskeln spannen sich an. Was wird es sein? Ein Mädchen oder eine Junge? Ein Mann oder eine Frau? Vielleicht doch ein großer Hirsch? Habe ich mich geirrt?
Ich höre es, als der Verantwortliche für die Störung die Lichtung betritt. Ich weiß, dass er hier ist. Doch ich sehe nichts. Gar nichts …
Dann bleiben die Schritte abrupt stehen und in genau diesem Moment wird mir eiskalt bewusst, dass ich in die falsche Richtung starre. Ich unbeschreiblicher Narr, beschimpfe ich mich in Gedanken und überlege, diesmal ziemlich panisch, was ich tun soll. Einfach schnell verschwinden? Aber dann werde ich nie erfahren, wer es ist, der mich da ungläubig anschaut. Denn ich weiß, dass er mich anschaut, das spüre ich im Nacken.
Also lockere ich meinen Griff um die Schilfbündel und wende den Kopf ganz langsam nach rechts.
Ich drehe meinen Körper mit, bis ich den Störenfried endlich vor Augen habe.
Ich schaue in die ungläubig aufgerissenen, hellen Augen eines Jungen, der vielleicht schon ein junger Mann ist. Er hat dunkelblondes, gewöhnliches Haar, trägt ein Shirt in Blau und schlichte Jeans. Ein paar unbeschreiblich lange Momente, die ich unmöglich in Sekunden, Minuten oder Stunden einteilen kann, schauen wir uns nur völlig verblüfft an und versuchen die Situation zu verarbeiten.
Dann kann ich förmlich sehen, als er begreift was er hier vor Augen hat. Seine Augen werden noch größer und er weicht zögernd einen Schritt zurück. Ich weiß nicht, was ich für eine Reaktion von ihm erwarte. Aber er wird auf jeden Fall weglaufen. Denn ich bin mir sicher, dass ich auf einen Menschen gefährlich und unnatürlich wirke. Es ist nur noch eine Frage von Augenblicken, bis die Angst ihn packt, er davongelaufen und ich wieder zum Gerücht werden würde.
Doch der verdammte Dümmling läuft nicht weg. Noch weniger sieht er bei genauerem Überlegen so aus als ob er Angst hat. Stattdessen bekomme ich es jetzt mit der Angst zu tun.
Ich fühle mich ertappt. Eingeengt. Bedroht. Und vor allen Dingen … entblößt.
Ich habe mich noch nie nackt gefühlt. Doch zweifelsfrei ist es so. Hier in dem niedrigen Gewässer hat mich meine Fischflosse verlassen und mir an ihrer Stelle zwei kräftige, aber für mich nutzlose Beine dagelassen. Ich bin mir sicher, dass er außer meinem Kopf nicht viel sehen kann, aber darum geht es nicht. Es geht um das Gefühl anders zu sein. Ich kann mich nicht bewegen, nur ihn anstarren.
Langsam geht er in die Hocke, ohne den Blick abzuwenden. Er sieht aus als würde er sich etwas überlegen. Dann öffnet er den Mund und spricht.
Irritiert und immer noch höchst alarmiert starre ich ihn weiter an. Ich habe nicht gewusst, dass Menschen sprechen können. Die Vorstellung, dass sie das wirklich taten war auf ihre Weise lachhaft.
Ich weiß nicht was er von mir will, natürlich verstehe ich kein Wort. Was denkt er sich? Hat er womöglich doch nicht verstanden, dass ich nicht zu seiner Gattung gehöre?
„Was willst du?“ bringe ich in meiner eigenen Sprache hervor. Vielleicht eine dumme Frage, aber vermutlich hat er jetzt kapiert, das Smalltalk nicht wirklich viel Sinn macht, da er mich selbstverständlich auch nicht verstehen kann.
Der Kerl, ich bin mir jetzt ziemlich sicher, dass er kein Junge mehr ist, lässt sich ganz auf den Boden sinken und schaut mich mit gerunzelter Stirn an. Dann scheint ihm wieder eine Idee gekommen zu sein. Er hebt eine Hand und deutet auf seine Brust. Dann sagt er etwas. Etwas Kurzes. Etwas, das vermutlich sein Name ist. Und etwas was ich nie im Leben aussprechen kann.
Ich versuche es dennoch, denn ich bin neugierig, ob ich es wirklich nicht kann.
„Kh-apr-eel“ Seine Mundwinkel zucken. „Gabriel“ wiederholt er seinen Namen. Jetzt ist es an mir die Stirn zu runzeln. Da ist ein Laut in seinem Namen, den ich nicht hervorbringen kann.
Gabriel deute auf mich und zieht fragend die Augenbrauen hoch.
„Rha-pee“ antworte ich. Er hat keinerlei Probleme meinen Namen zu wiedeholen.
Nachdem wir also unsere Namen ausgetauscht haben kehrt wieder Stille ein.
Ich habe die ganze Zeit völlig starr in meiner gekauerten Haltung verharrt und ich merkte langsam, wie meine Beine einschlafen. Doch ich habe immer noch Angst. Auch wenn ich nicht genau sagen kann wovor. Offenbar ist der Kerl mir nicht unbedingt feindlich gesonnen. Doch diese Situation ist so unglaubwürdig… Ich spiele mit dem Gedanken einfach mit einem geschickten Sprung in die vertrauten, sicheren Tiefen des Tümpels abzutauchen. Und ich tue es als ich sehe, dass er aufsteht und auf meine Seite des Tümpels zukommt. Schnell stoße ich mich vom schlammigen Rand ab und lasse meine Beine in das Loch gleiten. Kaum verlieren sie den Boden unter den Füßen bildet sich meine Fischflosse zurück und mit einem eleganten Schwung tauche ich in die schwarze Tiefe.
Ich halte es nur genau eine Stunde aus. Und ich ärgere mich unsagbar darüber. Ich bin viel zu neugierig, naiv und aufbrausend. Ja, das alles weiß ich. Aber das drängt diese Eigenschaften nicht zurück. Ich schaue mich um, in meinem dunklen Gefängnis hier unten. Es ist weitaus größer als es je ein Mensch erahnen würde, der nur das Wasserloch da oben sieht. Es gibt triste Felsen, auf die ich mich niederlassen kann, ein paar Algen die ich zu einer Hängematte geflochten habe und einige gesammelte Gegenstände, die ich wie meinen kleinen Goldschatz hüte. Außerdem noch Molche, Frösche, Schnecken und allerlei Getier das hier rumkriecht. Durch ein Tunnel-System kann man in zwei bis drei andere Tümpel gelangen. Allerdings tue ich das nicht so oft. Die Tunnel sind eng und schlammig und nicht selten sogar trocken, sodass ich mich mit den nutzlosen Beinen durch die Erde ziehen muss um den Nachbartümpel zu erreichen. Und es gibt etwa zehn Mal so viele Tümpel wie Tümpelinge. Ich begegne höchstens einmal im Monat einem Artgenossen. Im Grunde sehne ich mich eigentlich nach Gesellschaft. Und wie oft begegnet man schon einem Menschen…
Also schwimme ich langsam in Richtung Oberfläche, wo sich ein winziger heller Fleck abzeichnet auf denn ich nun immer schneller und entschlossener zuschnelle. Kurz bevor ich sie durchbreche bremse ich ab, und strecke nur ganz vorsichtig meinen Kopf heraus, gerade so, dass meine Augen klar sehen können und ich wieder die frische Waldluft auf meinem Gesicht spüre. Gabriel sitzt noch genau da wo er eben gestanden hat und er guckt auf einen flachen Gegenstand in seiner Hand. Ich kann erkennen, dass er leuchtet. Fasziniert streckte ich mich noch ein bisschen weiter heraus um besser sehen zu können, da blickt er auf und entdeckt mich aufs Neue.
Wieder schauen wir uns an. Aber diesmal bleibe ich in meinem Loch wo ich jederzeit abtauchen kann. Schließlich erhebt er sich und kommt langsam wieder auf den Tümpel zugelaufen. Misstrauisch und überaus neugierig beobachte ich ihn, wie er schließlich seine Schuhe mit den Füßen abstreift und so nah kommt, dass das grünliche Wasser ganz am Rand über seine Zehen schwappt.
Ich habe keine Ahnung was er vorhat und ob ich das gutheißen soll, doch plötzlich bleibt er stehen und ein lauter Krach ertönt. Erschrocken tauche ich ein paar Meter unter die Oberfläche, bis ich kurz darauf hören kann, dass der Krach verschwindet und seine Stimme erklingt. Einen Moment überlege ich was er da wohl tut. Ich tauche wieder auf und sehe, dass er sich das schimmernde, flache Etwas ans Ohr hält und ganz offensichtlich damit spricht. Es ertönt eine zweite Stimme. Die Stimme des Gerätes. Ich kann nicht anders als gebannt zuzugucken und der fremdartigen Sprache zu lauschen. Er schaut kurz zu mir und muss wohl über meinen Gesichtsausdruck grinsen. Dann wendet er sich ab, sagt noch ein paar Worte zu dem Gerät und steckt es dann wieder in seine Hosentasche.
Er sieht mich an und sagt etwas. Ich verdrehe die Augen. Dann hockt er sich wieder in die Nähe des Tümpels und versucht sich nun mit Gesten zu verständigen. Bei mir kommt allerdings nur an, dass er vermutlich jetzt gehen wird. Ich nicke, auch wenn ich mir nicht sicher bin was er will.
Ich habe auf einmal Angst, dass er nicht wieder kommen wird. Oder schlimmer, dass er mich verraten könnte…
Er steht auf. „Warte.“ sage ich. Doch er versteht mich natürlich nicht. Er zuckt mit den Achseln und deutet in den Wald. Wieder macht er ein paar Gesten und deutet auf den Fleck auf dem er gesessen hat. Ich verstehe immer noch nicht was er mir zu beschreiben versucht. Er sieht es mir offenbar an und verdreht die Augen. Dann zieht er einen seiner Schuhe aus und legt ihn ins Moss vor den Tümpel. Dann dreht er sich um und geht. Er kommt wieder, denke ich, beschließe ihm zu vertrauen und tauche wieder in meine gewohnten Gewässer.
Ich gehe durch den Wald. Anfangs unsicher, ob ich den Weg wiederfinde werde, dann immer sicherer und schneller. Es ist schwül, doch hier im Wald lässt es sich aushalten. Normalerweise habe ich nicht viel übrig für die Natur. Doch gestern hatte ich einfach mal Lust etwas anderes zu tun. Und ich hatte etwas entdeckt.
Ich finde den Tümpel, der da so unscheinbar auf einer winzigen zugewucherten Lichtung liegt, direkt wieder. Und auch Rha-pee entdecke ich sofort. Er wartet in seiner Kauerhaltung hinter den Schilfhalmen und ist wirklich wunderbar getarnt mit der blassgrauen Haut und den grauen Haaren. Nur seine Augen, die grün wie Edelsteine funkeln sind ziemlich auffällig. Ich hatte ihn im ersten Moment für ein weibliches Wesen gehalten, sein Gesicht ist sehr fein und seine Augen unnormal groß. Verstanden hatte ich den ganzen Anblick als ich die Schlitze an seinem Hals wahrgenommen hatte. Kiemen.
„Ka-preel“ Er gibt sich sichtlich Mühe meinen Namen auszusprechen. Seine Sprache von der ich ja nur ein paar Fetzen gehört habe, klingt sehr schroff und abgehackt, voll fremder Laute.
„Hi“ sage ich und lasse mich in der Nähe des Ufers nieder. Er setzt sich anders hin, in seichteres Wasser, sodass seine Kniespitzen zu sehen sind. „Du hast Beine.“ stelle ich ziemlich dümmlich fest.
Deshalb die unbeholfene Haltung. Ich deute auf seine Knie und dann auf meine Beine. Nach kurzem Zögern nickt er. Ich mache Laufbewegungen, auch wenn ich mir dabei etwas dämlich vorkomme und sehe ihn dann fragend an. Er schüttelt den Kopf. Er kann also nicht wirklich aus diesem Loch hier raus. Ich sehe mich nach meinem Schuh um, kann ihn aber nicht finden. Ich versuche ihm klar zu machen was ich suche. Das erste Mal sehe ich ihn grinsen. Es zeigen sich ziemlich unsympathische Zähne, die vielleicht eher einem Haifisch als einem schmächtigen Wasserwesen gehören sollten. Besonders groß sieht er wirklich nicht aus. Eher ein bisschen abgemagert. Und dann hebt er einen Arm aus dem Wasser und zieht meinen vor Schlamm und Wasser triefenden Turnschuh mit heraus. Was für ein Teufel, denke ich und bedeute ihm mir meinen Schuh zurück zu geben. Doch er schwimmt weiter in den Tümpel, gerade so, dass er nicht in der Mitte ist, wo es hinab geht. Er deutet auf das Wasser und macht irgendwelche komischen Bewegungen. Dann wedelt er mit dem Schuh in der Luft herum. Es dauert fast den halben Tag bis ich endlich verstehe was er will. Doch dann freue ich mich, willige ein und laufe zurück um ihm was zum Anziehen zu holen. Er will laufen, denke ich auf dem Weg zurück.
Es hat sich als absolut hoffnungslos erwiesen. Gabriel ist nicht dafür gemacht jemandem das Laufen beizubringen und ich merke nach wenigen Minuten, dass meine Haut austrocknet und unangenehm spannt. Und obwohl der Boden weich und voller Moos ist, reißt die dünne Haut an meinen Fußsohlen auf, da sie nicht an festen Untergrund gewohnt ist. Entnervt und entmutigt sitzen wir auf unserer Lichtung. Ich mit den Beinen im Tümpel, er mit angezogenen Beinen.
Mir tun sämtliche Knochen von der ungewohnten Bewegung weh und am liebsten würde ich mich jetzt in meine Hängematte kuscheln und von Meer träumen. Ich seufze.
Unsicher begutachte ich den Tümpel. Rha-pee schwimmt in der Mitte und klopft ungeduldig mit der flachen Hand auf die Wasseroberfläche. Ich trage eine Badehose und stehe bis zu den Knöcheln im Schlamm. Zuversichtlich bedeutet er mir näher zu kommen. Ich nehme mich zusammen und mache ein paar weitere Schritte. Das Wasser ist kalt und meine Füße werden mit glitschigem Schlamm, kleinen Steinen und Algen umspült. Ich merke, dass ich immer tiefer in dem Morast sinke, reiße mich los und mache die letzten Schritte, sodass ich plötzlich den Boden verliere und zu dem Tümpeling in das Loch plumpse. Ich ringe nach Luft als das eisige Wasser mich bis zum Hals umfängt. Hier ist es noch viel Kälter als am Rand und ich kann quasi die dunkle, klare Tiefe unter mir spüren. Es ist ein widerliches Gefühl und ich kann mich kaum rühren. Rah-pee schaut jedoch zufrieden aus, als wollte er sagen: Ist doch schön hier oder?
Wir schwimmen ein paar Runden, doch allzu lange halte ich es nicht aus. Ich höre ihn lachen als ich durchgefroren und mit blauen Lippen aus dem Tümpel klettere und mich zitternd abtrockne. Er lacht mich aus, denke ich und muss schmunzeln. Verrückter Kerl. Ich winke ihm zu und mache mich auf den Heimweg.
Panisch kämpfe ich mich durch den Tunnel, meine liebsten Gegenstände an mich gepresst. Noch ist der Tunnel unter Wasser, doch es ist so eng hier, dass meine Flosse mit jedem Schlag schmerzhaft gegen das Erdreich schlägt. Das Wasser ist abgestanden, sauerstoffarm und stinkt. Keuchend schleppe ich mich nun einen Gang hoch der mich aus dem Wasser führt und mir meine Fischflosse nimmt. Meine Beine zappeln schmerzhaft und versuchen Halt in den glitschigen Tunneln zu finden. Ich kämpfe mich weiter. Ziehe mich an Wurzeln entlang oder robbe auf dem Bauch, bis mir alles wehtut. Tage bin ich unterwegs gewesen, bis ich endlich den letzten Abschnitt erreiche, einen letzten Tunnel hinab schwimme und endlich eine leere Tümpelhöhle erreiche. Sie ist dunkler und verwinkelter als die davor erkenne ich noch, bevor ich erschöpft und unendlich traurig auf den Boden sinke und einschlafe.
Ich erreiche die Lichtung und mein unwohles Gefühl wird zur Gewissheit. Die Bagger, die die Straße aus dem Wald hinab fuhren, waren nicht tatenlos geblieben. Die Libellen sind weg. Das Moos ist weg. Der Tümpel ist weg...
Sein Tümpel ist weg. Zugeschüttet und für immer seiner Schönheit und Magie beraubt.