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Der Sinn ihres Lebens

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24.09.2000
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Der Sinn ihres Lebens

Wohl jeder von uns denkt, dass das Leben einen bestimmten Sinn hat, denn ohne diesen Gedanken währe es wahrscheinlich sinnlos zu leben. Seien es Aufgaben im beruflichen Bereich, also seinem Umfeld nützlich zu sein; seinen es Aufgaben im privaten Bereich, um seine Gene weiter zu geben und Kinder großzuziehen; die meisten von uns können sich irgendwann mit mindestens einem dieser Aufgaben identifizieren. Jeder hat einen Platz in der Gesellschaft und konnte irgendwann sich selbst verwirklichen, auch wenn es jahrelanger Ausbildung oder jahrelanger Übungszeit benötigt, können fast alle am Lebensende einen von sich selbst bestimmten Sinn erkennen. Fast alle, denn einige werden aus dem Leben herausgerissen, werden einfach absorbiert von eigennütziger fremdbestimmter Kraft, die allen Zweck und Sinn eines Lebens eliminieren. Auf diesem Prinzip beruht unsere Todesangst; Angst wir könnten aus dem Leben scheiden, ohne unser Lebenswerk vollendet zu haben.
Nadine ging den verlassenen Strand entlang. Die untergehende Sonne schien ihr ins Gesicht und eine leichte, vom Meer kommende, nach Salz duftende Brise wehte in ihrem leichten, blauen Sommerrock, der aus einem Stück Stoff bestehend, keck um ihre Hüften gebunden war. Sie ging im seichten Wasser und bei jeden Schritt den sie machte, gruben sich ihre Zehen in den vom Wasser durchnäßten Sand. Wellen schwappten in regelmäßigen Abständen ihre Knöcheln empor und verschwanden danach gleich wieder, um abermaligen Anlauf zu nehmen. Nadine hörte Möwen schreien, die in den frühen Abendstunden nach dem letzten Happen Fisch gierten. Nadine schloß die Augen und ließ die Atmosphäre auf sich wirken. Den Wind, den Sand, das Wasser und das Schreien der Meeresvögel. All das ließ ihr den Streß der letzten Monate weit weg erscheinen. Ihr Medizinstudium, ihren Nebenjob, den Ärger mit Eltern und Freunden. Die meisten in ihrem Umfeld hatten gesagt, dass sie sich verändert hätte und höchstwahrscheinlich war das auch so. Doch nun war sie hier. Spazierte einen ruhigen Strand einer Pazifikinsel endlang und versuchte, wenn auch nur für eine Woche, jetzt zu leben
Sie ging den Strand entlang, der mit einem kleinen Wäldchen mit exotischen Bäumen endete. So weit wollte sie heute noch spazieren, bevor sie wieder in ihr Hotel zurück gehen würde um das Abendessen zu genießen, das heute wahrscheinlich wieder aus Rohschinken und einer Zuckermelone bestehen würde.
Nun begegnete sie dem ersten Menschen an diesem Strand. Es war ein Bademeister und das war an einem menschenleeren Strand etwas ungewöhnlich. Auf dem Schild, das an seiner kleinen Hütte hing, stand etwas in den verschiedensten Sprachen geschrieben und in der fünften Zeile, laß sie dann "Wachbetrieb \ von 5:00 bis 21:00!". Der Bademeister winkte ihr zu und lächelte. Er ist hübsch, dachte Nadine und winkte zurück. Sie hatte keinen Freund zu Hause wie die meisten ihrer Freundinnen. Sie hatte sich in letzter Zeit so in ihr Studium hineingesteigert, dass sie keine Zeit für eine Beziehung hatte. Oft kam ihr alles so sinnlos vor und sie hatte sich gefragt, wofür das alles gut wäre. Wie zum Beispiel in dieser Nacht, als sie allein zu Hause gesessen hatte und die Geburt eines Kindes studieren musste, da hatte sie sich nach einer Familie gesehnt, nach einer eigenen, mit einem Vater, mehreren Kindern und sich selbst als Mutter. Und dann hatte sie die Tränen hinunter geschluckt und hatte alles "objektiv" betrachtet, und sich gedacht, dass sie später einmal mit ihrem Wissen Menschen helfen könne und das hatte dann allen doch wieder Sinn gegeben und die Tränen drückten nicht mehr stark. Doch nun würde alles anders werden, sie würde eine Praxis führen und heiraten und Kinder bekommen, um später Groß- und Urgroßmutter zu werden. Und am Tage, an dem sie den Tod ins Gesicht werde sehen müsse, konnte sie dann ohne Angst mitgehen, denn sie hatte in ihrem Leben Menschen geholfen und dafür gesorgt, dass die Menschheit nicht aussterbe. Und den ersten Schritt in dieses Leben machte sie nun hier, auf der Pazifikinsel, das erste Mal seit langen entspannen und wieder sich selbst finden. Ja, sehr gut.
Sie hatte den Wald und somit das Ende des Strandes erreicht. Sie setzte sich zu Fuße eines Baumes um ihre Füße auszuruhen. Sie sah auf ihre Uhr. Sie war genau eineinhalb Stunden gegangen. Jetzt mußte sie ihre Füße ausstrecken. Sie sah an sich herab, blickte zu ihren Zehen und bewegte sie hin und her. Sie schloß die Augen und dachte an ihr Abendessen, als sich plötzlich eine Hand um ihren Mund schloß. Sie versuchte zu schreien, worauf sich die Hand noch fester an ihren Mund drückte und ihren Kopf an den Baum presste, bis es schmerzte. Die Hand ergriff nun auch ihre Nase, sodass sie keine Luft mehr bekam und zu ersticken drohte. Nun müsse sie sterben, dachte sie, doch als der Himmel plötzlich schwarz wurde, ließ die Hand los. Sie japste nach Luft, sog soviel ein wie sie nur konnte. An Schreien dachte sie nun nicht mehr. Zwei Männer erschienen jetzt vor ihr. Sie sprachen etwas, doch sie konnte es nicht verstehen, da es die Einheimischensprache war.
"Bitte... bitte! Tötet mich nicht! Bitte!", schrie sie, noch immer nach Luft schnappend, "Ihr könnt alles von mir haben, Alles!", und um ihre Worte zu verdeutlichen, nahm sie ihre Uhr vom Arm und hielt sie ihnen hin.
Doch die Männer wollten die Uhr nicht. Einer der beiden stürzte sich auf sie und riß ihr den Rock vom Leib. Der andere schleuderte die Uhr in den Sand und hielt ihr ein Messer an die Kehle. Er sah auf seinen Partner, der sein Becken zwischen Nadines Beine presste und versuchte ihr den Bikinislip zu entfernen. Das Messer schnitt eine Wunde in ihren Hals und sie begann zu bluten. Sie hatte wahnsinnige Angst. All ihre Probleme erschienen ihr nun so winzig klein, hatte sie doch versucht vor einer Minute alle zu verdrängen, wurde sie jetzt vergewaltigt. Sie begann zu weinen. Der Mann mit dem Messer küsste sie nun schmerzhaft, presste seine Lippen so fest an ihre, dass sie glaubte, er würde sie fressen. Es ekelte sie, seinen Speichel schmecken zu müssen, ihn zu riechen, seinen verschwitzten Körper. Sie war plötzlich zornig. Wut breitete sich in ihr aus wie Feuer in einem trockenem Wald. Sie biss dem Mann mit dem Messer in die Zunge. Eine nach Eisen schmeckende, warme Flüssigkeit breitete sich in ihrem Mund aus. Der Mann schrie auf, riss das Messer von ihrer Kehle und hielt sich die Zunge. Der andere, der es bis jetzt versucht hatte, ihr den Slip auszuziehen, es aber zum Glück nicht geschafft hatte, sah verdutz auf. Nadine nahm alle Kraft zusammen und trat ihm gegen die Brust, sodass er rückwärts in den Sand fiel. Sie stand auf und wusste zuerst nicht, wohin sie nun laufen sollte, war doch kein Mensch am Strand gewesen. Dann fiel ihr der Bademeister wieder ein und sie rannte. Die Männer hatten sich inzwischen auch aufgerafft und verfolgten sie. Sie lief, nahm alle Kraft zusammen, die je in ihren Beinen gesteckt hatte, und lief. Schneller und schneller, doch auch die beiden Männer rannten und waren ihr dicht auf den Fersen. Sie schrie, kreischte und bei jedem Atemzug überschlug sich ihre Stimme. Sie kam näher zu der Hütte des Bademeisters. Doch ein furchtbarer Gedanke raste ihr nun durch den Kopf. Was wäre, wenn er schon nach Hause gegangen wäre, wenn er beschlossen hätte, heute einmal früher Schluß zu machen, da sowieso niemand am Strand war.
Doch er war da, Gott sei Dank; und als er sie hörte rannte er, wohl instinktiv, auf sie zu. Er verstand nicht gleich, doch dann sah er die beiden Männer. Er wollte sie aufhalte, doch der, der zwischen ihren Beinen gewesen war, schlug ihn kurzerhand zu Boden. Aber der Bademeister stand wieder auf und parierte mit einem gewaltigen Gegenschlag in den Magen des Angreifers. Die Männer interessierten sich nun nicht mehr für Nadine, sondern waren mit dem Bademeister beschäftigt. Sie brach zusammen, fiel in den Sand. Sie müsse sich wohl überraschen lassen, wer gewinnen würde. Sie legte ihr Schicksal in die Hände des Bademeisters. Entweder hatte sie Glück, oder sie hatte Pech. So oder so, sie konnte sich nicht mehr in das Geschehen einmischen. Zu erschöpft war sie.
Doch sie hatte Glück. Irgendwie schaffte es der Bademeister, die Männer in die Flucht zu schlagen.
Zehn Minuten später gingen die beiden den Strand entlang. Der Bademeister hatte die blutende Schnittwunde um den Hals mit einen Verband versorgt und ihr dann etwas Wasser gegeben, mit dem sich Nadine den Mund ausgespült hatte, um den Geschmack des fremden Blutes loszuwerden. Sie hatten beschlossen nicht die Polizei zu verständigen, da die Polizei die beiden Männer sowieso nie schnappen würde. Lieber hatte der Bademeister, der Jack hieß, eigentlich aus England stammte, jedoch perfekt Deutsch konnte, beschlossen, sie auf seine Jacht einzuladen und sie später nach Hause zu begleiten. Doch bevor sie in Richtung Hafen gingen, wo Jacks Schiff stand, schlenderten sie noch den Strand entlang um Nadines Nerven zu beruhigen und um ihre Uhr wieder zu holen, die einer der Verbrecher in den Sand geschleudert hatte.
Nadine hatte entdeckt, dass Jack die gleiche Sonnenbrille wie sie selbst hatte. Das war ja nicht ungewöhnlich, da viele solcher Brillen auf dem Markt waren, und viele solche Brillen kaufen konnten. Doch dann sah sie auf Jacks sonnengebräunten Arm und, wenn es auch unwahrscheinlich war, sie hatten auch dieselbe Armbanduhr.
"Das glaube ich nicht!", hatte Jack erstaunt erwidert, als Nadine es ihm gesagt hatte, doch als sie nun am Ort des Verbrechens ankamen, konnte sie es ihm beweisen.
Mittlerweile war es finster geworden, nur noch das kräftige Rot des Sonnenuntergangs war am Horizont sichtbar. Es ist so herrlich, dachte Nadine als sie am Hafen ankamen, hatte sie doch noch vor kurzem Todesangst gehabt, war sie jetzt mit ihrem Retter zusammen am Strand, mit einem Bademeister, der hübsch und gepflegt, groß und muskulös war. Außerdem entdeckte sie viele Gemeinsamkeiten. Wie sie, liebte auch er die Kunst, ging gern ins Theater und hasste Leute, die viel redeten. So etwas hatte wahrlich schon oft erlebt in ihrem leben, Studenten die auf sie zu gegangen waren, sie aufgefordert hatten von ihr zu erzählen, und dann sagten, dass sie die gleichen Interessen hätten, mit der Absicht sie ins Bett zu bekommen (jedenfalls war das die Vermutung ihrer Freundinnen). Doch diesmal hatte Jack dies alles erzählt und mittlerweile schämte sie sich schon ein bißchen, immer wieder "Ja, ich auch" zu sagen, doch was sollte sie tun, es entsprach der Wahrheit.
Wie ein verliebtes Pärchen gingen sie den Steg zu seinem Schiff entlang. Nadine war sehr überrascht, als sie die Jacht betrat. Sie hatte immer gedacht, dass Bademeister kein sehr hohes Gehalt bekämen, doch diese Jacht widerlegte ihre Behauptung. Wahrscheinlich war hier, an einer kleinen Insel, der Bademeister wichtiger als im Wiener Gänsehäufl, somal ja in der Alten Donau keine Haie oder Quallen ihr Unwesen trieben.
Jack führte Nadine zu einem Tisch am Bug der Jacht. Er entschuldigte sich bei ihr und verschwand in die Küche, um ein kleines Essen vorzubereiten. Nadine blieb sitzen an dem runden Zweiertisch und ließ sich die vom Meer kommende Luft ins Gesicht wehen. Sie war sehr glücklich, hatte sie doch einen hübschen Mann getroffen, der beinahe alle ihre Interessen teilte. Ihr Traummann? Vielleicht.
Sie sah auf ihre Uhr. Sogar die gleiche Uhr hatten sie. Wie verrückt die Welt doch war, dachte sie und so war Nadine gar nicht überrascht, als Jack mit einem Teller gefüllter Paprika wiederkam. Ihr Lieblingsessen!
Beide sagten kein Wort, während sie speisten und dazu italienischen Wein tranken. Eine angenehme Stille herrschte. Nach dem Essen zündete sich Nadine eine Malboro an und als sie wieder hochsah, bemerkte sie, dass auch Jack gerade eine Malboro im rechten Mundwinkel hatte.
"Glaubst du an das Schicksal?", fragte sie beinahe flüsternd.
Jack beugte sich vor und stützte seine Ellenbogen auf dem Tisch ab. Genauso leise wie sie, sagte er: "Natürlich. Jeder Mensch hat sein Schicksal. Man kann sich noch so viele Pläne im Leben machen, alles führt doch zu dem einen Schicksal hin."
"Dann das alles wofür wir täglich hart arbeiten und schuften doch gar keinen Sinn mehr!", Nadine sagte das sehr traurig, war es doch ein schrecklicher Gedanke. Doch Jack beruhigte sie wieder: "Aber keineswegs! Alles was wir tun hat Sinn, wenn auch nicht immer für uns selbst, aber für andere."
"Zum Beispiel wenn Ärzte Tag und Nacht arbeiten und trotzdem nicht sehr viel Geld verdienen und ständig müde und abgespannt sind, helfen sie doch Menschen und dann ergibt das alles wieder eine gewisse Sinnhaftigkeit"
"Genau, das meinte ich. Aber auch Kinder die in die Schule gehen und augensichtlich keinen Erfolg verzeichnen, geben sie doch Lehrern Arbeit. Oder Obdachlose, wie man sie in den U-Bahn-Stationen sieht und anscheinend sinnlos in den Tag hinein leben, auch sie bewirken etwas in den Menschen. Sei es Mitgefühl oder auch Aggression. Und Menschen die von anderen getötet werden. Auch sie erfüllen ihren Zweck, sei es, dass die Polizei den Kriminellen schnappt oder, dass einfach die Blutgier des Mörders gestillt wird"
Nadine sagte nichts. Dieser Gedanke und der Wein ließen sie schwindelig werden. Wie konnte er nur so etwas fürchterliches Denken? Ein Leben das allein durch einen Menschen ausgelöscht wird. Wie konnte so etwas Sinn ergeben?
Sie fragte, wo die Toilette sei und ging dann ins Innere der Jacht. Sie wollte mit ein paar Spritzer in ihr Gesicht ihren Schwindel vertreiben, doch was sie nun sah raubte ihr Atem und Verstand. Das konnte kein Zufall sein, zu groß war der Unmöglichkeitsfaktor. Sie schloß ihre Augen und öffnete sie wieder. Das hatte manchmal geholfen, als sie mitten in einer durchgelernten Nacht, schwarze Katzen in den Augenwinkeln gesehen hatte. Doch diesmal half es nicht. Alles war noch so da, wie es vorher war. Nichts hatte sich verändert, nur dass sie diesmal ihre Mutter in der wohlbekannten Küche sah. Doch diesmal war es der Wein. Ihre Mutter war eine Halluzination, doch die Küche war noch da. Es war die selbe, die sie in der Wohnung Zuhause hatten. Haargenau die gleiche. Auch die Anordnung der Kästchen war die gleiche. Zufall, Zufall, Zufall! dröhnte es durch ihren Kopf. Doch die Stimme war nicht sie. Seine Stimme war in ihrem Kopf.
Plötzlich war die Luft stickig und die Wände schienen sie zu erdrücken. Sie stürmte hinaus, wo Jack noch immer allein an dem runden Tisch saß.
"Was ist?", fragte er sich besorgt.
Doch sie brachte kein Wort heraus, zu schlecht war ihr in diesem Moment. Der Wein schien ihr hoch zu kommen.
"Hast du etwa die Küche gesehen?", fragte er unsicher. Sie nickte nur und er sprach weiter: "Schade, dass du es nicht bis ins Badezimmer geschafft hast, da habe ich mir besondere Mühe gegeben." Diesmal hatte seine Stimme einen selbstzufriedenen Unterton.
Sie verstand nicht. Sie schüttelte den Kopf, so als wollte sie das eben Gesehene abschütteln. Worte drangen in ihren Kopf, seine Worte, wie eben in der Küche, doch sprach er diesmal wirklich.
Wieder wollte sie etwas sagen, doch drehte sich plötzlich alles.
"Juan sagte es sei genau richtig, aber ich wußte gleich, dass es zuviel für ein Glas Wein ist", sagte Jack etwas enttäuscht.
Langsam fügte sich das Bild in ihrem Verstand zusammen.
"Did you call me Jack?", sagte jemand hinter Nadine und als sie sich umdrehte sah sie, dass die beiden Männer, vor denen sie vorhin geflohen war und die Jack so tapfer in die Flucht geschlagen hatte, hinter ihr standen. Der, der anscheinend Juan hieß, ging auf Jack zu.
Nadine wollte fliehen, als sie das Messer in seiner Hand sah, sie dachte, dass er sie umbringen würde und dann Jack. Doch musste sie sich um Jack keine Sorgen machen, denn der Mann, Juan, ging auf den Bademeister zu und küsste ihn auf die Wange. Dann gab er ihm das Messer in die Hand.
Jack wandte sich nun wieder Nadine zu und hielt ihr das Messer entgegen, die plötzlich zusammenbrach. Zu schwindelig war ihr gewesen.
"Du brauchst keine Angst zu haben, das Kokain wird dir Schmerzen ersparen. Leider habe ich dir zuviel gegeben."
Er stand auf und beugte sich über Nadine, das Messer fest in seiner Hand.
Nadine wollte fliehen, schreien und sich wehren. Doch die Welt drehte sich. Ihr Verstand kreiste.
Jack setzte ihr das Messer an die Kehle. Ganz ruhig, so wie ein Vater mit seinem Kind spricht, um ihn das Geheimnis der Welt zu erklären, sagte er: "Weißt du noch was wir vorher über Mörder gesprochen haben? Es wird Zeit, das du deinen Sinn erfüllst!"

George führte Julia an den kleinen Tisch am Bug der Jacht. Er entschuldigte sich bei ihr und verschwand in die Küche, um ein kleines Essen vorzubereiten. Julia blieb sitzen und genoß die letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Sie war sehr glücklich, da sie endlich einen Mann gefunden hatte, der wirklich etwas für sie empfand. So jemanden hatte sie unter all den Jurastudenten an der Universität nicht gefunden. George war aber toll. Abgesehen von seinen äußeren Qualitäten, schien er auch sehr gebildet, sie hatten beide die gleichen Hobbys und Leidenschaften, wie alte Banknoten sammeln. Sie hatten sogar, und das war wirklich erstaunlich, die gleiche Tätowierung an der gleichen Stelle: Eine grüne Rose auf der linken Schulter. Das war wirklich erstaunlich. Aber was am meisten zählte war, dass er ihr Lebensretter war und sie vor den beiden Männern beschützt hatte, die vorhin am Strand versucht hatten, sie zu... Aber sie wollte jetzt nicht mehr daran denken. Nun war sie hier. Bei dem tapferen Bademeister.
Sie sah auf den Tisch. Auf dem roten Tischtuch stand eine Kerze. Sie erkannte den Kerzenständer. Den gleichen hatte sie auch Zuhause. Sie freute sich über diese Gemeinsamkeit, wie auch über die anderen. Und sie freute sich noch mehr als sie sah, dass George mit einem Teller Spaghetti mit Miesmuscheln wiederkam. Ihr Lieblingsessen...

 

Eine angenehm altmodische Geschichte! Altmodisch? Yessir, denn viele andere hätten sich damit begnügt, das Ende rasch vorzubereiten oder sich am Mord selber zu ergötzen. Bei dir ist jedoch Atmosphäre vorhanden, und das schätze ich, weil ich auch nie rasch zum Punkt komme, sondern eine Geschichte ERZÄHLE.
Ein bisserl ungereimt fand ich, wozu sich der Kerl die Mühe mit der Inszenierung am Strand gibt? Wäre es nicht einfacher, er lädt seine Opfer direkt auf die Yacht ein? Aber das ist jetzt nur unnützes Genörgle! Am Stil gäbe es vielleicht auch noch ein bisschen was zum Feilen. Davon abgesehen: Gelungene, gut und flott erzählte Geschichte mit dichter Atmosphäre. :)

 

Hey Peter!

Die Geschichte hat mir wirklich gut gefallen. Ich hab sie schon mal gelesen, weiß gar nicht mehr warum ich damals nicht darauf geantwortet habe.

Was ich allerdings nicht verstanden habe, ist warum Jack aka George aka Psychopath sich die Mühe macht, diese ganze Szenerie aufzubauen und wie er das macht. Sucht er sich die Frauen schon in Deutschland aus und recherchiert dann über sie, und warum macht er das überhaupt? Baut er das Alles auf nur um das Gespräch auf zum Thema Schicksal zu lenken?

Naja, wahrscheinlich sagst Du jetzt, dass Du das nicht weißt. ;) Egal, die Story war trotzdem gut.

Ugh

 

Hey, Bib, da hast du ja einen richtigen Oldie herausgegraben. Eines meiner Erstlingswerke, sozusagen.

Das Thema der Geschichte ist "Schicksal - ja oder nein?" und dieser Psychopath gibt sich allerlei Mühe, seine Opfer zu ermorden, baut deren Küchen nach, kocht für sie, hat sie wahrscheinblich monatelang in deren Herkunftsland ausspioniert etc.
Das Motiv für die Tat war mir beim Schreiben nicht sonderlich wichtig. Man könnte womöglich einen Roman daraus machen, und den psychologischen Hintergrund der Morde erleuchten, aber bei der Kurzgeschichte ging es mir allein um das perfekt inszenierte Morden. Ich weiß nicht, ob das Handlung genug war, um eine gute Geschichte zu sein, aber darum ging es mir. Darum und um das Schicksal.

Nun gut, danke für dein Lesen und das Kritisieren, liebe Grüße aus Wien,
P.H:

 

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