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Der Sieger lebt frei
In seinen Augen spiegelte Trauer.
In seinem Herzen verkrampften sich die Muskeln, die nicht mehr arbeiten wollten.
In seiner Haltung waren Stolz und Würde nicht mehr zu erkennen.
In dieser grauen tot getrampelten Landschaft war er nun Gottes einsamster Mann.
Doch mit seinem Glauben für Gott und Vaterland sterben zu müssen, könnte er sich zu seinen tausend Brüdern und Schwestern legen, die in Ruinen und Gräbern schon auf ihn warteten.
„Ich ziele und töte, ich werde getötet. Du solltest verschwinden, sonst bist du der Nächste. Es gibt einen Glauben, Gott und eine Hoffnung. Es gibt eine Heimat, eine Liebe und einen Freund. Es gibt dich, mich und wir beide könnten uns dies alles teilen. Doch der kleine Unterschied zwischen den Dingen, an die du und ich glauben, hoffen, lieben und dafür kämpfen, lässt eine Einigung nicht zu.
Der Sieger lebt frei, habe ich Recht?“
In seiner Hand war die Waffe.
In seinen Gedanken verdrängte er Schuld und Gewissen.
In seiner Vergangenheit gab es Frauen und Kinder.
In seiner Zukunft… vielleicht.
In seiner Kälte lag die Kraft, die ihn über Leben und Tod entscheiden ließ.
Sowie sein Gott über ihn.
„Für Gott zu sterben ist sehr einfach, denn er wird sich dann um dich und deine Familie kümmern. Er wird deine Sünden und Sorgen mit seiner heiligen Kraft wegwischen und dich dafür auf ewig lieben. Er wird dich sicher ins nächste Reich begleiten, wo endlich wieder das Leben gelebt werden kann, dass wir uns wünschten. Und dafür mussten wir sterben, so sieh es doch ein.
Der Sieger lebt frei, hab ich Recht?“
In seiner Stimme waren keine Zweifel zu hören.
In seiner Macht lagen nun Bomben und Geiseln.
In seinen Forderungen waren eigentlich gute Absichten zu erkennen.
In seinen Ohren klang es nämlich nach Frieden und Freiheit.
In seiner Heimat begrub er Eltern, Geschwister, Frau und Kinder.
In seiner Mission sollten es alle davon erfahren.
In seiner Wut wird er sich dafür rächen.
Durch seine Rache erschaffte er einen weiteren Mann, der in Gottes Augen genau so einsam war wie er.
„Ich werde töten, töten und sterben. Und sollte ich es nicht schaffen, so wird ein anderer kommen. Einer wie ich. Bis wir siegen und ein von uns gewünschtes und erträumtes Leben führen können.
Denn der Sieger lebt frei, ich weiß, ich habe Recht!“