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Der Strandspaziergang

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08.12.2013
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Der Strandspaziergang

Es geschah im Spätsommer 2007, als wir an die Nordseeküste fuhren, um Großmutter im Krankenhaus zu besuchen. Mit wir meine ich meine Mutter, meinen kleinen Bruder und mich.
Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit das alte Haus erreichten, wurden wir von Benny, dem Jack Russel Terrier, begrüßt. Die Nachbarn von der gegenüberliegenden Straßenseite, ein älteres Ehepaar, waren so nett, sich bis zu unserer Ankunft um ihn zu kümmern.
Es war ein großes Haus, viel zu groß für eine einzelne Person, aber Großmutter lebte seit Jahrzehnten ganz alleine dort und schien damit ganz glücklich zu sein. Niemand hätte es in ihrer Gegenwart gewagt, das Wort 'Altersheim' auch nur in den Mund zu nehmen.

Während Mutter und Michael es sich im Erdgeschoss gemütlich machten, durfte ich mir ein freies Zimmer im ersten Stock aussuchen, alle bis auf eines.
Soweit meine Erinnerungen zurückreichten, war die Tür am Ende des Ganges verschlossen gewesen. Wie ich später erfuhr, handelte es sich um das Arbeitszimmer meines Großvaters, der lange vor meiner Geburt verstorben war. Ich hatte nie gefragt, warum unter all den alten Fotos kein einziges von ihm zu finden war. Es wurde nie über ihn geredet und ich hatte wohl angenommen, dass Großmutter ihn einfach vergessen wollte.

Noch am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück, statteten wir ihr einen Besuch ab.
Ich erinnere mich noch an das gutmütige Lächeln, das uns begrüßte, als wir dieses steril-weiße Krankenzimmer betraten.
»Oma!«, rief mein kleiner Bruder, während er an mir vorbeistürmte und beinahe eine Blumenvase vom Tisch stieß.
»Jetzt pass doch auf!« , schimpfte ich.
Michael und Großmutter verstanden sich schon immer gut. Ich wollte mich nicht in das Gespräch mit ihrem Lieblingsenkel einmischen, daher hielt ich mich nach der Begrüßung lieber im Hintergrund.
»Sophie«, sagte sie plötzlich, während sie die Bettdecke zur Seite schob und auf den frei gewordenen Platz verwies.
»Komm, setz dich zu mir.«
Kaum hatte ich mich neben sie gesetzt, holte sie einen kleinen, glänzenden Gegenstand aus ihrer kastanienbraunen Handtasche und drückte ihn mir in die Hand. Ein Schlüssel?
»Das kannst du doch nicht-«, hörte ich Mutter protestieren.
Sag mir ja nicht was ich tun kann und was nicht.
Großmutter sagte es zwar nicht laut, aber es war offensichtlich, was sie mit ihrem Blick andeuten wollte.
Mutter schwieg.
Den Rest unseres Besuches passte ich auf Michael auf, während die Erwachsenen ihre Erwachsenengespräche führten.

An diesem ungewöhnlich warmen Abend machte ich mit Benny einen Spaziergang am Strand, während Mutter zusammen mit Michi einkaufen war.
Welle für Welle traf die Gischt auf das Ufer. Der frische Nordseewind sorgte für eine angenehme Brise. Ich ließ meinen Blick über die hypnotisierende Dünenlandschaft schweifen und bemerkte in meiner Geistesabwesenheit nicht, wie sich Benny immer weiter von mir entfernte. Dieser dumme Hund hatte schon immer seinen eigenen Kopf. Es kam, wie es kommen musste. Mit einem Ruck rutschte die Leine aus meiner Hand und glitt über den sandigen Boden. Ich schaffte es gerade noch den Haltegriff zu packen, blieb dabei jedoch mit der rechten Sandale stecken und landete schließlich mit dem Gesicht im kalten, feuchten Sand. Während ich die Leine in der einen Hand fest umklammert hielt, versuchte ich mit der anderen den klebrigen Dreck aus Haar und Kleidung zu entfernen, vergebens.

Ich richtete mich wieder auf und blickte auf das weite Meer vor mir, doch etwas war jetzt anders. Nein, unmöglich, das ist...
Ich dachte zuerst es sei eine Fata Morgana, aber für eine Fata Morgana wirkte es viel zu echt.
Wo nichts als Meer sein sollte, ragten in der Ferne Landschaften empor, die sich beinahe über den gesamten Horizont erstreckten. Schneebedeckte Berge im Westen, grünes Land im Osten. Hinter den Wäldern ragte ein strahlender Leuchtturm in den Himmel. Moment, das war kein Leuchtturm! Auf die Entfernung fiel es mir schwer die Größenverhältnisse einzuschätzen, aber was auch immer es war, es muss wesentlich größer und höher gewesen sein als ein Leuchtturm. Von der Spitze ging ein kontinuierliches, intensives Licht aus. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Hatte ich mir etwa den Kopf ernsthaft verletzt? War ich Alice im Wunderland oder hatte ich das Tor zu Narnia entdeckt?
Ich wollte gerade mit meinem Handy ein Foto machen, als ich plötzlich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm, die mich zusammenschrecken ließ.
Hinter mir stand jemand.
»Kein Grund beunruhigt zu sein.«
»Äh... Hallo?«, grüßte ich leicht verunsichert, und fragte mich, ob er sich auf diese gewaltige Landmasse bezog, die aus dem Nichts aufgetaucht war, oder auf sein ebenso plötzliches Erscheinen inmitten der Abenddämmerung, die inzwischen hereingebrochen war. Ein faltiges, vernarbtes Gesicht blickte mir entgegen.
Der Fremde trug eine elegante, bordeauxrote Uniform und ein Paar dicke, schwarze Stiefel mit metallisch glänzenden Vorderkappen. In seiner linken Hand hielt er einen Spazierstock mit Goldgravur.
»Dieses Amulett,«, er zeigte auf meine Halskette, »wo hast du es her?«
Ich nahm den Edelstein, der um meinen Hals hing, zwischen die Finger und betastete ihn. Sein Blick war immer noch darauf fixiert. Normalerweise hätte ich mich unwohl dabei gefühlt, von einem Fremden grundlos Dinge gefragt zu werden, aber in seiner Art lag etwas Beruhigendes und Vertrautes.
»Oma hat es mir geschenkt.«
Tatsächlich hatte es sich in einer Schatulle befunden, im kleinen Tresor im Wohnzimmer, welcher sich mit dem Schlüssel öffnen ließ, den sie mir gegeben hatte.
»Mm... verstehe, verstehe...«
Ich kann mich immer noch an den Blick in seinen Augen erinnern. Es war wirklich schwierig, ihn einzuschätzen. War es Freude? War es Enttäuschung? In ihnen spiegelte sich etwas wieder, etwas, das sich nur schwer fassen ließ. Zu diesem Zeitpunkt war ich nicht wirklich in der Lage meine Gedanken zu sortieren, später blieb ich nächtelang wach und dachte darüber nach. Irgendwann bin ich wohl zum Schluss gelangt, dass es sich um Sehnsucht gehandelt haben muss.
Benny war in der Zwischenzeit ganz von alleine zurückgekehrt, erschöpft von seinem kleinen Ausflug.
Der Fremde schüttelte kurz den Kopf und atmete die Meeresluft tief ein.
»Dieses Amulett... trage es immer bei dir. Verliere es nicht. Es ist...«
Er hob den Kopf und ließ seinen Blick ein letztes Mal in die Ferne schweifen, auf das Gebilde, dessen strahlendes Licht immer noch durch die Abenddämmerung schien.
»Es ist wie ein Leuchtturm,«, sagte er. »ein Licht in der Dunkelheit, das dir den richtigen Weg weist.«
Ich wusste zwar nicht, was das genau bedeuten sollte, aber ich spürte, dass dieser alte Mann vor mir nicht verrückt war. Seine Haltung war so ruhig, sein Blick entschlossen. In diesem Moment schien mir alles möglich. Über der Landmasse in der Ferne hatten sich in der Zwischenzeit finstere Gewitterwolken angesammelt.
»Ein Sturm zieht auf. Du machst dich jetzt besser auf den Weg.«
Er kehrte mir den Rücken zu.
Das ferne Donnergrollen hinter mir wurde lauter und schwere Regentropfen fielen vom Himmel.
»Warten Sie!«
Ich hatte so viele Fragen, die nach einer Antwort verlangten.
»Können Sie mir sagen, was das dort drüben ist?« Ich zeigte auf das leuchtturmartige Gebilde, während mir meine nassen Haare gegen das Gesicht klatschten.
»Es ist besser, wenn du es nicht weißt.«
Ich stellte die nächste, naheliegende Frage: »Wer sind Sie?«
Keine Antwort. Das Gewitter kam immer näher. Benny fing an zu bellen und an der Leine zu zerren.
Der Fremde drehte sich ein letztes Mal zu mir. Bis heute verstehe ich nicht, was er mir damit sagen wollte, als er mit seinen Lippen das Wort »Danke« formte.
Mehrere Lichtblitze hinter mir tauchten die Landschaft in grelles Licht und erzeugten lange Schatten. Ich wirbelte herum. Ohrenbetäubender Donner ließ die Luft vibrieren. Ein Blitz hatte gefährlich nahe eingeschlagen. Der Regen wurde stärker.
Als ich mich wieder umdrehte, war der alte Mann verschwunden. Das Meer war wieder nur ein Meer, nur Wasser und Wellen, so weit das Auge reichte.
»Hey!! Was macht ihr hier! Verschwindet!«, brüllte ein Mann mit Warnweste aus der Ferne.

Ich hatte mir fest vorgenommen, Großmutter zu fragen, was es mit diesem Amulett auf sich hat, aber dazu sollte es nicht mehr kommen. Noch in der darauffolgenden Nacht kam der Anruf vom Krankenhaus. Sie hatte die Operation nicht überstanden. Vor wenigen Stunden saß sie putzmunter neben uns, und jetzt war sie für immer fort.

Es war eine unruhige Nacht. Mutter hatte versucht es ihm schonend beizubringen, aber es dauerte noch eine ganze Weile, bis Michael einschlief. Während sie noch in der Küche telefonierte, ließ ich die kleinen Hände los und deckte ihn zu.

Dicke Regentropfen trommelten gegen das Fenster, der Wind peitschte durch die Bäume, der Sturm tobte. Soweit meine Erinnerungen zurückreichten, war die Tür am Ende des Ganges verschlossen gewesen, doch dieses Mal hatte ich den Schlüssel. Ich fand ihn im Tresor, neben der Schatulle mit dem Amulett. Genau genommen waren es die einzigen Gegenstände, die sich im Tresor befanden, abgesehen von ein paar alten Dokumenten und Urkunden.

Ich drehte den Schlüssel. Ein Klicken war zu hören. Vorsichtig drückte ich den Türklinke nach unten.
Mit einem lauten Knarren öffnete sich die Tür.
Ich versuchte möglichst keinen Staub aufzuwirbeln, während ich durch das dunkle Zimmer schlich. Der Lichtschalter funktionierte nicht und der Schein der Straßenlaterne war durch das stark verschmutzte Fenster kaum zu erkennen. Glücklicherweise funktionierte die Lampe auf dem Schreibtisch noch.
Unter den vielen Notizbüchern und Mappen, die sich im Zimmer stapelten, stach ein Objekt ganz besonders hervor. Über einem geprägten Wappen auf der Vorderseite funkelten goldfarbene Schriftzeichen, eingebettet in einer smaragdgrünen Schlangenverzierung. Ich wusste zwar nicht, was sie bedeuteten, aber es sah irgendwie wichtig aus. Die Mappe war wesentlich schwerer als erwartet und als ich sie öffnete, glitt ein altes Foto heraus.
Im Schein der Lampe lächelte mir ein junges Pärchen entgegen. Die Dame zur Linken war, und daran bestand kein Zweifel, meine Großmutter in jungen Jahren, und der Mann, dessen Schulter sie umklammert hielt, trug eine bordeauxrote Uniform.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo!

Ich hoffe ihr habt meine kleine Erzählung gut überstanden und seid nicht über das abrupte Ende gestürzt. :)
Meine letzte Geschichte habe ich vor fast einem Jahrzehnt (mit Zwölf) geschrieben, daher muss da noch einiges zurechtgeschliffen werden.
Haltet euch nicht zurück mit der Kritik, denn deswegen bin ich hier. Besonders wichtig ist mir Kritik zur Rechtschreibung, zum Lesefluss und zum Stil.

Falls es jemanden interessiert, hier ist eine echte Fata Morgana an der norwegischen Küste zu sehen: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f3/2005-08-22_fata_morgana.jpg
Den Artikel dazu habe ich erst später gelesen. Ich dachte nicht ernsthaft, dass es die in dieser Form wirklich gibt.

 

Hallo Teezauber,

herzlich Willkommen hier im Forum!

Ich finde den Ansatz Deiner Geschichte nicht schlecht, aber mir kommt es eher vor wie eine Einleitung zu einem Roman oder eben zu einer langen Kurzgeschichte. ;)


Aber sie hat leider keine Pointe, kein Ende, nicht mal ein offenes für mein Empfinden. Wenn wenigstens der Mann des jungen Pärchens auf dem Foto eine elegante, bordeauxrote Uniform und ein Paar dicke, schwarze Stiefel mit metallisch glänzenden Vorderkappen getragen und in seiner linken Hand einen Spazierstock mit Goldgravur gehalten hätte … aber das war ja nicht so.

Offene Enden finde ich gut, aber in diesem Fall ist es mir ZU offen. Was passiert in der Story? Ein Mädchen besucht Oma mit ihrer Familie, geht spazieren, trifft einen fremden Mann, Oma stirbt, Mädchen findet Foto, aus. Ende. Das ist mir persönlich ein bisschen wenig.

Rechtschreibfehler habe ich jetzt beim ersten Mal Lesen nicht entdeckt, lediglich ein paar Kommas, die noch fehlen.

Deinen Schreibfluss empfinde ich auch als angenehm.

Ich bin gespannt auf Deine nächste Geschichte und die Kommentare der anderen.

Viel Spaß weiterhin wünscht
Meraviglia

 

Hinweis: Mein Kommentar hat sich mit dem von Meraviglia überschnitten

Hallo Teezauber

Und Herzlich Willkommen bei uns im Forum!

Zunächst möchte ich zwei Punkte anmerken:

Die Einrückungen bei der wörtlichen Rede solltest du nicht machen. In Büchern erleichtern sie zwar das Lesen (werden dann aber generell bei Zeilenumbrüchen gemacht), hier aber finde ich sie eher verwirrend. Zum einen hast du sehr weit eingerückt, zum anderen stimmt dann auch die Formatierung nicht mehr, weil die Einrückung eigentlich nur zu Beginn des neuen Absatzes gemacht wird, du sie aber über den kompletten Absatz hinweg beibehältst. Das sieht dann komisch aus. Also am besten ganz weglassen, das ist hier üblich so.

Zum zweiten, du möchtest Rückmeldung zur Rechtschreibung, die finde ich ordentlich, aber an der Kommasetzung solltest du nochmal arbeiten, vor allem bzgl. Infinitivgruppen. Auch wenn der Duden Kommas dort nur unter bestimmten Umständen vorschreibt, darfst du sie immer machen (um die Gliederung des Satzes deutlich zu machen), und dazu rate ich auch. Hier mal zwei Beispiele:

Eigentlich hatte ich nicht vor jemandem davon zu berichten,

Ich glaube, gemäß aktuellen Regeln ist das korrekt, bevorzugen tue ich allerdings diese Variante:

Eigentlich hatte ich nicht vor, jemandem davon zu berichten,

Denn die ist ebenfalls korrekt.

Hier jedoch:

Es geschah im Spätsommer 2007, als wir an die Nordseeküste fuhren um Großmutter im Krankenhaus zu besuchen.

gibt es keine zwei Meinungen mehr, nach "fuhren" muss ein Komma kommen (da die Infinitivgruppe mit "um" eingeleitet wird). Aber eben, bevor man da jetzt jedes Mal überlegt, braucht es ein Komma oder ist es freiwillig, würde ich es grundsätzlich immer setzen an den Stellen. Das zieht sich durch den ganzen Text, also klopf ihn am besten mal darauf ab.

Sonst, gehen wir da auch kurz drüber, zur Rechtschreibung: wie gesagt, fand ich ordentlich. Mir sind nur Kleinigkeiten aufgefallen:

die aus dem nichts aufgetaucht war,

Nichts

doch dieses mal hatte ich den Schlüssel.

dieses Mal

glitt eine altes Foto heraus.

ein altes Foto

So, jetzt aber endlich zum Inhalt der Geschichte:

Ja, ich fand das Ende zu abrupt. Ich denke, du hast Fantasie, und ich merke auch eine gewisse Lust am Erzählen, aber warum erzählst du denn nicht eine vollständige Geschichte? Da wird mir zu vieles angedeutet, die Fata Morgana, der alte Mann, die Andeutungen bzgl. des Amuletts - ich kann mir vorstellen, dass in deinem Kopf Erklärungen dazu existieren, aber du musst die unbedingt rüberbringen. In der Form finde ich es für eine Kurzgeschichte zu wenig, denn überleg doch mal, was der Leser wirklich erfährt. Da mögen Ansätze zu einem ganzen Roman in dem Text stecken, aber es bleibt eben bei den Ansätzen, und so lässt du den Leser allzu ratlos zurück. Ich kann damit inhaltlich leider nicht viel anfangen - ein Text muss natürlich nicht alle Fragen immer beantworten, und natürlich darf auch mal was der Fantasie des Lesers überlassen werden, aber das kann nicht bedeuten, dass sich der Leser die Geschichte zusammenfantasieren muss. Die Hauptarbeit liegt bei dir als Autorin, und da finde ich, machst du es dir mit dem Text allzu einfach. Du stellst viele Fragen, lieferst aber keine Antwort, und gibst auch dem Leser nichts an die Hand, um Antworten zu finden.

Und dann, das Ende, also komm - das ist eine andere Geschichte? Eine längere Geschichte? Was soll ich denn jetzt mit dieser Information anfangen? Ich habe den Eindruck, du hattest vielleicht keine Lust mehr zum Schreiben plötzlich? Oder noch keine Idee, was in der Mappe drin sein soll? Also ich schlage vor, du nimmst dir jetzt die losen Fäden deines Textes vor, und verknüpfst die zu einer abgeschlossenen Geschichte. Wenn du das Gefühl hast, das wird dann zu lang --> wir haben ja neuerdings auch eine Rubrik für Romane. Oder du suchst dir einen anderen Stoff, erzählst den dann im Rahmen einer Kurzgeschichte aber abschließend.

Was den Stil angeht, ich bin kein großer Freund davon, den Leser direkt anzusprechen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Hier sehe ich die Notwendigkeit nicht. Ansonsten finde ich den Stil im Groß und Ganzen ebenfalls ok, er ist zwar einfach und enthält einige oft gehörte Formulierungen ("gefühlte Ewigkeit", "peitschender Wind" etc.), aber das ist in Ordnung, vor allem wenn man noch nicht so lange schreibt. Es ist besser, einfach zu schreiben, als zu versuchen, sich da zu verkünsteln, da kann man auch viel kaputt machen.

Ein paar stilistische Unsauberkeiten, die mir aufgefallen sind:

Während Mutter und Michael es sich im Erdgeschoss gemütlich machten, durfte ich mir ein freies Zimmer im ersten Stock aussuchen, alle bis auf eines.

Ich weiß, was du damit sagen willst, aber so geschrieben klingt es, als hätte sie sich alle bis auf ein Zimmer ausgesucht.

Vor wenigen Stunden saß sie putzmunter neben uns, und im nächsten Augenblick war sie für immer fort.

Nicht im nächsten Augenblick - das klingt so, als sei sie während des Besuchs noch gestorben.

Manchmal ist das Leben ungerecht. Manchmal liefert es uns keine Antworten. Gibt es überhaupt eine Antwort? Ich war mir sicher, dass es immer eine gibt. Ich musste sie nur finden.

Hier bekommt der Text eine seltsame, philosophisch angehauchte Note. Würde ich weglassen. Zum einen sind das Allgemeinplätze - manchmal ist das Leben ungerecht, ja, ist wohl so. Zum anderen gehst du diesen Fragen auch nicht auf den Grund, bietest da keine neue Perspektive darauf. So wirkt der Abschnitt dann etwas verloren im Text.

Ja, Teezauber - meinen Hauptkritikpunkt hab ich glaub deutlich gemacht. Ich denke, dieser Satz aus deinem Text beschreibt auch mein Gefühl am besten:

Ich hatte so viele Fragen, die nach einer Antwort verlangten.

So ging es mir nach dem Lesen deines Textes. Versuch doch, die eine oder andere Antwort hineinzupacken.

Soviel mal von meiner Seite - viel Spaß wünsch ich dir hier noch, beim Lesen, Schreiben und Kommentieren.

Grüsse,
Schwups

 
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Hallo Teezauber,

herzlich Willkommen hier im Forum!

Ich finde den Ansatz Deiner Geschichte nicht schlecht, aber mir kommt es eher vor wie eine Einleitung zu einem Roman oder eben zu einer langen Kurzgeschichte. ;)

Hallo, Meraviglia. Ja, da hast du mich wohl erwischt. Ich hatte es nicht wirklich als Kurzgeschichte konzipiert, eher als Schreibübung. Ich wollte mich nicht gleich in einen ausgewachsenen Roman stürzen, also dachte ich, ich könnte etwas Interessantes daraus basteln.

Aber sie hat leider keine Pointe, kein Ende, nicht mal ein offenes für mein Empfinden. Wenn wenigstens der Mann des jungen Pärchens auf dem Foto eine elegante, bordeauxrote Uniform und ein Paar dicke, schwarze Stiefel mit metallisch glänzenden Vorderkappen getragen und in seiner linken Hand einen Spazierstock mit Goldgravur gehalten hätte … aber das war ja nicht so.
Es wurde nicht explizit erwähnt. Ich wollte es dem Leser überlassen, aber womöglich war das zu viel des Guten.

Rechtschreibfehler habe ich jetzt beim ersten Mal Lesen nicht entdeckt, lediglich ein paar Kommas, die noch fehlen.
Ja, das mit den Kommas muss ich noch verinnerlichen. :hmm:

Deinen Schreibfluss empfinde ich auch als angenehm.

Ich bin gespannt auf Deine nächste Geschichte und die Kommentare der anderen.

Danke, ich auch.


Gruß
Teezauber

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Teezauber

Und Herzlich Willkommen bei uns im Forum!

Dankeschön.

Zunächst möchte ich zwei Punkte anmerken:

Die Einrückungen bei der wörtlichen Rede solltest du nicht machen. In Büchern erleichtern sie zwar das Lesen (werden dann aber generell bei Zeilenumbrüchen gemacht), hier aber finde ich sie eher verwirrend. Zum einen hast du sehr weit eingerückt, zum anderen stimmt dann auch die Formatierung nicht mehr, weil die Einrückung eigentlich nur zu Beginn des neuen Absatzes gemacht wird, du sie aber über den kompletten Absatz hinweg beibehältst. Das sieht dann komisch aus. Also am besten ganz weglassen, das ist hier üblich so.

Okay, werde ich entfernen.

Zum zweiten, du möchtest Rückmeldung zur Rechtschreibung, die finde ich ordentlich, aber an der Kommasetzung solltest du nochmal arbeiten, vor allem bzgl. Infinitivgruppen. Auch wenn der Duden Kommas dort nur unter bestimmten Umständen vorschreibt, darfst du sie immer machen (um die Gliederung des Satzes deutlich zu machen), und dazu rate ich auch.
Ich dachte immer, dass das dann etwas überladen wirken würde.

Aber eben, bevor man da jetzt jedes Mal überlegt, braucht es ein Komma oder ist es freiwillig, würde ich es grundsätzlich immer setzen an den Stellen. Das zieht sich durch den ganzen Text, also klopf ihn am besten mal darauf ab.
Werde ich machen.

Sonst, gehen wir da auch kurz drüber, zur Rechtschreibung: wie gesagt, fand ich ordentlich. Mir sind nur Kleinigkeiten aufgefallen:
Ups, die sind mir wohl durchgerutscht, wird korrigiert.

Ja, ich fand das Ende zu abrupt. Ich denke, du hast Fantasie, und ich merke auch eine gewisse Lust am Erzählen, aber warum erzählst du denn nicht eine vollständige Geschichte? Da wird mir zu vieles angedeutet, die Fata Morgana, der alte Mann, die Andeutungen bzgl. des Amuletts - ich kann mir vorstellen, dass in deinem Kopf Erklärungen dazu existieren, aber du musst die unbedingt rüberbringen. In der Form finde ich es für eine Kurzgeschichte zu wenig, denn überleg doch mal, was der Leser wirklich erfährt. Da mögen Ansätze zu einem ganzen Roman in dem Text stecken, aber es bleibt eben bei den Ansätzen, und so lässt du den Leser allzu ratlos zurück. Ich kann damit inhaltlich leider nicht viel anfangen - ein Text muss natürlich nicht alle Fragen immer beantworten, und natürlich darf auch mal was der Fantasie des Lesers überlassen werden, aber das kann nicht bedeuten, dass sich der Leser die Geschichte zusammenfantasieren muss. Die Hauptarbeit liegt bei dir als Autorin, und da finde ich, machst du es dir mit dem Text allzu einfach. Du stellst viele Fragen, lieferst aber keine Antwort, und gibst auch dem Leser nichts an die Hand, um Antworten zu finden.
Siehe letzter Beitrag.

Und dann, das Ende, also komm - das ist eine andere Geschichte? Eine längere Geschichte? Was soll ich denn jetzt mit dieser Information anfangen? Ich habe den Eindruck, du hattest vielleicht keine Lust mehr zum Schreiben plötzlich? Oder noch keine Idee, was in der Mappe drin sein soll?
Ja, das könnte wohl so rüberkommen.
In der Originalversion hätte sich ein Tagebuch oder ein Manuskript darin befunden, aber dann hätte ich wohl noch ein paar hundert Seiten gebraucht, um die Geschichte zu einem Abschluss zu führen. Leer lassen wollte ich sie allerdings auch nicht, also beließ ich es dabei.

Also ich schlage vor, du nimmst dir jetzt die losen Fäden deines Textes vor, und verknüpfst die zu einer abgeschlossenen Geschichte. Wenn du das Gefühl hast, das wird dann zu lang --> wir haben ja neuerdings auch eine Rubrik für Romane. Oder du suchst dir einen anderen Stoff, erzählst den dann im Rahmen einer Kurzgeschichte aber abschließend.
Ich glaube nicht, dass ich der Geschichte so schnell ein geschlossenes Ende verpassen kann. Vielleicht war es tatsächlich als Kurzgeschichte ungeeignet.
Einen anderen Stoff? Wie ist das gemeint? Ich habe vor, bei meinen künftigen Kurzgeschichten eine abgeschlossene Handlung einzubauen. Wie gesagt, es war meine erste.

Was den Stil angeht, ich bin kein großer Freund davon, den Leser direkt anzusprechen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Hier sehe ich die Notwendigkeit nicht. Ansonsten finde ich den Stil im Groß und Ganzen ebenfalls ok, er ist zwar einfach und enthält einige oft gehörte Formulierungen ("gefühlte Ewigkeit", "peitschender Wind" etc.), aber das ist in Ordnung, vor allem wenn man noch nicht so lange schreibt. Es ist besser, einfach zu schreiben, als zu versuchen, sich da zu verkünsteln, da kann man auch viel kaputt machen.
Ja, kann man. Ich wollte den Stil einfach und direkt halten.

Ein paar stilistische Unsauberkeiten, die mir aufgefallen sind:
Berechtigte Kritik.

Ja, Teezauber - meinen Hauptkritikpunkt hab ich glaub deutlich gemacht. Ich denke, dieser Satz aus deinem Text beschreibt auch mein Gefühl am besten:

So ging es mir nach dem Lesen deines Textes. Versuch doch, die eine oder andere Antwort hineinzupacken.

Puh, da muss ich nochmal darüber nachdenken.

Soviel mal von meiner Seite - viel Spaß wünsch ich dir hier noch, beim Lesen, Schreiben und Kommentieren.

Grüsse,
Schwups

Danke für die umfangreiche, ehrliche Kritik. ;)


Gruß
Teezauber

 

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