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Der Sonnenaufgang
„Wie ist es so?“, fragte sie.
Ich konnte noch nie gut mit Wörtern umgehen. Noch weniger konnte ich Dinge gut beschreiben. Aber sie brachte mich dazu, es zu versuchen. Ich fragte sie, ob sie mir kurz einen Augenblick Zeit zum Nachdenken gäbe, und sah mir den Sonnenuntergang und die Natur, die uns umgab, an. Es war einer meiner liebsten Orte. Die Natur gab mir schon immer das Gefühl, dass alles in Ordnung sei. Niemand urteilt über dich, nichts Unbedeutendes findet statt, nur du, deine Gedanken, und das Leben.
Ich habe noch nie jemanden mit hier heraufgenommen, hauptsächlich weil ich immer herkam, wenn ich allein sein, und in Ruhe in Gedanken schweifen wollte. Heute war allerdings einer der schönsten Sonnenuntergänge, die ich je gesehen habe. Ich konnte mir keine andere Person vorstellen, welche ich in diesem Moment lieber an meiner Seite gehabt hätte. So begann ich …
„Spürst du die Wärme der Sonnenstrahlen auf deiner Haut?“ Sie nickte.
„Diese Wärme berührt alle Bäume, die Tiere, das Wasser, und uns. Alles was die Sonne berührt, fühlt in diesem Moment dasselbe, wie wir.“
Sie sank langsam ins Gras, bis sie auf ihrem Rücken lag. Sie ließ sich komplett von den Strahlen einhüllen, und es sah so aus, als ob die Sonne sie aufsaugte. Ich sah sie an, und konnte nicht fassen, was für ein Glück ich doch hatte. Ich sprach weiter…
„Atme tief ein. Die Luft ist sehr angenehm. Wir sind weit oben, und weit genug weg von der Stadt, dass die Luft absolut wunderbar ist. Sie ist frisch. Es fühlt sich so an, als ob jeder Atemzug direkt durch unseren Körper strömt, und ihn von Innen streichelt. Sie sorgt dafür, dass wir uns besser fühlen, und sagt uns, dass alles gut werden wird.
Ich sah mich um, und überlegte, was ich ihr noch erzählen könnte, und wie ich es ihr erklären würde. Ich sah ein paar Hasen miteinander spielen. In der Ferne sah ich einen Adler auf niedriger Höhe fliegen, wahrscheinlich war er auf der Suche nach Beute.
„Da sind all diese Lebewesen um uns herum. Manche sind winzig klein, andere viel größer. Manche sind auf der Suche nach Futter, andere auf dem Weg nach Hause. Einige glückliche haben Flügel und versuchen der Sonne zu folgen. Da ist auch ein Bär, der es irgendwie schafft, einen Baum heraufzuklettern. Vielleicht versucht er, einen besseren Blick auf die Sonne zu erhaschen, vielleicht versucht er, auch uns zu erwischen!“
Sie lächelte und schlug mir spielerisch auf den Rücken. „Mach weiter …“
„Der kleine Fluss zu unseren Füßen reflektiert das Sonnenlicht, und wirkt dadurch nur noch schöner. Das Wasser sieht aus wie Magie, zu schön um es zu berühren. Jede Berührung durch dich wird es zerbrechen, aber nein. Stattdessen fließen das Licht, das Wasser und deine Haut zusammen und es wirkt wie von einem anderen Stern.
„Ich möchte es spüren.“ Ich konnte nicht anders und fing an zu lachen. Ich sagte:
„Es sollte auf jeden Fall etwas kühler sein als die Sonne.“
Sie lächelte erneut. Jedes Mal wenn sie lächelte, verliebte ich mich ein wenig mehr in sie. Wie konnte ich so ein Glück haben?
„Möchtest du runter an den Fluss gehen?“
Sie nickte und fragte nach ein wenig Hilfe.
Ich hoffe ich werde besser im Dinge erklären. Ich werde es wohl für den Rest meines Lebens tun.