Der Sinn des Lebens
"Wer bin ich?", fragte sich plötzlich die Frage. Sie hatte sich bisher noch nie über so etwas Gedanken gemacht, geschweige denn über sich selbst. Völlig verunsichert von dieser neuen Situation beschloss sie sich auf die Suche nach ihrer Antwort zu machen. Es kann ja nicht sein, dass man heutzutage als Frage ohne Antwort dasteht. So packte sie ihre Siebensachen und marschierte los. Die Reise führte sie in einen Wald und als sie plötzlich vor einem Tier stand, welches gerade Gras fraß, konnte sie sich nicht mehr beherrschen und sprach es an. "Sag mal, weißt du wer du bist?". "Na klar", antwortete das Tier, "ich bin ein Tier". Es schien nicht sehr interessiert zu sein an dieser seltsamen Frage.
"Hast du dich nicht mal gefragt wer du bist und warum ausgerechnet du ein Tier bist?", hakte die Frage entschlossen nach.
"Warum sollte ich, versteh ich nicht? Ich leb weiter wie bisher, es schadet nicht", entgegnete das Tier gelassen.
"Willst du nicht mal was anderes sein? Hast du es nicht satt dass zu sein was du bist, für immer gefangen in deiner Bestimmung als Tier?", die Frage blieb eisern.
"Wieso? Was soll das? Ich bin was ich bin, warum soll es anders sein. Es schadet ja nicht.". Das Tier blickte die Frage noch kurz an, dann beugte es sich wieder nach den saftigen Grashalmen die den Waldboden bewucherten. Die Frage wusste ob ihrer Hinfälligkeit und setzte ihre Reise fort. Nach einer Weile traf sie auf eine Pflanze. Die Frage ließ sich vor der Pflanze nieder.
"Schönes Wetter heute, was?"
"Ja, vielleicht", antwortete die Pflanze auf die Frage, "aber für mich ist jedes Wetter einfach schön und nicht schön"
"Liebst du nicht die Sonne?"
"Ob Sonne oder Regen, ich brauche beides.", entgegnete die Pflanze fröhlich.
"Hast du dich schon mal gefragt warum du ausgerechnet da bist?", zwang sich die Frage der Pflanze unverfroren auf.
"Nein, aber ich nehme an weil die Natur es so bestimmt hat"
"Und wer hat die Natur bestimmt dies zu bestimmen?"
"Keine Ahnung", die Pflanze schien plötzlich gelangweilt.
"Willst du es nicht wissen?"
"Nein, ich wachse hier nur und was anderes muss ich nicht tun. Lass mich jetzt zufrieden", damit verstummte die Pflanze und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe zu wachsen. Unerfüllt und einsam wanderte die Frage weiter. Wann und wer könnte sie endlich beantworten? Schließlich traf sie auf die Menschen.
"Darf ich mich zu euch gesellen?", präsentierte sich die Frage vorsichtig.
"Na klar, komm her", entgegneten die Menschen.
"Ich bin einsam, keiner will mit mir was zu tun haben, fühle mich fremd und weiß nicht mehr weiter. Wisst ihr vielleicht wer ich bin und warum ich mir so leer vorkomme?"
"Phu, du bist uns vielleicht eine Frage, keine Ahnung wer du bist."
"Wer seid ihr? "
"Na ja, Menschen"
"Woher kommt ihr?"
"Weißt du, diese Frage ist so alt wie das Leben. Wir haben keine Zeit sie zu beantworten."
"Wenn ihr Zeit habt, fändet ihr eine Antwort?"
"Wir brauchen die Antwort nicht. Es lebt sich auch so! Und jetzt entschuldige, wir haben noch was zu tun"
So zog die Frage traurig weiter. Plötzlich stand sie vor etwas, dass sie noch nie zuvor gesehen hat.
"Wer bist du?", äußerte sich naturgemäß die Frage.
"Ich bin deine Antwort"
Überglücklich entgegnete die Frage: "Ich habe dich überall gesucht. Kannst du mir sagen wer ich bin!?"
"Ja, natürlich", kam es von der Antwort.
"Du bist der Sinn des Lebens."