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Der Sieger lebt frei

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29.12.2002
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Der Sieger lebt frei

In seinen Augen spiegelte Trauer.
In seinem Herzen verkrampften sich die Muskeln, die nicht mehr arbeiten wollten.
In seiner Haltung waren Stolz und Würde nicht mehr zu erkennen.
In dieser grauen tot getrampelten Landschaft war er nun Gottes einsamster Mann.
Doch mit seinem Glauben für Gott und Vaterland sterben zu müssen, könnte er sich zu seinen tausend Brüdern und Schwestern legen, die in Ruinen und Gräbern schon auf ihn warteten.

„Ich ziele und töte, ich werde getötet. Du solltest verschwinden, sonst bist du der Nächste. Es gibt einen Glauben, Gott und eine Hoffnung. Es gibt eine Heimat, eine Liebe und einen Freund. Es gibt dich, mich und wir beide könnten uns dies alles teilen. Doch der kleine Unterschied zwischen den Dingen, an die du und ich glauben, hoffen, lieben und dafür kämpfen, lässt eine Einigung nicht zu.
Der Sieger lebt frei, habe ich Recht?“

In seiner Hand war die Waffe.
In seinen Gedanken verdrängte er Schuld und Gewissen.
In seiner Vergangenheit gab es Frauen und Kinder.
In seiner Zukunft… vielleicht.
In seiner Kälte lag die Kraft, die ihn über Leben und Tod entscheiden ließ.
Sowie sein Gott über ihn.

„Für Gott zu sterben ist sehr einfach, denn er wird sich dann um dich und deine Familie kümmern. Er wird deine Sünden und Sorgen mit seiner heiligen Kraft wegwischen und dich dafür auf ewig lieben. Er wird dich sicher ins nächste Reich begleiten, wo endlich wieder das Leben gelebt werden kann, dass wir uns wünschten. Und dafür mussten wir sterben, so sieh es doch ein.
Der Sieger lebt frei, hab ich Recht?“

In seiner Stimme waren keine Zweifel zu hören.
In seiner Macht lagen nun Bomben und Geiseln.
In seinen Forderungen waren eigentlich gute Absichten zu erkennen.
In seinen Ohren klang es nämlich nach Frieden und Freiheit.
In seiner Heimat begrub er Eltern, Geschwister, Frau und Kinder.
In seiner Mission sollten es alle davon erfahren.
In seiner Wut wird er sich dafür rächen.
Durch seine Rache erschaffte er einen weiteren Mann, der in Gottes Augen genau so einsam war wie er.

„Ich werde töten, töten und sterben. Und sollte ich es nicht schaffen, so wird ein anderer kommen. Einer wie ich. Bis wir siegen und ein von uns gewünschtes und erträumtes Leben führen können.
Denn der Sieger lebt frei, ich weiß, ich habe Recht!“

 

hallo cryptonite,
sehr schöne gedanken hast du da zusammen geführt.
ich muss an vielen stellen existence recht geben. gute hintergründe und symbolik, die eigetnlichmit so wenigen worten für so vieles aussagen.

und einen von uns gewünschten und erträumten Leben führen können.

ein von uns gewünschtes und erträumtes Leben

weiters zum thema konstruktiver kritik habe ich nicht, vielleicht nur die anmerkung, dass sich das wie ein gedicht liest und nicht wie eine geschichte. aber das ist nur eine schwache anmerkung
gruß
daigz

 

Hallo cryptonite!

Zunächst: ein sehr intensiver, starker Text, meiner Ansicht nach.
In dieser Form auch sehr lyrisch, wunderbar geschrieben. Du stellst meiner Ansicht nach sehr gut die Gedankenfolgen und Hintergründe dar, der feste, fast zwanghafte Glaube...ich kann mich da eigentlich nur Existence anschließen sie/er hat da schon sehr viel herausgearbeitet...
was mich allerdings ein wenig estört hat, ehrlich gesagt, war die mehrfache wdh. der Überschrift "der Sieger lebt frei", sie wirkt auf mich überflüssig, Du hast enügend stake Fdormulierungen drin!

schöne Grüße, Anne

 

N´Abend, alle miteinander!

Interessante Situaton, Cryptonite. Der Text stellt einerseits den Zweifel und andererseits das aufkommende Selbstbewusstsein des Mannes perfekt dar, bei dem es sich nicht um einen Soldaten, sondern eher um einen Terroristen handelt.

--> In seiner Macht lagen nun Bomben und Geiseln.
In seinen Forderungen waren eigentlich gute Absichten zu erkennen.

Ein Soldat muss sich in unserer Gesellschaft normalerweise nicht für den Tod seiner Gegner
verantworten, wohl aber ein Terrorist, (der nicht direkt seine Gegner angreift!) dem es
sicherlich schwer fällt sein Handeln zu rechtfertigen. In diesem Fall gelingt es ihm und
man merkt, wie er Zeile für Zeile mehr Selbstvertrauen gewinnt und schließlich fest davon
überzeugt ist, dass er für die richtige Sache kämpft.

-> Denn der Sieger lebt frei, ich weiß, ich habe Recht!

Nette "Alltags-" Geschichte ;)

mfg,
Bertl

 

Eine Frage habe ich noch:

Als der Mann das erste Mal spricht, geht es gleich mit,

>>Ich ziele und töte, ich werde getötet. Du solltest verschwinden, sonst bist du der Nächste.<<

los. Mit wem spricht er? Mit dem Erzähler? Mit dem Leser? oder mit einer ganz anderen Person?

@ Existence Natürlich wird jeder Soldat, der jemanden getötet hat, irgendwann von Gewissensbissen geplagt werden, aber ich meinte, dass man später nicht mit dem Finger auf ihn zeigen würde, weil er einen Mord beging, sei es mit Absicht, weil es sein Befehl war, oder bei einem Unfall.

 

Servus Cryptonite!

Eine gute Geschichte, mit Aussagen die sich ständig mit dem eigenen Echo in Frage stellen. Die Prot. sind frei austauschbar. Egal von welchem Gott sie die Befreiung, den Himmel auf Erden oder den Himmel im nächsten oder übernächsten Leben erwarten. Das fast monotone Vorsagen von Glaubenssätzen um das eigene Bewusstsein zu unterdrücken, sehr gut dargestellt. Wann verliert einer denn? In dem Moment in dem er meint gesiegt zu haben!

Lieben Gruß an dich - schnee.eule

 

Hi ihr Lieben,
meine Fresse, am Anfang dachte ich, dass niemand sich etwas um meine Geschichte kümmern würde, da sie tagelang ohne jedwede Kritik da lag. Aber jetzt habt ihr alle mir richtig Mut gemacht und dafür erst einmal dickes fettes Dankeschön. Besonders für die äußerst positive Kritik.

@Existence
an dich erst einmal ein großes Dankeschön, du hast sehr viele Aspekte aufgezeigt und dargestellt, die ich mehr oder weniger erzählen wollte.
Es ist im Vordergrund die derzeitige Krise mit den Konflikten zw. USA und islam. Terroristen zu erkennen, da dort die jungen Leute von klein auf zu Todesengeln gezüchtet werden, die Mission für Vaterland und Gott zu sterben macht ihnen Mut. Der Terror im eigenen Land treibt sie immer mehr dazu an. Und sicherlich kann man es genau so wie du es interpretiert hast sehen, da gebe ich dir vollkommen Recht.
Der Hauptgrund warum ich die Geschichte nicht in Gesellschaft eingetragen habe, war dass wir jeden Tag von solchen Meldungen überall auf der Welt hören. Diese wirken aber derzeit so stumpf auf uns, dass es uns nicht mehr weh tut und berührt, oder zumindest nur wenige von uns. Wir sollten uns nicht all zu sicher fühlen, weil uns könnte das gleiche passieren wie USA, wie reagieren wir dann darauf?
Die Geschichte hinterlässt nämlich einen Todesengel, der aus seiner Tat einen neuen erschafft. Rache um Rache, da wird es nie wieder Frieden geben können, also wie sicher sind wir wirklich?

@Daigoro
vielen Dank für die Anmerkung, die Form des Textes ist ein Stil von mir. Meine erste Geschichte - sensitivity-destructive melancholia - ist in der gleichen Form aufgebaut. es war also Absicht:D
Danke für deine Fehlerkorrektur, ich vergess sowas oft zu überprüfen.

@Maus
Danke dir für die Anmerkungen und den Lob. Ich bin besonders stolz darauf von dir eine positive Kritik zu bekommen, da du in dieser Rubrik wirklich sehr schöne Texte schreibst. Ich werde daher deinen Rat befolgen und einen Titelteil rausnehmen.

@Hirnblume

Zitat:
Als der Mann das erste Mal spricht, geht es gleich mit,

>>Ich ziele und töte, ich werde getötet. Du solltest verschwinden, sonst bist du der Nächste.<<

los. Mit wem spricht er? Mit dem Erzähler? Mit dem Leser? oder mit einer ganz anderen Person?

Er spricht den Leser, den Erzähler und jeden anderen an, der in seiner Umgebung ist. Es ist ein allgegnwärtiges Thema, sein Hass gilt jedem Fremden, der sein Schicksal nicht kennt. Er ist bereit gute und böse Menschen zu töten, denn in seinen Ohren klingt es nach "Freiheit und Frieden". Das ist eine Bedrohung, die jeden betrifft, darum sollte sich jeder angesprochen fühlen. DANKE aber vielmals für die tollen Anmerkungen, die du mir geschrieben hast.

@ schnee.eule
vielen lieben dank für deine Kritik.

Wann verliert einer denn? In dem Moment in dem er meint gesiegt zu haben!
genauso! danke dir.

 

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