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Der Siegeszug einer Idee

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24.01.2006
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Der Siegeszug einer Idee

Als Mike sein kleines Unternehmen gründete, hätte er sicher nicht gedacht, dass er schon wenige Jahre später Vorstandsvorsitzender des umsatzstärksten DAX-Unternehmens sein würde.
Seine Geschichte steht nicht nur exemplarisch für beispiellosen Unternehmergeist, sondern vielmehr für den Siegeszug eines ganzen Systems. Doch von Beginn an:

Mike hatte gerade seinen vierundzwanzigsten Geburtstag gefeiert und seinen Magisterabschluss in Philosophie und Ethik geschafft, als er beschloss sich selbständig zu machen. In welcher Branche er sich ansiedeln wollte, wusste Mike noch nicht. Er war nur fest entschlossen, seine eigene Firma zu gründen. Deshalb überlegte er lange und gründlich, doch so recht wollte ihm keine redliche Beschäftigung einfallen, weshalb er seinen Plan vorerst verwarf und sich nach einem Übergangsjob umsah. Stundenlang durchblätterte er die Stellenanzeigen der Lokalzeitungen, bis er irgendwann resigniert aufgab und die Zeitung vom Tisch schmiss. Dabei segelte eine Seite genau auf seinen Schoß: Nachrufe! Plötzlich wusste Mike, was er werden wollte.

Tags darauf mietete er sich eine Zwei-Zimmer-Wohnung, die er als Büro einrichtete. Mike besuchte einen dreiwöchigen Crash-Kurs, in dem er das Handwerk der Steinbildhauerei erlernte. Er nahm an einem Wochenendseminar “Guerilla-Marketing” teil, welches sich im Nachhinein jedoch als für seine Zielgruppe völlig unpassend herausstellte. Bevor er seinen Betrieb dann endlich eröffnete, trat er, aus Gründen der Seriosität, der katholischen Kirche bei. Bei seinem Gewerbe hatte er sich auf den Entwurf und die Gestaltung von Grabsteinen spezialisiert. Das Buddeln wollte er anderen überlassen.

Die Unternehmensentwicklung ließ jedoch gerade zu Beginn sehr zu wünschen übrig, obschon das Einzugsgebiet ausreichend und die Werbeausgaben überproportional hoch waren. Auch die Zukunftsaussichten waren prächtig. Vier randvolle Pflegeheime lagen in der direkten Nachbarschaft, ein Kernkraftwerk direkt um die Ecke. Doch Bestatten war und ist, so schien es Mike, ein sehr intimer Prozess, der viel Vertrauen seitens der Betroffenen erfordert. Vertrauen, das die Angehörigen einem Vierundzwanzigjährigen nicht willens und fähig waren, entgegenzubringen. Diesen Mangel musste Mike durch kluge und strategische Vorgehensweise kompensieren. So abonnierte er alle Regionalzeitungen und legte sich die Todesanzeigen auf zweimonatige Wiedervorlage. Dann schickte er den Angehörigen seinen nagelneuen Flyer zu. Er warb mit einem umfangreichen Sortiment. Für Jung und Alt war alles dabei, sodass keine Wünsche offen bleiben mussten.

Das Unternehmen kränkelte aber noch immer, obwohl es mittlerweile wenigstens schwarze Zahlen schrieb. Mike, der schon im Gymnasium als ehrgeizig und verbissen gegolten hat, reichte das noch lange nicht. Er selektierte den Markt und untersuchte die Konkurrenz. Dabei stellte er fest, dass “Hubers Grabdenkmäler” seine Angebotsbriefe schon einen Monat nach Todestag verschickten. Die Konkurrenz schläft eben nicht. Auch nicht bei Entschlafenen, dachte Mike und beschloss seine Briefe künftig zeitiger zu versenden. Die Aufträge und der Gewinn nahmen in den kommenden Wochen zu. Und bereits nach zwei Jahren hatte Mike die Marktführerschaft in der Region inne. Aufgrund seiner innovativen Strategien war es ihm in der Vergangenheit gelungen, neue Kunden zu akquirieren. So ließ er überdimensional große Grabsteine an der Autobahn aufstellen, in Altenheimen und auf Intensivstationen sprach er die Angehörigen der Alten und Kranken direkt an. Allmählich entwickelte Mike dabei ein solches Geschick, dass die Betroffenen nicht empört über die Unverschämdheit Mikes waren, sondern ihn als eine Art seelischen Beistand betrachteten. In vielen Fällen unterschrieben sie schon einen Vertrag, obwohl der Kranke noch nicht einmal verstorben war. Ja, es soll sogar welche gegeben haben, die es nach Vertragsschluss gar nicht mehr abwarten konnten “bis der Alte endlich abkratzt.”
Öfter veranstaltete Mike “Leidensabende”, bei denen sich Angehörige von unheilbar Kranken bemitleiden und beweinen konnten, ehe sie den Marmorgrabstein “Modell Hinkelstein” aussuchten. Mike erwies sich bei der Planung solcher Veranstaltungen als cleverer, umsichtiger Manager, während er auf den Veranstaltungen selbst, als umsichtiger, pietätvoller Seelsorger auftrat. Diese Mischung machte seinen Erfolg aus.

Einige Zeit später begann er zwei weitere Steinmetze einzustellen, da er die Vielzahl der Aufträge nicht mehr alleine bewältigen konnte. Später expandierte er, kaufte die drei regionalen Bestattungsunternehmen auf. Fortan bot sein Unternehmen den “Full Service”. Er schloss Entsorgungsverträge mit Schweizer Sterbehäusern, in denen sich Menschen einmieteten oder eingemietet wurden, die Sterbehilfe erhalten wollten, um in Würde zu sterben. Mike musste immer lachen, wenn er so etwas las. Kein Mensch stirbt in Würde, dachte er dann. Würde hin oder her, die Partnerschaft mit den Sterbehäusern war für die Entwicklung des Unternehmens sehr vorteilhaft.

Mittlerweile war Mike der Chef eines Großbetriebes. Die Särge wurden industriell gefertigt, er hatte Spezialwerkzeuge anschaffen lassen, mit denen die Gräber ausgehoben wurden und sogar im Internet war sein Unternehmen durch einen elektronischen Produktkatalog vertreten, über den die Särge vorbestellt werden konnten. Es mussten nur einfache Felder wie “ungefähres Sterbedatum“, “Größe und Gewicht des Versterbenden” und personenbezogene Daten ausgefüllt werden und schon wurde der Sarg fertiggestellt und ans Lager übergegeben, von wo er, sobald er benötigt wurde, direkt an den Kunden ging. Das Geschäft mit dem Tod boomte, doch die neuesten demographischen Studien erfüllten Mike mit Sorge. Die Menschen wurden immer älter, noch dazu wurden immer weniger geboren, was sich in spätestens dreißig Jahren auf seinen Umsatz auswirken würde. Bis dahin, so dachte Mike, muss ich so viel verdient haben, dass ich mich zur Ruhe setzen kann. Mit “zur Ruhe setzen” meinte Mike allerdings nicht, bis ans Lebensende nie mehr arbeiten und ein kleines Häuschen im Grünen; viel mehr beinhaltete dieser Ausspruch für ihn den Wunsch nach maßlosem Reichtum, einem ausschweifenden und dekadenten Lebensstil. Kurzum, er wollte der reichste Mann der Erde werden.

Zehn Jahre nach Gründung ging sein Unternehmen an die Börse und schon wenige Monate später wurde es im DAX geführt. Beinahe sämtliche Konkurrenten hatte Mike aufgekauft oder anderweitig ausgeschaltet. Seine Herrschsucht nahm napoleonische Züge an - nicht, dass er Russland angreifen wollte, sondern viel mehr war er von der Begierde besessen, das weltweit einzige Bestattungsunternehmen zu führen. Fast im gesamten europäischen Raum hatte er schon die Monopolstellung, dennoch war die Umsatzentwicklung bei weitem nicht zufriedenstellend. Es starben einfach zu wenige! Die medizinische Versorgung war zu gut, wodurch die Lebenserwartung immer höher wurde.

Mike gab viel Kapital des Unternehmens frei, startete eine exzessive Werbekampagne für die Sterbehäuser in der Schweiz, die ihm mittlerweile gehörten. Er betrieb Lobbyarbeit im europäischen Parlament, um derartige Einrichtungen auch in der Europäischen Union möglich zu machen. Was ihm schlussendlich auch gelang.

Und dennoch: Der Erfolg blieb aus. Sterbehäuser wurden zwar vielerorts regelrecht aus dem Boden gestampft, aber es gab einfach zu wenige, die sich dort einmieteten. Die Menschen waren nicht willens zu sterben, was Mike sehr bedauerte.

An dieser Stelle der Entwicklung zeigte sich wieder mal Mikes erfinderischer Unternehmergeist. Wochenlang überlegend, wie man die Misere beheben könne, kam er schließlich zu dem Schluss, dass einfach nur mehr Menschen sterben müssten! Da sein Unternehmen das Monopol besaß, bedeutete der Tod automatische, neue Umsätze für ihn. Eine Überlegung, die in ihrer Schlichtheit einen Anflug von Genialität versprühte.

Die Umsetzung gestaltete sich aber als schwieriger, weshalb Mike einen Planungsausschuss gründete. Dieser sollte das Problem lösen. Was der Ausschuss, zur Freude Mikes, auch tat. Erster Punkt der zwanzigseitigen Agenda war, die Einschleusung von Pflegekräften. Diese sollten kranken Menschen gezielt Sterbemittel verabreichen. Die Aktion lief gut an, bis manche Zeitungen kurz davor waren, diesen Skandal aufzudecken. Sie berichteten äußerst kritisch über Mikes Vorgehen. Doch nachdem Mike diesen Medienhäusern die Anzeigen- und Werbeaufträge entzog, verstummte die Kritik urplötzlich und seltsamerweise wurden leitende Redakteure entlassen, was Mike dazu veranlasste, die Werbungen doch wieder zu schalten.

Punkt zwei der Agenda war eine Kooperation mit der Automobilindustrie. Diese verpflichtichtete sich, nach einer zugegeben nicht kleinen Finanzspritze, es mit den Sicherheitsvorkehrungen nicht ganz so genau zu nehmen und vielleicht auch mal eine oder zwei Radmuttern nicht ganz so fest anzuziehen. Wieder mehr Verkehrstote, titelte BILD; nach einer Ursache fragte sie aber nicht. Nach und nach erweiterte Mikes Unternehmen sein Engagement auf dem Lebensmittelsektor. Zu diesem Zweck wurden H5N1-Viren gezüchtet, die sich durch den Verzehr von Geflügel auf den Menschen übertragen sollten. Doch der Plan scheiterte. Die Vogelgrippe verbreitete sich nicht so schnell wie erhofft. Besser verlief die Infizierung von Schlachtvieh durch BSE. Nach einer anfänglichen Todeswelle und erheblichen Mehreinahmen wurden die Menschen im Bezug auf Rindfleisch leider doch etwas vorsichtiger. Die Nachfrage nach Schweinfleisch nahm dagegen stark zu. Hierauf reagierte Mike wieder sofort - ein erneutes Exempel für seinen beispiellosen Unternehmergeist. Er verpflichtete die Schlachtbetriebe zur Ausfuhr von Gammelfleisch. Die Ausfuhr von frischen Fleischprodukten verbot er strikt! Aufgrund seiner Marktmacht ein Kinderspiel. Auch das zeigte Wirkung. Mike manipulierte und intrigierte, wo es nur ging, doch der Erfolg gab ihm Recht.

Der letzte Punkt des Aktionsplanes beinhaltete schließlich den Genozid. Die einzig möglich und logische Konsequenz, wie Mike später sagte. Willkürlich ausgewählte Personen wurden verschleppt und ermordet, um anschließend beerdigt zu werden. Kritiker wurden einfach ausgeschaltet und zur Strafe lebendig begraben. Die Angehörigen wurden mit einem Sippenaufschlag von 150 Prozent auf den Rechnungsbetrag bedacht und das obwohl immer nur der billigste Sarg verwendet wurde.

Nach nur siebzehn Jahren hatte Mike sein Ziel erreicht. Sein Unternehmen war das größte der Welt. Er verkaufte alle Anteile und war fortan mit Abstand der reichste Mann der Erde. Er war der Größte! In Südafrika ließ er sich nieder, bis er von dort verschleppt, getötet und anschließend beerdigt wurde. Der europäische Markt bot nicht mehr genügend Potenzial. Sein ehemaliges Unternehmen hatte nach Afrika expandiert. China sollte folgen.

 

Hallo neukerchemer,

wenn ich es nur als Geschichte über einen Bestattungsunternehmer lese, gebe ich Herrn Bernhard Recht. Es ist etwas lahm in der Übertreibung. Lese ich es als Geschichte über den Kapitalismus, der irgendwann auch seine Darsteller einholt, wird es schon schärfer.
Leider geht der Text schon an der heutigen Realität der Sargdiscounter vorbei. Und von meinen Verwandten weiß ich, dass sie alle ihre Bestattung schon längst geregelt haben. Noch zu Lebzeiten. Dein Unternehmer ist also eher sehr spät.
Vergessen hast du auch die Liegeplätze auf den Friedhöfen. Hier investiert dein Prot gar nicht.
Details

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bernhard,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Schade, dass du die Geschichte etwas lahm fandest. Deine Anregungen würden ihr sicher mehr Tempo geben, aber mir ging es überhaupt nicht um den Bestattungsunternehmer, sondern Mike steht und der Aufschwung seinens Unternehmens steht sinnbildlich für den Kapitalismus. Ich dachte eigentlich, dass würde deutlich werden.

Seine Geschichte steht nicht nur exemplarisch für beispiellosen Unternehmergeist, sondern vielmehr für den Siegeszug eines ganzen Systems. Doch von beginn an.
Deswegen habe ich das auch gleich zu Beginn angesprochen. Nichtsdestotrotz gefallen mir manche deiner Idee, und ich werde schaun, ob ich vielleicht eine unterbringe...


HI Sim,

auch dir vielen Dank fürs Lesen und natürlich ganz besonderen Dank fürs Word-Dokument. Werd die Fehler bis Mitte der Woche ausbessern, vorher komme ich glaub ich nicht dazu.

Lese ich es als Geschichte über den Kapitalismus, der irgendwann auch seine Darsteller einholt, wird es schon schärfer.
Schön, dass du das so siehst, wie gesagt, um den Bestatter ging es mir eigentlich nicht, er steht nur exemplarisch für das System.

Werde aber trotzdem versuchen, ob ich die Geschichte noch etwas schärfer hinbekomme...


Danke nochmal euch beiden.

lg neukerchemer

Edit: So, die Rechtschreibfehler und andere Kleinigkeiten sind nun auch ausgebessert. Vielen Dank nochmal an sim.

 

Hallo neukerchemer,

tja...hm...man sieht, was du meinst und anprangern willst. Was ich mich aber gefragt habe, warum du es so zahm tust? Im Grunde genommen hast du nur einen mittlerweile durchschnittlichen Unternehmer geschildert, der keine Probleme hat, im wahrsten Sinne des Begriffes über Leichen zu gehen.

Das ist ein uraltes Thema und was ich mich die ganze Zeit gefragt habe, war, wozu du es, wenn es schon eine Satire sein soll, nicht kräftiger überziehst, verzerrst und entfremdest. Du wählst die Form der Parodie, also nimmst und schilderst das, was bereits in der Realität so und nicht anders existiert.

Das sind zwar dann immerhin Storys, die von der politisch und sozial korrekten Meinung des Autoren zeugen, aber mehr tun sie im Grunde genommen nicht.
Sie bewegen nichts, reiben nicht, stoßen nicht an, provozieren nicht.

Die Satire kann und soll aber gerade das tun.
Dieser Text könnte also auch gut und gerne im Alltagsforum stehen.
Was mir in diesem Zusammenhang dann wiederum auffällt, ist, dass du sehr breit anlegst, das ermüdet ein wenig beim Lesen, weil immer und immer wieder geschildert wird, wie es denn nun weitergeht mit der Firma. Du führst den Spannungsbogen nicht straff und damit verliert die Geschichte auch an Kraft.

Da ich weiß, dass du ansonsten durchaus in der Lage bist, bessere Satiren zu schreiben, finde ich das nicht so schlimm, jeder Autor schreibt auch mal Texte, die nicht so umjubelt sind.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo neukerchemer!

Ich finde Deine Idee ziemlich gut, die Umsetzung nett, oder besser: ausbauwürdig. :)

Sehr schön zeigst Du das Expandieren, wie der Betrieb immer größer wird und andere aufkauft. Die Großen fressen die Kleinen – so ist es ja überall, und dadurch ist mir auch Deine Intention klar geworden. Schön berücksichtigt dabei auch die Einbußen in der Qualität. Aber da gibt es noch mehr. Etwa fehlt mir das Thema Umwelt, das ja eben diesen geldgierigen Unternehmern völlig egal ist, abgesehen von Alibiaktionen, wenn sie eine staatliche Förderung dafür bekommen. Das Thema Globalisierung, eng mit dem Umweltthema verbunden – laß doch zum Beispiel die einzelnen Teile (Bretter, Schrauben, Scharniere) an weit auseinandergelegenen Orten erzeugen, um sie dann an einem weiteren Ort zusammenbauen zu lassen, und von hier aus die fertigen Särge per Flugzeug zu einem Lager mit eigenem Flugplatz, von wo aus die Hohlkörper in die ganze Welt transportiert werden.
Wo sind die Lohnkosten, die durch Erzeugung von Arbeitslosen gesenkt werden, die in dem einen Betrieb rausgeschmissen werden (weil dieser durch Expansion gerade ein paar Prozent mehr Ausgaben und so scheinbar weniger Einnahmen hat), um, wenn er Glück hat, Monate später im anderen Betrieb für weniger Lohn eingestellt zu werden? Wenn er Pech hat, wird er ein Steinchen in dem Sockel an Arbeitslosen, der das ganze System trägt (ohne Arbeitslose würde es nicht funktionieren, wäre es umgekehrt, also daß Betriebe Arbeitnehmer suchen müßten, müßten sie attraktive Bedingungen bieten, daß man sich für sie entscheidet und nicht für die Konkurrenz).

Doch nachdem Mike diesen Medienhäusern die Anzeigen- und Werbeaufträge entzog, verstummte die Kritik urplötzlich
Das hat mir besonders gut gefallen! :thumbsup:

Der Schluß ist wohl das, was man ihnen insgesheim wünscht. ;) Leider nicht sehr realitätsnah, trotzdem gefällt er mir.

Ein paar Anmerkungen noch:

»Bevor er seinen Betrieb - er hatte sich auf den Entwurf und die Gestaltung von Grabsteinen spezialisiert. Das Buddeln wollte er anderen überlassen - dann endlich eröffnete, trat er, aus Gründen der Seriosität, der katholischen Kirche bei.«
– dieses Ungetüm finde ich nicht sehr schön, besonders wegen dem Punkt zwischen den Gedankenstrichen. Mach ruhig um ein, zwei Sätze mehr draus.

»Vier randvolle Pflegeheim lagen in der direkten Nachbarschaft,«
– Mehrzahl: Pflegeheime

»Vertrauen, das die Angehörigen einem Vierundzwanzigjährigem nicht Willens und fähig waren, entgegenzubringen.«
– einem Vierundzwanzigjährigen nicht willens

»sodass keine Wünschen offen bleiben mussten.«
– ohne n: Wünsche

»beschloss seine Briefe künftig vorher zu versenden.«
– statt »vorher« fände ich »zeitiger« oder »eher« schöner

»gar nicht mehr abwarten konnten “bis der Alte endlich abkratzt.”«
– Punkt außerhalb des Anführungszeichens

»Er schloss Entsorgungsverträge mit Schweizer Sterbehäuser,«
– Sterbehäusern

»und schon wurde der Sarg fertig gestellt und ans Lager übergegeben,«
– zusammen: fertiggestellt

»Kurz um, er wollte der reichste Mann der Erde werden.«
– zusammen: Kurzum

»Es starben einfach zu Wenige!«
– klein: wenige

»Sterbehäuser wurden zwar vieler Orts regelrecht aus dem Boden gestampft,«
– vielerorts

»Die Menschen waren nicht Willens zu sterben, was Mike sehr bedauerte.«
– nicht willens, zu

»Wochen lang überlegend, wie man die Misere beheben könne,«
– Wochenlang

»was Mike dazu veranlasste die Werbungen doch wieder zu schalten.«
– veranlasste, die

»Diese verpflichtigte sich,«
– verpflichtete

»Hierauf reagierte Mike wieder sofort - ein erneutes Beispiel für seinen beispiellosen Unternehmergeist.«
– »sofort« könntest Du streichen und statt Beispiel/beispiellos würde z. B. »ein erneutes Exempel« ganz gut passen

»Der letzte Punk des Aktionsplanes beinhaltete schließlich den Genozid.«
– wohl eher der Punkt als der Punk ;)

»Die Angehörigen wurden mit einem Sippenaufschlag von 150 Prozent auf den Rechnungsbetrag bedacht und dass obwohl«
– und das, obwohl


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo lakita,

vielen Dank erst mal für Lesen und Kommentieren.

Das ist ein uraltes Thema und was ich mich die ganze Zeit gefragt habe, war, wozu du es, wenn es schon eine Satire sein soll, nicht kräftiger überziehst, verzerrst und entfremdest. Du wählst die Form der Parodie, also nimmst und schilderst das, was bereits in der Realität so und nicht anders existiert.
Damit gebe ich dir auf jeden Fall recht, dass diese Satire ziemlich zahm ist. Aber mir geht es oft so: Ich lese eine Satire, die wirklich gnadenlos überzeichnet ist, ich finde die Geschichte gut, lache darüber und habe sie gleich daraufhin vergessen. Dies ist dann vor allem bei so "ausgelutschten" Themen wie hier der Fall. Das Verfremden und provozieren wirkt dann nicht mehr, finde ich. Deswegen hab ich mich hier für eine leichtere Version entschieden.

Man soll nach dem Lesen denken: "Hey, das ist Satire, aber so ist es ja fast schon wirklich..."

Was mir in diesem Zusammenhang dann wiederum auffällt, ist, dass du sehr breit anlegst, das ermüdet ein wenig beim Lesen, weil immer und immer wieder geschildert wird, wie es denn nun weitergeht mit der Firma. Du führst den Spannungsbogen nicht straff und damit verliert die Geschichte auch an Kraft.
Das ist in der Tat ein Manko. Werde mal versuchen, was da noch machen kann, um der Geschichte ein wenig mehr Tempo zu geben.

Da ich weiß, dass du ansonsten durchaus in der Lage bist, bessere Satiren zu schreiben, finde ich das nicht so schlimm, jeder Autor schreibt auch mal Texte, die nicht so umjubelt sind.
Dann bin ich ja froh, aber ich kann dich beruhigen. Die nächste Satire (ist schon fertig) wird dann wieder wesentlich mehr überzeichnend und provokanter.

Vielen Dank nochmal


Hallo Susi,

auch an dich natürlich herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Bin immer wieder erstaunt, dass dann doch noch so viele Fehler drinnen sind *peinlich* Ich weiß, was das Herraussuchen für eine Arbeit ist. Deshalb noch mal vielen Dank dafür.

Ich finde Deine Idee ziemlich gut, die Umsetzung nett, oder besser: ausbauwürdig.
Schön, dass sie dir gefällt.

Etwa fehlt mir das Thema Umwelt, das ja eben diesen geldgierigen Unternehmern völlig egal ist, abgesehen von Alibiaktionen, wenn sie eine staatliche Förderung dafür bekommen. Das Thema Globalisierung, eng mit dem Umweltthema verbunden – laß doch zum Beispiel die einzelnen Teile (Bretter, Schrauben, Scharniere) an weit auseinandergelegenen Orten erzeugen, um sie dann an einem weiteren Ort zusammenbauen zu lassen, und von hier aus die fertigen Särge per Flugzeug zu einem Lager mit eigenem Flugplatz, von wo aus die Hohlkörper in die ganze Welt transportiert werden.
Das ist sicher eine schöne Idee. Mal schaun, ob und wie ich das noch unterbringen kann. Mein Problem ist nur, dass ich dann Angst habe, dass die Story noch ausufernder wird. Sie ist ja so schon an der Grenze und neige im Moment dazu eher etwas rauszunehmen, um mehr Tempo zu erhalten. Aber vielleicht finde ich ja noch ein paar Stellen, die ich streichen kann und dafür das Thema Umwelt und Lohnkosten noch mit einfließen lassen kann.

Ja, der Schluss ist natürlich nicht sehr realistisch, aber ein anderer hätte meiner Meinung nach nicht richtig funktioniert.

Die Fehler habe ich schon ausgebessert.

Noch mal vielen Dank.

lg neukerchemer

 

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