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Der Stoff aus dem Alpträume gemacht sind

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12.06.2009
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Der Stoff aus dem Alpträume gemacht sind

******Prolog******​

Ich , Marie André , bin 18 Jahre alt und wohne zur Miete in einer winzigen , muffigen Wohnung eines Wirtshauses in einem kleinen Dorf namens Treasure in Alabama. Vor zwei Jahren habe ich die Schule geschmissen , ich wollte nur noch weg von Deutschland, weg von der Stadt, die sich einmal mein Zuhause nannte. Wollte weg von der Schule in der mir und meiner damals besten Freundin Guilia solches Unrecht widerfahren ist. Weg von den Eltern, die mir keinen Glauben schenkten. Weg von meinem alten Ich ,Sophie Reinhardt. Weg von Ihm. Nun erzähle ich die Geschichte von Sophie. Sophie ist tot.

2 Jahre vorher
*1*​
Es war der erste Tag der Gerichtsverhandlung, welche ironischerweise in meiner Schule, dem Jochen-Müller Gymnasium stattfand. Im Gerichtsgebäude wurden gerade Renovierungsarbeiten durchgeführt und auf Grund der Nähe und der Größe unserer Aula, hatte man beschlossen das Hohe Gericht einfach dort abzuhalten. Die Halle war so voll wie noch nie, was allerdings zu erwarten war. Zu den üblichen Schaulustigen, die den Verhandlungen beiwohnten, kamen dieses Mal noch eine Menge Schüler der Schule und ein paar einflussreiche Bürger der Stadt hinzu. Immerhin war der Angeklagte ein sehr bekannter und beliebter Mann in der Stadt. Thomas Weyden war ein attraktiver Mann Anfang vierzig, hatte schwarzes gelocktes Haar und stahlblaue Augen, kalte Augen. Er war der Besitzer einer großen Automobilfabrik und ca. die Hälfte der Bewohner Schaffstadts arbeiteten für ihn.
Der Richter erhob sich langsam, gebot der Menge aufzustehen und riss mich damit aus meinen Gedanken. Schließlich setzten sich alle wieder und der Richter begann: "Wir haben uns heute versammelt um der Anschuldigung der schweren Vergewaltigung und Körperverletzung des Angeklagten an Guilia Vermont und Sophie Reinhardt nachzugehen."Er wandte sich an den Angeklagten und nahm ihm den üblichen Eid, sowie die Personalien ab. Dann ging es los .Ich saß heute noch im Publikum, doch morgen würde ich meine Aussage machen, heute war erst mal Guilia dran. Der Richter rief Guilia in den Zeugenstand, regelte das Formelle und ließ den Strafverteidiger auf sie los. Guilia war bereits seit dem Kindergarten meine beste Freundin. Sie hatte langes blondes Haar, stechende grüne Augen, war schlank und ziemlich groß. Doch seit letztem Monat, genauer seit der Nacht des 4.Juli, schien sie mir so klein und verloren. Sie war nicht länger die imposante Erscheinung, der alle Jungs auf dem Schulhof nachstarrten.
"Guilia Vermont. Wo waren Sie in der Nacht des 4. Juli ?"
"Ich,....,ich war mit meiner Freundin Sophie auf dem Weg zu einer Geburtstagsparty. Manuel aus der Parallelklasse...."
Der Anwalt unterbrach sie.
"Und sind Sie dort auch angekommen?"
Guilia wurde leichenblass und schrumpfte noch mehr auf ihrem Stuhl zusammen. Ich wusste genau, was sie gerade durchmachte. Sie erinnerte sich.
"Nein. Nein, wir sind nie dort angekommen. Kurz vor der Straße in der Manuel wohnt fuhr ein Wagen im Schritttempo neben uns her. Wir dachten uns nichts dabei. Schließlich ist es eine Spielstraße, man darf dort wegen der vielen Kinder nur zwanzig Kilometer pro Stunde fahren. Aber plötzlich.."
Sie stockte und Tränen stiegen ihr in die Augen.
"Plötzlich wurde Sophie in den Wagen gezerrt. Ich hörte nur noch ihren überraschten Aufschrei. Sie war bewusstlos. Ich wollte ihr helfen, aber da schockte er auch mich mit diesem Elektroschockerdings."
Der Strafverteidiger zog eine Augenbraue hoch und tat so, als wäre er sehr verwundert und überrascht über das, was sie gesagt hatte. Langsam schlenderte er den schmalen Raum zwischen Richtertisch und Zeugenstand hin und her.
"Ach ja?" Er machte eine übertrieben lange Pause. "Wie bitte, kann es dann sein, dass über ein Dutzend Zeugen aussagen, dass Sie und ihre Mitschülerin Sophie Reinhardt gegen dreiundzwanzig Uhr besagten Abends sehr betrunken von der kleinen Privatparty kamen und FREIWILLIG mit Herrn Thomas Weyden mitgefahren sind, um, nun ja, Geschlechtsverkehr mit ihm zu haben? Wollen Sie ernsthaft all diese ehrwürdigen Menschen eines Meineids beschuldigen? Ich bitte Sie!"
Dieser miese Kerl hatte ihr eine Falle gestellt. Und das mit Erfolg.
Sophies Stimme war zittrig, doch trotzdem deutlich: "Und ob ich das will."
Der Strafverteidiger zuckte nur kurz mit den Achseln. "In Ordnung, wenn Sie wirklich dabei bleiben wollen. Also, was ist ihrer Meinung nach dann geschehen?"
"Ich kam erst wieder zu Bewusstsein, als er auf einer kleinen Waldlichtung hielt. Dort...dort hob er uns, wir waren inzwischen an Händen und Füßen gefesselt, aus dem Wagen. Er vergewaltigte zuerst Sophie, dann auch mich.." Ihre Stimme brach erneut ab. "Er hatte uns nicht geknebelt, aber es wäre auch nicht nötig gewesen. Niemand hätte uns hören können."

Am nächsten Tag schließlich war ich dran. Auch ich blieb bei meiner Aussage, aber es brachte uns nichts. Wie sollten wir gegen Weyden, die Staatsanwaltschaft und diese ganzen miesen Lügner ankommen? Gar nicht.

*2*​
Drei Wochen nach Eröffnung der Verhandlung wurde die Anklage aufgrund der vielen vermeintlichen Zeugen, die allesamt behaupteten alles sei in gegenseitigem Einvernehmen geschehen, obwohl keiner außer Guilia und mir und diesem Monster vor der Anklage auch nur irgendetwas von der Tat wusste, abgewiesen. Thomas Weyden war frei, er hatte nur einen Monat auf Bewährung bekommen - wegen "Verführung" Minderjähriger. Sogar Guilias und meine Eltern hatten gegen uns und zu Gunsten Weydens ausgesagt. Meine Mutter schwor zwar, sie würde uns glauben, aber um dies auch vor Gericht auszusprechen fehlte ihr der Mut. Sie fürchtete um ihren und meines Vaters Arbeitsplatz in Weydens Firma. So ließ auch meine Mutter uns im Stich. Guilias Eltern und mein Vater glaubten uns noch nicht einmal. Ab diesem Zeitpunkt hatten Guilia und ich keine Eltern mehr, kein Zuhause, kein Ort an dem wir uns sicher und geborgen fühlten. Wir waren allein auf uns gestellt. Auch in der Schule ging es uns nicht gerade besser. Die Mitschüler verspotteten uns, sagten , wir wollten uns doch nur wichtig machen. Außerdem erinnerte die Schule uns an die schrecklichen Tage der Verhandlung, an der wir die ganze Geschichte wieder und wieder erzählen mussten. Es war, als würde die Vergewaltigung selbst immer wieder neu passieren und jedes Mal schrecklicher und detailreicher werden.
An dem Montag nach der Verhandlung trafen Guilia und ich uns in der Unterrichtspause auf der Mädchentoilette. Wir stritten uns mal wieder. Wie sooft seit diesem Tag. Thomas Weyden hatte nicht nur unsere Körper und unsere Seelen geschädigt, sondern auch unsere Freundschaft. Es war einfach nicht mehr dasselbe wie früher. Während Weyden eine von uns vergewaltigte, war die andere gezwungen alles mit anzusehen. Gefesselt und außerstande der Freundin zu helfen. "..Wir sollten das wirklich tun." Völlig in Gedanken versunken hatte ich natürlich nicht mitgekriegt, was sie gesagt hatte. Sicher würde auch das ihr wieder einen Angriffspunkt für einen neuen Streit liefern, deshalb tat ich einfach so als hätte ich sie verstanden und hoffte darauf, dass sie das, "was wir tun sollten" im Laufe des Gesprächs noch einmal wiederholen würde. "Ich weiß nicht Guilia. Bist du dir ganz sicher?"
"Natürlich bin ich mir da sicher Sophie. Wir sollten hier abhauen, vielleicht nach Amerika. Irgendwohin. Hauptsache weg von hier. Irgendwohin, wo uns keiner kennt und er uns nicht findet." Mit "er" war wohl Weyden gemeint, wer sonst. Natürlich wollte auch ich hier weg, aber wie immer siegte die Vernunft in mir. "Guilia , versteh das jetzt nicht falsch. Klar will ich weg von hier, aber wie? Wir haben kein Geld, keine Ausbildung, noch nicht mal einen Reisepass. Wie soll das denn funktionieren?" Guilia verstand es natürlich falsch. "Sag doch einfach, dass du nicht mit MIR weg willst. Dass du mal wieder kneifst und mich hängen lässt, genau wie in der Nacht als..."Weiter kam sie nicht. Die Ohrfeige traf sie völlig unerwartet, genau wie mich. Noch nie hatte ich jemanden geschlagen, nein, ich sträubte mich sogar davor Fliegen zu erschlagen, egal, wie sehr mich die Biester auch nervten. Doch jetzt hatte ich sogar Hand gegen einen Menschen erhoben, gegen meine beste Freundin. Ehe Guilia noch etwas sagen konnte, rannte ich fluchtartig aus der Toilette und schlug die Tür hinter mir zu.

*3*​
Ich konnte es nicht fassen. Ich hatte sie geschlagen. Ich war einfach ausgerastet. Ich konnte ihr in jener Nacht nicht helfen, obwohl ich es doch so gerne getan hätte. Und das musste sie doch wissen, oder? Ich hörte erst auf wie eine Gejagte durchs Schulgebäude zu laufen, als ich plötzlich gegen eine Barriere stieß, stolperte und eine der unzähligen Treppen hinunterfiel. Überrascht schaute ich mich um, verwundert plötzlich das Gleichgewicht verloren zu haben und mich auf einer Treppe vorzufinden. Erst jetzt bemerkte ich, was die Barriere gewesen war, die mich zum Stolpern gebracht hatte. Eine Lehrerin, oder besser gesagt Frau Münch, meine Deutschlehrerin. Die blonde Frau mit den blauen, verwirrt dreinschauenden Augen saß auf der obersten Treppenstufe, um sie herum die Blätter der gerade geschriebenen Deutscharbeit verstreut. Na toll, jetzt würde ich mir auch noch von schulischer Seite Ärger einfangen. Doch Frau Münch, außerdem Vertrauenslehrerin an unserer Schule, stand einfach auf, sammelte schnell ihre Blätter ein und kam zu mir die Treppe hinuntergeeilt. "Aber Sophie, was ist denn mit dir los? Du weinst ja!" Ich war erst mal verwundert über die Tatsache, dass sie mich duzte, dann endlich fuhr ich mir trotzig mit dem Handrücken über die Wange um festzustellen, dass ich ja tatsächlich weinte. Es war mir gar nicht aufgefallen. Wie auch, wenn man wie in Trance durch die Gegend rennt. Um etwas zu sagen und der peinlichen Situation zu entkommen, sagte ich schnell "Sie bluten ja!", zeigte auf ihr Knie und rannte schnell um die nächste Ecke, während sie sich bückte um ihr Knie zu begutachten, durch die Tatsache, dass sie lange Jeans anhatte aber ziemlich schnell meinen Trick durchschaute und mir nachlief. Ich schaffte es gerade noch aus dem Schulhaus heraus bevor sie mich einholen konnte.
Die nächsten Tage fehlte ich während der Deutschstunden, ich wollte wegen dieser peinlichen und vielleicht auch ein wenig gemeinen Geschichte nicht angesprochen werden. Doch Frau Münch war nicht auf den Kopf gefallen und so fing sie mich freitags vor Unterrichtsbeginn vor dem Lehrerzimmer ab. "Sophie, wenn ich bitte kurz mit dir reden könnte." Wohl oder übel musste ich dieser "Bitte" wohl Folge leisten, denn um uns herum standen noch circa ein halbes Dutzend anderer Lehrer. Ich konnte nicht weglaufen. Außerdem kam bei mir wohl wieder einmal die Vernunft durch. Ich konnte ja nicht für die restlichen drei Jahre bis zum Abitur im Deutschunterricht fehlen und abwählen ging auch nicht, immerhin war es mein bestes Fach.
Also folgte ich ihr in einen leeren Klassensaal. Frau Münch setzte sich auf einen Stuhl und bat mich ebenfalls Platz zu nehmen. Jedoch konnte ich meine Trotzhaltung ihr gegenüber dann doch nicht ganz aufgeben und stellte mich mit vor der Brust verschränkten Armen vor sie. Mein Blick hätte töten können. Sie aber tat so als würde sie das gar nicht bemerken und fing mit leiser, aber sicherer Stimme an : "Sophie, du kannst nicht ewig wegrennen vor dem was passiert ist. Natürlich kann ich mich nicht in dich hineinversetzen und ehrlich gesagt will ich das auch gar nicht. Ich möchte dir nur helfen. Ich glaube nicht dass die Sache mit der Vergewaltigung nur ein Versuch war, Aufmerksamkeit zu bekommen. Dafür bist du viel zu vernünftig." Sie musste grinsen. "Ich hätte auch nicht gedacht, dass du mich so frech belügen würdest. Und dann auch noch so schlecht. Also Sophie, nochmals, wenn irgendetwas ist oder wenn du darüber reden möchtest, dann kannst du mich jederzeit anrufen." Sie legte einen Zettel mit zwei Nummern auf den Tisch vor mir. Dann ging sie und ließ mich zurück. Ich war verblüfft. Es war uns so vorgekommen als glaube uns niemand, doch anscheinend tat sie es. Ich würde die Nummern zwar sicher nicht wählen, aber trotzdem steckte ich den Zettel in meine Jackentasche und ging genau mit dem Gong in den Unterricht.

*4*​
Es war zum Verrücktwerden. Guilia war schon seit zwei Wochen nicht mehr zur Schule gekommen und ans Telefon ging auch niemand. Irgendwann musste sie mir doch verzeihen. Ich wollte sie doch nicht schlagen und entschuldigt hatte ich mich auch schon mehrere Male. Da ich mir verständlicher Weise langsam Sorgen um sie machte, schlich ich mich eines Nachts aus dem Haus, lief die paar Straßen bis zu Guilias Haus.
Dort angekommen suchte ich nach irgendetwas, dass ich an ihr Zimmerfenster werfen konnte. Das hatte ich schon oft in Filmen gesehen und dort klappte es auch jedes Mal, ohne das eine einzige Fensterscheibe zu Bruch ging. Ich ging in die Hocke und suchte im matten Licht der Straßenlaterne nach einem Steinchen. Doch ich fand keins. Als ich mich gerade wieder aufrichten wollte, schweifte mein Blick noch mal in Richtung des Vermontschen´ Gartens ab. Irgendetwas kam mir verändert vor. Sicher nichts besonderes, wahrscheinlich eine neue Pflanze oder etwas in der Art, dachte ich, bis ich sie sah. Mein Schrei ließ in sämtlichen Häusern in der Nachbarschaft das Licht angehen.
Am nächsten Morgen stand es in sämtlichen Zeitungen. Guilia Vermont hatte sich im elterlichen Garten an einem Baum erhängt. Die Polizei ging davon aus, dass das Mädchen mit seiner unglaublichen Lüge, dass der bedeutendste Mann der Stadt sie vergewaltigt hätte nicht mehr Leben konnte und sich deshalb aus Schuldgefühlen das Leben genommen hatte.
Ich stand tagelang unter Schock. Von Schlaf war nicht zu reden, Tag und Nacht saß ich einfach da, in der Ecke neben meinem Kleiderschrank, starrte die Decke an und sah doch nur das Gesicht von Guilia; Guilia wie wir als Kinder zusammen im Sandkasten saßen, Guilia am Tag unserer Einschulung, Guilia auf meiner 16. Geburtstagsparty und immer wieder Guilia, am Baum hängend mit weit aufgerissenen Augen voller Angst. Ich konnte und wollte es einfach nicht glauben. Und nachdem ich vier Tage lang so in meinem Zimmer saß und nachdachte, war ich mir schließlich völlig sicher das Guilia ermordet worden war. Und in einem war ich mir noch sicher. Ich würde sie rächen und wenn es das letzte sein würde was ich tat.

*5*​
Einen Tag nachdem ich beschlossen hatte Guilia zu rächen, fing ich sofort an mit den Nachforschungen. Ich würde denjenigen der sie erhängt hatte auch ohne die Hilfe der Polizei finden, die sie bereits als Selbstmordfall zu den Akten gelegt hatte. Und dann würde ich triumphieren und Guilia würde Frieden finden. Als erstes schlich ich am Tatort herum. Die Vermonts waren außer Haus, jeden Samstag gingen sie mit Freunden brunchen. Ob der Geschmacklosigkeit erst eine Woche nach dem Tod der Tochter bereits wieder den Alltag aufzunehmen, musste ich stutzen. Konnten ihre eigenen Eltern etwas mit ihrem Tod zu tun haben? Ausschließen wollte ich es zunächst einmal nicht, denn als ihre Eltern von meinem Schrei geweckt in den Garten stürzten schien der Vater nicht besonders geschockt und auch der Mutter war keine Gefühlsregung anzumerken gewesen. Oh mein Gott, sie konnten doch nicht wirklich ihre eigene Tochter getötet haben? Waren sie dazu wirklich fähig?
Schnell ließ ich sämtliche Erinnerungen an Augenblicke, die Guilia und ich gemeinsam mit ihren Eltern verbracht hatten, Revue passieren. Konnte der Vater, der sein kleines Mädchen lachend auf seinen Schultern reiten ließ, konnte die Mutter, die ihrem einzigen Kind jeden Wunsch von den Augen ablas zu solch einer schrecklichen Tat fähig sein? Nein. Energisch schüttelte ich den Kopf um diesen Gedanken ganz schnell wieder loszuwerden. Ja, sie hatten Guilia das mit der Vergewaltigung nicht geglaubt, aber sie hatten sie dennoch geliebt. Abgöttisch geliebt. Ich nahm die Untersuchung des Tatortes wieder auf. Schon eine Stunde und dreißig Minuten lang suchte ich, ohne auch nur etwas zu finden. Die Polizei hatte wohl gründlich sauber gemacht. Also machte ich mit Guilias Zimmer weiter. Da ich wusste, wo Frau Vermont ihren Ersatzschlüssel aufbewahrte, sie war ziemlich vergesslich, war das Betreten des Hauses nicht weiter problematisch. Innen ging ich den langen Flur entlang, dann die Treppe hinauf, die ins obere Stockwerk führte. Vor ihrer Zimmertür hielt ich inne. Es wäre das erste Mal, dass ich ihr Zimmer betreten würde, seit dessen Bewohnerin tot war. Schließlich holte ich noch einmal tief Luft, drückte die Klinke herunter und trat entschlossen ein. Guilias Mobiliar und sämtliche Besitztümer standen wie gewohnt da, als würde sie jeden Augenblick ins Zimmer spazieren und sich mir gegenüber auf das Bett setzen um mir den neusten Tratsch zu berichten. Ich suchte alle Schubladen, Regale und Schränke durch, sah sogar unter ihr Bett, wo ich außer Staub aber auch nichts fand. Enttäuscht ließ ich mich in einen der zwei roten Plüschsessel fallen und seufzte. Es konnte doch nicht sein, dass ich so schnell schon aufgeben musste. Ich rutschte ein Stück weiter nach hinten an die Lehne und plötzlich raschelte es. Schnell schoss ich aus dem Sessel und kniete mich davor. Aus einer Ritze zwischen den Polstern lugte ein kleiner roter Zettel, der mir wegen seiner Farbe nicht aufgefallen war. Ich zog den Zettel vorsichtig heraus und las. Es war ein Brief von Guilia an mich:

Entschuldige Sophie. Das in der Schule war ziemlich gemein von mir. Ich weiß du verzeihst mir. Das tust du doch immer . :-) Ich hab eine gute Neuigkeit für dich. Ich habe Beweise. Jetzt können wir dieses Schwein anzeigen und glaub mir, dieses Mal werden nicht wir die Verlierer sein. Komm morgen nach der Schule zu mir, dann erklär ich dir alles.
Ich hab dich lieb
Guilia

Schmerzlich an den riesigen Verlust meiner besten Freundin erinnert, brach ich in
Tränen aus und rollte mich auf dem kalten Parkettboden vor dem Sessel zusammen, den Brief an meine Brust gedrückt. So lag ich da, zwar nur dreißig Minuten wie ich später feststellte, aber mir kam es vor wie eine halbe Ewigkeit. Ich lag einfach nur da, weinte um das, was mir und Guilia genommen worden war, trommelte wütend mit den Fäusten auf den Boden, bis meine Fingerknöchel schon anfingen vor Schmerz taub zu werden.
Bis der Knall einer zuschlagenden Autotür dumpf in meine Gedanken drang. Ich schaute erschrocken auf die kunterbunte Wanduhr, die ich Guilia zu ihrem sechsten Geburtstag geschenkt hatte. Guilia hatte sie gleich begeistert über ihrem Bett aufgehängt, wo sie nun schon seit mehr als zehn Jahren hing. Es war erst Viertel nach elf und die Vermonts kamen normalerweise nie vor zwölf Uhr von ihrem Brunch zurück.
Seltsam. Ich zog mich wackelig und mit Tränen verschleierten Augen auf die
Beine um nachzusehen wer da gekommen war. Wenn es wirklich Guilias Eltern waren müsste sie sich dringend etwas einfallen lassen. Doch nach einem vorsichtigen Blick aus dem Fenster wurde mir schnell klar, dass es nicht die Vermonts waren, die da in der Auffahrt parkten. Nein, in der Fahrt stand ein silberner Mercedes, da ich mich nicht mit Autos auskenne, kann ich nicht sagen welcher, aber der Wagen sah schon sehr neu und vor allem sehr teuer aus. Und als die Fahrertür sich langsam öffnete stieg kein anderer als Thomas Weyden, in einem seiner maßgeschneiderten Anzüge und mit einer kleinen schwarzen Sporttasche in der Hand, aus dem Wagen.
In diesem Moment kam ein weiteres Auto in der Auffahrt der Vermonts zum stehen. Diesmal waren sie es persönlich. Maria Vermont stieg aus der Beifahrertür, blickte nur ganz kurz zu Weyden herüber, der inzwischen lässig an der Hausmauer lehnte, und ging dann mit gesenktem Kopf und schnellem Gang zur Haustür, fingerte nervös in ihrer Tasche nach dem Schlüssel und schaffte es nach mehreren Versuchen dann auch endlich die Tür aufzuschließen und ins Hausinnere zu treten. Auch Herr Vermont war inzwischen ausgestiegen. Er schloss das Auto noch ab, dann ging er raschen Schrittes auf Weyden zu. Die beiden Männer schienen sich zu streiten, jedoch war ich mir da nicht ganz sicher, da in Guilias Zimmer kein Wort von ihrem Gespräch zu hören war. Aber den Mienen beider Männer war eine offensichtliche Verärgerung anzusehen. Schließlich übergab Weyden Marc Vermont noch die Sporttasche, die er mitgebracht hatte, stieg in seinen Mercedes und fuhr um die nächste Biegung davon.

*6*​
Inzwischen war es Sonntagabend. Ich war erst Sonntagfrüh heimgekommen, da ich in Guilias Zimmer abwarten musste, bis Maria und Marc Vermont endlich zu Bett gingen und eingeschlafen waren. Und da ich ziemlich viel Schiss hatte, erwischt zu werden, wartete ich eine volle Stunde länger, bis ich mich endlich aus dem Zimmer traute. Ich hatte noch kurz nach der Tasche gesucht, die Weyden Herrn Vermont gegeben hatte, aber irgendwann dann aufgegeben; wahrscheinlich befand sie sich wohl im elterlichen Schlafzimmer und dort wagte ich mich nicht hinein.
Seitdem rätselte ich also schon, was wohl in dieser Tasche war. Geld vielleicht. Aber eigentlich hatte ich den Gedanken, dass Guilias Eltern etwas mit ihrer Ermordung zu tun hatten, bereits aufgegeben. Allerdings, was sollte denn sonst in dieser Tasche sein? Ich würde diese Nacht dank dem Geheimnis der Tasche wohl keinen Schlaf finden. Dachte ich. Gegen Mitternacht musste ich dann doch eingeschlafen sein.
Als ich am nächsten Tag in der Schule ankam, kam mir eine Idee. Ich musste nur noch überlegen, wie sie am besten umzusetzen war. Sollte ich sie belügen und benutzen, oder ihr die Wahrheit sagen und sie benutzen? Ich entschied mich für die Wahrheit.
In der Großen Pause lauerte ich ihr vor dem Lehrerzimmer auf. Frau Münch war zunächst nicht sehr angetan von meinem Plan, doch schließlich stimmte sie zu.
Donnerstagnachmittag war es dann so weit. Frau Münch und ich gingen in die Lerchstraße dreizehn. Ich versteckte mich im Garten hinter dem Baum an dem Guilia vor einigen Tagen leblos gebaumelt hatte. Ich konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen, weil mir immer wieder ihre albtraumhafte Erscheinung mit diesen furchtbar grünen Augen in Erinnerung trat. Aber ich würde meine Sache trotzdem gut machen, ich würde während Frau Münch den trauernden Eltern ihr Beileid ausschüttete und ein wenig mit ihnen über ihre ehemalige Schülerin plauderte ins Haus gehen und die Tasche finden um den mysteriösen Inhalt zu durchsuchen. Das war ich Guilia schuldig. Meine Lehrerin klingelte. Maria Vermont öffnete die Tür, wechselte ein paar Worte mit ihr und ließ sie schließlich eintreten. Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, sprang ich wie von einer Wespe gestochen aus meinem Versteck. Noch ein wenig länger und ich hätte es dort nicht mehr ausgehalten.
Mit ein paar großen Schritten war auch ich an der Haustür und trat ein. Frau Vermont hatte sie nicht wieder abgesperrt und so brauchte ich nicht einmal den Schlüssel hervorzuziehen. Vorsichtig und auf meine Schritte bedacht, jede Faser meines Körpers zum Bersten gespannt ging ich durch den Flur, lugte kurz in das Wohnzimmer um mich zu vergewissern, dass auch Frau Münch ihre Sache gut machte und Guilias Mutter ablenkte. Aber natürlich konnte ich mich auf sie verlassen. Das einzige was mir nun noch in die Quere kommen könnte war Herr Vermont. Donnerstag war eigentlich sein freier Tag und da er nicht im Wohnzimmer saß musste ich annehmen, dass er entweder auch im Haus, oder bei einer Golfpartie mit Freunden war. Ich hoffte, dass Zweites zutraf, aber da ich mir natürlich nicht sicher sein konnte ging ich nun noch vorsichtiger Richtung Treppe. Die Treppe hinauf ging ich extrem langsam und immer darauf bedacht, direkt neben dem Geländer zu laufen, da dies die einzige Stelle war an der die Treppe nicht knarzte.
Im zweiten Stockwerk ging ich zielstrebig und ohne mich auch nur einmal umzusehen ins Schlafzimmer des Ehepaares Vermont. Die Mitte des Raumes nahm ein großes Bett mit weißem Laken und ebenso strahlend weißer Bettwäsche ein. Mhmm, wo würde ich eine Sporttasche mit brisantem Inhalt verstauen ? Unter dem Bett? Nein, dort war sie schonmal nicht. Im Kleiderschrank? Auch dort nichts, außer den üblichen Kleidungsstücken und ein paar Handtaschen von Maria. Aber ansonsten stand kein Möbelstück in dem Zimmer, in das etwas von dieser Größe passen würde. Höchstens die Vermonts hätten das Geld, falls es überhaupt Geld war, bereits zur Bank gebracht. Missmutig und enttäuscht ging ich zum Fenster hinüber und stolperte schließlich über den großen Teppich, der sich fast über das ganze Zimmer erstreckte. Verwundert schaute ich mir den Teppich genauer an. Wie konnte ich über den gestolpert sein? Es sei denn... Schnell rollte ich den Teppich bis zu der Stelle auf an der ich gefallen war. Und tatsächlich, ich war über eine Art Falltür gestolpert. Na wenn das nicht das gesuchte Versteck war. An der Falltür befand sich ein kleiner eiserner Ring, der wohl zum Öffnen gedacht war. Ich zog die schwere Klappe auf, doch darin war nicht das, was ich erwartet hatte:
In dem kleinem Hohlraum stand eine kleine hölzerne Truhe, deren Schloss kaputt war und in die der Name "Guilia" mit Schmuckbuchstaben eingeritzt war.
Wow, wenn das nicht eine Entdeckung war! Ich beschloss, dass ich nun schon genug Zeit verbraucht hatte und die Tasche wohl wo anders oder schon längst weg und das Geld gut angelegt auf dem Konto der Vermonts lag, also war es nun an der Zeit Frau Münch aus ihrer gefährlichen Lage zu befreien. Ich schloss die Klappe, legte den Teppich wieder über die Öffnung und nahm die Truhe mit mir. Fünf Minuten später stand ich mit der Truhe unterm Arm vorm Haus, klingelte um Frau Münch das Zeichen zu geben, dass alles ok war und machte dann, dass ich um die nächste Ecke kam.

*7*​
Dort blieb ich angespannt stehen bis Frau Münch zu mir traf. Ich las die unausgesprochene Frage in ihren Augen und schüttelte den Kopf, hielt ihr aber auch gleich die Truhe hin, sodass sie den darin eingeritzten Namen sehen konnte. Wieder sah sie mich fragend an. "Was ist das? Hast du schon reingeschaut?.....Warte, erklär es mir im Auto, ich fahr dich nach Hause, dann können wir unterwegs reden." Wir gingen langsam zu ihrem Wagen, den sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt hatte und stiegen ein. Kaum eingestiegen schaute sie zuerst mich, dann die Truhe an und gebot mir nickend sie zu öffnen. Eilig hob ich den Deckel an. In der Truhe lagen ein zusammengefalteter Kassenbon und eine Videokassette. Gleichzeitig zogen ich und Frau Münch die Augenbrauen hoch. Sie startete den Motor und fuhr los. Allerdings in die entgegengesetzte Richtung als die, in der mein Haus lag. Doch ehe ich Frau Münch fragen konnte wo es denn hin ging, bog sie in einen Hof ein und erklärte: "Ich wohne hier. Wir können uns das Video ansehen. Ich denke es wäre wohl etwas seltsam wenn deine Eltern dich und deine Deutschlehrerin bei euch auf der Couch ein Video ansehen sehen würden." Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Aber sie hatte zweifellos Recht.
In ihr Haus könnte ich direkt einziehen war der erste Gedanke der mir kam, als ich mich im Flur und im Wohnzimmer umsah. Sie hatte Geschmack, das musste ich wirklich zugeben. Das Haus war sehr modern und hell eingerichtet, überall standen Pflanzen herum, denen es hier offensichtlich gut erging. Bei mir überlebte noch nicht mal ein Kaktus. Meine Lehrerin nahm mir das Video aus der Hand und schob es in den Recorder. Doch bevor sie ihn einschaltete wies sie mich noch an ihr zu sagen, was eigentlich auf dem Kassenbon stand. Ich schaute auf den Zettel in meiner Hand und las ihn durch, noch mal und noch mal. Wortlos reichte ich ihn an Frau Münch. Sie schluckte hörbar als sie die Schrift auf dem Zettel sah:
Es war ein Zettel für die Reparatur einer Videokamera und der sich darin befindlichen Kassette.
An jenem Abend der Vergewaltigung hatte Guilia ihre Kamera vergessen auszuschalten. So hatte sie alles aufgenommen. Doch Weyden hatte sie bemerkt und gegen eine Mauer geschleudert. Sie war zerstört und unser Beweismaterial damit vernichtet. Gewesen. Guilia hatte anscheinend einen Spezialisten gefunden, der die Kamera und das wichtige Band wieder hinbekommen hatte. Für einen stattlichen Preis übrigens: 365 Euro.
Schnell war mir alles klar. Weyden hatte irgendwie herausgefunden, dass Guilia Beweise gegen ihn hatte und deshalb musste sie sterben. Die Vermonts dachten wohl, da man ihnen ihre Tochter sowieso nicht zurückgeben konnte, könnten sie wenigstens ein wenig Gewinn machen, indem sie Vermont mit dem Video erpressten. Aber nicht mit mir. Ich würde erneut vor Gericht gehen, man würde die Verhandlung wieder aufnehmen und Weyden würde büßen, büßen für alles was er mir und Guilia angetan hatte. Aber zuerst musste ich wissen, ob auf dem Video überhaupt das war, was ich vermutete. Um das Ganze nicht noch einmal miterleben zu müssen, bat ich Frau Münch es sich anzusehen und ging aus dem Wohnzimmer und rüber in ihre Küche. Setzte mich an den Tisch und wartete.
Eine halbe Stunde später betrat sie die Küche. Ich sah auf, wollte die Antwort auf meine Frage haben. Sie nickte nur und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. Ich schaute ihr in die Augen. Sie hatte geweint. Gerührt von ihrem Mitgefühl schossen mir selbst die Tränen in die Augen. Sie sah wütend, verzweifelt und traurig aus, aber da war noch etwas.
"Sophie." Sie sprach so leise, fast ein Flüstern nur, sodass ich sie fast nicht gehört hätte.
"Ja?"
"Da auf dem Band, da war noch etwas. Anscheinend hat Guilia auf eigene Faust nach Beweisen gesucht und ihn in der Hoffnung, er würde sich selbst verraten, ständig mit ihrer Videokamera beschattet. Sie hatte Glück." Ein breites Lächeln erschien auf ihrem tränennassen Gesicht. "Sie hat Weyden bei einem Gespräch mit seinem Vater gefilmt, bei dem er alles, einschließlich des Mordes an Guilia, zugibt."
Ich war überglücklich, doch gleichzeitig musste ich nun unbedingt allein sein. Nun ja, nicht ganz. Ich hauchte ihr noch ein "Danke für alles" zu, dann zog es mich auf den Friedhof.
Ich ging zu Guilias Grab.
Ich strich kurz über den weißen Grabstein, dann setzte ich mich vor Guilias letzte Ruhestätte.
"Hallo Guilia. Ich hab deine Kamera gefunden. Ich werde Weyden anzeigen und dann wird er endlich das bekommen was er verdient. Das heißt du kannst nun endlich in Frieden ruhen. Es ist alles so trostlos und leer hier ohne dich. Aber eines Tages werden wir uns wiedersehen, das weiß ich Guilia. Wir werden uns wiedersehen. Ich hab dich lieb. Für immer."
Ich berührte noch einmal kurz den Grabstein und fast war es mir, als wäre er etwas wärmer und fröhlicher geworden. Dann ging ich. Ich hatte noch einige Anrufe, unter anderem mit meinem Anwalt, zu tätigen.

Einige Wochen später schließlich wurde das Verfahren gegen Thomas Weyden wiederaufgenommen. Er wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt. Meiner Meinung nach viel zu wenig. Und einer monatlichen Zahlung von tausend Euro an mich und das bis an mein Lebensende. Mir wären ein paar Jahre Knast mehr lieber gewesen. Die Vermonts habe ich allerdings nicht angezeigt. Ich fand zwar sehr geschmacklos, was sie da getan hatten, aber ich fand auch, dass sie schon genug durchgemacht hatten. Und immerhin hatten sie Guilia geliebt.
Ich wäre zwar wahrscheinlich für die nächsten zehn Jahre zumindest sicher, aber ich wollte dennoch kein Risiko eingehen und ich fühlte mich nicht mehr wohl in Schaffstadt. Ich würde einen neuen Namen annehmen und sobald ich volljährig wäre auswandern. Vielleicht nach Amerika, wie Guilia es wollte.

*Ende*​
Ich , Marie André , bin 18 Jahre alt und wohne zur Miete in einer winzigen , muffigen Wohnung eines Wirtshauses in einem kleinen Dorf namens Treasure in Alabama. Vor zwei Jahren habe ich die Schule geschmissen , ich wollte nur noch weg von Deutschland, weg von der Stadt, die sich einmal mein Zuhause nannte. Wollte weg von der Schule in der mir und meiner damals besten Freundin Guilia solches Unrecht widerfahren ist. Weg von den Eltern, die mir keinen Glauben schenkten. Weg von meinem alten Ich ,Sophie Reinhardt. Weg von Ihm. Sophie ist tot.
Übermorgen werde ich in meine neue Wohnung ziehen, ich habe immerhin einiges gespart in den letzten Jahren. Diese Wohnung ist nur für den Übergang, meine war noch nicht direkt frei. Und morgen schon werde ich meine Ausbildung wieder aufnehmen.
Ich werde die Vergangenheit endlich hinter mir lassen. Ich werde leben.

 

Meine erste Geschichte...

... war diese hier. "Der Stoff aus dem Alpträume gemacht sind" .
Sie ist dadurch entstanden, dass ich vor einem Jahr einen Alptraum hatte, in dem ein Teil der Geschichte sich ähnlich abgespielt hatte. Ein sehr kleiner Teil, aus dem ich spontan beschloss eine Geschichte zu machen.
Ich würde mich sehr über Kommentare freuen, auch über konstruktive Kritik.

Lg Kallisto

 

Leider bin ich, was Kritik geben angeht, sehr sehr unerfahren, deswegen gibt es von meienr Seite erst einmal Lob.
Ich hatte heute Mittag ein wenig Langeweile und habe die geschichte angefangen zu lesen... und bin sogar zu spät zu meiner Verabredung gekommen, weil ich so gefesselt war, dass ich nicht auf die Zeit geachtete habe.
Besonders froh war ich, dass Weyden schließlich doch noch bestraft wurde. Ich bin einer der Menschen, die ein Anderes Ende wohl kaum verkraftet hätten, nach dem, was mit Guilia passiert ist :)

Alles in Allem in meinen Augen eine fantastisch geschriebene Geschichte =)

Liebe Grüße
Robynn

 

Hallo Kallisto!

Willkommen auf kg.de.

Mir hat deine Geschichte nicht so gut gefallen, ich habe sie auch nicht bis zum Ende gelesen. Warum? Weil schon der Anfang total unrealistisch war, sorry.
Ich nehme an, du warst noch nie in einer Gerichtsverhandlung, oder? Schreib nur über das, was du kennst - oder du musst verdammt gut recherchieren.

Okay, ich gehe ein wenig in die Details, damit du verstehst, was ich meine.

"bin 18 Jahre alt und wohne zur Miete in einer winzigen , muffigen Wohnung eines Wirtshauses in einem kleinen Dorf namens Treasure in Alabama." => Und wie kommt eine knapp Volljährige, ohne Schulabschluss, einfach so in die USA? Wovon lebt sie? Die Amis lassen nicht einfach so jeden rein (Deutschland ebensowenig), der da leben und arbeiten will (Einwanderungsbestimmungen!)
=> Übrigens, sieh dir mal deine Zeichensetzung an. Mal sind da Leerzeichen zu viel, mal zu wenig. Sowas stört beim Lesen.

"und ca. die Hälfte der" => Bitte keine Abkürzungen in literarischen Texten.

"um der Anschuldigung der schweren Vergewaltigung" => Später stellt sich heraus, dass 'ne Menge Zeugen sagen, dass keine Vergewaltigung stattgefunden hat. Warum sollte die Staatsanwaltschaft einen Fall vor Gericht bringen, den sie offenkundig nur verlieren kann? Warum sollte ein Gericht sowas verhandeln? Warum sollte die Verteidigung nicht sofort auf Klageabweisung drängen?

"Er wandte sich an den Angeklagten und nahm ihm den üblichen Eid," => Seit wann muss ein Angeklagter zu Beginn einer Verhandlung irgendetwas schwören?

"ließ den Strafverteidiger auf sie los." => Kein Gericht würde einfach so Strafverteidiger auf minderjährige Mädchen loslassen. Warum gehen denn weder Staatsanwalt noch Richter (übrigens, im deutschen Rechtssystem sind das mehrere, auch Schöffen.) dazwischen?

"Ich,....,ich war" => Das sind immer drei ... Auslassungspünktchen, die durch ein Leerzeichen vom (vollständigen) Wort abgetrennt werden, und Kommas gehören da nicht hin.

"eine Spielstraße, man darf dort wegen der vielen Kinder nur zwanzig Kilometer pro Stunde" => Nein, man darf dort nur Schrittgeschwindigkeit fahren.

"Plötzlich wurde Sophie in den Wagen gezerrt. Ich hörte nur noch ihren überraschten Aufschrei. Sie war bewusstlos. Ich wollte ihr helfen, aber da schockte er auch mich mit diesem Elektroschockerdings." => Nee, sorry, so geht das nicht. Wenn sie schreit, ist sie nicht bewusstlos. Und warum sollte man sie erst in den Wagen zerren und dann schocken?
Und wie kommt Weyden so schnell an Guilia (auf der Straße), wenn er doch mit Sophie (im Auto) beschäftigt ist? Und ohnehin, das Auto muss er ja auch noch steuern.

"FREIWILLIG" => Wenn du etwas betonen willst, dann setze es kursiv, benutze nie Großbuchstabenschreibweise (außer allerhöchstens in Satiren).

"all diese ehrwürdigen Menschen eines Meineids beschuldigen?" => Nicht jeder beliebige Zeuge muss sofort einen Eid schwören, schon gar nicht vor der Gerichtsverhandlung.

"und Füßen gefesselt, aus dem Wagen. Er vergewaltigte zuerst Sophie," => Mal eine praktische Frage: Wenn sie an den Füßen gefesselt sind, wie kommt der Vergewaltiger dann an die entscheidenden Regionen?

"Wie sollten wir gegen Weyden, die Staatsanwaltschaft" => Wie schon gesagt: warum gegen die Staatsanwaltschaft? Wenn die den Mädchen kein Wort glaubt, warum gibt es dann überhaupt die Verhandlung?

"Sogar Guilias und meine Eltern hatten gegen uns und zu Gunsten Weydens ausgesagt." => Also, sorry, aber das ist doch wohl der größte Schwachsinn. Wenn die nichts sagen, weil sie den Mädchen nicht glauben, okay, das könnte noch angehen, aber gegen sie aussagen? Vor Gericht? Obwohl die eine Mutter angeblich ihrer Tochter glaubt? Sorry, das ist total unglaubwürdig.

Naja, und da höre ich mal auf. Du solltest deinen Text dringend auf Glaubwürdigkeit und Plausibilität durchsehen und ihn überarbeiten.
Eine Idee allein reicht für eine gute Geschichte selten aus, da muss man schon einiges an Arbeit reinstecken, sorry.

Grüße
Chris

 

ich kann mich chris nur anschließen und habe v a eines festzustellen (zu der Gerichtsverhandlung, denn die ist eindeutig abgeguckt von Richterin Barbara salesch und Co :-)): bei MINDERJÄHRIGEN und einem solchen Delikt ist die öffentlichkeit ausgeschossen. Erstens. Und zweitens sitzen spätere Zeugen während der Verhandlung NICHT im Saal, um nicht beeinflusst zu werden.

 

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