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Der Stern von Bethlehem

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18.04.2002
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Der Stern von Bethlehem

Seit zwei Stunden fahren wir bergab. Es ist stockdunkel, ich weiß nicht, ob man Sterne sehen könnte, wenn das Autodach aus Glas wäre. Eva und mir knurrt der Magen. Die letzten Kekse sind verbraucht, nur noch Krümel, überall dort, wo sie stören. Der Motor brummt mit lästiger Monotonie, wir schweigen, wie so oft. Die lange Wanderung über das verschneite Hochplateau hat mich total erschöpft, ein desillusionierendes Gefühl nach all den großartigen Natureindrücken, den im Abendrot feurig leuchtenden Sandsteinzinnen. Jetzt hat uns die Routine des Reisealltags wieder fest im Griff, unerwartet lange dauert die Abfahrt auf der serpentinenreichen Strecke. Mir schmerzen die Beine, Eva leidet wahrscheinlich genauso sehr. Die Straße soll zu irgend so einem Ort führen, dessen Nachbarorte alle ‚weit weg’ heißen. Von dem Dorf weit und breit keine Spur, keine Anzeichen von Menschen, Entspannung, Nahrung. Dann geschieht das Wunder: In der Ferne taucht ein kleines, gelbes Licht auf. Es verschwindet wieder, aber nach einer Haarnadelkurve ist der helle Fleck erneut zu sehen. Nach jedem Verschwinden kommt das Licht größer zum Vorschein. Der Stern von Bethlehem, denke ich, die Erlösung, unser Ziel. Eva lächelt mich sogar an. Wir erkennen sofort das wohltuende M - die Leuchtreklame einer Imbisskette.
Ich muss dauernd an eines denken: an etwas Nahrhaftes, Herzhaftes, etwas, das den Bauch schnell füllt, saftig und salzig. Auch wenn ich die Argumente gegen Fast Food kenne - im Moment interessieren mich ausschließlich Kalorien, ganz ohne schlechtes Gewissen, das Verlangen nach wohltuender Sättigung überwiegt. Ach was, Kalorien sind etwas Gutes, sie tun dir nichts, beißen doch nicht, sind dazu da, verschlungen zu werden. Nach annähernd einer Stunde ist es endlich soweit, Eva und ich stürmen in das beinahe leere Lokal.
Herrliche Düfte schlagen uns entgegen, gebratenes Fleisch, Zwiebeln, süßliches Ketschup, alles untermalt vom himmlischen Geruch brutzelnden Fetts. Wir sitzen am Tisch, wohlig gefüllt. Meine Hände kleben vom Saft des Hamburgers, ein Tropfen läuft mir am Unterarm bis in das aufgekrempelte Hemd, Evas Mund glänzt, als hätte sie trotz ihrer Mattigkeit Lip Gloss aufgelegt. Es ist aber nur Mayonnaise. Sie bemerkt meinen prüfenden Blick. Ertappt. Fast schon beschämt schaue ich zur Seite. Nicht einmal diese Art von Intimität kann uns verbinden. Mein voller Magen unterstützt die bereits vorhandene Müdigkeit, im Moment hält der stark gezuckerte Kaffee mit seinem Koffein wohltuend dagegen. Dieser Zustand zwischen Aktivität und Entspannung fühlt sich einfach großartig an, entscheidungsloser Raum, eine Welt der Freiheit. Dankbarkeit kommt in mir auf, welch geniale Idee, praktisch fettlose Kartoffeln mit Fett zu vermählen, Salz, Wärme, Knusperduft, zarte Berührung - das alles gleichzeitig, ein Konzert aus Genuss-Akkorden, eine Hymne an ein überwältigendes Geschmackserlebnis. O Belgien, du kleines, kaum beachtetes, aber auserwähltes Land, welch großes Geschenk gabst du der Menschheit, der Menschheit gabst du ein großes Geschenk! Ich sehe die Massen gelben Goldes, goldgelb, herzhaftes Aroma verströmend aus diesem Land ausgehen, weiter gereicht von Hand zu Hand, Heerstraßen freudig vergebener Tüten mit Pommes Frites, grenzüberschreitend, sehe Menschen, sich wohlfühlend, verbrüdernd.

Huch - ich war eingenickt. Geistesabwesend reibe ich mir die Augen, in einem Augenwinkel brennt etwas Salz. Wo steckt Eva bloß? Ihre Tasche und die Jacke sind weg. Vielleicht ging sie zur Toilette? Doch nicht mit ihrer Jacke. Auf ihrer Papierunterlage, zwischen verschiedenen bunt gedruckten Salatangeboten, bei dem ‚All you can eat-Menü’ sehe ich eine mit Lippenstift geschriebene Notiz. Zwei Wörter. Das ist alles:


Mir langt's

Zwei Wörter, nicht einmal ein Ausrufezeichen. Ich gehe zur Kasse.
„Haben Sie die Frau gesehen, die bei mir war?“
„Glaub es war ein goldener Truck, sie ist weg.“
Achselzuckend bezahle ich, laufe rüber zum Motel. Ein Truck, sechshundert PS pure Freiheit, na ja. Ich brauche nur noch ein Einzelzimmer. Jetzt und die nächsten Tage, Monate, Jahre?
Die Leuchtreklame taucht den Parkplatz in gelbes Licht. Sie sieht schmutzig aus, ist nichts weiter als verdrecktes Plastik. Beharrlich stoßen die letzten lichthungrigen Motten mit ihren Köpfen daran.
Morgen werde ich weiterfahren, brauche ein neues Ziel.

Irgendein neues Ziel wird sich schon finden, schließlich ist in ein paar Tagen Weihnachten.

 

Hallo Wolto,
das böse M als Stern von Bethlehem? Auf die Idee muss man erst mal kommen!

Originell ja, den ersten Teil auch schön erzählt. Dann aber, mit der Lobpreisung, wird es mir zuviel (ab "o Belgien"). Für mich hebt sich die Übertreibung auch durch das Eingeschlafen-sein nicht wirklich auf.

welch großes Geschenk gabst du der Menschheit, der Menschheit gabst du ein großes Geschenk!
Das kann ich im Moment nicht einordnen, klingt vom Rhythmus her wie aus einer Liturgie.


Dann die Pointe mit der Frau, die den Prot verlässt, erschien mir trotz Vorbereitung durch:

Nicht einmal diese Art von Intimität kann uns verbinden.
etwas angepappt; müsste nach meinem Geschmack nicht sein.


Allerdings fehlte dann vielleicht der Aufhänger, zu politisch korrekter Beschreibung von Fast-Food-Tempeln zurückzukehren ;) :

Die Leuchtreklame taucht den Parkplatz in gelbes Licht. Sie sieht schmutzig aus, ist nichts weiter als verdrecktes Plastik.

Gern gelesen.
Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

ja die Lobpreisung - das hast du aber Treffsicher erkannt! Ich habe da die Satzkonstruktion eines Parallelismus bei den Psalmen abgeschaut, das muss ich den Lesern aber antun, gehört mit zur Thematik (man möge mir großzügig verzeihen).

„Dann die Pointe mit der Frau, die den Prot verlässt, erschien mir trotz Vorbereitung durch …“

Es gibt ganz am Anfang noch einen Hinweis, da die Beziehung nicht das eigentliche Thema ist, wollte ich nicht zu stark auftragen, du hast recht, es ist eine Art Gradwanderung.

Danke für deinen netten Kommentar,

l G,

tschüß… Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,
Der Stern von Bethlehem ist ein Symbol für Glauben. Wissenschaftler und Skeptiker glauben nicht, sie wollen wissen, daher entzaubern sie gerne das Glaubenssymbol, vereinigen Jupiter und Saturn zu einem neuen Gestirn.

Warum also nicht das goldene M als einen Stern assoziieren? Die drei Weisen aus dem Morgenland waren auf der Suche nach dem neuen König.

Wonach sucht dein Protagonist?
In erster Linie geht es ihm darum seinen Magen zu füllen.
Aber was sucht er noch? Er ist ein Reisender, wie die drei Weisen. Sein Ziel vielleicht die Bestätigung dessen wonach er sucht. Eine Suche? Eine bestimmte Sehnsucht oder eine gar eine Sucht? Problematisch scheint die Beziehung zu der Freundin, die die Sehnsucht nicht zu teilen vermag, vielleicht, weil ein Süchtiger nicht lieben kann?

Die Leere des Protagonisten zu spüren, hat mich unendlich traurig gemacht.


Lieben Gruß, Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

ja, das Ganze hat viel mit Entzauberung (Desillusionierung) zu tun. Einen Hoffnungsschimmer soll der Schluss schon zeigen, noch hat der Prot. nicht ganz aufgegeben.

„Wonach sucht dein Protagonist?“

Eine zentrale Frage und eigentlich geht es nicht um den Protagonisten, sondern um uns, aber das weißt du ja.

„Problematisch scheint die Beziehung zu der Freundin, die die Sehnsucht nicht zu teilen vermag“

Die Freundin steigt halt lieber in einen Goldenen Truck, als die Motten zu beobachten…

Danke für deine gute Analyse, hatte schon Angst zu sehr auf Symbole abgezielt zu haben.

L G,

tschüß… Woltochinon

 

Woltochinon schrieb:
Die Freundin steigt halt lieber in einen Goldenen Truck, als die Motten zu beobachten…
Na, Woltochinon, machst du dir hier nicht zu einfach? Und dann willst du diese vermeintliche Botschaft auch noch auf uns alle übertragen?

Das Leben ist ficken, nachdenken, sprechen, wandern, essen, schreiben … (die Folge ist eine beliebige), wenn zwei Menschen sich nichts mehr zu sagen haben, dann ist halt Schluß mit der Zweisamkeit, da hat niemand schuld, dann ist der Truck nicht mal der Anlaß, geschweige denn Ursache.

Im Übrigen finde ich die Geschichte gut geschrieben: die McDonaldsabfütterungsstation ist genauso treffend wie der Lobgesang an Pommes oder die Sprachlosigkeit der beiden, nur bei

Woltochinon schrieb:
O Belgien, du kleines, kaum beachtetes, aber auserwähltes Land, welch großes Geschenk gabst du der Menschheit, der Menschheit gabst du ein großes Geschenk!
holpert es ordentlich, ich würde dies - wenn es schon sein muß - so schreiben:

Belgien, du kleines, kaum beachtetes Stückchen Erde, welch großes Geschenk gabst du der Menschheit, o Belgien, du auserwähltes Land, der Menschheit gabst du ein großes Geschenk!

Und: Selbst wenn man annimmt, daß die Geschichte im Dezember spielt, finde ich den Titel ein wenig anmaßend.

Dion

 

Hallo Dion,

„Na, Woltochinon, machst du dir hier nicht zu einfach? Und dann willst du diese vermeintliche Botschaft auch noch auf uns alle übertragen?“

- Ich mache es mir nie einfach. „Vermeintlich“ ist die Botschaft auch nicht. Wenn für alle gilt: „Das Leben ist ficken, nachdenken, sprechen, wandern, essen, schreiben“, dann gilt auch ein Teil meiner Botschaft für alle.

„wenn zwei Menschen sich nichts mehr zu sagen haben, dann ist halt Schluß mit der Zweisamkeit, da hat niemand schuld, dann ist der Truck nicht mal der Anlaß, geschweige denn Ursache“

- Von Schuld wird auch nicht gesprochen, auch nicht gesagt, dass der Truck der Anlass für den „Schluß“ ist, er ist mehr eine wahrgenommene Gelegenheit für eine Reaktion.

„Belgien, du kleines, kaum beachtetes Stückchen Erde, welch großes Geschenk gabst du der Menschheit, o Belgien, du auserwähltes Land, der Menschheit gabst du ein großes Geschenk!“

- Dein Vorschlag hat sieben Abschnitte und ist länger, welchen Vorteil soll das haben? Man muss bei einem Parallelismus auch nicht alles verdoppeln.(Wobei „Stückchen Erde“ und „auserwähltes Land“ schon recht gut ist).

„Selbst wenn man annimmt, daß die Geschichte im Dezember spielt, finde ich den Titel ein wenig anmaßend.“

- Worin soll das Anmaßen bestehen? Das Sternmotiv ist das zentrale Thema der Geschichte.

Danke für deinen Kommentar und die Erwähnung des für dich treffenden Teils!

L G,

tschüß… Woltochinon

 

Okay. Woltochinon, vielleicht habe ich die Situation zu schwarz gesehen, aber die Frau ist doch mit dem Erstbesten weg, weil der Prot sie brüskiert – er schläft ja am Tisch ein, ich glaube mehr Desinteresse an einer Person kann man kaum zeigen.

Der Mann scheint fast froh oder gleichgültig, daß sie die Konsequenz gezogen hat – da frage ich mich aber schon, was will er eigentlich? Denn sein

Woltochinon schrieb:
Irgendein neues Ziel wird sich schon finden, schließlich ist in ein paar Tagen Weihnachten
zeugt nicht gerade von großer Zielstrebigkeit, nur die Tatsache, daß gerade Weihnachten ansteht, scheint ihn zu motivieren, sich vielleicht eine neue Frau zu suchen.

Wozu? Damit er Weihnachten nicht alleine ist? Das ist eher ein schwaches Motiv, würde ich sagen - das nächste Weglaufen ist programmiert, mögen noch so viele Lichter die Hoffnung nähren.

Daß Sternmotiv das zentrale Thema der Geschichte sein soll, sehe ich zwar nicht, aber wenn du's sagst. :)

Dion

 

Der Mann scheint fast froh oder gleichgültig, daß sie die Konsequenz gezogen hat – da frage ich mich aber schon, was will er eigentlich? Denn sein
Zitat:
Zitat von Woltochinon
Irgendein neues Ziel wird sich schon finden, schließlich ist in ein paar Tagen Weihnachten

zeugt nicht gerade von großer Zielstrebigkeit, nur die Tatsache, daß gerade Weihnachten ansteht, scheint ihn zu motivieren, sich vielleicht eine neue Frau zu suchen.


@Dion
Meiner Meinung nach:
Der Protagonist sucht keine neue Beziehung. Er ersehnt Lebensinhalte, die er hofft auch in anderen Menschen wiedererzuerkennen. Die Frage ist, ob es eine Illusion ist, daran zu glauben.
Das Sternmotiv ist eindeutig das zentrale Thema, da es als Symbol für die Reise und Suche zu sehen ist.
LG
Goldene Dame

 

Hallo Woltochinon,

so ganz überzeugt mich deine Geschichte leider nicht. Zum einen, weil ich denke, du hättest sie noch komprimierter gestalten können, zum anderen, weil ich die Symbolik für die Beziehung nicht mit meinem Erleben in Einklang bringen kann.
Vielleicht hast du auch einfach zu viel gewollt, als du die Bethlehemgeschichte mit einer Paarsymbolik gekreuzt hast.
Das Paar zu Bethlehem landete schließlich vor dem Stern, der folgte nur. Es war Ziel der Wanderer. Hirten und Könige folgten dem Stern zu dritt, die Schlächter Herodes in Massen.
Kann es also sein, dass Kenntnis mich hier außer Kraft setzt?
Einige Details und Gedanken:

kein Anzeichen von Menschen, Entspannung, Nahrung.
da eine Aufzählung folgt, müsste es keine Anzeichen heißen.
Wir erkennen sofort das wohltuende M - die Leuchtreklame einer Imbisskette.
ein mir fast zu deutlicher Hinweis, zumal jeder es kennt und der nächste Satz als Information, um welches M es sich handelt ausreicht.
Auch wenn ich die Argumente gegen Fast Food kenne - im Moment interessieren mich ausschließlich Kalorien, ganz ohne schlechtes Gewissen, das Verlangen nach wohltuender Sättigung überwiegt.
auch hier frage ich mich sowohl auf der realen, wie auch auf der Metaebene, wofür dieser Anflug von Zweifel.
Es ist aber nur Fett.
für mich ist auch dieser Satz überflüssig, der Verweis auf die glänzenden Lippen war klar genug.
Nicht einmal diese Art von Intimität kann uns verbinden.
Hier habe ich meine Schwierigkeiten, vielleicht, weil ich weiß, wie es ist, mit jemandem die Gewalt der Natur geteilt zu haben. Das ist sehr intim. Und im Schweigen auf der Rückfahrt hat für mich bisher auch die intime Verbindung gemeinsamer Erschöpfung gelegen. Vielleicht meinst du mit dem ganzen Text der Bergwanderung eine Analogie zur Beziehung. Der Höhepunkt ist vorbei. Die Autofahrt ist demnach das Auslaufen der Beziehung. Irgendwo geht es nicht tiefer, ist das Tal, in dem man sich trennt. Aber das kann ich nur theoretisch erkennen, atmosphärisch funktioniert es bei mir nicht.
praktisch fettlose Kartoffeln mit Fett zu vermählen
Du hast allgemein viel Fett auf engen Raum gedrängt, aber hier? ;)
Die Pommes als Jesus, die Fritteuse als Krippe aus der die Friedensbotschaft über die Mägen verteilt wird, finde ich dann allerdings wieder eine einleuchtende Idee, übrigens gar nicht so desillusionierend, wie du vielleicht meinst. Missionsbestrebungen gelten ja auch oft im ganz profanen Sinne der Sättigung der Menschen.

Lieben Gruß, sim

 

@sim

Wir erkennen sofort das wohltuende M - die Leuchtreklame einer Imbisskette.
Bisher war aber nur von Einsamkeit und einem Licht die Rede. Da finde ich den Zusatz wichtig, um in Spur gebracht zu werden, zumal es ja dann erst indirekt weitergeht:
Ich muss dauernd an eines denken: an etwas Nahrhaftes, Herzhaftes, etwas, das den Bauch schnell füllt, saftig und salzig.

Gruß, Elisha

 

Hallo Dion,

nett, dass du noch einmal vorbei schaust.

Du sagst:

“ich glaube mehr Desinteresse an einer Person kann man kaum zeigen.“

- Klar, die Frau kann da schon Desinteresse sehen, doch andererseits (wenn die Beziehung nicht schon so zerrüttet wäre), könnte sie auch verständnisvoll reagieren. Immerhin hat er einen guten Grund müde zu sein.

„daß gerade Weihnachten ansteht, scheint ihn zu motivieren, sich vielleicht eine neue Frau zu suchen.“

- Da ist dir die Geschichte in die falsche Schublade gerutscht, es ist so gemeint, wie Goldene Dame es anmerkt. Aber da die Partnerschaftsproblematik mit erwähnt wird, ist dein Schluss natürlich nahe liegend. Sorry, wenn ich da für Verwirrung gesorgt habe.

L G,

tschüß… Woltochinon

Hallo Goldene Dame,

danke für deine Anmerkung, genau so habe ich es gemeint.

„Das Sternmotiv ist eindeutig das zentrale Thema, da es als Symbol für die Reise und Suche zu sehen ist“

- … ein Hoffnungssymbol ist das Sternmotiv auch, möchte ich noch ergänzen.

Alles Gute,

tschüß… Woltochinon

 

Hallo Elisha,

hey, danke für die Anmerkung. Meine Argumentation geht in die gleiche Richtung.

L G,

tschüß... Woltochinon

@ sim - Meine Antwort ist in Arbeit, habe dich nicht vergessen.

 

@woltochinon

- … ein Hoffnungssymbol ist das Sternmotiv auch, möchte ich noch ergänzen.
Das ist richtig, doch mir kommt es immer so vor, als würde es zum Missionieren missbraucht. Hoffnung und Zuversicht ist etwas, was man in sich trägt. Wenn Symbole nötig werden um Hoffnung und Zuversicht zu wecken, erscheint es mir, als wolle man einen Blinden weismachen, er könnte sehen.
Schöne Weihnachten
Goldene Dame

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo sim,

„ich denke, du hättest sie noch komprimierter gestalten können“

- das ist das erste Mal, dass mir jemand ausgerechnet mehr Komprimierung empfiehlt, ich höre sonst eher das Gegenteil - werde ich alt, lässt meine Kompressionskraft nach?

„Vielleicht hast du auch einfach zu viel gewollt, als du die Bethlehemgeschichte mit einer Paarsymbolik gekreuzt hast.“

Erst habe ich nicht gewusst, was du damit meinst, aber in Verbindung damit, was du später schreibst vermute ich, dass du annimmst, ich erzähle die „Bethlehemgeschichte“ nach? Das ist nicht der Fall, es geht eher um `Show, don´t tell´, das, was das Paar erlebt steht für eine weitere Aussage (s. Goldene Dame).


Wir erkennen sofort das wohltuende M - die Leuchtreklame einer Imbisskette.

„ein mir fast zu deutlicher Hinweis, zumal jeder es kennt und der nächste Satz als Information, um welches M es sich handelt ausreicht.“

Meine Mutter (73) hat das M nicht mit der Imbisskette in Verbindung gebracht (ich glaube fast, sie, als strenge Vegetarierin, war noch nie bei McDonald´s). Meine kleine Nichte (3) kräht natürlich sofort `McDonald´s`, wenn ihre Eltern vom großen `M´ sprechen und immer noch hoffen, dies sei ein unverständlicher Kode… Letztlich halte ich solche Redundanzen für sprachlichen Alltag: Wie oft hört man `es war ein kalter Wintertag, wir gingen über Pulverschnee´. Erwähnenswert wäre nur ein `warmer Wintertag´. Im obigen Fall finde ich auch das Wort „Leuchtreklame“ wichtig, weil dieses Motiv sich am Schluss wiederholt (genau wie sich das Motiv des Verlassens - einmal der Naturschönheiten, dann des Freundes wiederholt).


Auch wenn ich die Argumente gegen Fast Food kenne - im Moment interessieren mich ausschließlich Kalorien, ganz ohne schlechtes Gewissen, das Verlangen nach wohltuender Sättigung überwiegt.

„auch hier frage ich mich sowohl auf der realen, wie auch auf der Metaebene, wofür dieser Anflug von Zweifel.“

Damit möchte ich zeigen, dass der Prot. Hin und Her gerissen ist. Vernunft und Gefühl liegen doch oft im Widerstreit, letztlich entscheidet man sich oft nach dem Prinzip `das Hemd ist näher als der Rock´.


„Es ist aber nur Fett.“

Ohne diesen Zusatz, meine ich, kann der Leser nicht sicher sein, ob sie in einem Anflug von Koketterie (oder weil die Lippen beim Wandern spröde wurden) Lip Gloss benutzt hat. Außerdem geht es um die Wiederholung des Desillusions-Motivs: Er hätte es lieber gehabt, es sei kein Fett.

„Vielleicht meinst du mit dem ganzen Text der Bergwanderung eine Analogie zur Beziehung. Der Höhepunkt ist vorbei. Die Autofahrt ist demnach das Auslaufen der Beziehung. Irgendwo geht es nicht tiefer, ist das Tal, in dem man sich trennt. Aber das kann ich nur theoretisch erkennen, atmosphärisch funktioniert es bei mir nicht.“

Ja, eine Analogie soll es sein, aber auch auf die Gesellschaft. Wenn es dich „atmosphärisch“ nicht erreicht, bedauere ich das. Ein Trost, wenn es wenigstens theoretisch, also vom Verstand her funktioniert. Da müsste ich wahrscheinlich eher dekomprimieren, um deinen Anspruch zu erfüllen.

„praktisch fettlose Kartoffeln mit Fett zu vermählen“

Ein gescheites Synonym für Fett wäre nicht schlecht. Glycerincarbonsäureester? Kalorienreichster Hauptnährstoff? ;) (Frittieröl - klingt so technisch, in der Gastronomie sagt man wohl auch Frittierfett, aber jetzt habe ich ja was...).


Bei solchen Geschichten schreibe ich mir vor der Veröffentlichung eine Interpretation, suche (in alter Kritikerkreistradition) Textbelege, usw. da weiß ich halt ziemlich genau, was ich erreichen wollte. Aber man kann nie genug überprüfen oder überprüft werden, es ist mir ja auch ein Schreibfehler durchgerutscht, komisch, einer von den Biestern schafft es immer…

Danke für dein Interesse

L G,

tschüß… Woltochinon

 

Hallo Wolto!

Die letzten Kekse sind verbraucht, nur noch Krümel, überall dort, wo sie stören.
bereits hier fängt die Desillusionierung an, und mit ihr die seltsam leere, gleichgültige Athmosphäre. Was vom guten bleibt, wird zum Störfaktor.

Es verschwindet wieder, aber nach einer Haarnadelkurve ist der helle Fleck wieder zu sehen.
wdh von wieder. evtl: erneut
Nicht einmal diese Art von Intimität kann uns verbinden.
hier habe ich mich, ein wenig wie sim gefragt, was es viel intimeres (auf der geistigen Ebene) gibt, als Natur gemeinsam zu erleben, ob dagegen alles Lipgloss der Welt eine Chance hätte ... vermutlich denke ich hier zu sehr als Frau, vielleicht sehen Männer das anders. ;) Dennoch hat es mich etwas irriterit. Die Beziehung steht nicht im Vordergrund, aber diese Gleichgültigkeit mit der sie ihn verlässt, das M und ihn gegen ihren neuen Stern (Truck und Fahrer) eintauscht und seine Reaktion (brauch ich nur noch Einzelzimmer, und bis Weihnachten wird sich schon ein neuer Stern, neue Gelegenheit, irgendwas finden) ist sehr erschreckend, nachdem die beiden zusammen eben doch offenbar einiges erlebt haben. Wie leer und krank müssen beide sein, wenn ihnen das M als Stern des Abends reicht, wenn sie gegenseitig so einfach ersetzbar sind, wenn kleine materielle Dinge wie Mc ihnen so preisenswert erscheinen, alles (Natur, andere Menschen), vergessen lassen? (ich kenne das Gefühl hungrig zu sein, ich kenne es auch, nach fast zwei Wochen Natur pur wieder was "richtiges" zu essen und ne warme Dusche zu bekommen ... aber all das wird erst in der Verbindung zu dem Erlebnis zu etwas besondern, und es so davon loszulösen ... tut ja fast weh :( )
Hm ... Konsum (Mc, Truck) als (austauschbarer) Stern, als Weihnacht.

Stilistisch sicher, wenn auch manchmal etwas schwerfällig in der Genauigkeit (z.B. das Fett auf den Lippen o.ä.), aber in dieser Ruhe erzählt - gern gelesen.

Liebe Grüße
(nachdenklich) Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anne,

danke für den Tipp mit der Wiederholung, „erneut“ ist ein prima Vorschlag. (Strg F hilft also nicht immer).

Die letzten Kekse sind verbraucht, nur noch Krümel, überall dort, wo sie stören.

„bereits hier fängt die Desillusionierung an, und mit ihr die seltsam leere, gleichgültige Athmosphäre.“

Eigentlich fängt die Desillusionierung schon an, als er sich fragt, ob man Sterne sehen könnte.

„Was vom guten bleibt, wird zum Störfaktor.“

- Ja, es sind einfach lästige Kleinigkeiten, die uns ärgern.

„hier habe ich mich, ein wenig wie sim gefragt, was es viel intimeres (auf der geistigen Ebene) gibt, als Natur gemeinsam zu erleben“

- andererseits hat sich unsere Gesellschaft (oder ein Teil von ihr) doch auch schon sehr von der Natur entfernt, sie wird ausgeschlossen. Um aber noch einmal auf die Beziehungsebene zu gehen: Ich denke, es war ein dummer Versuch von ihm, durch diese Fahrt die Beziehung kitten zu wollen. Wenn man sich trotz der grandiosen Szenerie anschweigt, „wie so oft“, sich nichts zu sagen hat…

„ob dagegen alles Lipgloss der Welt eine Chance hätte ... vermutlich denke ich hier zu sehr als Frau, vielleicht sehen Männer das anders. ;)

- Das ist aber interessant: Aufgrund sims Hinweis musste ich darüber nachdenken (es ging um das M), inwieweit verschiedene Altersgruppen verschiedene Assoziationen haben, in diesem Fall scheint wirklich ein `genter bias´ vorzuliegen. Das Lip Gloss sollte nur ein Symbol dafür sein, dass sie sich noch etwas aus ihm macht.

„Wie leer und krank müssen beide sein, wenn ihnen das M als Stern des Abends reicht, wenn sie gegenseitig so einfach ersetzbar sind, wenn kleine materielle Dinge wie Mc ihnen so preisenswert erscheinen, alles (Natur, andere Menschen), vergessen lassen?“

- So „leer und krank“ zu sein, ist für mich auch unvorstellbar :D (es sei denn, ich schreibe darüber). Auf der persönlichen und der gesellschaftlichen Ebene ist besonders diese Leere ein Problem mit dem sich Psychologen bzw. Soziologen täglich rumschlagen. Vereinsamung, Konsum als Liebesersatz, fragwürdigen Versprechen (Hoffnungen) folgen - leider bekannte Phänomene.

„tut ja fast weh“

- wehtun will ich natürlich niemandem. Eher mit subtilen Mitteln zum Nachdenken animieren.
Meinst du wirklich, ich soll so Sachen, wie das Fett auf den Lippen, streichen? Ich töte auch meine Lieblinge, schon gar, wenn es keine besonderen sind. Aber sonst heißt es immer, ich soll meine Geschichten mit Details anreichern, schreiben, was man sonst sieht, nicht so reduziert formulieren… :confused:


Danke für deine Überlegungen,

liebe Grüße,

tschüß… Woltochinon


Hallo Goldene Dame,

"Das ist richtig, doch mir kommt es immer so vor, als würde es zum Missionieren missbraucht."

Das kann ich unterschreiben... man bekommt einen Stein anstelle von Brot.

Danke für deinen fetten Tipp, was das fettige Fett angeht!

L G,

tschüß... Woltochinon

 

Hi Woltochinon!

So ganz ist deine Geschichte nicht, was man unter >Fröhlicher Weihnacht< versteht. Muss auch nicht immer Mainstream sein, was man liest.
Es ist gut erzählt, auch wie es immer mehr (ganz wörtlich) bergab geht, nicht mehr die Ideale, sondern einfach nur noch das Nahe liegende, Elementare, die Handlung der Protagonisten bestimmt. Ist fast schon Gesellschaftskritik.

Wahrscheinlich schaust du da nicht mehr - aber dein Titel ist doppelt :cool:

- Pol

 

Hallo Polaris,

danke für deine anerkennende Kritik.


"Es ist gut erzählt, auch wie es immer mehr (ganz wörtlich) bergab geht"

Die Geschichte hat einige solcher Chiffren. Eine nicht richtig fröhliche Weihnacht, ist nicht ungewöhnlich, auch die Bedeutungslosigkeit, die Weihnachten eigentlich für viele Menschen hat.

Danke für deinen Kommentar,

l G,

Woltochinon

 

Hi Wolto!

Du erwähnst die Chiffren.
Ist doch aber nicht alles chiffriert bzw. symbolisch?

Sorry, bin in Eile

- Pol

 

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