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Der Spezialist

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28.12.2009
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Der Spezialist

„Jetzt nur nicht nervös werden. Vorsichtig mit dem magnetischen Schraubenzieher die Abdeckung der Steuereinheit öffnen.“ Da lag sie vor ihm. Eine Platine mit vier Kabeln und in der Mitte der Schaltung ruhte der Mikroprozessor, das Herz des ganzen Systems. Die Leuchtdiode neben dem Impulsgeber blinkte rot. Er begann leicht zu schwitzen. Wie immer wenn der „Spezialist“ persönlich eingriff, war die Situation ernst. Die Reparaturzeit war knapp bemessen und die Vorbereitungen haben schon zu viel Zeit gekostet. Ihm blieben nur noch wenige Minuten bis alle Systeme wieder anlaufen mussten. Er kontrollierte die Spannungsversorgung neben dem Silikonpolster. Die Akkus waren geladen. „Wo lag bloß der Fehler?“ Er spürte, wie ein Tropfen von der Stirn auf seine Nase lief. Einen durch Schweiß verursachten Kurzschluss in der Schaltung fehlte jetzt noch. „Abwischen!“ rief er, da er beide Hände im Einsatz hatte. Sein Teamassistent reagierte sofort.
Der Spezialist konzentrierte sich wieder auf das Problem. „Hm, ein Prozessor der Serie X-A3. Wahrscheinlich liegt ein Softwarefehler vor“, dachte er sich und legte mit chirurgischer Präzision die Ethernet-Schnittstelle unterhalb einer Klappe frei. Er klinkte das Netzwerkkabel ein und startete seinen Laptop. Gewohnt langsam fuhr der Rechner hoch. Die Zeit verstrich und seine Unruhe stieg. „Mist Windows!“, murmelte er und meldete sich an. „Sie haben Post“ bemerkte sein Computer. Nervös klickte er alle Autostartprogramme weg. Anschließend rief er das Systemmenü des Prozessors auf und sah es sofort. Das Problem kannte er von seinem Fernseher und seiner Kaffeemaschine. Die Treibersoftware war vier Jahre alt. Er sah auf seine Uhr und stellte erschreckt fest, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. „Sie haben wieder Post“, meinte dazu der Computer. Er stellte eine Internetverbindung her und googelte „Prozessor Treiber“. Schnell wurde er fündig und drückte den Download-Button. „Ihr Download startet nach einer kurzen Werbung“, ertönte eine Stimme, die keinen Widerspruch duldete. Es fiel ihm schwer, nicht auf den Rechner einzuschlagen.
„98, 99, 100% - Download abgeschlossen.“ „Na endlich“, dachte er und überspielte die Treibersoftware von seiner Festplatte auf den Prozessor. Das rote Blinken erlosch. Er schraubte die Abdeckung wieder zu und rückte die Silikonkissen zurecht. „Schere“ - „Tupfer“ - „Nadel und Faden.“ Geschafft. „Es wird wohl eine kleine Narbe an der linken Brust zurückbleiben“, dachte er sich, „aber das ist in Ordnung.“ Er nahm seinen Mundschutz ab. „Wieder ein Leben gerettet – wieder einen Herzschrittmacher repariert. Ich, Dr. med. Hermann Schulze, bin der beste Herzchirurg der Welt! Aber es wird dringend Zeit mein vor zwei Jahren abgelaufenes Antivirenprogramm upzudaten…“

 

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