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Der skrupellose Dealin' Dave

Beitritt
01.05.2007
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Der skrupellose Dealin' Dave

Brutal wurden seine Hände hinter den Rücken gerissen, ebenso brutal wurde sein Kopf nach unten gedrückt. Dann spürte er, wie sich das eiskalte Metall von Handschellen herrisch um seine Handgelenke schlang.

"Dreckschwein!" Ein Polizist blickte ihn hasserfüllt an und spuckte vor ihm aus.

"So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Dafür wirst du bluten, du Mistkerl!" Ein weiterer Polizist boxte ihm in den Magen, nachdem er sich vergewissert hatte, dass kein Unbeteiligter Zeuge des Szenarios wurde.

Es war dunkel, lediglich das schwache Licht einer entfernt stehenden Laterne durchbrach diese Dunkelheit und wurde von dem regenfeuchten Boden gebrochen reflektiert.

"Ab ins Auto, Freundchen!" Die beiden Polizisten stießen ihn unsanft auf die Rückbank und stiegen selbst vorne ins Auto.

Als das Polizeiauto, ohne Blaulicht, langsam losfuhr, lösten sich zwei weitere Fahrzeuge aus dem Schatten der Nacht und folgten ihm. Beobachtungsposten. Zivilpolizisten. Sie hatten ihn schon so lange beobachtet. Es war ein historischer Moment.

Auf dem Revier angekommen, wurde der Verhaftete als erstes ins Verhörzimmer gebracht, wo ein weiterer Beamter ihn bereits erwartete. Nachdem beide Platz genommen hatten, wurde das Verhör eröffnet.

"Dealin' Dave. So nennt man sie doch, nicht wahr?" Der Beamte blickte ihm streng in die Augen.
Der Inhaftierte erwiderte den Blick nicht. Er schaute starr an dem Beamten vorbei.

"Nun, wir wissen, dass sie Dealin' Dave sind. Oder besser... Dave Lancester. Wir beobachten sie jetzt seit einem Jahr, wir wissen alles über sie."

Ein verächtliches Schnaufen seitens Dave.

Unbeirrt fuhr der Beamte fort. "Wie konnten sie nur so skrupellos sein? Ich meine, es gibt Mord im Affekt, es gibt psychisch gestörte Menschen, die mal ein kleines Kind vergewaltigen...aber was sie da gemacht haben, das geht auf keine Kuhhaut mehr."

In diesem Moment öffnete sich die Tür des Zimmers und ein zweiter Beamter betrat den Raum. Er überreichte dem verhörenden Beamten einen Umschlag, wechselte einige geflüsterte Worte mit ihm und verließ den Raum wieder.

Nachdem der Beamte den Inhalt des Umschlages, Fotografien vom Tatort, näher inspiziert hatte, ergriff er wieder das Wort. Diesmal wirkte er aufgewühlter, aggressiver und fordernder.

"Lancester, wenn ich diese Bilder betrachte, muss ich kotzen! Was haben sie sich dabei gedacht? Gottverdammt, kooperieren sie!"

Dave lächelte. Unberührt. Desinteressiert.

Er lächelte noch immer, als zwei Polizisten ihn von seinem Stuhl rissen und Richtung Gefängnistrakt zerrten.
Furchtsam wichen die anderen Häftlinge in ihren Zellen zurück, als die drei daran vorbeigingen. Auch ihnen war nicht verborgen geblieben, dass Dealin' Dave geschnappt wurde. Und sie hatten schon soviel von ihm gehört, dass sich ihnen vor Angst die Nackenhaare sträubten. So standen sie da, soweit es möglich war, in Eintracht Schulter an Schulter, Räuber und Mörder, Junkies und Vergewaltiger...und beteten, dass Dealin' Dave nicht in ihre Zelle kommen würde.

Schließlich wurde Dave in eine Zelle gestoßen, in der ein lateinamerikanischer Mann hockte. Als Dave die Zelle betrat, zuckte der Mann unweigerlich zusammen. Trotz der Narben in seinem Gesicht und den tättowierten Armen wirkte er wie ein eingeschüchtertes Kind neben Dave.

"Verrecke, Dave!" Mit diesen Worten und einem scheußlichen Lachen verschlossen die Polizisten die Tür der Zelle und ließen die beiden alleine.

Noch immer schränkten Handschellen Dave Lancester in seiner Bewegungsfreiheit ein. Dennoch wich der Mann vor ihm zurück.

"Du, Mexikaner!" Wie ein Donnergrollen ertönte die Stimme von Dave.

Ein Schluchzen entfuhr dem Mexikaner, er versuchte sich an einer Antwort, doch die Angst verschnürte ihm die Kehle.

"Mexikaner, kannst du nicht sprechen?" Dave machte einige Schritte in die Richtung des Mannes.
"Doch...doch...bitte...tu mir nichts!" In einer bizarren Weinerlichkeit antwortete der Mexikaner.

"Weswegen bist du hier? Hast du jemanden gekillt?" Dave´s Stimme triefte vor Hass und Arroganz.
"Ja, ich...ich habe drei Menschen ermordet...ich habe ihnen die Kehle durchgeschnitten und sie danach zerstückelt..." Er hielt inne. Dann nahm er all seinen Mut zusammen. "Stimmt es, was die Leute von dir erzählen?"

Beinahe unmenschlich wirkte nun das Lachen von Dave, bevor er antwortete. "Ohja. Ich vertreibe Raubkopien im ganz großem Stil!"

Jetzt gab es kein Zurückhalten mehr. Der Mexikaner brach in panischer Angst in Tränen aus...

 

Hallo!

Spannend ist das - man weiß ja, irgendetwas Seltsames wird kommen... aber dann das ... lass dich nicht erwischen, sag ich nur.

Zwei Hinweise:

"Sie" als Anrede groß:

Was haben Sie sich dabei gedacht?

Und ein Tempusfehler:
Auch ihnen war nicht verborgen geblieben, dass Dealin' Dave geschnappt wurde (worden war).

LG,
Flic

 

Hallo Jeffrey Ron Arrow,

nette kleine Geschichte, die sich sehr gut lesen lässt, weil du passende wörtliche Rede und guten Spannungsaufbau zustande gebracht hast.
Gern gelesen.

ABER das Ende...hm...das wirkt auf mich wie ein satirischer Rohrkreprierer.

Klar kann man auf die Hatz, die auf Raubkopierer germacht wird, eine Satire schreiben. Aber dann solltest du es bissiger machen also mehr in Form einer Satire. Es muss mehr um diesen Vorwurf gehen.

Hier, bei dieser Geschichte, könnte man alle möglichen (Straf-)taten, die man für nicht so arg verdammenswert hält, alternativ reinsetzen, z.B. das Vertreiben von Gammelfleisch, Zigarettenschmuggel, illegale Einwanderer einschleusen etc.
Alle diese Sachverhalte würden passen, indem man einfach nur einen einzige Satz in der Story ändert und du hättest dann insgesamt vier Satiren. Das kann es irgendwie nicht sein, nicht wahr?

Lieben Gruß
lakita

 

Naja, ich hab bewusst Raubkopie gewählt, weil ich diese Kinowerbung unendlich geschmacklos finde ('Mama, wie oft noch singen?') und auf die genannten Dinge wie Gammelfleisch, illegale Einwanderer etc. nicht so ne Hetzjagd gemacht wird. Mir gehen einfach diese Verhältnisse zwischen Tat und Strafmaß dermaßen auf den Geist ;-) Deswegen: Raubkopie als Thema.

btw: Natürlich schadet Raubkopie der Unterhaltungsindustrie und ich will das Ganze auf keinen Fall gutheißen, aber andere Verbrechen schaden Menschen und deren Seelen direkt...da sagt keiner was zu.

 

Hi Jeffrey,

beim Lesen der durchaus spannenden Satire hatte ich zum Ende hin ein leider unbefriedigtes Gefühl.
Ähnlich wie lakita denke ich auch, Raubkopien, die Sichtweise und diese überzogenen Werbespots bieten sich dazu gerade an. Dazu wäre die Haltung der Polizisten in dieser überzogenen Art und Weise auch gut geeignet.
Stimmig ist es für mich ab der Stelle nicht mehr, ab der dein Delinquent in die U-Haft kommt.
Zum einen, weil die Schilderung der Verhältnisse unstimmig ist. Es ist kein Haftbeschluss erlassen worden und zunächst schilderst du es so, als käme er nur in einen Zellentrakt im Polizeirevier. Dann aber begegnet er dort verurteilten Mördern, denen er nicht einmal in der Untersuchungshaft begegnen würde.
Und du bindest, das finde ich unstimmig, die Strafgefangenen in die Sichtweise der Werbespots mit ein, lässt sie vor Angst zittern. Unter denen allerdings gelten doch andere Gesetze, die können zwischen kriminellem Schwergewicht und Leichtgewicht unterscheiden und bauen ihren Hierarchien darauf auf. Dass also Häftlinge und Staat in deiner Geschichte nach gleichen Ehren- und Moralkodex agieren, nimmt für mich deiner Satire die Spitze und lässt sie in eine Alberei gleiten. Dadurch das unbefriedigte Gefühl.

Lieben Gruß, sim

 

Genau das soll ja der Knackpunkt sein...
...die Polizisten, die noch nie etwas Schlimmeres gesehen haben...
...die Insassen, die vor Furcht zittern...
...der Mexikaner, der in Tränen ausbricht...

Das soll in die Kerbe schlagen, dass Raubkopierer in den Medien (insbesondere halt in der Werbung, die ich da vor Augen hab) als Schwerverbrecher dargestellt werden, während andere Delikte quasi nur so nebenbei abgespult werden...

 

Hallo Jeffrey,

vermutlich hast du mich missverstanden. Ich hab dir nicht deinen Plot vorhalten wollen. Ist schon in Ordnung. Es ist durchaus etwas, was man zum Thema einer Satire machen kann.
Was ich dir ankreidete war, dass du es auf so eine beliebige Art und Weise umgesetzt hast. Ich brachte die anderen Beispiele, um dir aufzuzeigen, dass man nur einen einzigen Satz in deinem Text ändern muss und dann wäre es eine Satire auf Gammelfleischverwender, Zigarettenschmuggler und und und.

Ich habe bei dieser Satire die Individualtität vermisst, das deutlichere Eingehen auf DAS satirische Thema.

btw: ich kenne den Werbespot nicht.

Lieben Gruß
lakita

 

Okay, das habe ich falsch verstanden;-)
Gebe dir aber Recht...werd weiter an mir arbeiten...

Da gibt es mehrere Spots, am meisten nervt mich der, indem Kinder vor dem Gefängnis stehend mit der Mutter 'Happy Birthday' für den aufgrund von Raubkopie inhaftierten Vater singen. Abschließend fragt ein Kind, wann Papa wieder da sei und bekommt die Antwort 'Noch vier mal singen'...zwar abschreckend, aber IMO eher abstoßend...

 

...werd weiter an mir arbeiten...
:thumbsup:

Was ne nette Antwort ! :)

Danke für Werbespotbeschreibung.
Abschreckend mag der durchaus sein...aber ich empfinde ihn eher als

GESCHMACKLOS !

Da haste Recht, dich zu fragen, was dann für ein Werbespot gezeigt werden müsste, wenn es um Mord ginge.

 

Jeffrey, was du wolltest, habe ich schon verstanden, allerdings hat schon der erste Werbespot doch deine Satire schon überholt. (Sorry, hier wusste ich mir ohne Youtubelink nicht zu helfen).
Der Link zeigt auch, worauf ich hinaus wollte. Den schlimmsten Verbrechern wird im Knast kein Respekt gezollt.

(Wahrscheinlich kann ich mein unglückliches Gefühl mit der Geschichte nicht besser ausdrücken)

Lieben Gruß, sim

 

@sim:

Ja, ich verstehe deinen Punkt. Ich hatte auch zuerst überlegt, ob sich die Insassen nicht zusammenrotten sollen, um gegen Dave vorzugehen, hab mich aber dann entschieden, ihn als derart gefährlich darzustellen, dass die Insassen ihn fürchten. Vielleicht vergleichbar mit einem Mafiaboss oder Ähnlichem;-)

 

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