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Der See im Park

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19.11.2015
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Der See im Park

Der See im Park​

Die klare Morgenluft belebte jede Faser meines vom Alter gebeugten Körpers und die morgendliche Sonne erhellte den umliegenden, grünen Park mit ihren warmen, gelben Strahlen. Die schwere Eichenbank war hart und unnachgiebig, doch für mich war sie der Sitz der Ruhe und das Haus meines Friedens. Sie war dunkel und in der Sonne schnell warm geworden. Dunkel und warm. Ich öffnete meinen Mantel und atmete tief durch.
Der vor mir liegende See glänzte und funkelte und seine glatte, klare Oberfläche spiegelte den blauen Himmel wider. Er war das Zentrum des Parks, das Zentrum der Stadt, das Zentrum aller Dinge.

Alte Erinnerungen schoben sich an die Oberfläche und formten Bilder vor meinen inneren und weitaus besseren Augen. Dort am Wasser – mit wackligen Knien stand ich dort, als ich meine Frau das erste Mal traf. Ich ging in Gedanken durch den Park. Ein flüchtiger Blick, ein ungewollter Rempler und ehe ich mich's versah, hob ich ihre Tasche auf. Als unsere Blicke sich trafen, war es wie ein Blitz in meinem Kopf, dessen Donner mein gesamtes Leben hindurch meinen Weg bestimmen sollte. Und dort am Ufer, wo die Seelilien die ruhige Wasseroberfläche liebkosen, dort bat ich sie drei Jahre später, meine Frau zu werden.
Aber das ist nun schon viele Jahre her und es ist der Lauf des Lebens, dass Menschen sterben. Sie zerfallen zu Staub und man selbst versucht, sie nicht zu vergessen; ihre Asche zu Diamanten zu pressen und das Echo ihrer Worte mit in die Ewigkeit zu nehmen.
Doch das Alter fordert seinen unbarmherzigen Tribut. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal das Bild meiner Frau in ihrer längst vergangenen Schönheit vor Augen hatte oder ihre Stimme, längst verstummt, mein Herz berührte. Ich sehe sie. Doch ist ihr Bild vom alternden Geist verrauscht – so wie mein Spiegelbild, vom Wind, der das Wasser zu kleinen Wellen formt, total verzerrt mich aus müden Augen anstarrt. Vergessen im Wasser, singt die Zeit. Ich wünschte, ich könnte ihrem traurigen Lied noch einmal lauschen.

Leise durchbrach etwas die laute Stille der schreienden Natur - ich bekam Besuch, der mich unsanft aus mir selbst riss. Meine Freunde kamen auf mich zu geschwommen. Ich kannte sie alle - jeder war ein Individuum, jeder war einzigartig und jeder mochte mich. Durch ihre quakenden Laute und ihr freudiges Auf-mich-zu-Watscheln, sah ich erst, wie hungrig sie waren. Ihre kleinen, mit Schwimmhäuten überzogenen Füße schritten unaufhörlich auf mich zu - das Zeichen, welches mir signalisierte, dass es Zeit für das Frühstück war.
Meine steife, kalte Hand glitt wie von selbst in meine prall gefüllte linke Tasche und sie ertastete die verschlossene Plastiktüte. Ich nahm sie heraus und öffnete sie langsam. Ich verteilte, die vom Vorabend übrig gebliebenen und fein zerkleinerten Brotstücke liebevoll – Erinnerungen einer längst vergangenen Zeit, die an die Nachwelt verfüttert werden. Ich blickte gen Himmel, zur Sonne meines Lebens.

Sie stand vor dem Altar in der kleinen Kapelle meines Dorfes. Strahlend hell ihr Lächeln, erleuchtete sie mein Herz. Unsere Familien verfolgten meine Schritte, als ich zu ihr ging. Der Mann neben ihr drehte sich zu mir um, verschmitzt und glücklich. Mein Trauzeuge, mein bester Freund war ein kleiner Mann mit großem Geist und lautem Lachen, dem das Leben nichts geschenkt, doch alles gegeben hatte.
Ich weinte, als er starb; weinte, als ich ihn begrub; weinte, als der Grabstein aufgestellt wurde. Ich verlor nicht nur einen Freund; ich verlor einen Bruder, einen Vater und einen Sohn. Doch sein Tod, für die Ewigkeit in Stein gemeißelt, führte mir vor Augen, was es eigentlich bedeutet zu leben. Es bedeutet: sterben zu lernen.

Rufe zerrten mich aus einer glücklicheren Zeit. Ein Mann kam auf mich zu. Er schien mit seinen Armen das Orchester des Zorns zu dirigieren. Ich fragte mich warum; warum er schimpfte, warum er kam und warum er meine Ruhe, mein Glück störte. Doch ihn schien es zu stören, dass ich meine Freunde fütterte, ihnen in einer friedlichen Symbiose Brot gegen Gesellschaft anbot – ja, ihn störte es, dass sie mich am Leben hielten.
Mit jedem seiner Schritte wurde er lauter und sein bedrohlicher Schatten wuchs. Er schrie, dass es verboten sei, Enten zu füttern; dass es unverantwortlich der Natur gegenüber wäre. Doch selbst mein tränenreicher Blick, der nur verzweifelt einen Funken Menschlichkeit in meinem Gegenüber suchte, besänftigte ihn nicht. Er schien seinen Zorn nur noch mehr zu entfachen. Aber ich hatte doch nichts verbrochen, hatte keinem Leid oder Schaden zugefügt – hatte nur versucht in einer stürmischen Nacht meine Kerze am Leben zu erhalten.
Über seine massige Schulter hinweg, blickte ich ein letztes Mal zum See. Ruhig lag er da. Die Oberfläche war glatt wie ein Spiegel und alles schien still und genau richtig zu sein. Und mit einem Mal wusste ich: Es war so weit. Mit knirschenden Knien stand ich auf und blickte ihm starr in die Augen. Er verstummte und blickte voller Entsetzen in den Abgrund meiner Augen.

 
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Hola Fanoril

und herzlich willkommen bei uns!
Deine Geschichte habe ich gern gelesen; mehr Gedanken als Handlung, aber das ist für mich kein Manko.
Einen schönen Text hast Du geschrieben. Ich hoffe, er spricht mich nicht nur deshalb an, weil ich über siebzig bin:), sondern durch seine Qualität. Mir gefällt die unaufgeregte Art Deiner Schilderung im engen Rahmen.
See und Park, Leben und Tod – da besteht Kitschgefahr! Aber nicht für Dich. Du breitest Deine Gedanken souverän aus und ich kann Dir gut folgen. Also: Mich hat’s gefreut!

Bisschen Kleinkram hätte ich allerdings noch anzumerken, beinahe bedeutungslos:

... den umliegenden, grünen Park mit ihren warmen, gelben Strahlen.

Dort am Wasser – mit wackligen Knien stand ich dort, ...

Ich wünschte K ich könnte ihrem traurigen Lied noch einmal lauschen.

Leise durchbrach etwas die laute Stille der schreienden Natur ...
Den enthaltenen Anspruch meine ich zu spüren, aber vielleicht ist nicht jeder Leser mit dieser Formulierung zufrieden.

..., jeder war Einzigartig
Ihre kleinen K mit Schwimmhäuten überzogenen Füße ...

Meine steife, kalte Hand glitten wie von selbst ...
glitt

... und sie ertastete sorgfältig die verschlossene Plastiktüte.
‚Ertasten’ braucht mMn keine Verstärkung.

Ich verteilte, die vom Vorabend übrig gebliebenen und fein zerkleinerten Brotstücke liebevoll – ...
Kein Komma

Ich weinte K als er starb; ...

Doch sein Tod K für die Ewigkeit in Stein gemeißelt, ...

Brot gegen Gesellschaft an bat – ...
anbot

Er schien ihn nur noch mehr zu entfachen.
Es entfacht mich, es entfacht dich ...? Hier würde ich etwas verändern, ev.:
Es schien seinen Zorn nur noch mehr zu entfachen.

Die Oberfläche hatte sich gelegt, ...
Das müsste verbessert werden.

Und mit einem mal wusste ich: ...
...mit einem Mal ...

Mit knirschen Knien ...
knirschenden

Du siehst: Ist alles nur Kleinkram. Und es bleibt dabei, ich habe Deine KG gern gelesen.

Schöne Grüße!
José

 
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Hallo Fanoril,

ich gehe auf Fehlerchen nicht weiter ein, sondern konzentriere mich auf den Inhalt:

es ist der Lauf der Dinge, dass Menschen sterben.
Finde ich zu flapsig, Dinge und Menschen in einem Atemzug zu nennen - warum nicht das übliche Lauf der Welt oder vielleicht eher Lauf des Lebens?

das Echo ihrer Worte mit in die Ewigkeit zu nehmen.
Es ist gut, wenn ein Mensch an seine Zukunft denkt, besonders, wenn er alt und krank ist. Ich würde eher hoffen, das Echo der Worte in der Ewigkeit nicht mehr zu brauchen, weil ein Wiedersehen und Wiederhören mich erwartet. Vielleicht diese Aussage so umformulieren, dass deutlich wird, dass er das Echo bis zum eigenen Tod mit sich nehmen möchte.

Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal das Bild meiner Frau vor Augen hatte ... Ich sehe sie.
Diese Aussagen widersprechen sich. Im ersten Satz ein deutlich einfügen oder den Satz einfach weglassen.

Meine Freunde, nur getrieben durch ihre knurrenden Mägen, kamen auf mich zu geschwommen.
Also ich habe mir einen Schwarm Enten mit laut knurrenden Mägen vorgestellt. Das würde wohl jede Stille zerknurren.

was es eigentlichen bedeutet zu leben. Es bedeutet: sterben zu lernen.
Für mich ist das der Mittelpunkt, die zentrale Aussage Deiner Geschichte. Und vielleicht deshalb tue ich mich mit dem letzten Absatz schwer. Er ist mir zu gewalttätig, geradezu plump kommt er wie der Mann daher. Und die leisen Töne versinken im stillen See. Loslassen können - so könnte die Aussage dieses Absatzes lauten und vielleicht kann sie ohne diese Extreme - z.B. zweimal "Ich hatte doch nichts verbrochen" - sanfter und damit eindringlicher vermittelt werden.

Gerne gelesen.

Jobär

 

Guten Morgen josé, lidl und jobär,

vielen Dank für die warmen Worte zur Begrüßung und für die konstruktive Kritik. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es zum normalen Prozedere gehört, dass ich darauf eingehe. Aber ich werde es einfach mal tun. Ich bitte das jetzt nicht als Rechtfertigung im engeren Sinne zu sehen.

José, Dir danke ich erst einmal für die vielen Fehler die Du gefunden hast. Leider scheine ich selbst für meine eigenen, offensichtliche Fehler allmählich blind zu werden. Zumindest werde ich sie auf jeden Fall mal verbessern. Die Stelle jedoch mit dem doppelten "dort" - und an dieser Stelle überlegte ich ziemlich lange - wollte ich in besonderem Maße als sprachliches Mittel einsetzen. Dieser sehr assozierte (und dennoch weise?) Gedankengang des alten Mannes, wollte ich ein wenig auch in der Sprache manifestieren lassen; der Gedankenstrich als geistiger Fingerzeig auf die Stelle am See. Aber inzwischen glaube ich, dass mir das nicht wirklich geglückt ist :lol:.

Jobär, vielen Dank für die klaren Worte.

Finde ich zu flapsig, Dinge und Menschen in einem Atemzug zu nennen - warum nicht das übliche Lauf der Welt oder vielleicht eher Lauf des Lebens?

Mit den Dingen und den Menschen, muss ich sagen, hast du völlig recht. Bei dem Echo jedoch - und das war wieder ein Stelle langen Nachdenkens - wollte ich rüberbringen, oder hab es zumindest versucht, dass der Mann eigentlich in gewissem Sinne noch am Leben festhält; vielleicht sogar das Gefühl hat, dazu verurteilt zu sein. Denn die zentrale Erkenntnis, die ihm im letzten Absatz beim Blick auf den See traf und bei der er wohl "ausgelernt" hatte, also sterben konnte, kam ja chronologisch nach diesem Gedanken, vielleicht für die Ewigkeit nicht bereit zu sein, sterben zu können (und das ist selbstverständlich nicht biologisch gemeint, sondern eher als geistige Einstellung).

Diese Aussagen widersprechen sich. Im ersten Satz ein deutlich einfügen oder den Satz einfach weglassen.

Auch hier hatte ich wieder dieses assozierte Denken im Hinterkopf. Aber ich sehe, dass verwirrt nur, als das es klärt. Das werde ich ändern müssen.

Also ich habe mir einen Schwarm Enten mit laut knurrenden Mägen vorgestellt. Das würde wohl jede Stille zerknurren.
Das werde ich auch ändern müssen. Das Knurren sollte nur herausheben, wie sehr der alte Mann die Enten personifiziert.

Er ist mir zu gewalttätig, geradezu plump kommt er wie der Mann daher.

Da hast du recht (und lidl natürlich auch)! Und ich glaube, ich hab mich zu sehr mit diesem bösen Mann gedanklich mit treiben lassen.


Aber, wie gesagt, vielen Dank für diese konstruktive Kritik :).

Und einen sonnigen Morgen wünscht
Fanoril

 

Hallo Fanoril,

verflixt, jetzt muss ich also schon ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich Leute auf das Entenfütterverbot aufmerksam mache? Vielleicht mache ich künftig bei alten Menschen eine Ausnahme. ;)

Deine Schilderung ist recht gut gelungen. Was mich etwas gestört hat, war, dass Du an einigen Stellen etwas zu deutlich wirst und dem Leser Deine Metaphern und Andeutungen erklärst:

Sie war wie ich.

und ja, er war auch mein Zentrum.

Ja, ich war glücklich.

ging ich nach Hause und starb.


An solchen Stellen fühle ich mich als Leser nicht recht ernst genommen, so als würdest Du mir nicht zutrauen, das ich Deine Symbolik verstehe. Da solltest Du m.E. mehr Vertrauen in Deine eigene Bildsprache und natürlich auch in die Intelligenz des Lesers haben.

Da ich schon einmal dabei bin, hier noch ein paar sprachliche Anmerkungen:

und schon versah ich mich, wie ich um Entschuldigung bittend ihre Tasche aufhob

Kenne ich nur in der Phrase "ehe ich mich's versah".

dort bat ich sie(A) drei Jahre später(B) meine Frau zu werden

Braucht ein Komma, um klarzumachen, wo der Nebensatz beginnt. Du meinst sicher bei (B), aber (A) wäre auch denkbar und hätte eine andere Bedeutung.

Durch ihre quakenden Laute und ihr freudiges Auf-mich-zu-Watscheln, sah ich erst Komma wie hungrig sie waren.

Wenn Du die Durchkopplung mit den Bindestrichen doof findest, vermeide einfach die Substantivierung.

Erinnerungen einer längst vergangenen Zeit, die an die Nachwelt verfüttert werden

führte mir vor Augen, was es eigentlichen bedeutet zu leben

Ein Mann kam auf mich zu.

Über seine massige Schulter hinweg, blickte ich ein letztes Mal zum See.

Ohne Komma.

Es war so_weit.

"Soweit" gibt es nur als Konjunktion. Sonst immer "so weit".

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg,

vielen Dank erst einmal. Du hast ja noch mehr Fehler gefunden :). Ich werde die Geschichte wohl wirklich jetzt am Wochenende mal überarbeiten müssen.

An solchen Stellen fühle ich mich als Leser nicht recht ernst genommen, so als würdest Du mir nicht zutrauen, das ich Deine Symbolik verstehe. Da solltest Du m.E. mehr Vertrauen in Deine eigene Bildsprache und natürlich auch in die Intelligenz des Lesers haben.

Damit hast Du in einem gewissen Sinne sicherlich recht. Ich fürchte oft, dass das, was ich schreibe, zu wage bleibt und so das, was ich sagen will, irgendwie beim Lesen verloren geht. Also das soll nicht heißen, dass ich Lesern nicht irgendetwas zu traue, sondern ich habe selbst immer das Gefühl meine Bildsprache - ohne Explikationen - reicht nicht aus, um die Metaphorik, die ich im Kopf hatte, an den Mann zu bringen.

Schönen Abend wünscht
Fanoril

PS.: Postet man eigentlich überarbeitete Geschichten neu (also als Antwort im schon vorhandenen Thread) oder ist es eher die Regel, dass man den ursprünglichen Post überarbeitet?

 

PS.: Postet man eigentlich überarbeitete Geschichten neu (also als Antwort im schon vorhandenen Thread) oder ist es eher die Regel, dass man den ursprünglichen Post überarbeitet?

den ursprünglichen Text bitte überarbeiten.
Wenn du auf bestimmte Kommentatoren eingehen möchtest, kannst du ein @ vor ihren nick setzen (ohne leerzeichen), dann bekommen die eine Nachricht und schauen vll noch mal über deine Bearbeitung rüber.

 

Hej Fanoril,

ich hab im ersten Abschnitt mal beim Lesen mitgeschrieben.
Vielleicht kann Dich der eine oder andere Punkt bei Deiner Überarbeitung inspirieren.

Die klare Morgenluft belebte jede Faser meines alten, kranken Körpers und die allmorgendliche Sonne erhellte den umliegenden, grünen Park mit ihren warmen, gelben Strahlen
ein Adjektiv würde an der Stelle genügen.

die allmorgendliche Sonne erhellte den umliegenden, grünen Park mit ihren warmen, gelben Strahlen.
Fettmarkiertes ist im Grunde unnötig. Das ist zwar nur ein kleines Wort-Teilchen, aber Du willst hier ja schon eine besondere Stimmung beschreiben. Für einen alten, kranken Körper ist es eher keine Selbstverständlichkeit, dass die Sonne jeden Tag wieder aufgeht.

Die schwere Eichenbank war hart und unnachgiebig
Davon geh ich aus ;)

und das Haus des Friedens
Warum ein Haus?

Dunkel und warm. Sie war wie ich.
Ist das ein dunkelhäutiger Mann? Wenn ja, welche Rolle spielt seine Hautfarbe an dieser Stelle ?

Alte Erinnerungen schoben sich an die Oberfläche, formten Bilder vor meinen inneren und weitaus besseren Augen und zauberten ein Lächeln auf mein Gesicht.
Vielleicht könnte man so etwas der Phantasie des Lesers überlassen.

und schon versah ich mich, wie ich um Entschuldigung bittend ihre Tasche aufhob.
Wird eher benutzt, um über einem längeren Zeitraum das inzwischen Geschehene anzudeuten.
Wenn Du schreiben würdest "ehe ich mich versah, waren wir verheiratet" wäre das passend.
Wenn Du schreibst: "Ich rempelte sie versehentlich und dabei fiel ihre Tasche zu Boden und ehe ich mich versah, hob ich sie auf", dann wirkt das, als hätte da jemand zwischendurch einen Blackout gehabt.

dessen Donner mein gesamtes Leben hindurch meinen Weg bestimmen sollte.
Für meinen Geschmack strapazierst Du Deine Bilder etwas über und dann wird es auch uneindeutig. Das kann auch eine lebenslange, grollende Gewitterwolke meinen, aber Du willst hier doch eigentlich zeigen, dass die Begegnung und wie einen Naturgewalt über die beiden kam.

Vielleicht wäre ein Dialog an der einen oder anderen Stelle eine Möglichkeit zu zeigen, welcher Art ihre Begegnung und die daraus folgende Beziehung war.

Doch ist ihr Bild vom alternden Geist verrauscht
Was bedeutet "verrauscht"?

Ich kannte sie alle - jeder war ein Individuum, jeder war Einzigartig und jeder mochte mich.
Das wirkte auf mich schon ziemlich abgedreht.
1. Unwahrscheinlich, dass er sie unterscheiden kann.
2. Klar sind sie alle Individuen, aber wozu das erwähnen? Dito, bezüglich ihrer Einzigartigkeit (einzigartig klein)
3. Warum übrigens jeder: Sind das nicht Enten? Oder nur männliche Tiere? Sonst benutzt man im allgemeinen (wie bei Katze) die weibliche Form, oder meinst Du doch was anderes?
4. Woraus schliesst er, dass sie ihn alle mochten? Wie äußert eine Ente sowas?

Ich muss gestehen, dass ich den Entenfütterer schon innerlich gerügt habe, bevor der Aufpasser aufgetaucht ist. Insofern hat mich das Ende ziemlich kalt gelassen.
:shy:
Ich fände einen spürbaren Hauch von Verständnis für die Argumente, die gegen Entenfüttern sprechen nicht schlecht. Ich war mir nicht sicher, ob Du realisierst, wie Dein Protagonist auch wirken kann: Nicht nur wie ein arme Mensch, der bei einer unschuldigen kleinen Freude gestört wird, sondern ebensogut auch wie ein Ignorant, den nur sein eigenes gutes Gefühl interessiert und der nicht einmal den vermeintlichen "Freunden" und der Welt, in der sie leben wirklich einen Gefallen tut.

Eine letzte Anmerkung:

Ohne mich erneut umzublicken, die Vergangenheit hinter mir lassend, ging ich nach Hause und starb.
Ich hab das nicht symbolisch, sondern wörtlich genommen. Dadurch wird dann alles komplett unglaubwürdig.

Ich wünsche Dir erstmal viel Spaß beim Überarbeiten.

Gruß
Ane

 
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Hallo an alle, hallo Ane

ich bin jetzt endlich mal zum Korrigieren der Geschichte gekommen und muss mich erneut für die kritischen Einwände und Verbesserungsvorschläge bedanken; die fand ich sehr hilfreich!

josefelipe : Ich hoffe, ich hab alle kleineren Fehler korrigiert und ich habe zusätzlich Deinen Verbesserungsvorschlag mit der überflüssigen Verstärkung beim Verb "ertasten" und der Floskel "Es schien seinen Zorn nur noch mehr zu entfachen." übernommen. Auch die Beschreibung der Seeoberfläche im letzten Abschnitt habe ich ein wenig geändert und zusätzlich so eine Spiegel-Metapher eingebracht, die seine rudimentäre Erkenntnis in Bezug auf seine Sterblichkeit beim Blick auf den See in eine Erkenntnis verwandelt, die er eigentlich beim Betrachten seiner Selbst macht.

jobär : Ich habe vorerst Deine Phrase "es ist der Lauf des Lebens, dass Menschen..." übernommen, obwohl ich sagen muss (und das ist nichts persönliches :) ), dass ich noch nicht ganz zufrieden damit bin. Andererseits hattest Du vollkommen damit recht, dass es zu flapsig ist. Das mit dem Echo habe ich aus oben genannten Gründen vorerst gelassen. Jedoch habe ich das Bild der Ehefrau ein wenig modifiziert, so dass ich diesen Widerspruch ein wenig aufhebe(ich hoffe, das genügt so), genauso wie ich die knurrenden Mägen der Enten entfernt habe.

The Incredible Holg : Die Expliaktionen habe ich größtenteils entfernt oder umgeschrieben (wobei ich beim letzteren sagen muss, dass ich da noch nicht so zufrieden bin. "Zentrum aller Dinge" soll hierbei den Fokus auf den alten Mann legen, da ein Ding in gewissem Sinne eigentlich ein Für-Mich ist ). Folglich hoffe ich nun, dass meine Bildsprache genügt :D . Auch deine kleineren Fehler habe ich hoffentlich alle korrigiert.

Ane : Deine ersten beiden Verbesserungsvorschläge habe ich durch Umschreiben und Entfernen korrigiert. Während ich zur Zeit noch davon absehe, die Bank nicht als hart und nachgiebig zu beschrieben. Ich will diese eigentlich in krassem Kontrast zum Sitz der Ruhe beschreiben (also wirklich konzessiv - obwohl die Bank ziemlich unbequem ist, ist sie trotzdem sein Zentrum). Die Metapher mit dem Haus finde ich persönlich immer noch sehr treffend, gedacht in einer etwas archaischen Weise. Der Mensch, der sich sein (Zu-)Haus baut und damit ein Zentrum seines gesamten Lebens formt, versucht dadurch zu einer Art Frieden zu kommen (so ungefähr ist vielleicht meine Ansicht, bzw. eher die Ansicht des alten Mannes). Das "dunkel" war keineswegs auf irgendwelche Hautfarben bezogen (ehrlich gesagt hab ich da beim Schreiben gar nicht drüber nachgedacht, dass man das vielleicht auch so lesen könnte), sondern hängt zusammen mit dem warm. Ich finde (in Analogie vielleicht zur Physik, wobei auch ein dunkler Körper am meisten Wärme abstrahlt), dass Menschen, die sehr warm sind, oft auch sehr dunkle Seiten aufweisen (und zwar einerseits, weil sie vielleicht selbst viel durchgemacht haben - frei nach Vergil: non ignara mali, miseris succurrere disco. - oder aber weil sie dunkle Gedanken haben). Und das sehe ich auch in gewissem Sinne in Bezug auf das Bild des Donners. Natürlich ist die Liebe wie ein Blitzschlag, wie eine Naturgewalt, aber gerade das Donnern soll in gewissem Sinne zeigen, dass wirkliche Liebe nicht das von Disney gepriesene Friede-Freude-Eierkuchen ist, sondern das man sich auch mal streitet; dass Liebe nicht nur Freude ist. Obwohl ich, ehrlich gesagt, die ganze Zeit drüber nachdenke, wie man das eventuell etwas besser formulieren könnte. Dein Verbesserungsvorschlag mit dem Anhängsel "und zauberte ein lächeln auf mein Gesicht" habe ich komplett gestrichen, während ich die individuellen (:D) Enten erst einmal gelassen habe. Mir ist bis jetzt noch nichts besseres eingefallen, dass diese enorme Personifizierung der Enten wiedergibt. Das Verrauschen des Geistes ist schon fast physikalisch gemeint. Die "Auflösung" der Bilder wird durch das Alter bedingt immer schlechter;sie verpixeln geradezu. Den letzten Satz habe ich komplett gestrichen und belasse es, denke ich, erst einmal beim Abgrund der Augen.

 

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