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Der Standpunkt

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06.02.2012
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Der Standpunkt

Der Standpunkt​

Hier und jetzt ist es neutral. Der Raum ist kontrastlos weiß, weder groß noch klein und ohne jeglichem Möbiliar. Nur geruchlose Luft und drei Personen halten sich hier auf. Sie sind weder hier gefangen, noch ist es ihr Wunsch hier zu sein. Sie sind einfach da in diesem leeren Raum und so leer er auch ist, er gibt einen nicht das Gefühl der Leere.
Sie sind erst gerade gekommen, irgendwoher wo es nicht so ist wie hier. Der Erste der einerseits noch da ist und andererseits schon gegangen ist, liegt in der Mitte des Raumes. Er ist der Realist, wobei man nicht sagen kann ob "er" hier angemessen ist, denn er hat wie die anderen beiden weder Form noch Farbe. Doch der Einfachheit wegen seien alle in der Sprache maskulien. Die beiden weiteren Personen sind in gegenüberliegenden Ecken und haben den Rücken zur Mitte und die Augen zur Wand. Mit sich beschäftigt ist der eine der Optimist und der andere der Pessimist.
Der Raum bekommt zum ersten mal Farbe durch das Rot des Blutes. Es ist vom Realisten, der tot ist, der eine Klinge im Herzen trägt und eine Überraschung im Gesicht. So wie er liegt muss er schon im Fallen tot gewesen sein. Das Geschehen beginnt als sich die Lebenden umdrehen, erstarren und kurz eben diese Überraschung im Gesicht tragen. Sie verstehen das Offensichtlich.
"Tot, tot, er ist tot!" beginnt der Optimist.
"Er hat es hinter sich."
"Doch warum musste er sterben? Sieh, der Dolch!"
"Es war Mord. Wer? Du! Du hast ihn umgebracht."
"Was? Warum ich?"
"Wir sind die Einzigen im Raum und ich war es nicht. Du musst es gewesen sein und ich bin jetzt hier mit einem Mörder."
"Was? Ich war's auch nicht. Du musst es gewesen sein. Du lügst um es zu verheimlichen. Du schämst dich, zurecht."
Im Raum ist es nun laut und es wird nurnoch gebrüllt.
"Ein Mörder nennst du mich? Du bist es doch der hier krankhaft lächelnd durch die Welt geht, wo keiner weiß was sich dahinter verbirgt. Wahnsinnig, das bist du, und ich bin jetzt mit dir Wahnsinnigen hier. Da läuft einem doch der Schauer über den Rücken wenn man dich nur ansieht. Gehen sollte ich bevor du mich nicht auch gleich zur Strecke bringst."
"Wer guckt denn immer so düster? Alles an dir ist voller Finsternis. Sie muss dich übermannt haben oder du hast die Welt nicht mehr ertragen wie sie ist. Der Realist musst deinetwegen sterben und du bist es ihm schuldig dir die Dinge einzugestehen um wenigstens etwas gut zu machen. Kämpf gegen die Finsternis in dir, aber lass mich da raus!"
Die Finger sind aufeinander gerichtet und die Münder weit auf. Man wechselt sich nicht mehr ab beim sprechen und rauszuhören sind nurnoch die immer gleichen Anschuldigungen. Da stürzt der Optmist los, packt den Pessimisten, reißt ihn zu Boden und hält ihn da. "Gesteh es! Du wirst dich besser fühlen! Die Dinge sind nicht alle verloren, du wirst es wieder gutmachen können, indem du Reue zeigst, indem du gestehst."
Ruckartig kämpft sich der Pessimist frei und ist wieder auf den Beinen. "Wahnsinniger! Bleib mir vom Leib!" und so rennt er zum Rest des Realisten zieht den Dolch aus ihm und sucht in gebückter Haltung Distanz. "Was willst du von mir?"
Dann ist es wieder still und beide gucken sich angestrengt an. Der Optmist ist mitleidig in einem Schweigen, in neuen Gedanken, und dann stürzt er ein Weiteres mal los. Er schafft es den zögerlichen Pessimisten am Handgelenk mit dem Dolch zu packen. Alle vier Hände ringen nun um den Dolch, fest verknotet aneinander, tanzen sie einen hässlichen Tanz. Öfters sind sie kurz vor dem gemeinsamen Sturz, reißen die Arme hoch und runter, brüllen und schnauben wie die Tiere. Da gelingt es dem Pessmisten mit Glück den Dolch an sich zu reißen und mit Pech vermag er seinen eigenen Schwung nicht zu stoppen und rammt ihn sich in Bauch.
Kurz steht alles, dann ein Aufschrei und der Pessimist reißt das nun vollkommen rote Metall aus der Wunde und rammt es direkt in den Optmisten. Dieser weicht zurück und als könnte man damit alles rückgängig machen, entfernt er die Waffe schnell wieder aus seinem Leib. Als er versteht lässt er den Dolch fallen in die toten Hände des Realisten. Der Schmerz tritt ein und beide verlieren ihren Stand. Kriechend mit Spuren von verschmierten Blut hinter sich, dass sich mit dem der Lache des bereits Toten vermischt, so dass nicht mehr zu unterscheiden ist, welches von wem ist, ziehen sie sich in ihre Ecken zurück. Ein letztes Blick auf den Gegenüber, der genauso bestraft davon ist, dass bei all den Unterschieden beide das Gleich wollten: dass der andere Schuld ist. Dann sind sie wieder mit sich selbst beschäftigt, gleich sterbend. Als der Tod sie holen kommt, trägt der eine im Angesicht ein Lächeln und der andere die Trauer.

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Randnotiz: Das Konzept schwirrte mir schon länger im Kopf rum, doch das Wissen, dass es sehr schwer wird die richtigen Tiefen zu finden und die gefährlichen Untiefen zu vermeiden, hielt mich immer von der Umsetzung. Gleichzeitig ist diese Textform wohl eine mit der ich mich am Schwersten tue, trotzdem wollte ich einmal versuchen etwas mit einer Theatherszene verwandtes zu verfassen (deshalb auch das Präsens und eigentlich keine angemerkte Sprachfarben oder rein ästhethischen Details).
Ich hoffe ich bin hier in der richtigen Kategorie für diesen Text gelandet und warum zum Teufel gibt es hier kein Blocksatz?

 

Hallo LaJo

Zu Beginn war mein erster Gedanke, ein Experiment, das sich hier abspielt. Es entwickelt sich dann aber mehr zu einem Kabinettstück. Von der Idee her hat es mir gefallen.
Worin es für mich als Leser entschieden hapert, ist die Umsetzung. Die Formulierungen sind durchgehend ungelenk, auch als Bühnensprache. Da es auch direkt ins Auge springende Schreibfehler hat, nehme ich an, dass du keine Korrekturlesungen vorgenommen hast. Die auffälligsten habe ich während des Lesens nachfolgend festgehalten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Der Raum ist kontrastlos weiß, weder groß noch klein und ohne jeglichem Möbiliar.

jegliches Mobiliar.

Nur geruchlose Luft und drei Personen halten sich hier auf.

Dieses Konstrukt lässt mir die Erwähnung der Luft als überflüssig erscheinen.

Der Erste der einerseits noch da ist und andererseits schon gegangen ist, liegt in der Mitte des Raumes.

Das markierte ist erübrigt sich und nach der Erste fehlt ein Komma.

Er ist der Realist, wobei man nicht sagen kann ob "er" hier angemessen ist, denn er hat wie die anderen beiden weder Form noch Farbe. Doch der Einfachheit wegen seien alle in der Sprache maskulien.

Eine eigenartige Darstellung, doch ich versuche immer erst die Intention eines Autors zu erkennen, bevor ich mir ein abschliessendes Bild mache. Allerdings fügt sich das angemessen ist mir nur als Abstraktion ein und bei maskulien gehe ich von einem Tippfehler aus und lese mal maskulin.

Im Raum ist es nun laut und es wird nurnoch gebrüllt.

nur noch (Kommt auch an anderer Stelle nochmals vor.)

Der Realist musst deinetwegen sterben und du bist es ihm schuldig dir die Dinge einzugestehen um wenigstens etwas gut zu machen. Kämpf gegen die Finsternis in dir, aber lass mich da raus!"

musste / Komma nach eingestehen.

Da gelingt es dem Pessmisten mit Glück den Dolch an sich zu reißen und mit Pech vermag er seinen eigenen Schwung nicht zu stoppen und rammt ihn sich in Bauch.

Pessimisten … in den Bauch.

Ein letztes Blick auf den Gegenüber, der genauso bestraft davon ist, dass bei all den Unterschieden beide das Gleich wollten: dass der andere Schuld ist.

Der Satz klingt nicht sehr glücklich abgefasst, doch nur mal zur Behebung der hervorstechendsten Mängel: Ein letzter Blick auf den gegenüber, der genauso bestraft davon ist, da bei all den Unterschieden beide das Gleiche wollten: da der andere schuldig ist.

Ich könnte mir vorstellen, dass du mit einer sauberen Bearbeitung des Stücks mehr herausholen könntest. In der jetzigen Form wird der Gehalt sehr dezimiert. Also viel Glück bei einer Überarbeitung.

PS: Ich sah eben noch, dass du Römische Geschichten von Mommsen liest. In diesem Werk liegt doch viel an Sprachgefühl, wenn in originalen Zitaten auch altertümlich. Schöpfe aus diesem Schatz.


Schöne Grüsse

Anakreon

 

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