Der Schwimmer
Ich schwimme durch die nachtschwarze Brühe meines finsteren Verstandes. Um mich herum Treibgut, meine Erinnerungen. Es ist nass und kalt. Mit jedem Armzug sorge ich für den notwendigen Auftrieb der mich über Wasser hält um nicht zu ertrinken. Der Blick schweift zum Himmel. Der Mond scheint, der einzige Lichtblick im Leben, mein Verstand war einst klar. Im nächtlichen Licht erhält alles einen besonderen Schimmer. Ein Augenblick, den ich festhalten möchte, doch er ist zu groß für mich allein. Kleine Dampfwölkchen steigen auf, mein warmer Atem in kalter Luft. Die Essenz des Lebens, vergiftet durch trübe Gedanken, vernebelt mit jedem Atemzug meinen Blick immer mehr. Wabernde Geister, lenken mich ab von mir. Sie verdichten sich, steigen empor, verdecken den Himmel. Der Mond erleuchtet mich nimmer mehr. Ein Luftzug, erst eine leichte Brise, dann ein starker Sturm. Das Wasser bewegt sich. Wellen, haushoch türmen sie sich auf, um mich zu unter sich zu begraben. Meine um mich herum treibenden Erinnerungen, langsam verliere ich sie aus den Augenwinkeln. Ein Tropfen fällt vom Himmel, dann ein Weiterer. Plötzlich wird es hell. Ich will mir die Augen zuhalten, mich schützen, doch ich muss ja weiter schwimmen, mit aller Kraft über Wasser bleiben. Es donnert, meine Ohren sind betäubt vom lauten Tosen. Es raubt mir die Kraft, doch schützen kann ich mich nicht. Es wäre mein Ende. Der Regen des Sturms prasselt mit aller Wut auf mich ein. Ein letzter Tropfen, eine letzte Träne, fällt vom Himmel. Die Wellen brechen über mich hinein. Meine Beine strampeln mit aller Kraft. Meine Arme strecken sich dem Himmel entgegen, in Erwartung einer rettenden Hand. Etwas zieht an mir. Geisterhand aus der Tiefe meiner dunkelsten Ecke. Es zieht mich hinab. Die Beine wehren sich, strampeln, versuchen der eisigen Umklammerung zu entkommen, doch es macht keinen Sinn. Hilflos rudern die Arme, vergebens jeglicher Versuch an die Oberfläche zu gelangen. Die Erinnerungen verschwimmen, sinken schneller zum Grund als ich ihnen folgen kann. Alles verschwindet im Dunkel meines Hirns, nach für nach erlischen die kleinen Lichter. Kein Weg ist mehr sichtbar. Nichts mehr da, an dem ich mich orientieren kann. Der letzte Schimmer des Mondes ist kaum noch zu sehen, unter der Oberfläche herrscht Dunkelheit. Ein letzter Atemzug, meine Lungen schmerzen. In mir das, was mich verschlingt.